Stirling im Vitotwin 300 lauter nach Wartung durch Viessmann

  • Vor einigen Wochen wurde an unserem Vitotwin 300 eine Wartung durch Viessmann durchgeführt. Gemäß Info von Viessmann hat man Komponenten getauscht und damit die Anlage auf den aktuellen Stand gebracht.


    Nach meinem Gefühl verhält sich die Anlage danach anders:


    • Der Stirling läuft oftmals mit deutlich weniger als 1.000 Watt (bspw. längere Zeit mit 800 - 900 Watt).
    • Beim Laden des Trinkwasserspeichers zeigt er eine neue Meldung "Ladung Trinkwasser - Ladung opt Energie, Nenn" (was auch immer das heißt).
    • Subjektiv ist der Stirling lauter als vorher.


    Hat einer von Euch ähnliche Veränderungen festgestellt? Falls ja, woran könnte das liegen?


    Grüße


    Thorsten

  • Hallo Thorsten,


    Ich gehe davon aus, dass der Kundendienst bei Deinem Gerät die aktuelle Software aufgespielt hat. Dann gibt es für Deine Beobachtungen folgende Erklärungen:

    Der Stirling läuft oftmals mit deutlich weniger als 1.000 Watt (bspw. längere Zeit mit 800 - 900 Watt).

    Vermutlich heißt das, dass der Stirling jetzt moduliert: Das heißt, bei Wärmebedarf unterhalb der Nennlast fährt er die Leistung herunter, um länger laufen zu können. Du kannst das überprüfen, indem Du einmal bei Volllast und einmal bei 800-900 Watt den Gasverbrauch über einige Minuten abliest. Bei 800-900 Watt Leistung sollte der Gasverbrauch um ca. 10-20% niedriger sein.

    Beim Laden des Trinkwasserspeichers zeigt er eine neue Meldung "Ladung Trinkwasser - Ladung opt Energie, Nenn" (was auch immer das heißt).

    Da muss ich etwas weiter ausholen (wir haben Monate gebraucht um durch Beobachten rauszukriegen wie das läuft). Vorweg: Auch dieser Betriebszustand ist dazu da, um - in dem Fall über die TWW-Bereitung - die Stirling-Laufzeiten zu verlängern.


    Die TWW-Bereitung regelt sich nach dem eingestellten Sollwert bzw. Reduziertsollwert (Werkseinstellung 60°C bzw. 40°C) sowie nach der Schaltdifferenz (Werkseinstellung 2 K). Normalerweise schaltet sich die TWW-Bereitung bei T = (Sollwert minus Schaltdifferenz) ein, bei Werkseinstellung also bei 58°C bzw. 38°C, und schaltet sich wieder aus, sobald die Solltemperatur erreicht ist (60°C bzw. 40°C). Fast immer springt beim Einschalten aber gleich der Zusatzbrenner mit an, und zwar auch dann, wenn im Menü "Brennerfolge>Brenn'freigabe TWW-Ladung" (Code 3213, Ebene F1) "Nur Stirlingbrenner" eingestellt ist. Das ist eine Komfortfunktion, die wohl gewährleisten soll, dass bei TWW-Anforderung immer heißes Wasser bereitgestellt wird. Es führt aber dazu, dass de facto nur etwa ein Viertel des TWW mit Stirlingwärme erzeugt wird, drei Viertel ohne Stromproduktion mit dem Zusatzbrenner. Besonders frustrierend ist das, wenn wie jetzt der Stirling 90% der Zeit steht (weil kaum Heizwärme benötigt wird), d.h. grundsätzlich genügend Wärme für das TWW liefern und dabei auch noch Strom erzeugen könnte.


    Die Funktion "Ladung opt. Energie, Nenn" (heißt wahrscheinlich ausgeschrieben "Speicherladung zur Optimierung der (elektrischen) Energieerzeugung bei (Stirling-)Nennlast") wurde ab dem Modell C3HB eingeführt und versucht dem abzuhelfen, und zwar nach unserer Beobachtung so:


    Die Regelung prüft von Zeit zu Zeit, ob die TWW-Temperatur auf Höhe des jeweils geltenden Sollwertes liegt oder darunter, wenn auch oberhalb des eigentlichen Einschaltpunktes bei (Soll - Schaltdifferenz). Dann schaltet sie den Stirling ein und lässt ihn mit der von Dir beobachteten Anzeige so lange mit Nennlast (1 kWel, 6 kWth) laufen, bis der Nennsollwert erreicht ist. Das gilt auch (jedenfalls bei unserem Modell C3HB) während des Reduziert-Betriebes, d.h. er würde sich dann zwischen 38°C und 40°C einschalten und solange - ggf. mehrere Stunden - laufen, bis 60°C erreicht sind.

