Fast Blackout in der EU am 8.1.2021?

  • im Januar geht das Gas aus, und in Millionen Haushalten gehen Heizlüfter an

    Langsam, Panik ist auch in diesem Fall (wie eigentlich immer) nicht angebracht.


    Ich empfehle zum Thema erstmal die Website der Bundesnetzagentur. Dort kann man sich die aktuellen Situationsberichte zur Lage der Gasversorgung in Deutschland runterladen. Aktuell ergibt sich daraus folgendes:

    • Seite 4: In den deutschen Gasspeichern waren am 04.09.22 insgesamt 211 TWh eingespeichert.
    • Seite 3: Nach der nahezu vollständigen Abstellung des russischen Gases (a bisserl was tröpfelt noch über Waidhaus hinein) importieren wir noch 1.500 GWh/Tag aus Benelux und 1.300 GWh/Tag aus Norwegen. Das war im ganzen Jahr 2022 so und nichts spricht dafür, dass sich das ändert (außer vielleicht zum Positiven). In jedem Monat werden wir also auch in Zukunft mindestens 85 TWh aus diesen Ländern bekommen – da kann Putin hoch oder niedrig springen. Mehr als abstellen kann er das Gas nicht.
    • Seite 6: Legt man die Zahlen aus 2021 zugrunde (als noch kein Mensch ans Gassparen dachte), so liegt der Verbrauch im September üblicherweise um 40 TWh. Damit würden wir also in 09/22 bis zu 40 TWh einspeichern können und Ende September könnten die Speicher mit 245 TWh voll sein. Im Oktober reichen die Importe aus um den Bedarf zu decken.
    • Danach wird ausgespeichert: Auf Basis 2021 Im November -25 TWh, Dezember -40, Januar -55, Februar -35, März -25 und April -10. Danach wären rein rechnerisch (und wenn im Vergleich zu 2021 kein Gas eingespart wird) noch 55 TWh in den Speichern.
    • Ab Mai liegt der Verbrauch in Deutschland dann wieder unter der Importsumme und das erneute Auffüllen der Speicher beginnt. Bis dahin haben wir hoffentlich auch mehr Kapazitäten für LNG-Importe aufgebaut.

    Was ich nicht weiß ist, ob wir zusätzlich aus unseren Speichern noch andere EU-Länder beliefern müssen, dann könnte es vielleicht im Frühjahr eng werden – aber jedenfalls noch nicht im Winter. Und wie gesagt, Einsparungen (weniger wegen Gasmangel, sondern wegen der aberwitzigen Preise) sind dabei noch nicht eingerechnet.


    Es kann also keine Rede davon sein, dass im Januar 2023 das Gas ausgeht. Und daher besteht auch keinerlei Anlass zu der Befürchtung, dass die Leute ab Januar massenhaft Heizlüfter einschalten – außer der durchschnittliche Gaspreis würde über den durchschnittlichen Bezugsstrompreis steigen.


    Dass wir mittelfristig wegen der ganzen Wärmepumpen und E-Autos (geschweige denn dem Umstieg auf die Wasserstoffwirtschaft) mit einem viel höheren Stromverbrauch rechnen müssen als jetzt, steht auf einem anderen Blatt. Das haben ausnahmslos alle Parteien, die zwischen 2011 und Herbst 2021 an der Regierung waren, verpennt. Schau' mer mal ob die Ampel das besser hinkriegt. Das einzige was Leute wie wir da machen können ist Häuser energetisch sanieren und PV-Anlagen bauen bis der Arzt kommt.

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

    5 Mal editiert, zuletzt von sailor773 ()

  • Okay, prinzipiell richtig. Aber:


    Industrien sterben. Das billige Gas ist Bestandteil des Geschäftsmodells. Andere wandern ab. D wird deindustrialisiert.


    Dann wird nochmal kräftig umverteilt - die allerletzten Leistungsträger verlassen das Land. R.I.P., Deutschland.

  • sailor773


    Danke für die Info, sehr schön dargestellt.


