Batterie statt Wasserstoff?

  • Moin,


    wie denkt Ihr darüber:


    Die Kosten sowohl für die PV-Erzeugung als auch für die Speicherung fallen sein Jahren. Zwar ist der Batteriepreis in 2022 / 2023 wieder leicht gestiegen, aber der langfristige Trend zeigt nach unten - in den letzten 15 Jahren sind die Preise für Li-Ion um 90 % gefallen, der für 2025 angekündigte Preis von 100€/kWh ist ja auch bereits erreicht.


    Wird Wasserstoff als saisonaler Energiespeicher überhaupt eine reelle Chance haben?


    Im kleinen Maßstab gibt es ja das Picea-System von HPS, was irgendwo in der Gegend von 100.000€ liegt. Die Speicherkapazität ist durch die Anzahl der Flaschenbündel bestimmt - ich habe da einen Energieinhalt von 300kWh für ein Flaschenbündel in Erinnerung. Aktuell bekommt man für 100.000€ 1MWh Batteriespeicher, die ja nicht nur für den Winter nützlich sind, sondern auch für Regelenergie bzw. zeitlich variable Stromtarife nutzbar sind.


    Wenn der Trend bei den Batteriespeichern so weiter geht, dann kostet die kWh Energieinhalt in 10 Jahren 10€...


    Schönes (endlich wieder sonniges) Wochenende...

  • Die puren Akkus (Eve A-grade) gibt es schon heute bei NKON für <€70/kWh. (ohne Märchensteuer). Wenn sich erst die Natrium-Akkus auch bei uns verbreiten, dann sehe ich die €10pro kWh schon früher als in 10 Jahren als realistisch an.


    Damit läßt sich vieles abdecken, was sich heute nicht rechnet, aber richtige Saisonspeicher Sommer/Winter haben zu wenige Zyklen. Wenn ich die €10 Investition auf 20-50 Zyklen verteile, dann sind da die reinen Speicherkosten zu hoch.


    Es bleibt ein Bedarf für große Speicherkapazitäten, die billigen Strom für lange Zeit kostengünstig speichern können. Da können auch große Umsetzungsverlusten in Kauf genommen werden, wenn der Ausgangsstrom entsprechend günstig wird (billig zu rechnen ist, siehe negative Strompreise)


    Für mich stellt sich mehr die Frage, ob das Speichermedium unbedingt Wasserstoff sein muss, da ist das Speichern in großen Mengen halt auch nicht gerade billig.

    :glaskugel:

    Lesen gefährdet die Dummheit! Denken gefährdet Vorurteile!
    Der geistige Horizont mancher Menschen hat einen Radius von NULL. Das nennen sie dann Standpunkt.

  • Dazu noch eine kleine Abschätzung:


    EVE 280Ah bei nkon.nl - der Preis läuft derzeit über die Stückzahl asymptotisch auf 66€/Stück.

    Bei einem genutzten Energieinhalt von 0,8 * 3,2V * 280Ah = 0,72kWh ist man bei nur noch 90€/kWh bzw. 90.000€/MWh

    Das ist weniger, als Picea von HPS kostet (das Wasserstoffsystem). Und man kann damit deutlich mehr anfangen, v.a. wenn bald die zeitvariablen Stromtarife kommen...


    1MWh sind 1388 Einzelzellen. Mit 30% Zugabe zum Volumen einer Zelle (20,7 * 17,4 * 7,2 cm3 = 2,6l) sind das 4,7m3 - ein Würfel mit 1,7m Kantenlänge... Mein Heizöltank im Garten hat ein Volumen von 10m3


    Selbst bei einem Überbau von Faktor 3 bei PV und Wind wäre die kWh (bei aktuellen Preisen) immer noch billiger als die aus dem Netz - bei Faktor 3 dürfte in etwa eine least cost Optimierung raus kommen.


    Das war es dann mit Energiegewinnung durch Verbrennung...



  • Wenn der Trend bei den Batteriespeichern so weiter geht, dann kostet die kWh Energieinhalt in 10 Jahren 10€...


    Schönes (endlich wieder sonniges) Wochenende...

    Sorry, aber davon kannst du nur träumen.

    Die Rohstoffkosten liegen leider deutlich über 10€ /KWh

    Transport von China nach DE sicher auch mehr als 10€ /KWh

    DC gekoppeltes Eigenbau BHKW, Kubota D722 mit Sincro FB4-48/100

    3 Victron Multiplus2_5000, 42KWh Lifepo4 (48x 280Ah EVE Zellen, REC BMS)

    9,9 KWp PV, 2,7 KWp PV, 3,85KWp PV

    WP Panasonic Aquarea 9KW

    Smart Forfour EQ

  • Moin,


    dass sich Wasserstoff-basierte Saisonspeicher für den Hausgebrauch eines Tages durchsetzen werden, kann ich mir wegen Kosten und Komplexität solcher Systeme auch langfristig nicht vorstellen, zumal so etwas auch volkswirtschaftlich (also unter dem Gesichtspunkt von Versorgungssicherheit oder Netz-Infrastruktur) nur marginalen Nutzen bringt und daher voraussichtlich nicht besonders gefördert werden dürfte.


    Was ich stattdessen langfristig erwarte sind variable Stromtarife plus weit verbreitete Tages-Stromspeicher (mehr oder weniger in jedem Haushalt, auch ohne PV-Anlage), mit denen im Sommer günstige PV-Stromspitzen und im Winter günstige Wind-Stromspitzen abgespeichert und andererseits kurzzeitige Verbrauchsspitzen überbrückt werden können. Von den Gesamtkosten her dürfte das die weitaus günstigere Variante sein und auch bleiben.

