Kann man vorhandene Gasnetze zu Fernwärmenetze umbauen?

  • Guten Morgen zusammen,


    ich habe mal aus Sicht eines "Bürokraten" folgende Frage. Ist es möglich das vorhandene Gasnetz in Deutschland in ein Fernwärmenetz effizient umzubauen? Ich stelle mir naiv vor, dass man durch Inlinerverfahren hierdurch viel Zeit und Kosten sparen kann und schließlich wird das Eedgasnetz im Wert von 270 Mrd. Euro nicht wertlos! Geht das, oder bin ich auf dem Holzweg

    ?

    Beste Grüße und vielen Dank für Eure Antworten.

    Bernd

  • Nein!

    Zunächst ist Gas nur ein Rohr vom Einspeisepunkt bis zum Verbraucher und nicht isoliert.

    Für Fernwärme brauchts 2 Rohre, gut isoliert. Je nach Temperatur ist der Einsazuradius beschränkt. Man kann kein heisses wasser über dutzende km verlustfrei und zu annehmbaren Kosten umherpumpen.

  • Das einzige, wofür man das Gasnetz zukünftig einsetzen kann, ist Wasserstoff. Oder natürlich Methan aus regenerativen Quellen (Biomethan bzw. synthetisches Methan), sofern sich das im Vergleich zu den Alternativen jemals rechnen sollte.

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

  • Da stellt sich aber die Frage der Dichtheit. Was bislang dich bei Erdgas war, ist bei Wasserstoff nicht unbedingt dicht. Wasserstoff ist das kleinste Atom und als Molekül H2 deutlich kleiner als Erdgas CH4.

    Ich denke, es wird auf ein Beimischung hinauslaufen - zumindest vorerst. Gas wird nach wie vor gebraucht werden.

  • Was bislang dich bei Erdgas war, ist bei Wasserstoff nicht unbedingt dicht. Wasserstoff ist das kleinste Atom und als Molekül H2 deutlich kleiner als Erdgas CH4.

    Im Prinzip ja, aber bei den vergleichsweise niedrigen Drücken in den Erdgasleitungen spielt das kaum eine Rolle. Wir hatten beispielsweise bis Anfang der 90er Jahre eine Ammoniak-Pipeline von Wittenberg-Piesteritz über Bitterfeld nach Leuna. Ammoniak ist als Molekül ähnlich groß wie Methan. Diese Pipeline wurde dann zwischen Leuna und Bitterfeld auf Wasserstoff umgewidmet, anscheinend ohne Probleme. Ich nehme an, dass man nur bei den Peripherie-Aggregaten (z.B. Pumpen) was machen musste. Und bei den Verteilungsleitungen mit marginalen Überdrücken ist das sowieso egal. Bis in die 70er Jahre gab es in den Städten fast überall Stadtgas mit über 50% Wasserstoffanteil. Da hatte man dieselben Gasleitungen wie heute, und das ging auch.


    Unabhängig davon gebe ich Dir Recht, dass EE-Wasserstoff noch auf sehr lange Zeit höchstens als gelegentliche Beimischung im Erdgasnetz zu finden sein wird. Bis etwa 10% H2-Gehalt geht das problemlos mit den aktuellen Brennern. Und bis mal bei uns so viel EE-Wasserstoff verfügbar ist, dass man – nach Abdeckung aller höherwertigen Einsatzgebiete für Industrie und Mobilität – auf die Idee kommt, ihn auch für die Erzeugung von Niedertemperaturwärme über das Erdgasnetz einzusetzen, gehen meiner Meinung nach noch mindestens 30 Jahre ins Land. Aktuell gekaufte "H2ready" Brennwertthermen oder auch BHKW's sind bis dahin jedenfalls längst verschrottet.

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  • Das einzige, wofür man das Gasnetz zukünftig einsetzen kann, ist Wasserstoff. Oder natürlich Methan aus regenerativen Quellen (Biomethan bzw. synthetisches Methan), sofern sich das im Vergleich zu den Alternativen jemals rechnen sollte.

    Und auch hier lachen sich die Gasnetzbetrieber nachts in den Schlaf.

    Es ist nicht möglich, unsere Gasnetze auf den Betrieb mit Wasserstoff umzustellen, das steht nur in Märchenbüchern.


    Wir haben in Deutschland ca. 512000 km Gasleitungsnetz und kein Meter davon ist geeignet, Wasserstoff zu transportieren.

  • - Wir sind noch für lange Zeit auf den Import von Energie angewiesen.

    - Wenn man die in Deutschland erforderliche Gesamtmenge an Energie anschaut, dann wird da auch auf lange Sicht ein Verteilernetz nötig sein, das nicht auf Strom beruht.

    - Die Energiewende kann nicht funktionieren, ohne große Mengen an Wasserstoff zu produzieren.

    - Strom ist nicht alles was man an Energie braucht, es wird vielfach ein chemischer Energieträger wie Wasserstoff oder ähnliches gebraucht.

    - Nach meinem Kenntnisstand sind ca. 80% des Gasnetzes für Wasserstoff tauglich.