    Müsste der Gasverbrauch aber nicht gegenüber 2021 ansteigen? Stichwörter: zusätzliche Wärmepumpen (El. Heizstab), Elektromobilität; Entfall von Atomstrom (4270 MW Leistung in 12/22) und Kohlestrom (1059 MW Leistung in 10/22 und 1331 MW in 12/22), aktueller Export nach Frankreich

    Werkstatt:

    PV 4,8 kWp BHKW Senertec Dachs HR AltölumbauHolzvergaser Atmos DC30GSE

    Haus:

    PV 5,4 kWp Inselwechselrichter 5,0 kW26 kWh Batteriespeicher BHKW Senertec Dachs HR NE Holzvergaser Buderus Logano S161 ● Windrad Makemu Domus 0,0 kW ● Autarkie: 100%

  • Der fehlende AKW Strom aus Frankreich kommt im Winter zurück: Wartungsarbeiten abgeschlossen, steigende Pegel und damit genug Kühlwasser. Unsere Presse liebt es, Atomstrom als unberechenbar darzustellen.


    stephans-garage: Natürlich erhöhen E-Autos und Wärmepumpen den Strombedarf, aber das hat unsere weise Regierung sicher bedacht.

    Einmal editiert, zuletzt von BHKWFiasko () aus folgendem Grund: Ein Beitrag von BHKWFiasko mit diesem Beitrag zusammengefügt.

  • Müsste der Gasverbrauch aber nicht gegenüber 2021 ansteigen?

    Du meinst den Gasverbrauch in der Stromerzeugung? Kann passieren, ist aber nicht die Welt (die Stromerzeugung aus Erdgas entspricht insgesamt nur etwa 12% unseres Gasverbrauchs). Nur hoffe ich, dass wir zum Winter den Umstieg wieder zurück auf Kohlestrom endlich gebacken kriegen. Wir haben doch weiß Gott Firmen wie RWE lange genug einen Haufen Geld für das Bereithalten von Reservekraftwerken bezahlt. Damals hieß es, die Wiederinbetriebnahme dauert maximal ein paar Wochen. Was ist denn jetzt damit?


    Meine Meinung zum Atomausstieg (im allgemeinen seit 2011 und im besonderen was in der aktuellen Lage die letzten drei KKW betrifft) ist bekannt. Aber da dieses Thema in Deutschland noch nie rational diskutiert worden ist, halte ich es nicht für weiterführend, diese Diskussion hier wieder aufzumachen.

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

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  • Aber Vorsicht:


    "Im Jahr 2020 importierte Deutschland Steinkohle aus Russland (45 Prozent), aus den USA (18 Prozent) und aus Australien (12 Prozent). Derzeit plant die EU, einen Importstop für russische Kohle zu verhängen"


    Auch das hier ist eine Folge der grünen Politik:


    https://www.deutschlandfunk.de…kohle-in-zukunft-100.html


    Ich hätte mir eine Energiewende auf naturwissenschaftlicher Basis gewünscht. Dabei hätte man Überschussstrom als Wasserstoff einlagern müssen. Der ausschließliche Ausbau der Erneuerbaren ist ein populistischer Irrweg.

    2 Mal editiert, zuletzt von BHKWFiasko () aus folgendem Grund: Ein Beitrag von BHKWFiasko mit diesem Beitrag zusammengefügt.

  • Im Jahr 2020 importierte Deutschland Steinkohle aus Russland (45 Prozent), aus den USA (18 Prozent) und aus Australien (12 Prozent)

    Der Kohleausstieg war und ist ja auch an sich richtig: Nicht nur aus Klimagründen, sondern auch hier wegen der Abhängigkeiten vom nichteuropäischen Ausland. Es haben sich nur alle auf die "russische Vertragstreue" verlassen und geglaubt, dass – wenn man schon meint aus Atom aussteigen zu müssen – Erdgas eine brauchbare (da im Vergleich zu Kohle weniger CO2-intensive) Brückentechnologie auf dem Weg zu 100% EE ist. Ich übrigens auch. Ist eben dumm gelaufen.


    Und jetzt müssen wir halt stattdessen – weil es demnächst keinen Atomstrom mehr geben wird – wieder auf die gute alte deutsche Braunkohle zurückgreifen. Die gibt es immerhin bei uns, es müssen dafür nur noch ein paar Dörfer mehr abgebaggert werden bis wir mit den Erneuerbaren so weit sind. (Vielleicht fahren mal ein paar von unseren Windkraft- und Leitungsgegnern zu den Bewohnern der abzubaggernden Dörfer und erzählen denen, dass sie es auch nicht leicht haben...) :wacko:

    Der ausschließliche Ausbau der Erneuerbaren ist ein populistischer Irrweg.

    Ist er nicht, sondern die einzige verbliebene gangbare Alternative. Außer Du willst mit "ausschließlich" sagen, dass der Ausbau der Erneuerbaren allein nicht langt, sondern dass wir selbstverständlich auch die entsprechenden Leitungs- und Speicherkapazitäten (mit Letzteren meine ich auch – aber nicht nur – Wasserstoff) brauchen.


