Zurück zu BHKW?

  • In welcher Konstellation macht es denn Sinn den BHKW-Strom in den Speicher zu schicken?

    Immer wenn der PV-Strom nicht ausreicht um den Speicher zu laden und man stattdessen Bezugsstrom einkaufen müsste. In den vier Wintermonaten dürfte das (natürlich abhängig von Anlagen- und Speichergröße sowie Stromverbrauch) an den meisten Tagen der Fall sein.


    Bei der Berechnung der Opportunitätskosten des BHKW-Stroms darf man nicht außer Acht lassen, dass der selbst verbrauchte Strom nach KWKG mit 8 ct/kWh gefördert wird. Man darf deshalb nur die Differenz von 16-8= 8 ct/kWh mit einrechnen. Die entgangene KWKG-Vergütung beim Eigenverbrauch von BHKW-Strom beträgt somit derzeit etwa 9+8= 17 ct/kWh. Unter Berücksichtigung der Speicherverluste kommen vielleicht 19 ct/kWh raus.


    Bezugsstrompreise unter 19 ct/kWh kommen bei normalen Tarifen nicht vor. Wenn man Tibber oder sowas hat mag das anders sein, aber das zu optimieren wäre dann nur was für Programmierkünstler.


    Bei ausgeförderten BHKW's (bzw. wenn im November oder Dezember die förderfähigen VBh fürs Jahr schon abgelaufen sind) entsprechen die Opportunitätskosten dem Baseload-Preis, also einschl. Speicherverlusten ungefähr 10-11 ct/kWh. Da dürfte selbst Tibber nur höchst selten drunter liegen.

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

    Einmal editiert, zuletzt von sailor773 ()

  • Mit der Brennstoffzelle hatten wir einen eine Abdeckung des Strombedarfs von rund 80 % mit selbst produziertem Strom. Mit dem vorherigen BHKW lagen wir bei 90 % und mehr. Das war bisher immer ohne Batteriespeicher möglich.


    Für die geplante PV-Anlage stellt sich das wie folgt dar:



    Ich weiß nicht, wie realistisch diese Berechnungen sind, da ich keine Erfahrungswerte habe. Aber die Verbrauchswerte sind schon recht nahe an der Realität.

  • Sieht doch nicht schlecht aus. Da bleibt nur eine Frage: Warum bei der PV nur sieben kWp? Geht nicht mehr aufs Dach? Bei 10 MWh Stromverbrauch würde ich wenn möglich mindestens 10 kWp aufs Dach stellen, und größer schadet auch nichts.

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  • Genau das ist das Problem. Die untere Hälfte der Dachfläche (Süd-Ost-Ausrichtung, 45° Neigung) ist sehr häufig vom Nachbarhaus verschattet - gerade im Winter, wenn die Sonne flacher steht. Da ist eine Investition in noch mehr Module und Leistungsoptimierern m. E. nur bedingt sinnvoll, denn der Mehrertrag steht in keinem Verhältnis zu den Mehrkosten.


    Wir planen daher mit 16 Modulen mit je 440 Wp. Das sind bei uns dann voraussichtlich 2 Felder mit je 8 Modulen in 2 Reihen, die möglichst weit oben an den Dachfirst gesetzt werden. Das ist aber noch nicht exakt ausgemessen, sondern erst einmal auf Basis der Satelliten-Aufnahmen und des Solarkatasters unserer Stadt geplant. Die Feinplanung steht an, wenn wir entscheiden, diesen Weg mit dem Anbieter weiter zu gehen. Da gibt es aber noch Detailfragen.


    Wir würden damit sogar wieder das derzeit geltende EWärmeG in Baden-Württemberg erfüllen, das 15 % reg. Energien erfordert. Das haben wir ja bisher mit der Brennstoffzelle erfüllt, die ja nun leider wegfällt. D. h. wir müssen aus gesetzlichen Gründen kein BHKW installieren, um die Auflagen zu erfüllen.

  • Unter Berücksichtigung der Speicherverluste

    Vieleicht sollten wir kurz auf die unterschiedlichen Ansätze zwischen den von mir erwähnten Speicherkosten und den Speicherverlusten wie Du schreibst eingehen.

