Moin JJ,
um hier bessere Ratschläge geben zu können, wäre es noch nützlich zu erfahren, was für Heizkreistemperaturen bei Dir gefahren werden, beispielsweise bei einer Außentemperatur von 0°C. Aber es lässt sich schon mal einiges sagen:
Geheizt wird mit einer Vissmann Vitolaplus 300 (Heizöl) ca 1700L/Jahr bei einer Durchschnitts Raumtemperatur von ca 19°c (auch im Winter).
1700 Liter Heizölverbrauch ist für ein 50er Jahre Haus mit 150 qm gar nicht mal so schlecht. Die genannten 19°C Raumtemperatur helfen dabei natürlich auch, aber selbst wenn man – zu Vergleichszwecken – den Verbrauch linear auf die üblichen 20-21°C hochrechnet, würde das vielleicht 6-10% mehr Verbrauch ausmachen. Das wären (ohne Berücksichtigung von Wirkungsgraden) ca. 125 kWh/m2 Wärmeverbrauch ohne Pool, also besser als der bundesdeutsche Durchschnitt. Und der Vitolaplus 300 ist ein ordentlicher Brennwertkessel, der immer noch verkauft wird: Besonders alt kann der eigentlich noch nicht sein und einen ordentlichen Wirkungsgrad sollte er auch haben. Also allein wegen des Ölkessels ist hier schnelles Handeln wohl nicht erforderlich.
Der ultimative Aufwand von Dämmung, neuen Fenstern und neuem Dach und dem dazu gehörigen Preis möchte ich wenn möglich umgehen.
Also wenn Du noch lang in diesem Haus wohnen möchtest, solltest Du zumindest mal (wie ja anscheinend auch geplant) einen Energieberater konsultieren. Vielleicht gibt es ja die Möglichkeit, für vergleichsweise kleines Geld eine Teilsanierung zu machen, d.h. man würde zuerst dort anpacken, wo der eingesetzte Euro (abzüglich Förderung) am meisten Energie spart. Das könnten Dinge sein wie Dämmung der obersten Geschossdecke (sofern der Dachboden nicht ausgebaut ist) und der Kellerdecke (über nicht beheizten Räumen), die sich ggf. auch in Eigenleistung machen lassen. Und die Fenster würde ich jedenfalls dann bzw. dort erneuern, wenn bzw. wo es in beheizten Räumen durchzieht. Letzteres macht nach meiner Erfahrung wesentlich mehr beim Energieverbrauch aus als man nur durch den Vergleich der U-Werte ausrechnen kann.
Beinahe wäre ich Ende letzten Jahres einem nahmenhaften PV Anbieter auf den Leim gegangen. Am Ende war eine 8KW Anlage mit Speicher (für knapp 30000€), und Abbo für 25 Jahre bei komplett ca 80000€ gelandet.
Sowas ist natürlich völlig bekloppt. Eine anständige 8 kWp Anlage darf ohne Speicher kaum mehr als 12.000 EUR kosten. Mit einem 6-8 kWh Speicher kommt man vielleicht auf 18-20 TEUR. Ob sich bei Dir ein Stromspeicher überhaupt rechnet wäre zu klären. Aber 30 TEUR für eine 8 kWp-Anlage mit Speicher zu verlangen würde ich als Abzocke bezeichnen. Und seriöse "Abo"-Modelle (also solche, die sich nicht nur für den Anbieter rechnen sondern auch für den Kunden) sind jedenfalls mir bislang noch nicht untergekommen. Von sowas (auch von PV-Mietmodellen) würde ich grundsätzlich abraten.
Ich würde aber in jedem Fall empfehlen, dass Du Dir von einem Solarteur/Elektriker vor Ort ein Angebot für eine PV-Anlage machen lässt (und nicht von einem "namhaften PV-Anbieter", schon gar nicht mit irgendwelchen Miet- oder Abo-Modellen). Wenn Du außerdem noch im Sommer eine Pool-WP mit PV-Strom betreiben kannst, würde ich in deinem Fall (ein seriöses Angebot vorausgesetzt) eine bessere Wirtschaftlichkeit erwarten als üblich. Und eine PV-Anlage ist praktisch immer auch eine gute Ergänzung zu einem BHKW, weil sie hauptsächlich im Sommerhalbjahr Strom liefert, wo ein BHKW mangels Wärmebedarf nur wenig läuft.
Was die mögliche Stromeinsparung durch eine PV-Anlage betrifft: Die kannst Du mit diesem Tool relativ gut abschätzen. Von 4.500 kWh Jahresstromverbrauch könntest Du mit einer 8 kWp-Anlage (bei vernünftiger Neigung und Ausrichtung, ohne evtl. Verschattung) unter Standardbedingungen ohne Speicher knapp 1.600 kWh abdecken. Mit einem 6 kWh Stromspeicher könnten weitere 1.500 kWh hinzukommen. Weil der Verbrauch der Pool-WP vermutlich auf die Jahreszeit mit der höchsten PV-Stromerzeugung fällt, könnten diese Werte in Deinem Fall noch deutlich übertroffen werden.