    Ich hätte mir gewünscht, dass unsere Politik (wenn sie schon 2011 – im vollen Bewusstsein um den Klimawandel! – die populistische Entscheidung fällt, als erstes aus Atomkraft auszusteigen) dann wenigstens so schnell wie möglich den Ausbau der EE einschließlich Leitungen und Speichern vorangetrieben hätte. Stattdessen hat unsere Politik (auf Druck von Lobbyisten?) die letzten zehn Jahre immer mehr Förderung abgebaut und zum "Ausgleich" Hemmschuhe wie PV-Ausbaudeckel, EE-Umlagen, überzogene Ausschreibungsgrenzen und Bürokratie aufgebaut. Dadurch wurden seit dem Beginn des Atomausstiegs weit mehr Arbeitsplätze in der deutschen EE-Industrie abgebaut als wir in der Braun- und Steinkohleindustrie überhaupt hatten, und auf diese Weise unsere einstmals führende EE-Industrie und deren Know-how an die Chinesen verschenkt (PV vor zehn Jahren, die Windindustrie wird aktuell immer noch in den Graben gefahren). Und weil das alles noch nicht dumm genug war, hat die Politik (allen voran die meines Bundeslandes) auch noch auf den Druck von Wutbürger-Minderheiten den Ausbau der dringend erforderlichen Leitungsnetze und der Windkraft (Stichwort 10H) sinnlos um mindestens ein Jahrzehnt verzögert, erheblich verteuert und das dann auch noch als "Bürgernähe" verkauft. Und die dafür notwendigen Mittel hat die Politik stattdessen bis 2021 für größtenteils sinnlose Wahlgeschenke und "Wohltaten" ausgegeben, während unsere Infrastruktur immer mehr verfallen ist.


    |:-(


    Es ist zum Kotzen. Aber jetzt finden wir uns auf einmal im Krieg, oder doch zumindest im Wirtschaftskrieg. Vielleicht schaffen wir es ja daraufhin als Nation, endlich mal aufhören zu jammern und stattdessen die A..backen zusammenzukneifen und in notgedrungen kurzer Zeit gemeinsam das aufzubauen, was unsere Politik die letzten zehn Jahre verschlafen hat.

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

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    Einmal editiert, zuletzt von sailor773 ()

  • Ist er nicht, sondern die einzige verbliebene gangbare Alternative.

    Im Prinzip ja, aber es stellt sich die Frage "wie".


    Ganz Deutschland zuzuspargeln, um in den sehr volatilen Überschusszeiten „gelegentlich“ Wasserstoff zu produzieren erscheint mir nun auch nicht das Optimum und PV ist im Winter sowieso schwach.

    Es gibt Gegenden auf der Welt, da kostet der Windstrom nur 10-20% im Vergleich zu uns und in anderen Gegenden kann man Wüsten ohne Nebenwirkungen mit PV zupflastern.

    Da erfolgt dann die Produktion von Wasserstoff zeitlich nicht nur per Zufall, was ein hoher Kostenfaktor ist. Und die Erzeugung von Methanol oder synthetischen Treibstoffen würde auch manches Problem lösen.

    Weniger Ideologie und mehr Naturwissenschaft würde manches leichter und billiger machen und die negativen Einflüsse auf die Natur, die auch die schönste EE hat, wären weniger gravierend. |__|:-)

    Lesen gefährdet die Dummheit! Denken gefährdet Vorurteile!
    Der geistige Horizont mancher Menschen hat einen Radius von NULL. Das nennen sie dann Standpunkt.

  • Insbesondere beim Wasserstoff hast Du Recht. Wir werden zukünftig große Mengen von Wasserstoff aus Ländern wie Marokko oder auch Australien importieren, wo es sowohl genügend Wind als auch Sonne gibt. Vielleicht können die LNG-Terminals, die jetzt überall errichtet werden müssen (obwohl sie in zehn Jahren womöglich gar nicht mehr gebraucht werden) dann auf H2 umgebaut werden. Aber die Frage der Abhängigkeit von möglicherweise instabilen Regionen stellt sich dann auch wieder neu.


