Heizungsanlage für großes EFH nach Kernsanierung. Möchte etwas mehr als nur einen Brennwertheizkessel verbauen.

  • Hallo Zusammen,


    Wir stehen kurz davor in unser kernsaniertes Einfamilienhaus ein komplett neues Heiz- und Wasserversorgungssystem einzubauen. Da es ein Umbau ist, sind wir nicht gezwungen regenerative Energiequellen zu nutzen. Daher wurde uns vom Installateur bislang nur ein System von Viessmann mit Vitodens 300 35 kw und Vitocell 300 Liter Wasserspeicher angeboten. Ich würde aber gerne darüber nachdenken, "moderner" zu heizen habe aber natürlich kein unbeschränktes Budget.

    Solarenergie können wir nicht nutzen, da unser neues Dach mit historischen Tonschindeln aus Frankreich eingedeckt wurde. Da passt optisch leider kein Panel zu.


    Die Nutzung von geothermischer Energie wäre möglich, wird aber zumindest hinsichtlich der Anfangsinvestition deutlich teurer. Die Wirtschaftlichkeit ist mir nicht bekannt. Auch die Nutzung von oberflächennaher Wärme würde mit einer Investition von ca. € 40.000 zunächst deutlich über der Viessmann Kombi liegen. Zur Geothermie habe ich kein konkretes Angebot, denke aber, dass die Kosten ähnlich hoch sind.


    Die günstigste Lösung wäre wahrscheinlich ein zusätzliches BHKW von z.B. Vaillant (1.0 oder 3.0) über das ich mich hier im Forum schon vor ca. 2 Jahren erkundigt habe. Auch eine Brennstoffzelle von BlueGEN könnte mir Spass machen.

    Und Spass an der Technik zu haben ist für mich ein wichtiges Kaufmotiv. Ich möchte dabei natürlich nicht unnötig Geld verbrennen, muss aber auch nicht auf den letzten Cent schauen.


    Wenn Ihr also dann meiner Stelle wäret, wozu würdet Ihr mir raten???? Schon jetzt herzlichen Dank für jede Antwort, für jede Art der Hilfe. Hier nun unsere Rahmendaten:


    Verbrauchsdaten
    Jährlicher Stromverbrauch: 10.500 kw
    Jährlicher Brennstoffverbrauch: 90.000 kw


    Derzeitige Heizung
    Energieträger der Heizung: Erdgas
    Alter und Typ der der Heiztechnik: wird komplett neu installiert
    Ist bereits eine Solarthermie vorhanden: Nein, wird auch nicht installiert
    Vorhandener Heizungspufferspeicher und Größe: Noch nicht vorhanden
    Art der Warmwasserbereitung und Vorratsvolumen: n/a
    Gibt es ein besonderes Strom-/Wärmeverbrauchsverhalten:

    Grundlast nach 23:30 bis 6:00 = 700 w/h
    Grundlast tagsüber ca. 1,1 kw/h
    Spitzenlast bis zu 4,4 kw/h (Waschmaschine, Trockner, Herd)
    Verbrauch pro Tag bei Anwesenheit ca. 32 kw

    Hydraulischer Abgleich durchgeführt: wird später bestimmt durchgeführt
    Temperaturen der Heizkreise: n/a
    Art der Heizkörper: Fußbodenheizung


    Immobilie und Rahmendaten
    Beheizte Fläche, Anzahl Bewohner: ca. 500 m2 Wohnfläche, 2 Erwachsene, 2 Jugendliche
    Art und Baujahr der Immobilie: Einfamilienhaus, 1960
    Erfolgte Modernisierungen: nach Kernsanierung, Kellerdecke gedämmt, neue Holzfenster, Dachgeschoss komplett neu nach Enev, Zellulosedämmung, 40er Mauerwerk nicht gedämmt.
    Weitere geplante Modernisierungen: ist eigentlich alles gemacht
    Zweiter Abgasstrang für BHKW frei: Ja
    Zusammenschluss von Nachbarhäusern möglich: Nein




  • Herzlich Willkommen hier im Forum!