    Die genannte Prüfung und ggf. längere Inbetriebnahme des Stirling findet immer statt a) vor dem Ausschalten nach einer Heizanforderung und b) wenn der Stirling wegen einer Stromanforderung in Gang gesetzt wurde (über Zeitprogramm 5 oder über Fernsteuerung). Außerdem c) auch noch manchmal sonst: Nach welcher Logik haben wir bisher nicht herausgefunden, wahrscheinlich aber wenn die TWW-Solltemperatur um einen bestimmten Prozentsatz der Schaltdifferenz unterschritten wird.


    Subjektiv ist der Stirling lauter als vorher.

    Das könnte daran liegen, dass der Kundendienst das Gehäuse geöffnet und beim Zusammenbau die Schrauben entweder fester oder weniger fest angezogen hat als gut wäre. Dann kann es passieren, dass Teile des Gehäuses mitschwingen. Prüfung und mögliche Abhilfe: Siehe meine Antwort auf Deinen anderen Beitrag, bzw. einfach mal bei laufendem Gerät vorsichtig (!) an den Gehäuseschrauben drehen und hinhören ob sich was ändert.


    Gruß, Sailor

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

  • Eventuell liegt nach dem Umbau ein Bauteil am Gehäuse an und überträgt die Schwingung? Lass doch den Viessmann nochmal draufschauen.


    Wenn der Zusatzbrenner im Sommer nicht laufen soll, könnte man den sperren. Die WW-Bereitung erfolgt dann ausschließlich mit dem Brenner vom Stirlinggenerator. "Wartung/Sonderbetrieb" 7222
    In der "Konfiguration" 6346 lässt sich der Fachmann-Code auf 00000 stellen, dann wird er auch nicht mehr abgefragt.


    Gruß Vcal

  • An dieser Stelle mal ein Danke an sailor773 für die fundierten und ausführlichen Beiträge zum Vitotwin. Auch letztens im "Totalschaden Generator" Thema! :)

    Man achte darauf, dass der BHKW-Lieferant nicht gegen § 312 StGB verstößt. :neo:

  • Sailor, vielen Dank für die ausführliche Antwort. Ich habe Viessmann nach dem Upgrade zu den Änderungen im Verhalten des Stirlings gefragt. Man hat ausdrücklich verneint, an dieser Stelle etwas geändert zu haben.


    Ich werde daher bei denen nochmal nachhaken. Vielleicht kann man durch Änderung von Parametern das Verhalten vor dem Upgrade zumindest in Teilen wieder herstellen.


    Und mit dem Tipp bzgl. loser Schrauben lagst Du auch richtig. An der Unterseite des Gehäuses sind zwei Schrauben locker und lassen sich auch nicht mehr festschrauben. Vermutlich ist das Gewinde beschädigt.


    Grüße


    Thorsten

  • An dieser Stelle mal ein Danke an sailor773 für die fundierten und ausführlichen Beiträge zum Vitotwin. Auch letztens im "Totalschaden Generator" Thema!

    :thankyou: :herz:


    Ich habe Viessmann nach dem Upgrade zu den Änderungen im Verhalten des Stirlings gefragt. Man hat ausdrücklich verneint, an dieser Stelle etwas geändert zu haben.

    ?(


    Lukas 23, Vers 34?

    Ich werde daher bei denen nochmal nachhaken. Vielleicht kann man durch Änderung von Parametern das Verhalten vor dem Upgrade zumindest in Teilen wieder herstellen.

    Warum? Ich weiß ja nicht was sich bei Dir noch geändert hat, aber die beiden von Dir beschriebenen Features finde ich ausgesprochen praktisch. Jedenfalls sofern es sich bei der von Dir beobachteten Leistungsminderung tatsächlich um Modulation handelt und nicht um den für Dein Modell schon öfter beschriebenen "Bug" mit Leistungsminderung ohne Modulation (d.h. geringere elektrische Leistung bei gleichem Gasverbrauch).