    Und die Transportkosten werden (anders als bei den fossilen Energieträgern) beachtlich sein, jedenfalls dort, wo der Wasserstoff nicht per Pipeline transportiert werden kann. Der Schiffstransport als solcher ist nicht schwierig, aber Verdichtung bzw. Verflüssigung oder auch chemische Umwandlung in Zwischenträger wie Ammoniak sind beim Wasserstoff ungleich komplexer, teurer und energieaufwändiger als bei LNG. Angesichts dieser Tatsache stellt sich dann wohl bei manchen Industrien (die aktuell besonders Energie-intensiv sind und zukünftig Wasserstoff-intensiv sein werden) die Frage, ob es dann nicht wirtschaftlicher wäre, die Herstellung von Produkten wie z.B. Ammoniak, Methanol oder auch Roheisen gleich dorthin zu verlegen, wo Wasserstoff vergleichsweise kostengünstig erzeugt wird. Ich rechne deshalb damit, Teile unserer chemischen Industrie und vielleicht auch die Stahlindustrie in den nächsten Jahrzehnten an solche Standorte zu verlieren.


    Der Vorgang als solcher wäre nicht neu. Seit Jahrhunderten ist die Industrie immer dorthin gegangen (bzw. hat sich dort entwickelt), wo es ausreichend günstige Energie gab. Sofern diese Länder politisch einigermaßen stabil sind, sehe ich darin auch kein Problem: Wir haben in anderen Branchen schon seit Jahrzehnten weit mehr Arbeitsplätze nach Regionen wie China und Südostasien verloren und haben trotzdem immer noch (oder schon wieder) Fachkräftemangel. Nur müssen wir uns rechtzeitig drauf einstellen und nicht wieder (wie bei der Steinkohle) mit Milliardensubventionen so lang dagegen ankämpfen, bis mit 40 Jahren Verspätung auch der Letzte eingesehen hat, dass alles keinen Zweck hat und die Milliarden sinnlos verplempert wurden.

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  • Aber die Frage der Abhängigkeit von möglicherweise instabilen Regionen stellt sich dann auch wieder neu.

    Bis zu einem gewissen Grad ja, aber da kann man weit diversifizieren. Außerdem ist es eine Frage der Lagerfähigkeit (z. B. Synthetische Kraftstoffe)

    aber Verdichtung bzw. Verflüssigung oder auch chemische Umwandlung in Zwischenträger wie Ammoniak sind beim Wasserstoff ungleich komplexer, teurer und energieaufwändiger als bei LNG

    Deshalb kann ich die politische Abneigung gegen synthetische Kraftstoffe nicht teilen. Die sind einfach und mit vorhandenen Mitteln transportierbar und in großen Mengen problemlos lagerbar. Und auch die Verteilung im Land ginge gewohnte Wege. Laut Shell könnten die heute 1 Liter Benzin für €1,20 abgeben (kann man glauben oder auch nicht)

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    Der geistige Horizont mancher Menschen hat einen Radius von NULL. Das nennen sie dann Standpunkt.

  • Deshalb kann ich die politische Abneigung gegen synthetische Kraftstoffe nicht teilen.

    Synthetische Kraftstoffe (Synfuels) werden ohne Zweifel einen wichtigen Beitrag zur Energiewende leisten, weil es in bestimmten Bereichen (beispielsweise im Flugverkehr) überhaupt nicht anders geht. Manche Synfuels wie Methanol eignen sich auch als – möglicherweise aus logistischen Gründen interessante – Alternative für Brennstoffzellen-Antriebe. Woran ich persönlich nicht glaube ist die dauerhafte Nutzung von Synfuels in Kfz-/LKW-Verbrennungsmotoren – außer in Sonderanwendungen wie beispielsweise Oldtimern, Bau-, Feuerwehr- oder Militärfahrzeugen. Der Grund dafür ist, dass bei der Verbrennung von Synfuels im Vergleich zu Batterie- oder auch Brennstoffzellen-Antrieben der Gesamtwirkungsgrad einschl. Vorkette zu schlecht ist. Deshalb wird m.E. schon der Markt dafür sorgen, dass Synfuels zukünftig nur dort eingesetzt werden, wo es keine funktionierende Alternative gibt.


    Eine generelle politische Abneigung gegen Synfuels kann ich nicht erkennen. Sofern allerdings behauptet wird "im Verkehr müssen wir eigentlich nichts machen – es langt doch, mit unseren Verbrennungsmotoren einfach auf Synfuels umzusteigen", würde zumindest ich dem nicht folgen können. Wir werden aber auch im normalen Verkehr eine mindestens 20-jährige Übergangszeit haben, weil ja selbst bei einer vollständigen Umstellung der Neufahrzeuge auf alternative Antriebe nicht alle Altfahrzeuge sofort verschrottet werden. Deswegen wäre es durchaus sinnvoll, wenn wir (sobald ausreichende Mengen an grünem Wasserstoff zur Verfügung stehen) die Kraftstoff-Versorgung für Verbrenner vollständig auf Synfuels umstellen. Welche Antriebsarten sich dann wie schnell durchsetzen, können wir danach getrost dem Markt überlassen.

