Stürmische Zeiten beim Dachs-Hersteller SenerTec

SenerTec Dachs Gen2 2.9 und 5.5 auf der ISH 2019 | Foto: Louis-F. Stahl
SenerTec Dachs Gen2 2.9 und 5.5 auf der ISH 2019 | Foto: Louis-F. Stahl

Personalkarussell

Seinen Anfang nahmen die aktuell unruhigen Zeiten bei SenerTec mit dem unerwarteten Ausscheiden des langjährigen SenerTec-Geschäftsführers Michael Boll im August 2018, gefolgt vom Ausschieden des bisherigen Marketingleiters und des Vertriebsleiters aus dem Unternehmen sowie der Neufassung des Gewinnabführungs- und Beherrschungsvertrages zwischen SenerTec und der zur BDR-Thermea-Gruppe gehörenden Baxi Holding im Dezember 2018. Parallel zum Ausscheiden von Boll aus dem Unternehmen wurde auch der zweite, der Konzernmutter zuzurechnende, SenerTec-Geschäftsführer ausgewechselt, da innerhalb der BDR Thermea Gruppe Heinz-Werner Schmidt nach 16 Jahren den in den Vorruhestand verabschiedeten Sten Daugaard-Hansen ablöste.

Interessengemeinschaft der SenerTec-Center

Der Wechsel der gesamten SenerTec-Führungsriege sorgte nicht nur für Unruhe unter den Beschäftigten des Stammhauses in Schweinfurt, sondern auch unter den selbständigen SenerTec-Centern. Zur Bündelung ihrer Interessen gründeten mehrere SenerTec-Center im Februar 2019 die „Interessengemeinschaft SenerTec-Händler Deutschland e.V.“, der sich inzwischen die meisten SenerTec-Center angeschlossen haben sollen. Wie die Geschäftsführer mehrerer SenerTec-Center gegenüber den ProsumerNEWS betonen, soll die Zusammenarbeit zwischen der Interessengemeinschaft als Zusammenschluss der selbständigen Center und der neuen Führung von SenerTec in Schweinfurt inzwischen sehr gut und vertrauensvoll sein. Dies bestätigte auch SenerTec-Prokurist Hagen Fuhl: „Der SenerTec GmbH ist eine langfristige Mitarbeiter- und Kundenbindung wichtig, zu der auch die konstruktive Zusammenarbeit mit der neu gegründeten Interessengemeinschaft zählt.“

Mitarbeiterabbau

Anfang dieser Woche machten in der BHKW-Branche Gerüchte die Runde, dass SenerTec nach der Neuorganisation seiner Geschäftsführung nunmehr in Schweinfurt den Rotstift ansetzt und sich von rund 40 – daher etwa einem Viertel – seiner derzeit etwa 140 Mitarbeiter trenne. Ein SenerTec-Sprecher bestätigte gegenüber den ProsumerNEWS den Stellenabbau grundsätzlich, betont jedoch, dass „eine deutlich geringere Anzahl von Mitarbeitern“ betroffen sei, ohne konkrete Zahlen zu nennen. „Infolge der Neuausrichtung des Unternehmens sind auch in einvernehmlicher Übereinkunft mit einzelnen Mitarbeitern sozial verträgliche Anpassungen im Arbeitsverhältnis vorgenommen worden. Dieser Schritt war notwendig, um die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens für die Zukunft zu sichern“, so der SenerTec-Sprecher weiter.

