das mit der Nacht war nur ein Beispiel für Zeiten mit sehr wenig Strombedarf. Im Spätherbst kann es doch dazu kommen, das das Haus zu wenig Strom verbraucht ( Eigenstrom ) aber trotzdem die Wärme erzeugt werden muss oder.
Gibt es hierzu schon Erfahrungen bei Vitotwin Betreibern . Es wäre auch von Interresse, ob der Vitotwin das nachladen des Speichers und die gleichzeitige Wärmelast des Hauses am nächsten Tag pakt.
also es scheint ja wie von Vcal beschrieben eine technische Lösung zu geben, aber du fragst nach Erfahrungen von Vitotwin Betreibern.
Wir lassen seit Oktober 2013 mit Hilfe der Stromanforderungsfunktion (Zeitprogramm 5) den Stirling vorzugsweise zu der Zeit laufen, wo viel Strom gebraucht wird. Bei uns ist das morgens (2,5 Stunden) und abends (5,5 Stunden). In der Übergangszeit führt das tatsächlich dazu, dass er außerhalb dieser Zeiten kaum läuft. Beispiel Oktober 2013: Gesamtlaufzeit 325h, davon Zwangslaufzeit 248h. Das heißt: Häufig reichte im Oktober die in der Zwangsladungs-Zeit erzeugte Wärme für den ganzen Tag, an wärmeren Tagen sogar fürs Warmwasser. Auch der Anteil des Selbstverbrauchs am Gesamt(Stirling-)strom ist im Vergleich zum Vorjahr gestiegen, allerdings nur von 77,5% auf 80,3%.
Seit November egalisiert sich das aber, weil der Stirling jetzt meist durchläuft (im Nov. 656h oder knapp 22 Stunden pro Tag, trotz Nachtabsenkung und ST-Unterstützung). Unsere Grundlast ist nachts auch nur 200-400 W (Zweifamilienhaus). Trotzdem versuchen wir, durch Optimierung unserer Einstellungen den Stirling möglichst lang und die Zusatztherme möglichst wenig laufen zu lassen, und zwar aus wirtschaftlichen Gründen. Und hier bin ich ganz bei Marcus68. Warum?
Angenommen der Wärmebedarf des Hauses ist 6 kW, der Strombedarf 200 W.
Methode A: Zusatzbrenner laufen lassen, Stirling aus, Strom aus dem Netz beziehen. Der Zusatzbrenner verbraucht dann (bei Wirkungsgrad 98%) 6,12 kWh Gas in der Stunde. Bei 5,6 ct/kWh Erdgas sind das 34,3 ct/h. Hinzu kommt der Strombezug: 200 W Grundlast und 50 W für Zusatzbrenner, interne Pumpe etc. Bei 25 ct/kWh kosten 0,25 kWh 6,3 ct. Insgesamt kostet Dich die Stunde also 40,6 Cent. (Ohne die 50W wären es immer noch 39,3 ct.)
Methode B: Zusatzbrenner aus, Stirling an, Stromüberschuss einspeisen. Der Stirling verbraucht dann in der Stunde (für 1 kWh Strom, 6 kWh Wärme und mit Wirkungsgrad 96%) 7,29 kWh Gas. Kosten: 40,8 ct/h. Am Jahresende gibt's vom Hauptzollamt 7,29*0,55 = 4 ct/h Mineralölsteuer zurück. Strombezug gibt es keinen. Die Gesamtkosten liegen also bei 36,8 ct/h. Eingespeist werden 0,75 kWh. Bei angenommen 4 ct/kWh KWKG-Vergütung bringt das 3 ct/h. Hinzu kommen 5,41 ct/kWh KWK-Bonus auf die gesamte Stromerzeugung (0,95 kWh), also 5,1 ct/h.
Für Erbsenzähler: Die Rechnung ist nicht ganz sauber, weil die Umsatzsteuer nicht überall rausgerechnet und Umsatz- sowie Einkommensteuer auf den Eigenverbrauch gar nicht berücksichtigt wurde. Aber von der Tendenz her sieht es einfach so aus: Bei Stirlingbetrieb sind pro Stunde in dem Beispiel die Gaskosten allein schon 3-4 ct niedriger als die Gesamtkosten für (Gas plus Strombezug) bei Betrieb der Zusatztherme. Die Einnahmen aus Einspeisevergütung und KWK-Bonus (in dem Beispiel ca. 8 ct/Stunde) sind zugegebenermaßen nicht gerade prickelnd, aber dafür gibt's die für lau.
@Fuchs: Natürlich sind die in Rede stehenden Beträge lächerlich gering. Hier geht es aber um die Frage, ob es sich lohnt, mit einem gewissen technischen Aufwand (die von Vcal vorgeschlagene Mimik kostet ja schließlich auch Geld) den Stirling in Zeiten niedrigen Strombedarfs stillzulegen. Und da sage ich: Nein, lohnt sich nicht, jedenfalls nicht bei einem Grundbedarf von 200 Watt und solange es den KWK-Bonus gibt. Mit der jährlichen Abschreibung hat das wenig zu tun, denn hier reden wir von Grenzkosten bzw. Grenzerträgen.
Bei Deinem Punkt 3) gebe ich Dir allerdings teilweise Recht: Nimmt man für den Stirling (der an sich wartungsfrei ist) eine feste Lebensdauer von beispielsweise 50.000 Betriebsstunden an und Kosten von 5.000 EUR für einen Austausch-Stirling (nur damit sich's rechnet), so ergibt sich eine variable AfA von 10 ct pro Laufstunde. Damit wäre der Vorteil aus der o.g. Vergleichsrechnung wieder ausgeglichen. Trotzdem lautet das Fazit: Die Stirling-Laufzeit nach Möglichkeit in die Zeiten hohen Stromverbrauchs zu legen ist immer sinnvoll. Aber den Stirling stillzulegen und stattdessen die Zusatztherme laufen zu lassen lohnt sich - wenn überhaupt - nur in Zeiten, wo praktisch überhaupt kein Strom verbraucht wird.
Gruß, Sailor