    Die Angaben zum Verbrauch sind wahrscheinlich vor der Sanierung?
    Energieumsatz- und Produktion wird in Kwh angegeben, nicht in Kw, denn das ist die Leistung. Nur nebenbei damit es keine Missverständnisse gibt.


    Bei 10500Kwh elektrischen Energiebedarf für 4 Personen frage ich mich, ob das Licht die ganze Zeit brennt und alle Geräte die man so braucht nicht abgeschaltet werden wenn sie nicht gebraucht werden?
    Erstmal schauen das der elektrische Energiebedarf nach unten gedrückt wird.


    Aber so im Allgemeinen zum Energieumsatz und der Tatsache, dass eine Fußbodenheizung installiert wurde, könnte hier ein Stirling gut rein passen. Dieser hat neben dem Stirling noch den Spitzenlastkessel integriert. Zwei Fliegen mit einer Klappe erschlagen und spart Geld nebenbei, weil kein zweiter Abgasstrang erforderlich und eben kein zusätzlicher Spitzenlastkessel nötig ist.


    Beim Bluegen gibt es den Nachteil der fehlenden Modulation. Du wirst aufgrund der geringen elektrischen Grundlast von weniger als 1,5Kw keine sonderlich gute Wirtschaftlichkeit erlangen. Bei 13000Kwh Strombedarf an Grundlast sieht es schon wieder viel besser aus.

  • Hallo Benny,


    zunächst vielen Dank für die Nachhilfe. Ich werde versuchen mir den Unterschied zu merken. Die Werte sind die aktuellen Verbrauchswerte unseres jetzigen, kleineren aber nicht sanierten Hauses. Ich glaube aber nicht, dass wir im neuen Haus wesentlich darunter liegen werden. Es ist dann zwar besser gedämmt aber auch viel größer. Zudem sind alle Räume mindestens 3 Meter hoch.


    Wenn es hell ist, brennt bei uns natürlich kein Licht ;-)) …..aber sonst haben wir schon reichlich Verbrauer in Betrieb. Ich glaube, in den letzten 10 Jahren war unser bester Verbrauchswert 9.000 KwH. Aber da waren die Kinder auch noch jünger.


    Du hast in Deinem Text zweimal Stirling geschrieben. War das so gewollt? Oder haben alle BHKW's mit Stirling Motor den Spitzenlastkessel integriert?

  • Sorry,


    ich muß nochmal nachfragen - 10.000kWh Stromverbrauch im EFH sind schon gewaltig, aber noch nachvollziehbar. Jedoch 90.000kWh Wärmebedarf scheint mir selbst für 500m² ein Ding der Unmöglichkeit.


    Gibt es vom Architekt/Planer denn keine schätzungen zum Wärmebedarf ?? Kann ich mir nicht vorstellen.


    Grüße

  • So, leicht verunsichert habe ich noch einmal in unsere Rechnung geschaut……Wir verbrauchen gegenwärtig bei 280 m2 Wohnfläche leider 90.000 kWh Gas. Das Haus wurde im Jahr 2000 renoviert aber nicht gedämmt. Ähm…..wir haben es gerne warm…


    Für das neue Haus gibt es keine Planung oder Wärmebedarfsrechnung. Wir haben z.B. 2 offene, neu erstellt Kamine im Haus. Wir haben 5 oder 6 kleinere Metallfenster aus Belgien verbaut. Und auch die Dachflächenfenster müssen zum Stil des Hauses passen und sind aus Stahl. Zwar alles mit Doppelverglasung aber nicht thermisch getrennt.


    Damit will ich sagen, wir haben nicht die Besten Vorraussetzungen zum Energiesparen. NATÜRLICH wäre ich froh, wenn wir weniger verbrauchen würden als jetzt…….nur daran glauben kann ich nicht wirklich.


    Grüße

  • Du hast in Deinem Text zweimal Stirling geschrieben. War das so gewollt? Oder haben alle BHKW's mit Stirling Motor den Spitzenlastkessel integriert?