    Allerdings: Wenn dieser Fehler nach anscheinend drei Jahren tadellosem Betrieb ausgerechnet im direkten Anschluss an einen Kundendienstbesuch auftreten würde, wäre das schon der Hammer ;-_ .


    Außerdem war der Fehler bei allen bisher aufgetretenen Fällen irreversibel, d.h. der Stirling ging z.B. auf 800 W Leistung zurück und blieb dann dabei (oder wurde höchstens noch schlechter). Wenn bei Dir mal 800, mal 900 und dann wieder 1000 W auftreten, dann ist es mit ziemlicher Sicherheit Modulation. Nur, dass die Viessmann-Leute das glatt ableugnen, macht mich abwechselnd unsicher und fassungslos.

    An der Unterseite des Gehäuses sind zwei Schrauben locker und lassen sich auch nicht mehr festschrauben. Vermutlich ist das Gewinde beschädigt.

    Öha!


    So langsam frage ich mich: Bist Du sicher dass die Leute, die bei Dir waren, Mitarbeiter von Viessmann waren?


    Also DAZU solltest Du auf alle Fälle nachhaken. Da muss nochmal einer von Viessmann ran. Dann kannst Du auch gleich die Frage mit der Leistungsminderung klären. Aber vielleicht solltest Du Dir dieses Mal vorher den Ausweis zeigen lassen... :wacko:

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

  • Thorsten:


    Es scheint mir so, als wäre der letzte durchgeführte Kundendiensteinsatz nicht ganz so abgelaufen, wie es sein sollte.
    Ich würde mir gerne mal den Einsatzbericht in unserem System anschauen um zu sehen, welche Arbeiten durchgeführt wurden und ob eventuell noch Restarbeiten offen sind.
    Es wäre schön, wenn du mir mal deine Kontaktdaten per PN oder E-Mail an Social-Media@Viessmann.com senden könntest.


    Beste Grüße °be

  • Ich habe das Thema bereits beim Viessmann Service adressiert. Es wird wohl noch mal einen Termin vor Ort geben, um die Anlage zu prüfen. Ich hoffe danach verhält sie sich wieder annähernd wie vor dem Upgrade.

  • Jedenfalls sofern es sich bei der von Dir beobachteten Leistungsminderung tatsächlich um Modulation handelt und nicht um den für Dein Modell schon öfter beschriebenen "Bug" mit Leistungsminderung ohne Modulation (d.h. geringere elektrische Leistung bei gleichem Gasverbrauch).


    Hallo und eine Frage: Wenn der Vitotwin seine Leistung reduziert z.B. auf 600 Watt und die Gasmenge geht zurück ist das Modulation . Sinkt dann auch die Kopftemp. des Stirling oder durch was reduziert sich die Leistung ?(

  • Hallo und eine Frage: Wenn der Vitotwin seine Leistung reduziert z.B. auf 600 Watt und die Gasmenge geht zurück ist das Modulation . Sinkt dann auch die Kopftemp. des Stirling oder durch was reduziert sich die Leistung ?(

    Der Kopftemperatursollwert geht etwas runter und dadurch die Leistung. Adresse 8361 Ein/Ausgangstest
    Die Kopftemperaturen kann man in der Diagnose Erzeuger abfragen: 7764 und 7765

  • Hallo Solar_Oldi,


    die 26 bezieht sich auf die maximale Nenn-Wärmeleistung in kW.


    Gruß °mi


    Danke für die Info. Noch ein Tipp: Evtl. wäre es möglich das Typenschild unten ans Gerät zu kleben ?! Oben ist es oft nur unter Benutzung eines Tritts oder Leiter zu lesen ;) .
    Noch ne Frage: Wir haben Viessmännern die Montageanleitung vom Speedpower 2 gesendet. Für Euch ist diese nicht ausreichend.
    Braucht Ihr einen Hydraulikplan mit offiziellen Symbolen nach DIN oder was ? ?( ?(
    Üblicherweise kann man als Normalbürger schon sehen, wie alles verbunden ist.
    Bitte ebenfalls Antwort über das Forum. Dann können sich andere Bauherrn vorab drum kümmern. Schönes Wochenede. :D