    An Speicherverlusten rechne ich ca. 10 % beim Ein - und Ausspeichern die nahezu vollständig am Victron Batteriewechselrichter anfallen.

    Bei unseren 6 Wohneinheiten laufen dort ständig die Lüfter, da wir ständig entweder ein - oder ausspeichern.Die Akkus bleiben absolut kalt, was darauf hindeutet, dass hier kein Verlust auftritt.


    Ich habe für meinen Energiespeicher über 20 tsd € bezahlt, der bei Nettospeicherung von 30 kWh ( Brutto ca. 40 kWh ) bei 6.ooo Zyklen etwa 180.000 kWh speichert, was die fiktiven Speicherkosten von ca. 10 ct / kWh ergibt mit denen ich rechne.


    D. h. wir müssen aus gesetzlichen Gründen kein BHKW installieren, um die Auflagen zu erfüllen.

    Dann würde ich auch keins anschaffen, sondern mein Geld in Wärmepumpe, größeren Energiespeicher und großer PV Anlage stecken. Absolut empfehleswert ist darauf zu achten, dass künftig der Energiespeicher aus dem öffentlichen Netz geladen wird, d.h er muss das können.

  • Unter Berücksichtigung der Speicherverluste kommen vielleicht 19 ct/kWh raus.

    Interessant - im Gegensatz zu Dachsfan setzt Du für die Speicherkosten anscheinend nur Wirkungsgradverluste an.

    Den grössten Teil der Speicherkosten (Abschreibung) berücksichtigst Du nicht (vermutlich weil EH-DA).

    Interessant wäre dennoch ein Ansatz der wirklichen "Abnutzungskosten" im Vergleich zur Schonung durch Nichtnutzung.

    Aber ich hab da nicht die geringste Ahnung wieviel das sein könnte :/ .


    Bezugsstrompreise unter 19 ct/kWh kommen bei normalen Tarifen nicht vor. Wenn man Tibber oder sowas hat mag das anders sein, aber das zu optimieren wäre dann nur was für Programmierkünstler.

    Naja, so schlimm ist das nicht umzusetzen. Eine ganz einfache Logik ist, zu berechnen, wieviele Stunden X man mit dem aktuellen Akkulevel bis zum nächsten +/-Sonnenaufgang abdecken kann. Dann sucht man genau die teuersten X Stunden heraus und gibt die Akku-Entladung nur in diesen Stunden frei.

    Damit hat man schon viel gewonnen, wenngleich natürlich für einen "Programmierkünstler" noch viel Feintuning möglich ist.



    ... ich werd den Akku nun gegen Mitternacht auf ein definiertes Level zwischen 30 und 50 Prozent anheben, sofern das BHKW läuft ...

    ... vielleicht sogar mehr, wenn die PV-Prognose für den nächsten Tag schlecht ist - mal sehen ...

  • Welche Energiespeicher können auch aus dem öffentlichen Netz geladen werden? Ich habe diese Möglichkeit noch bei keinem der mir bekannten Speichersysteme entdeckt - vielleicht auch, da mir diese Möglichkeit bisher nicht bekannt war und ich dann auch nicht darauf geachtet habe. Da müsste dem Speichersystem letztlich ein Gleichrichter vorgeschaltet werden, der den ein- oder dreiphasigen Wechselstrom aus dem Hausnetz in Gleichstrom umwandelt, um gespeichert werden zu können. Aber ist das bei den aktuellen Strompreisen überhaupt sinnvoll?


    Und eine Wärmepumpe stellt erst einmal zusätzlichen Stromverbrauch dar. Der Strom ist derzeit teurer als das Gas. Wie schnell sich die beiden Preise angleichen oder Gas sogar teurer als Strom wird, kann ich nicht abschätzen. Das aber Gas weiter teurer wird, ist absehbar - schon alleine wegen der steigenden CO2-Bepreisung.

  • Welche Energiespeicher können auch aus dem öffentlichen Netz geladen werden?

    Vermutlich fast jeder, da gewisse Notladefunktionen i.d.R. vor Tiefentladung schützen sollten.


    Die Frage ist eher, kann man das extern ansteuern ?


    Bei meinem SunGrow SH10RT Wechselrichter ist das sehr einfach mit IObroker möglich.