Abkündigung der Ersatzteilversorgung alter Dachse

Doch nicht nur die Mitarbeiter von SenerTec bekommen den neuen Wind im Unternehmen zu spüren: Unter der Überschrift „Danke für Ihre Treue“ versendete SenerTec kürzlich Schreiben an die Besitzer seiner als „Dachs“ bekannten stromerzeugenden Heizungen der ersten Generation (MSR1). Auf den netten Dank folgt in dem Schreiben in fett gedruckt der Hinweis, dass es für „Ihren Dachs […] mit Jahresende 2019 […] endgültig keine Ersatzteile […] mehr geben“ wird. Beigelegt waren werbliche Hinweise zur Anschaffung einer neuen stromerzeugenden Heizung sowie von „Modernisierungspaketen“ zur Generalüberholung der BHKW. Die Ankündigung von SenerTec, keine Ersatzteile mehr liefern zu wollen, hat zahlreiche Dachs-Betreiber aufgeschreckt, die ein zwangsweises Aus für ihre Heizung befürchteten. Schließlich benötigen ältere Dachs-BHKW alle 3.500 Betriebsstunden – daher bis zu zweimal jährlich – eine umfangreiche Wartung mit dem Austausch zahlreicher Verschleißteile. Auf Nachfrage bei SenerTec stellt sich die Sachlage jedoch anders dar, als das missglückte Informationsschreiben befürchten lässt. SenerTec-Prokurist Hagen Fuhl beschwichtigt: „Selbstverständlich werden für ältere Dachse weiterhin Wartungskits angeboten. Ersatzteile, die auch in den neueren Generationen verbaut werden, bleiben weiterhin verfügbar. Die Abkündigung der Ersatzteilversorgung betrifft nur Dachse der ersten Reglergeneration ‚MSR-1‘. Diese Regelungen wurden vor über 25 Jahren entwickelt und ab dem Serienstart des Dachs im Jahr 1996 bis zum Jahr 2005 verbaut. Bestimmte elektronische Komponenten dafür sind bei unseren Vorlieferanten nicht mehr lieferbar.“ Hausbesitzer mit einem älteren Dachs können folglich aufatmen: Die Versorgung mit Wartungsteilen sei nicht gefährdet, so der Hersteller. Lediglich im Fall von notwendigen Reparaturen könne die Verfügbarkeit bestimmter Ersatzteile nicht mehr garantiert werden. Dachs-Besitzer, die bis Ende dieses Jahres eine der ab 3.350 Euro erhältlichen Modernisierungsoptionen für ihre stromerzeugende Heizung in Auftrag geben, oder einen komplett neuen Dachs bestellen, erhalten 1.000 Euro Treue-Rabatt. Dies sollte der eigentliche Inhalt des missverständlichen Schreibens sein, so SenerTec.

Dachs-Evolution Gen2

Aber auch im Bereich der Neuanlagen hat sich im laufenden Jahr viel Neues ergeben: Nachdem SenerTec auf der ISH 2015 zuletzt nur eine kleinere Überarbeitung des altbewährten Dachses mit serienmäßigem Brennwertwärmetauscher als „Gen1.1“ vorstellte, folgte dieses Jahr auf der ISH 2019 mit dem Dachs „Gen2“ der seit Jahren erwartete große Wurf in der Weiterentwicklung des BHKW-Klassikers. Wesentliche Elemente des seit gut 20 Jahren bewährten, aber eben auch gut abgehangenen, Dachs-Designs wurden mit der 2. Generation von Grund auf neu gedacht: Der Aufbau im Gehäuse wurde komplett überarbeitet, der Dachs ist jetzt mit einem Wechselrichter ausgestattet und die Steuerung MSR3 verfügt über ein großes 7-Zoll-Display mit Touch-Funktion. Mit dem neuen Wechselrichter ließe sich die Leistung des Dachses theoretisch sogar stufenlos modulieren, SenerTec hat sich jedoch nur für eine Modulation in drei Stufen entschieden, wie das Datenblatt des neuen Dachses zeigt. Für Skepsis unter Experten sorgt allerdings die Installation des Wechselrichters im heißen und Vibrationen ausgesetzten Gehäuse des BHKW direkt unter dem Motor. Begrüßenswert ist hingegen die jetzt serienmäßig eingebaute Systemtrennung zwischen Heizungswasser und dem Motorkühlkreislauf, durch die eine Verstopfung der Kühlkanäle im Motor durch Verunreinigungen im Heizungswasser vermieden wird. Sogar die Primär- und Sekundärkreispumpen wurden mit in das Gehäuse des Dachses integriert und mit einem lastabhängigen flexiblen Wartungsintervall von 7.000 bis 11.000 Stunden dürfte auch der von Dachs-Besitzern oftmals liebevoll als „Dachs-Pfleger“ bezeichnete Wartungsmonteur in der Regel nur noch jährlich erscheinen. Insgesamt macht der Dachs Gen2 einen gewaltigen Entwicklungsschritt und kann technisch zu den smartblock-BHKW von KW Energie sowie die neoTower-BHKW von RMB/Energie aufschließen, die eine Systemtrennung, Leistungsmodulation, längere Wartungsintervalle und eine Touchbedienung seit einigen Jahren bieten. Der Preis für den modernisierten Dachs Gen2 5.5 beträgt 23.490 Euro (netto) zuzüglich Einbau und Installationsmaterial (Anschlusskit).


