Kernfusion – Stand und Ausblick (heute: Mi, 2023-08-16)

  • Deutschland als solches kannst Du in dem Zusammenhang sowieso vergessen: Um so ein Programm auf die Schiene zu setzen (immer vorausgesetzt es kommt jemals etwas technisch und wirtschaftlich Verwertbares dabei raus), braucht es die Wirtschaftskraft eines Landes wie USA oder China – oder eben von ganz Europa.

    Meine Glaskugel sieht das etwas anders: Wenn das was werden sollte, dann nur auf der privaten Schiene, und die kennt keine Grenzen. Allerdings gäbe es in Deutschland sofort eine Widerstandsbewegung, weil man nicht bestreiten kann, dass das was "Nukleares" ist. Da würde schon die Gesetzesgrundlage für Genehmigungsverfahren Jahrzehnte dauern, vom Verfahren selber gar nicht zu sprechen. Kein Investor würde sich darauf einlassen. Die Hoffnung, hier würde Vernunft greifen, halte ich für Illusion.


    Aber ich will die Forschungsausgaben als solche gar nicht in Frage stellen.

    Ich schon. Wenn man betrachtet, was da fürs Geld rauskommt, dann wäre es nur sinnvoll, wenn private Investitionen in solche Projekte zu entsprechenden Anteilen aus Steuermitteln aufgestockt würden und zwar ohne sonstige staatliche Einflussnahmen.


    und eigentlich schon jetzt offensichtlich ist daß

    ein wirtschaftlicher Betrieb eines Fusionsreaktors zur Stromerzeugung niemals gegeben ist,

    Das kann ich nicht erkennen, wobei ich auch nicht das Gegenteil behaupten kann.

    Aber alleine ein Blick in die Raumfahrt sagt mir, dass der Staat für technischen Fortschritt nichts taugt, wenn er durch private Interessen ersetzt werden kann. Aufsicht braucht man natürlich schon.

    Lesen gefährdet die Dummheit! Denken gefährdet Vorurteile!
    Der geistige Horizont mancher Menschen hat einen Radius von NULL. Das nennen sie dann Standpunkt.

  • wäre es nur sinnvoll, wenn private Investitionen in solche Projekte zu entsprechenden Anteilen aus Steuermitteln aufgestockt würden

    Das wäre gut, ist aber aus meiner Sicht illusorisch. Aktiengesellschaften kommen für so etwas von vornherein nicht in Frage, weil sich auch bei gewaltiger staatlicher Förderung kein Aktionär (including myself) auf Milliardeninvestitionen in eine Technologie einlassen würde, die (wenn überhaupt) frühestens in zwei Generationen marktreif wird und selbst dann wegen ihrer extrem hohen Kapitalintensität nur sehr begrenzte Gewinnaussichten hätte. Bleiben verrückte Multimilliardäre wie Elon, die ihr Privatvermögen in so etwas investieren könnten – nicht um Geld zu verdienen (weil sie das gar nicht mehr erleben werden) sondern um sich ein Denkmal zu setzen. Aber selbst Elon ist anscheinend an der Sache nicht interessiert, sonst wäre er da längst aktiv. (Ob bei der 60 Milliarden-Twitter-Investition mehr rauskommt als bei der etwa gleich teuren Fusion bleibt abzuwarten, aber offenbar sieht Elon seine Chancen woanders – und in dem Fall hätte ich dafür sogar Verständnis.)

    Aber alleine ein Blick in die Raumfahrt sagt mir, dass der Staat für technischen Fortschritt nichts taugt, wenn er durch private Interessen ersetzt werden kann.

    Genau an dem "Wenn" hängt das. Die beiden teuersten technologischen Entwicklungen, die ich kenne – Raumfahrt und Kernkraft – wurden mindestens die ersten 30 Jahre als reine Staatsprojekte vorangetrieben. Die Privaten sind da erst viel später eingestiegen, und zwar als die Technologien bereits marktreif und wirtschaftliche Chancen wie Risiken deshalb besser absehbar waren.

    Allerdings gäbe es in Deutschland sofort eine Widerstandsbewegung, weil man nicht bestreiten kann, dass das was "Nukleares" ist. Da würde schon die Gesetzesgrundlage für Genehmigungsverfahren Jahrzehnte dauern, vom Verfahren selber gar nicht zu sprechen.

    Da muss ich Dir leider Recht geben. Falls die Fusion jemals kommt, wird das wegen der "German Angst" anderswo stattfinden. Aber – wie gesagt – glaube ich sowieso nicht daran, dass sich diese Technologie jemals in breitem Rahmen durchsetzen oder gar Staaten mit weniger Ängsten eine bessere Position für die wirtschaftliche Weltherrschaft verschaffen wird.

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

  • Aktiengesellschaften kommen für so etwas von vornherein nicht in Frage,

    Naja, im oben verlinkten Beitrag wurden diverse Milliarden privater Investitionen angesprochen. Das sind amerikanische Aktioengesellschaften.

    Die Privaten sind da erst viel später eingestiegen, und zwar als die Technologien bereits marktreif und wirtschaftliche Chancen wie Risiken deshalb besser absehbar waren.

    Das sehe ich anders. Die Privaten hatten keinen Zugang zu den Entwicklungen von Staaten. Die haben mit Experimenten angefangen, die ich zu Anfang für reine Spinnerei hielt. Und sie machen es grundsätzlich anders. Was sie von den staatlichen Investitionen lernen konnte war, wie es nix wird. Das gleiche haben wir aktuell bei der Fusion.


    Ich bin nicht so pessimistisch, wobei ich Dir schon Recht gebe, dass wir beide zu alt sind um uns noch eine E-Heizung für Fusionsstrom einzubauen ^|__|^

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