    Aber Sinn macht das erst bei den ganz seltenen extrem niedrigen (gar negativen) Bezugsstrompreisen.


    Oder ist absehbar, dass man demnächst für netzdienliches Verhalten bei unseren Kleinstanlagen honoriert wird ???

  • Aber ich hab da nicht die geringste Ahnung wieviel das sein könnte :/ .

    Nun ich kann nur von mir, nicht von Dir reden :saint:


    Ich habe mir die Erweiterung gut überlegt dann aber realisiert, da bei 6 WE häufig 10 kW Strombedarf besteht.

    Der Strombedarf ohne Wärmepumpen schwankt zwischen 1 kW ( Nachts ) und 10 kW Mittags und Abends.

    Bei voll geladenem Speicher ist dieser ca. 12 h später entladen, durch den Dachs macht er ungefähr zwei Zyklen am Tag.

    Zwei Zyklen am Tag bedeutet ca. 728 pro Jahr, somit werden 6000 Zyklen in knapp 8,3 Jahren erreicht.


    Die Frage ist eher, kann man das extern ansteuern ?

    Das war selbstverständlich gemeint, bei dem Vitron Multiplus II ist das so das die extern den Befehl zum laden bekommen und dann eben die Akkus laden. Geht der Befehl weg arbeitet der Energiespeicher ganz normal wie immer um den "Nullbezug" zu realisieren. Sicherlich wird man später noch einen "StandBy" Modus prüfen, so mein Wissensstand. Bei meinem Energiespeicher ist die Funktion noch nicht vorhanden.

  • Nun ich kann nur von mir, nicht von Dir reden :saint:

    Da hab ich mich anscheinend missverständlich ausgedrückt.


    Ich meinte bei einem Speicher der sowieso schon wegen der PV existiert, hat sailor773 durchaus recht, dass die anzusetzenden Speicherkosten für das Ein-/Ausspeichern des BHKW-Stroms nicht Deine 10ct sind, welche ich übrigens auch für mich angesetzt habe.


    Neben den Wirkungsgradverlusten im Wechselrichter gibt es aber doch weitere abnutzungsbedingte Kosten im Speicher, welche anzusetzen wären - ich versuchs mal so zu erklären:


    Ein Speicher der nicht benutzt wird, verliert Kapazität alleine im Laufe der Zeit durch sein fortschreitendes Alter.

    Ein Speicher der durch das Ein-/Ausspeichern von BHKW-Strom benutzt/belastet wird verliert vermutlich im selben Zeitfenster mehr Kapazität.

    Den Unterschied im Kapazitätsverlust könnte man monetär bewerten.


    Doch wie groß ist der Unterschied und wieviel ct pro kWh setzt man dann an ???

  • Ich frage mich ob die Zyklenbelastung heutzutage noch die Bedeutung hat wie vor einigen Jahren. Gute Speicher sollen heutzutage lt. technischen Daten 10.000 Zyklen aushalten bis nur noch 80% Kapazität da ist. Bei einem Solarspeicher kommt man vielleicht auf 250 Zyklen im Jahr, im Extremfall (bei unterdimensionierten Speichern) vielleicht auch auf 300. Damit würde der Abfall auf 80% Kapazität zwischen 33 und 40 Jahren dauern. Und der Speicher ist ja dann nicht kaputt, sondern nur "kleiner". Wenn das ein Problem ist, sollte man ihn einfach von Haus aus um 20% größer nehmen – die Mehrkosten für einen etwas größeren Speicher halten sich in Grenzen.


    Ob sich ein PV-Speicher insgesamt rechnet ist aber m.E. immer noch zweifelhaft. Bei den mir bekannten Angeboten für PV-Anlagen in Privathäusern war es bislang immer noch so, dass die Amortisationszeit der PV-Anlage mit Speicher länger war als ohne (auch wenn man die Kosten für den Wechselrichter rausrechnet). Allerdings ist der Unterschied nicht mehr sehr groß, so dass mittlerweile (v.a. wenn man mit stark steigenden Strompreisen rechnet) die Anschaffung eines Stromspeicher kein reines Hobby mehr sein muss. Ich habe nur den Eindruck, dass bei den Haus-Anlagen mit einer Größenordnung von 6-10 kWh die in den Jahren bis etwa 2020 beobachtbare Preisdegression für das fertig installierte Gesamtsystem bei ungefähr 1.000 EUR/kWh hängen geblieben ist. So richtig durchsetzen werden sich die Speicher meiner Meinung nach erst, wenn man beispielsweise einen 10 kWh Speicher (fertig installiert, Qualitätsware) für 5.000 EUR bekommen kann.