Mini-Dachs

Neben der Neuauflage des Klassikers Dachs HKA mit 5,5 kW elektrischer Leistung hat SenerTec auf der diesjährigen ISH auch eine preisgünstigere Einstiegsvariante des Dachses vorgestellt. Unterm Strich handelt es sich dabei um einen Dachs HKA Gen2, der softwareseitig auf die kleinste Modulationsstufe begrenzt ist. Wie die ProsumerNEWS im Gespräch mit SenerTec-Mitarbeitern erfahren haben, sollen der Motor, der interne Aufbau und das Gehäuse identisch mit dem großen Dachs sein. Unklar ist, ob und an welchen Stellen der Dachs 2.9 „günstiger“ in der Produktion gemacht werden konnte. Denkbar wären kleinere Wärmetauscher und ein weniger leistungsfähiger Wechselrichter. Unklar bleibt jedoch auch, welches Ziel SenerTec mit dem kleinen Dachs verfolgt. Da der Dachs 2.9 in der Produktion – wenn überhaupt – nur unwesentlich günstiger als der normale Dachs 5.5 sein dürfte, könnte der Dachs 2.9 in erster Linie dazu dienen, mit einem günstigen Einstiegspreis Kunden in die SenerTec-Center zu locken, denen dann ein „Upsell“ auf den „richtigen“ Dachs schmackhaft gemacht werden kann. Der Listenpreis für den Dachs Gen2 2.9 beträgt 18.490 Euro (netto) zuzüglich Einbau und Installationsmaterial (Anschlusskit).


SenerTec Dachs Gen2 2.9 und 5.5 auf der ISH 2019 | Foto: Louis-F. Stahl SenerTec Dachs Gen2 2.9 und 5.5 auf der ISH 2019 | Foto: Louis-F. Stahl

Brennstoffzellen-Dachs

Bereits auf der ISH 2015 – also vor über vier Jahren – kündigte SenerTec mit dem Dachs InnoGen die Markteinführung eines Brennstoffzellen-Nano-BHKW mit 700 Watt elektrischer Leistung an. Eine Markteinführung dieser von Toshiba in Japan gefertigten Brennstoffzelle erfolgte jedoch nie, da der Toshiba-Konzern zwischenzeitlich in die Insolvenz rutschte. Wie auch die Konzernschwester Remeha, stellte SenerTec auf der ISH 2019 unter dem Namen „Dachs 0.8“ kürzlich den Nachfolger auf Basis einer Brennstoffzelle mit 750 Watt elektrischer Leistung bei 1.100 Watt Wärmeauskopplung von Panasonic vor. Ergänzt wird die Panasonic-Brennstoffzelle von SenerTec wie auch von Remeha um eine Spitzenlasttherme, montiert an einem Pufferspeicher zusammen mit einer Heizkreisgruppe und einer Frischwasserstation. Die Erweiterung um einen zweiten Heizkreis ist vorgesehen, sodass die Brennstoffzellen-Heizzentralen SenerTec Dachs 0.8 und Remeha Dachs Pro 20 ein Rundum-Sorglos-Paket für Ein- und Zweifamilienhäuser bieten.