Somit bin ich bei mini bzw micro BHKWs angekommen. Wärme und strom? Das hört sich doch gut an!
Aber welches System mit welcher Preis / Leistung und Hersteller ist da sinnvoll und effizient, was wird wie gefördert ???
Um ein BHKW betreiben zu können müsstest Du auf Flüssiggas umsteigen (kleine Heizöl-BHKW's gibt es praktisch nicht mehr). Das bringt schon mal beachtliche Kosten für den neuen LPG-Tank mit sich. Angenommen Du machst das, dann könntest Du bei 17.000 kWh Wärmebedarf mit dem kleinsten am Markt erhältlichen BHKW (RMH neoTower 2.0 mit 5,2 kWth) etwa 3.300 Vollbetriebsstunden mit einer Stromerzeugung von 6.600 kWh erreichen. Ein Dachs F 3.0 von Senertec (6,9 kWth) könnte auf knapp 2.500 VBh kommen und würde ca. 7.400 kWh Strom erzeugen. Alles Größere wäre Unsinn. Die Heizlast deines Hauses kenne ich nicht, aber beim neo Tower bräuchtest Du vermutlich für kalte Tage noch eine Spitzenlasttherme. Mit dem Dachs könnte es gerade noch reichen, wenn z.B. ein Kaminofen zur Verfügung steht um Kälteperioden zu überbrücken.
Das BHKW selbst wird nicht mehr gefördert, aber nach KWKG bekommst Du für jede eingespeiste kWh einen Bonus von 16 ct/kWh (zusätzlich zu der Einspeisevergütung von derzeit ca. 6,6 ct/kWh) und für jede selbst verbrauchte kWh 8 ct/kWh, und zwar für die ersten 30.000 Vollbetriebsstunden. Pro Jahr werden aktuell maximal 3.500 VBh gefördert. Dieser Wert geht bis 2030 auf 2.500 VBh zurück.
Der Stromverbrauch des Hauses liegt jährlich bei ca 4500KW zu rund 37cent/KW. Darin enthalten ist auch ein Whirlpool mit ca 1200L Wasser welcher in der Sommerzeit mit einer 3KW Wärmepumpe beheizt wird.
Bei der Abschätzung der möglichen Stromeinsparung durch ein BHKW musst Du berücksichtigen, dass ein BHKW nur im "Hochwinter" lange Laufzeiten erreicht. Angenommen die Heizlast wäre bei Dir 7 kW bei Auslegungstemperatur, dann liegt der Wärmebedarf bei den üblichen Wintertemperaturen um Null Grad nur noch bei ca. 4 kW oder weniger. Der Dachs würde also selbst im Dezember/Januar durchschnittlich nur ca. 14 Stunden am Tag Strom erzeugen und im Sommerhalbjahr weit weniger. (Den Pool im Sommer mit Abwärme aus dem BHKW zu beheizen wäre unwirtschaftlich, weil der Strom für die Pool-WP Dich vermutlich weniger kostet als das anteilig zur Wärmeerzeugung im BHKW verbrauchte Flüssiggas.) Du bräuchtest also bei den relativ kurzen Laufzeiten einen Stromspeicher, um die Stunden zwischen den BHKW-Laufzeiten zu überbrücken. Und im Sommer dürfte der BHKW-Strom kaum ausreichen um den Bedarf zu decken. Eine PV-Anlage würde da natürlich helfen (siehe oben), aber dann müsstest Du in zwei Stromerzeuger investieren. Dafür ist m.E. der Strombedarf nicht hoch genug.
Langer Rede kurzer Sinn: Ich halte es für sehr unwahrscheinlich, dass sich die Investition in ein Flüssiggas-BHKW bei dem genannten Wärme- und Strombedarf rechnet, zumal Du zukünftig (allein schon wegen der CO2-Kosten und der GEG-Anforderungen) auch noch mit höheren LPG-Kosten rechnen musst.
Also wenn das mein Haus wäre, würde ich eine PV-Anlage anschaffen (die genannten 8 kWp sollten reichen, mehr schadet auch nicht), den Pool weiter mit der Pool-WP beheizen, Sanierungsmaßnahmen prüfen und an der Heizung erst mal nichts machen. Langfristig wäre in deinem Fall dann wohl eine Wärmepumpe die beste Lösung, vor allem wenn sich die Heizkreistemperaturen im Rahmen halten (50°C sollte in der Regel nicht überschritten werden). Evtl. macht es auch Sinn, eine Hybridlösung zu nehmen: Das wäre eine kleinere Wärmepumpe, die an kalten Tagen durch den Heizkessel ergänzt wird. Bei vernünftiger Auslegung sind damit die 65% EE aus dem GEG mühelos zu schaffen, und bei einem Hybridsystem wäre der PV-Anteil am WP-Strom deutlich höher als bei einer monovalenten WP.