    In der Diskussion hier bin ich – wie krimhild richtig erkannt hat – davon ausgegangen, dass ein Stromspeicher "eh da" ist – es werden ja inzwischen die meisten PV-Anlagen mit Speicher verkauft, egal ob sich das rechnet oder nicht. Extra kaufen (z.B. um ein größeres BHKW mit weniger Laufstunden betreiben zu können) würde ich mir derzeit bestimmt keinen – ich kann mir nicht vorstellen dass sich das rechnet.

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

  • Allerdings ist der Unterschied nicht mehr sehr groß, so dass mittlerweile (v.a. wenn man mit stark steigenden Strompreisen rechnet) die Anschaffung eines Stromspeicher kein reines Hobby mehr sein muss.

    Stark steigende Preise können eine Motivation sein - für mich ist es auch die Ersatzstromeigenschaft.

    Es mag auch andere Gründe geben und es muss sich für mich auch nicht immer alles "wirtschaftlich" darstellen lassen.


    Meinen BYD-HVM 11kWh bekommt man derzeit bereits für 5000,- Euro (brutto;-) und das Aufstellen/Anschliessen ist nun wirklich kein Hexenwerk.


    Immer wenn der PV-Strom nicht ausreicht um den Speicher zu laden und man stattdessen Bezugsstrom einkaufen müsste.

    Du hast mich auf jeden Fall überzeugt und ich werde den Speicher nach Sonnenuntergang mit BHKW-Strom nur soweit auffüllen, daß die PV-Prognose (unter Berücksichtigung des Direktverbrauchs) für den nächsten Tag noch reinpasst ...

    ... denke das ist auf die Schnelle ein guter Kompromiss 8)

    Einmal editiert, zuletzt von krimhild () aus folgendem Grund: Direktverbrauch wird berücksichtigt !

  • Wenn Du Modbus 'kannst', dann kannst auf jeden Fall den SMA Sunny Islands und den Victrons 'sagen', welchen Energiefluss in welche Richtung Du haben willst. Also z.B. auch Laden mit Netzbezug oder Einspeisen über Eigenverbrauch hinaus.


    TheExpert

    Wenn ein BHKW finanziell 'drin' ist, dann würde ich auf jeden Fall in eines investieren, weil es einfach sinnvoll ist.

    Dann kannst per Steuerung CO2 optimierte oder kostengünstigste Fahrweise umsetzen, wenn Du z.B. noch ne Wärmepumpe und einen Heizstab hast.

    Das wichtigste ist eigentlich, dass Du den BHKW Laufzeitblock so legst, dass Du auch einen vernünftigen Eigenverbrauch damit hinbekommst - wobei das bei einen BHKW während der Förderdauer nicht ganz so wichtig ist.


    Opportunitätskosten würde ich nicht in Ansatz bringen, außer Du investiert das gesparte Geld tatsächlich und erziehlst damit auch Gewinn...

  • ASeitzinger:

    Welchen Dachs würdest Du dann empfehlen? Das mit der Steuerung als CO2-optimiert oder kostengünstig habe ich nicht verstanden. Würde ich das BHKW nicht wärmegeführt betreiben? Dann würde das BHKW im Winter laufen und dabei Strom produzieren. Und im Sommer würde es nur laufen, um Warmwasser zu erzeugen. Ich komme aus der Stirling-Zeit, wo man das BHKW so gut wie nie takten lassen durfte, also einen möglichst konstanten, idealerweise Dauerbetrieb fahren sollte. Das hat bei uns auch funktioniert hat, weil die 7 kWh thermisch ausgereicht haben und ich den Spitzenlastkessel deaktiviert hatte. Jetzt macht man das nicht mehr so? Dann würde ich die vorhandene Brennwerttherme aktiviert lassen und diese reduziert dann die Laufzeit des BHKWs?