Eigenbau Mini BHKW mit Farymann 15W - Standzeit?


  • Hallo Oliver,


    zu Deinen Fragen:
    "Ist die Vorwärmung nur für den Start gedacht, oder macht es u.U. wg. des höheren Flammpunktes von PÖL Sinn diese (evtl. mit verminderter Temperatur) auch im Normalbetrieb weiter laufen zu lassen?"

    Wenn die VK/WK ihre Betriebstemperatur erreicht hat, erscheint mir eine weitere elektrische Ansaugluftvorwärmung nicht sinnvoll. Im Betrieb setze ich die elektrische Vorwärmung nur manchmal kurzzeitig ein, wenn es um die Beurteilung der Zündfähigkeit und des Verbrennungsverhaltens von APÖL Chargen unbekannter Zusammensetzung geht; auf diesem Weg kann man dann die ratsame Mindestmenge der HEL-Beimischung bestimmen - aber dieses Problem betrifft Dich ja nicht.


    Ein Motor, der unter Last (mindestens 75% des max. Drehmomentes bei Betriebsdrehzahl) in der VK/WK die für die vollständige Verdampfung von Pöl erforderliche Wandtemperatur von 550°C (andere Quellen 540°C - abhängig von der Pölsorte) nicht erreicht oder halten kann, wird zwangsläufig verkoken. Die Ansaugtemperatur lässt sich im Betrieb aber auch auf anderen Wegen beeinflussen (z. B. Ansaugung bei Kapseltemperatur oder von außen).


    Die elektrische Ansaugluftvorwärmung steuert man am besten über die Abgastemperatur, das hat auch den Vorteil, dass die Ansaugluftvorwärmung in der Nachlauf-(Abkühl-)Fase des Motors im Bedarfsfall wieder anspringt und misfire verhindert.
    [size=10]
    Sowie:

    "Gibt es zur Ansaugluft-Vorwärmung schon Erfahrungswerte?"

    Das hatte ich schon in Franks (wincc) thread geschrieben, die 400 W reichen auch für einen Motor der von Dir derzeit gewünschten Leistungsklasse. Auf einen neutralen Erfahrungsbericht habe ich Dich schon im Beitrag 32 hingewiesen.


     

    Zurückkommend auf die Alternative Ein- oder Zweizylinder:

    Zur Frage der Lebensdauer hat Dir Bernd Schlüter im Beitrag 8 ganz lapidar geschrieben:
    [b]
    "Langsam laufender, großer Einzylinder"

    Seine dortigen Ausführungen kann ich nur voll unterschreiben


    Eine Fraktionierung (=größere Begrenzungsoberfläche bei gleichem Volumen) ist bei dem von Dir in Betracht gezogenen Hubraumbereich m.E. weder für das Startverhalten noch für das Betriebsverhalten und erst recht nicht für den Verbrauch sinnvoll.


    Die (erforderliche!) Überwachung der Verbrennung ist bei Einzylindermotoren weniger aufwändig als beim Zweizylinder; eine nicht optimal funktionierende Einspritzdüse kann (wird) irreversible Schäden anrichten, bevor die Leistungsminderung auffällt. Dieses Problem ist bei einem Zweizylindermotor mit Drehzahlregelung - Du gehst ja von einem Synchrongenerator aus - in besonderem Maß ausgeprägt, da der 2. Zylinder dann mit erhöhter Einspritzmenge die beginnenden Verbrennungsprobleme in dem anderen Zylinder vorerst überspielt.


    Auch ist die Möglichkeit der GÜ vor Ort nur bei den Einzylindermotoren mit nasser Buchse gegeben (-es sei denn, man tauscht wie beim Dachs den halben Motor aus-), ein Vorteil den man mit in die Waagschale werfen könnte.


    Horizontale Einzylinder gibt es ja nicht nur aus China oder deutschen Altbeständen sondern anscheinend auch noch von Yanmar und Kubota.


    Vietnam Agritech stellt dem Vernehmen nach auch liegende Einzylinder in sehr guter Qualität her, modernisierte Nachkommen der Cunewalder, welche von der Deutschen-Dulder-Republik im Tausch gegen die begehrten Kafeebohnen geliefert wurden. Diese Motoren könnten für Deine derzeitigen Vorstellungen aber eine Nummer zu groß sein, außerdem ist mir nicht bekannt, ob dort nur DI oder auch IDI Versionen gebaut werden.


    Einen Punkt, der bei der Auswahl des Motors oft übersehen wird, möchte ich Dir noch ans Herz legen:

    Die ESD Vorwärmung
    .

    Zu den Irrlehren die im Bereich der Pölbetriebes kursieren und dort "allgemein anerkannt" werden, gehört die Behauptung, dass man durch PÖL-Vorwärmung vor den Eintritt in den ESD-Halter die Zündfähigkeit (Zerstäubung) verbessern könne.


    Schon eine kurze Betrachtung der Massen/Massenflussverhältnisse zeigt allerdings, dass die Einspritztemperatur nur eine Funktion der Temperatur der ESD und durch die Kraftstofftemperatur beim Eintritt in diese Baugruppe nicht wesentlich beeinflussbar ist.


    Um die gewünschten 70°C Einspritztemperatur zu erreichen, ist daher die elektrische Vorwärmung der ESD unerlässlich; dies insbesondere beim Startvorgang - im Betrieb wird dann doch einiges an thermischer Energie aus der VK in der Zapfenloch-ESD mit ihrer großen Stirnfläche enden.


    Wenn man von der (nicht unproblematischen) induktiven Vorwärmung absieht, sollte man daher auch auf die möglichen Einbauverhältnisse für die ESDH (Einspritzdüsenheizung) achten.


    Werde versuchen, Dir hier 2 Fotos als typische Beispiele zur Verdeutlichung des Problems anzuhängen.


    Das eine Foto zeigt eine einbaufertige Austausch-ESD (Typ Bosch alte Bauweise) für Chinaböller. Die ESDH (Wärmeübertrager mit 2x40W Heizpatronen und Thermofühler) kann hier genau an der richtigen Stelle platziert werden, nur der Abstand zwischen den Stehbolzen der ESD-Haltebrille ist das beschränkende Element.


    Das andere Foto zeigt eine ESD (Typ CAV alte Bauweise) auf einem Listeroid 6/1. Es ist klar zu erkennen, dass die wegen der Platzverhältnisse gewählte Ausführung der ESDH wohl nicht besonders wirkungsvoll sein kann.


    Abschließend hast Du geschrieben:

    "Natürlich halte ich euch auf dem Laufenden, wenn Ihr wollt"

    Du wirst beim Wort genommen.


    mfg


    Valerian


    P.S.: "Jemand" wird mich jetzt wieder bezichtigen Monologe zu halten, aber Manches ist eben nicht über hingeschmissene Schnellantworten sinnvoll zu beantworten.