    D wird deindustrialisiert.

    Der größte Teil der synthetischen Kraftstoffe wird vermutlich – aus den von bluwi genannten Gründen – in der Nähe der großen H2-Anlagen produziert werden. Und wir werden auf die Dauer voraussichtlich einen beachtlichen Teil unserer Grundstoffindustrie an solche Standorte verlieren. Um Versorgungskrisen wie jetzt (vom Erdgas bis zu den chinesischen Vorprodukten) künftig besser zu vermeiden gilt es, bei der Diversifizierung auch lokal- und geopolitische Aspekte im Auge zu behalten und sich nicht einseitig von einzelnen Ländern abhängig zu machen.


    Aber eine De-industrialisierung Deutschlands bedeutet das nicht. Wir haben genügend Industrien und Ideen im Land, die mit vergleichsweise geringem Energieeinsatz auskommen. Schlimm wird es erst, wenn wir wie in den 60er bis 80er Jahren – anstatt flexibel auf veränderte Umstände zu reagieren und hierfür insbesondere die Innovation zu fördern – an den alten Strukturen festhalten und versuchen, diese auf Teufel komm raus mit immer höheren Subventionen am Leben zu halten. Dann würden wie im 1. Buch Mose 41 (4) die mageren Kühe die fetten auffressen und es könnte tatsächlich zu einer De-Industrialisierung unseres Landes kommen.

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    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

    Einmal editiert, zuletzt von sailor773 ()

  • Eine generelle politische Abneigung gegen Synfuels kann ich nicht erkennen.

    Wenn man heute meint, per Gesetz die Neuzulassung von Verbrennern in 10 Jahren verbieten zu müssen, auch wenn sie mit synthetischem Treibstoff laufen, dann ist das genau die von mir angesprochene Abneigung, die vom Verbrenner auf den Treibstoff übertragen wird. (aus rein ideologischen Gründen)


    Wenn es keine Verbrenner mehr in Gebrauchsfahrzeugen geben darf, dann werden auch keine Krankenwagen und keine Feuerwehrautos mehr mit Verbrenner hergestellt werden, weil das keine bezahlen kann.


    Der Grund dafür ist, dass bei der Verbrennung von Synfuels im Vergleich zu Batterie- oder auch Brennstoffzellen-Antrieben der Gesamtwirkungsgrad einschl. Vorkette zu schlecht ist.

    Der Gesamtwirkungsgrad ist nicht unmittelbar von Bedeutung. Letztlich sind es die Kosten und da spielt die Handhabung und das Risikopotential eine ganz wesentliche Rolle. Methanol aus Patagonien kann durchaus preiswerter sein, als Wasserstoff aus dem Bayrischen Wald.


    Deshalb wird m.E. schon der Markt dafür sorgen, dass Synfuels zukünftig nur dort eingesetzt werden, wo es keine funktionierende Alternative gibt.

    Ja, da bin ich ganz bei Dir und das sollte man dem Markt auch überlassen. Fossile Kraftstoffe verteuern oder irgendwann ganz verbieten ist der richtige Weg und eine Lösung auch für alte Autos. Den Verbrenner per Gesetz zu verbieten ist irrational. |__|:-)

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    Der geistige Horizont mancher Menschen hat einen Radius von NULL. Das nennen sie dann Standpunkt.

  • Für mich spricht nichts gegen den weiteren Ausbau der Erneuerbaren. Aber der Überschussstrom muss dann als Wasserstoff eingespeichert werden. Ohne zuverlässige und günstige Energieversorgung gibt es keine Industrie, und ohne Industrie keinen Wohlstand. Wenn CO2 Freiheit das Ziel ist, braucht es für einige Jahre noch (moderne) AKWs. Derzeit stehen die eben in Frankreich, China und Russland. Der Weg dieser Regierung ist ein Irrweg, er vernichtet den Wohlstand Deutschlands.


    Hier mal ein schönes Video zum Thema:


  • Wenn ich sehe, welche Probleme es der NASA akut bereitet, eine einzige beschissene Rakete so dicht zu bekommen das kein Wasserstoff austritt - da freue ich mich auf eine explosive Zukunft…