    Natürlich gibt es nur noch Stirling-Geräte mit einem integrierten Spitzenlastkessel. Der ehemals erhältliche WisperGen hatte nur den Stirling wenn ich mich daran richtig erinnere.



    Besorge dir einen Elektroenergiemesser für die Steckdosen und checke die Geräte nach ihrem Stromverbrauch ab. Sicherlich entpuppt sich das eine oder andere Geräte als wahrer Stromfresser im Standby und kann womöglich bei Nichtgebrauch vom Stromnetz getrennt werden.

  • Also ich habe in Dortmund und Umgebung sowohl ein 3.0 als auch mehrere 1.0 installiert. Eine steht gleich um die Ecke in Holzen. Diese können auch besichtigt werden.


    Bei Interesse Email an eh-perdok@t-online.de mit Tel.-Nr. für die Terminabsprache.

    Rechnen hilft. Bleistift, Stück Papier und ein Taschenrechner und man wird sich über einige Ergebnisse wundern. ?(
    http://perdok.info/
    Oscar Perdok GmbH
    Gildeweg 14, 46562 Voerde
    Beratung, Planung und Installation von: KWK-Anlagen, PV-Anlagen, Stromspeicher mit Notstromfunktion, Eigene Herstellung von Ladestationen für E-Mobile, Energie-Effizienz incl. Kosten/Nutzen-Betrachtung, Ladestation für E-Mobile (kostenlos)

  • Für das neue Haus gibt es keine Planung oder Wärmebedarfsrechnung.

    Hydraulischer Abgleich durchgeführt: wird später bestimmt durchgeführt


    Hi Equicon,


    also eine Heizung (gleich welcher Art) völlig ohne Wärmebedarfsrechnung richtig zu dimensionieren halte ich für für ein ziemliches Vabanque-Spiel. Aber wenn Ihr sowieso einen hydraulischen Abgleich "bestimmt" machen wollt, würde ich empfehlen, den sobald wie möglich machen zu lassen: Ich glaube zwar nicht, dass Ihr bei einer reinen Flächenheizung damit besonders viel Energie sparen werdet. Aber damit bekommt Ihr automatisch eine Heizlastberechnung für jeden beheizten Raum (weil das die Voraussetzung für den H.A. ist), und damit natürlich auch für das ganze Haus. Wenn man die Heizlast kennt, kann man bei der Heizungsdimensionierung m.E. kaum noch größere Fehler machen. Außerdem ist der hydraulische Abgleich eine der Bedingungen für die BAfA-Förderung eines BHKW.


    Aber selbst wenn Ihr bei dem genannten Wärmebedarf um 10-20.000 kWh zu hoch liegen solltet und beim Strom auch noch ein- oder zweitausend kWh einsparen könnt (fünfhundert davon kommen wahrscheinlich schon aus dem Austausch von Heizpumpe und Brenner), reicht der Wärmebedarf immer noch, um ein Stirling-BHKW weit überdurchschnittlich lange laufen zu lassen: 5000 Stunden im Jahr halte ich ohne Weiteres für möglich, bei einer geschickten Warmwasserschaltung (oder in Jahren mit kühlem Sommer) sind vielleicht sogar 6.000 Stunden drin. Mit der genannten Strom-Grundlast von 700 W nachts und 1100 W tagsüber könntet Ihr - ganz ohne Batterie - auf eine traumhafte Eigenverbrauchsquote von 90% kommen.


    Ein größeres Gerät als 1 kW würde ich nicht nehmen. Die Koch- und Wasch-Verbrauchsspitzen kann man mit einem BHKW sowieso nicht abfangen, so dass der Zusatznutzen von 1-2 kW mehr Leistung gering wäre. M.E. lohnt sich das bei einem Verbrauch von 10.000 kWh Strom (minus X) noch nicht.