SenerTec Dachs 0.8 mit Panasonic-Brennstoffzelle | Foto: Louis-F. Stahl SenerTec Dachs 0.8 mit Panasonic-Brennstoffzelle | Foto: Louis-F. Stahl

Maxi-Dachs

Weiterhin im Programm bleibt mit dem „Dachs Pro 20“ die leistungsfähigste Dachs-Variante mit 20 kW elektrischer Leistung, die nicht von SenerTec in Schweinfurt, sondern vom BHKW-Hersteller 2G unter dem Namen G-Box 20 als OEM-Ware für SenerTec sowie auch als „ELW“ für die Konzernschwester Remeha gefertigt wird. Der Dachs Pro 20 wird durch einen Toyota-Industriemotor angetrieben, verfügt über ein Wartungsintervall von 6.500 Betriebsstunden und ist, wie die kleinen Dachse, serienmäßig mit einem Brennwertwärmetauscher ausgestattet.


SenerTec Dachs Pro 20 (G-Box 20) | Foto: Louis-F. Stahl SenerTec Dachs Pro 20 (G-Box 20) | Foto: Louis-F. Stahl

Zukunft der Dachs-Fertigung in Schweinfurt

Die Zusammenarbeit im Bereich des Brennstoffzellensystems „Dachs 0.8“ beziehungsweise „eLecta“ aber auch bei den größeren BHKW wie dem „Dachs Pro 20“ beziehungsweise dem „ELW“ zeigt, dass die BDR-Thermea-Gruppe auch zukünftig auf ihre KWK-Kernmarke SenerTec setzt. Gleichwohl ist deren Kernprodukt „Dachs HKA“ beziehungsweise nunmehr „Dachs 2.9“ und „Dachs 5.5“ bei den Konzernschwestern nicht stark im Vertrieb. Im Gegenteil: Einige Konzernschwestern wie beispielsweise Remeha setzen in diesem Leistungsbereich verstärkt auf BHKW anderer Hersteller wie RMB/Energie als OEM-Ware mit angepasster Lackierung. Heinz-Werner Schmidt, Geschäftsführer von SenerTec wie auch der Konzernschwester Brötje und deren gemeinsamer Muttergesellschaft Baxi Holding, die wiederum Teil der BDR Thermea Group ist, hat in einer SenerTec-Mitarbeiterversammlung diese Woche Montag dennoch „klar und unmissverständlich zum Ausdruck gebracht, dass die BDR Thermea Group sowohl hinter dem Unternehmen als auch hinter den Produkten der Firma SenerTec steht und deshalb auch die Freigabe weiterer Budgets für zukünftige Produktinnovationen erteilt worden ist“, wie SenerTec-Prokurist Hagen Fuhl im Gespräch mit den ProsumerNEWS deutlich machte.

Kommentare 3

  • ACHTUNG!

    Habe gedacht mit dem Dachs 0.8 von Senertec kaufe ich ein innovaties Produkt. Weit gefehlt!

    Nach nur 9 Wochen Betriebszeit fiel die Brennstoffzelle komplett aus. Die Techniker sind ratlos. Keiner weiss woran es liegt. Nach letzten Informationes eines Technikers soll Panasonic eingeschaltet werden. Wenn das jetzt über Japan läuft wird die Brennstoffzelle in diesem Jahr wohl nicht mehr Stom produzieren. Habe bereits meinen Anwalt eingeschaltet. Wenn nicht bald eine kundenoprientiere Antwort vorliegt werde ich den Werkvertrag mit dem Senertec-Partner rückabwickeln.

    Also Finger weg von Senertec!

  • Senertec war immer der Ansicht das es nur ihr BHKW gibt und die Konkurrenz ignoriert. Die Quittung kommt jetzt. Über den Dachs spricht doch schon lange keiner mehr...

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    • ...auch zu spüren an der Fluktuation in meinem Senertec Center. Die guten/erfahrenen Monteure sind alle weg. Und wenn man einen anderen Heizungsfachbetrieb anruft, heisst es, "Senertec machen wir nicht" oder "Neukundenstop". Die Euphorie der ersten Jahre ist einer ziemlichen Ernüchterung gewichen.

      BG, maxnicks