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

  • Die Rohstoffkosten liegen leider deutlich über 10€ /KWh

    Für Lithium und Kobalt trifft das sicher zu, aber was ich über Natrium-Batterien lese, sieht die Welt da anders aus. Natrium kostet fast nichts und Kobalt braucht man gar nicht. Ob dann ein anderer Rohstoff in den Fokus rückt . :-(|__| .

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  • Lithium-basierte Batterien würde ich für für den Hausgebrauch (trotz derzeit noch 98% Marktanteil) als Übergangstechnologie einschätzen. Der Hauptvorteil solcher Systeme sind relativ geringes Gewicht und hohe Leistungsdichte: In der Mobilität unverzichtbar, im Haus dagegen weitgehend überflüssig. Was man im Haus braucht sind genau drei Dinge:

    • Hohe Zyklenstabilität (um den Faktor 5-10 höher als bei Auto-Batterien)
    • Niedriges Gefahrenpotential (insbesondere bezüglich Brandgefahr)
    • Niedriger Preis.

    Sobald Systeme (z.B. Natrium-basiert) entwickelt sind, welche diese Forderungen erfüllen, werden diese aus meiner Sicht für Hausbatterien zur Norm werden. Produkte wie die "Salzwasserbatterie" gibt es ja schon: Wie ausgereift und preisgünstig die sind weiß ich nicht, aber lang kann es m.E. nicht mehr dauern bis solche Systeme verlässlich und bezahlbar so breit am Markt angeboten werden wie jetzt noch die Li-basierten Systeme.


    Ausgediente Autobatterien im "second life" sehe ich übrigens weniger in Wohnhäusern sondern in gewerblichen Speicher-Anwendungen, insbesondere zur Netzstabilisierung.


    Wasserstoff als Energiespeicher dürfte zukünftig vor allem statt Erdgas in Wärmekraftwerken (ggf. auch Brennstoffzellen) für die Residuallast eingesetzt werden. "Saisonspeicher" würde ich das nicht nennen, weil das EE-Stromangebot im Monatsmittel zwischen Sommer und Winter gut ausgeglichen ist. Es geht aber um die Speicherung großer Energiemengen, um bei Dunkelflaute das Land am Laufen zu erhalten: Also um die Stromversorgung für 2-3 Wochen bei niedrigem EE-Angebot zu sichern. Mit Batterien ist das wirtschaftlich nicht zu machen, weil die Zyklenzahl viel zu gering wäre.

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

    2 Mal editiert, zuletzt von sailor773 () aus folgendem Grund: Ergänzung

  • Das Aluminium fürs Gehäuse, die Membranen , Folien usw. Alleine der Transport hier nach DE liegt schon bei mehr als 10€, Zoll kommt auch noch dazu.

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  • Ausgediente Autobatterien im "second life"

    Hinter dem Thema stehen bei mir ohnehin diverse Fragezeichen. Bisher verstehe ich das mehr als "Forschungsaufgabe", was hier geschieht.

    Welche Kapazitäten kommen denn da jährlich dazu?

    Was sollen die taugen, wenn sie schon (die meisten) im Auto mehr oder weniger versagt haben?

    Wie viel Aufwand steckt in der Pflege solcher uneinheitlicher Pakete?


    Dass man die so weit wie möglich nutzt, ist nur vernünftig, aber darauf würde ich nicht strategisch setzen wollen. :-(|__|

    Lesen gefährdet die Dummheit! Denken gefährdet Vorurteile!
    Der geistige Horizont mancher Menschen hat einen Radius von NULL. Das nennen sie dann Standpunkt.

  • Zitat

    Zitat von sailor773

    Ausgediente Autobatterien im "second life"


    Hinter dem Thema stehen bei mir ohnehin diverse Fragezeichen.

    Ja die Fragezeichen habe ich bei Autobatterien auch. Kann mir aber paar Szenarien vorstellen, u.a. Firmen, die sich gezielt auf Batterien eines bestimmten Auto-Typs spezialisieren, die diese Batterien auch betreiben und den Betrieb, also die Speicherkapazität, dann verpachten o.ä.


    Dass ausgemusterte Autobatterien im großen Stil in Keller wandern, das glaube ich auch nicht, wenn ich den niedrigen Preis pro kWh von neuen LiFePO4 und außerdem den Aufwand betrachte, bis so eine Einzelinstallation gemacht ist.

  • Das wird derzeit aber schwierig zu vermarkten, weil die meisten Wechserichter mit dem Spannungshub von Natrium-Ionen nicht klar kommen.

    DC gekoppeltes Eigenbau BHKW, Kubota D722 mit Sincro FB4-48/100

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  • Das wird derzeit aber schwierig zu vermarkten, weil die meisten Wechserichter mit dem Spannungshub von Natrium-Ionen nicht klar kommen.

    Und das ist so, weil man es nicht anders hinbekommt? ?( ?(


    Sorry wenn ich lache... Die Enphase-Wechselrichter, die ich gerade für meine Terassenüberdachung montiere, haben einen Spannungsbereich von etwa 18V - 60V. Industrielle Weitbereichswandler gibt es mit Eingangsspannungsbereich von 4


    Warum sollte das ein Batteriewechselrichter nicht auch schaffen? Wenn es sie noch nicht gibt, entwickelt man sie halt. Ein Wechselrichter ist keine Raketentechnik.