Das ist auch was, wo ich BHKW sehe. Der wärmegeführte Betrieb als Förderbedingung war schon vor 10 Jahren grober Unfug. So ein hübsches modulierendes BHKW kann wunderbar netzdienlich arbeiten.
Was den "groben Unfug" betrifft, muss ich Dir diametral widersprechen.
Der wärmegeführte Betrieb ist Bedingung um zu verhindern, dass BHKW's aus wirtschaftlichen Gründen (in Zeiten hohen Strom- und niedrigen Wärmebedarfs) ohne Wärmenutzung im "Notkühl"-Betrieb gefahren werden. Angesichts der Tatsache, dass selbst gute BHKW's ohne Wärmenutzung einen niedrigeren Wirkungsgrad haben als die schlechtesten Gaskraftwerke, halte ich diese Bedingung – damals wie heute, und auch für alle absehbare Zukunft – für richtig und notwendig.
BHKW's lassen sich deshalb in Zeiten niedrigen Wärmebedarfs nicht sinnvoll als Residuallast-Kraftwerke betreiben – auch nicht im Schwarm. Wenn in dieser Zeit doch mal ein BHKW laufen muss (i.W. zur Warmwasserbereitung), so wird dies vorzugsweise morgens und abends geschehen, wenn ein hoher Strombedarf da ist und die in immer mehr Haushalten und Betrieben vorhandenen PV-Anlagen nichts bringen. Statistisch sind das im Sommerhalbjahr genau die Tageszeiten, wo besonders viel fossiler Strom im Netz ist. Ich würde also behaupten, dass wärmegeführte BHKW's im Sommerhalbjahr schon überwiegend freiwillig (aus rein wirtschaftlichen Gründen) netzdienlich betrieben werden. Zukünftige dynamische Strompreise werden diesen Trend noch verstärken.
Ein Problem mit der Netzdienlichkeit der Stromerzeugung aus wärmegeführten BHKW's entsteht erst dann, wenn der Wärmebedarf die thermische Leistung des BHKW erreicht und dieses – ohne Rücksicht auf die Situation am Strommarkt – weitgehend durchläuft: bei thermisch vernünftig dimensionierten BHKW's also i.W. von November bis März. Die PV spielt in dieser Zeit kaum eine Rolle, aber es wäre vielleicht sinnvoll, wenn in dieser Zeit BHKW-Strom bei hohem Windangebot und niedrigem Strombedarf zurückgefahren werden könnte. Die Wärme müsste dann entweder aus einem Wärmespeicher oder (bei längeren Abschaltungen) aus der Spitzenlast-Therme kommen. Dennoch halte ich es aus zwei Gründen nicht für nötig, sich (jedenfalls auf absehbare Zeit) damit zu beschäftigen:
1) So lang selbst in Zeiten tief negativer Strompreise aus technischen Gründen immer noch mindestens 4 GW Braunkohlestrom im Netz ist, der selbst im tiefsten Winter mit Wirkungsgraden unter 40% ohne jegliche Wärmenutzung erzeugt wird (und für jede überflüssige Kilowattstunde, die zu Kosten bis 500 EUR/MWh weggeschmissen werden muss, auch noch 1.200 Gramm CO2 verursacht), müssen wir uns m.E. über zu viel Strom aus wärmegeführten BHKW's keine Gedanken machen.
2) Hinzu kommt, dass es überflüssigen Strom aus BHKW's auch zukünftig eigentlich gar nicht gibt, weil – wegen der statistisch exakt gleichlaufenden Erzeugungs- und Verbrauchsprofile – jede aus wärmegeführten BHKW's erzeugte Kilowattstunde Strom zeitgleich (!) von den immer mehr verbreiteten Wärmepumpen verbraucht wird. Strom aus wärmegeführten BHKW's verursacht auch zukünftig keinen Speicherbedarf.
So lang also die CO2-Emissionen aus dem Strommix im Winterhalbjahr (wo sowohl Wärmepumpen als auch wärmegeführte BHKW's den Löwenanteil ihrer Jahreslaufzeit erreichen) im Mittel oberhalb der ca. 200 Gramm CO2/kWh liegen, die ein Gas-BHKW emittiert, ist es unter Klimagesichtspunkten jedenfalls sinnvoll solche BHKW's weiter zu betreiben.
Auf längere Sicht werden BHKW's schon allein wegen der steigenden Gaspreise aussterben. An einen langfristigen Betrieb von BHKW's für die Deckung von Residuallast vermag ich nicht zu glauben. Für ein paar hundert Betriebsstunden im Jahr ist diese Technologie viel zu teuer. Abgeschriebene Geräte wird man sicher noch eine Zeitlang auf diese Weise betreiben können, aber eine Neuanschaffung für so eine Betriebsweise halte ich für wirtschaftlich nicht darstellbar. Die Wärmepumpen wird man dann bei Dunkelflaute mit Strom aus billigen Gasturbinen betreiben müssen.