    Der gesunde Menschenverstand sagt mir, dass die Nutzung von Gasnetzen für Wasserstoff der einfachste aller Lösungswege für eine Energiewende ist. Ob allerdings die Gesetzgebung dem gesunden Menschenverstand folgt:?::?::?:

    Lesen gefährdet die Dummheit! Denken gefährdet Vorurteile!
    Der geistige Horizont mancher Menschen hat einen Radius von NULL. Das nennen sie dann Standpunkt.

  • Sehe ich auch so.

    Allerdings - sailor sprach oben auch noch von Stadtgas. Dieses Gas war "feucht", Nach Umstellung auf Erdgas trockneten dann gehanfte Verbindungen aus und wurden undicht. Auch heute findet mann immer wieder undichte Verbindungsstellen. Erdgas ist deutlich toleranter als Wasserstoff, was die Explosionsgrenzen angeht. Bei Wasserstoff passiert da schneller etwas...

  • - Strom ist nicht alles was man an Energie braucht, es wird vielfach ein chemischer Energieträger wie Wasserstoff oder ähnliches gebraucht.

    Das ist richtig und ich gehe davon aus, dass es die Gasleitungen auch in 150 Jahren noch gibt. Drin ist dann Biogas, Erdgas, Wasserstoff usw.


    Der gesunde Menschenverstand sagt mir, dass die Nutzung von Gasnetzen für Wasserstoff der einfachste aller Lösungswege für eine Energiewende ist. Ob allerdings die Gesetzgebung dem gesunden Menschenverstand folgt

    Nun sagen wir, dass Dein Menschenverstand Dir das sagt.

    Gas weiß man das es beim derzeitigen Verbrauch noch mind. 80 Jahre reicht, bei bereits gefunden Lagerorten.

    Gas wird man immer benötigen, warum sollte es also keine Gasleitungen geben ?


    - Wir sind noch für lange Zeit auf den Import von Energie angewiesen.

    - Wenn man die in Deutschland erforderliche Gesamtmenge an Energie anschaut, dann wird da auch auf lange Sicht ein Verteilernetz nötig sein, das nicht auf Strom beruht.

    Wer nun glaubt, dass man mit einigen Windmühlen und PV Anlagen die Energieversorgung Deutschlands sicherstellen vermag ist ein Träumer.

    Wie Du richtig schreibst benötigen wir auch andere Energie, Diesel, Gas usw.

    In Mehrfamilienhäusern wie z.B. bei uns ja auch kommen die Konzepte Wärmepumpen und Alternativheizung. Zu Zeiten billigen Strom ( wo er auch zur Verfügung steht ohne das es aus Kohle oder GAskraftwerken kommt ) Wärmepumpen ansonsten Gasheizung oder besser kWK + WP.

    Solche Konzepte machen z.b. wir, alles andere lehnen wir ab.

    Also Elektroheizstäbe zum Beispiel zur Spitzenlast im EFH ok, im MFH ein nogo.

  • Also Elektroheizstäbe zum Beispiel zur Spitzenlast im EFH ok, im MFH ein nogo.

    Erzähl doch mal warum...


    Du machst doch Dachs-Installationen - eine Anlage mit 2 Dachsen kann 1/4 modulieren, da kommt mir der Heizstab für die paar wenigen ganz kalten Tage und als Notfallüberbrückung sehr sinnvoll vor...


    In der Gewerbeimmobilie, wo ich die Anlage mit den beiden Dachsen gebaut habe, ist für Spitzenlast ein 7,5kW Heizstab eingebaut. Der lief im letzten Winter 40 Stunden in Summe...

  • Hallo


    meine anfrage bei den stadtwerken anfang des jahres 2023 zur vorhandenen gasleitung wegen wasserstoff,


    siehe:


    Derzeit erfolgt keine Wasserstoff-Beimischung in unser Erdgasnetz, weshalb wir Ihre Anfrage zum heutigen Zeitpunkt leider verneinen müssen.



    Zukünftige Möglichkeiten einer Wasserstoffbeimischung in unser Erdgasnetz bzgl. Eignung der verbauten Rohrleitungen, Armaturen und den nachgelagerten Strukturen befinden sich gerade in Überprüfung.


    Bitte haben Sie Verständnis, dass es sich bei Überprüfung kritischer Infrastruktur um einen umfangreichen Prozess handelt, der noch längere Zeit in Anspruch nehmen wird.


    soweit unsere stadtwerke


    mfg gerd

  • Wir haben in Deutschland ca. 512000 km Gasleitungsnetz und kein Meter davon ist geeignet, Wasserstoff zu transportieren.

    Also dass der Transport von Wasserstoff über das Gasnetz grundsätzlich möglich ist (natürlich nicht einfach so, ein paar Aggregate wird man schon modifizieren oder austauschen müssen), ist meiner Meinung nach unter den Fachleuten geklärt. Dass man bis zu 10% H2 dem Erdgas beimischen kann – ohne dass irgendwas geändert muss – ist auch bekannt. Höhere Beimischungsgrade (20 bis 30%) werden derzeit in Feldversuchen getestet.


    Dass man das prüft und testet ist auch gut so, denn eines Tages wird es zweifellos H2 im Gasnetz geben. Ich glaube nur nicht, dass in den nächsten zehn (oder auch zwanzig) Jahren genug grüner Wasserstoff dafür zur Verfügung steht. Den wird die Industrie (Stahl und Chemie) und die Mobilität in den nächsten Jahrzehnten erstmal vollständig allein verbrauchen.

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