    Bei der Wahl des Gerätetyps schließe ich mich bennyheizer an und rate uneingeschränkt zu einem Stirling-Gerät. Stirlinggeräte haben - bei ähnlichen Investitionskosten - im Vergleich zu Verbrennungsmotoren drei Vorteile:


    - Integrierter Spitzenlastkessel: Den braucht Ihr bei dem angegebenen Wärmebedarf in jedem Fall.
    - Brennwertnutzung: Bringt bis zu 10% Erdgas-Einsparung. Euer Haus mit anscheinend reiner Flächenheizung ist dafür prädestiniert (für volle Brennwertnutzung sollte der Rücklauf möglichst ganzjährig unter 30°C liegen).
    - Geringere Wartungskosten: Nur marginal höher als bei einer Brennwert-Therme (der Stirlingmotor ist wartungsfrei).


    Dem steht ein an sich beachtlicher Nachteil gegenüber, nämlich der geringere elektrische Wirkungsgrad. Stirling-Geräte geben pro kWh Strom 6 kWh Wärme ab, Motoren wie das Ecopower nur 2,5 kWh. Gerade bei Euch ist das aber überhaupt kein Problem, weil Ihr bei dem riesigen Wärmebedarf die Stirling-Wärme locker unterbringt und immer noch die erwünschten sehr hohen Laufzeiten erreichen werdet.


    Ich sehe nur ein einziges mögliches Problem: Die Stirling-Geräte werden einheitlich mit Gesamt-Heizleistungen von 24-26 kW angeboten (Stirling 6 kW, Zusatzbrenner maximal 20 kW). Es ist denkbar, dass diese Heizleistung für Euch an sehr kalten Tagen nicht ausreicht (der angebotene Vitodens hat ja 35 kW, mangels Wärmebedarfsrechnung offenbar eine Schätzung Eures Installateurs - wie viel Reserve ist da drin?). Die Berechnung für den hydraulischen Abgleich wird das zeigen. Aber für die wenigen richtig kalten Tage hättet Ihr ja noch Eure zwei offenen Kamine... :D


    Von der Brennstoffzelle würde ich die Finger lassen. Mal abgesehen von den derzeit noch hohen Kosten und der auch noch unsicheren Dauer-Standfestigkeit: Der Hauptvorteil einer Brennstoffzelle ist, dass sie pro kW Strom noch weniger Wärme abgibt als ein Motor-BHKW. Das geht an Eurem Bedarfsprofil völlig vorbei, d.h. Du zahlst da für etwas, das Du absolut nicht brauchst.


    Zur Geothermie: Bei dem angegebenen gewaltigen Wärmeverbrauch halte ich es für möglich, dass sich so etwas bei Euch vergleichsweise besser rechnet als bei normalen EFH (weil die Investition v.a. für die teure Bohrung nicht linear mit dem Wärmebedarf steigt, sondern langsamer). Aber wenn Ihr nicht gerade auf einer heißen Quelle sitzt (50-60°C sollten es schon sein), bedeutet Geothermie den Einsatz einer Wärmepumpe, und die ist immer stromgetrieben. Also ich würde es in den gegenwärtigen Zeiten nicht riskieren, auf dauerhaft günstige Preise für Wärmepumpen-Strom zu setzen.


    Fazit: Wenn die erforderliche Heizlast es zulässt, würde ich Euch zu einem Stirling-BHKW raten, weil bei Euch die Voraussetzungen dafür anscheinend nahezu perfekt sind.


    Gruß, Sailor

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

  • Moin,


    zum Thema Wärmepumpe: im Netz bin ich irgendwo schonmal über "Kleine" Gaswärmepumpen gestolpert, das wäre also auch eine Alternative hilft Euch aber nicht beim Allgemeinstromverbrauch.


    Ich schließe mich daher der Schlußfolgerung von Sailor an. Erst Heizlast berechnen, dann wenns passt Stirling Therme vom Hersteller des Vertrauens kaufen ( Viessmann,Remeha,Brötje,Senertec,Vaillant ) haben alle das selbe "Herz" in mehr oder weniger unterschiedlicher Verpackung.


    Grüße