Danke für Eure Einschätzung
Im KWK-Gesetz ist festgehalten wie der Zuschlag aussieht, und dass der Betreiber einer Anlage gegenüber dem Netzbetreiber ein Anschluss- und Abnahmerecht hat. Die Vergütung (Wert des Stromes) ist aushandelbar, bei kleinen KWK-Anlagen unter 2 MW wird aber als Fall-Back-Lösung - sofern man sich nicht auf eine Alternative einigen kann - der Baseload-Preis des vergangenen Quartals festgeschrieben. D.h. wenn Dir diese Lösung nicht gefällt, dann kannst Du den üblichen Preis = Baseload EEX verlangen.
Nun zu den Details. Das Angebot, über einen zeitabhängigen Zähler (2 Tarif-Zähler mit HT/NT sind ja schon im Umlauf, ggf. wird das auch durch zukünftige Smart Meter abgebildet) mehrere Einspeisetarife anzubieten, finde ich per se sehr gut. Somit wird dem Betreiber ein Anreiz gegeben, eher zu Hochpreis und Hochlastzeiten einzuspeisen. Der ein oder andere Mini-BHKW-Betreiber wird ggf. seine Anlagensteuerung anpassen. (BTW: Wichtiger ist aber noch das Anpassen der Betriebslaufzeiten an den eigenen Verbrauch). Das ist schon mal die richtige Richtung.
Die Ausgestaltung des Tarifs ist mir allerdings noch nicht ganz klar. Auch ein EVU hat nichts zu verschenken, deswegen wären hier illusorisch hohe Tariferwartungen unangebracht. Base ist der Durchschnitt über 24 Stunden, Peak ist der Durchschnitt der 12 Tagesstunden von 8h-20h, Off-Peak sind die 12 Nachstunden von 20h - 8h. Der Durchschnitt von Off-Peak und Peak ist dann wieder Base. Beispiel: Base: 6ct/kWh, Peak: 8ct/kWh -> Off-Peak: 4ct/kWh
Üblicherweise läuft ein BHKW auch im wärmegeführten Betrieb eher tagsüber als nachts, dh. im Prinzip ist KWK-Strom eher Mittellaststrom (nach EEX-Sprechweise Peak) als Grundlast (dauerhaftes Band) bzw. Schwachlast (nur nachts). Wenn man davon ausgeht, dass der Peakpreis relativ einfach zu erzielen ist, dann würde ich bei einer genauen Erfassung über einen Zweitarif-Zähler erwarten, dass in den Tagesstunden ein Preis gewährt wird, der zumindest irgendwo zwischen Base und Peak Load liegt. Anhand des mitgeschickten Preisblattes kann ich das aber nicht sehen. Hier wird zwar ein innovativer Tarifgewählt, aber die dargestellten Daten zur Tarifhöhe machen es schwer zu glauben, dass man damit besser fährt als mit der einfachen Baseload-Vergütung.
Ich hätte erwartet, dass die Vergütung für HT-Strom etwa hälftig zwischen Base und Peak liegt und dafür die NT-Vergütung dementsprechend unter Base aber über Off-Peak einsortiert ist. Für einen BHKW-Betreiber sollte es keine große Kunst werden, sofern er keine Grundlastanlage mit 8000h betreibt, sondern im Bereich 4000-6000h liegt, den überwiegenden Teil der Stromeinspeisung am Tag zu erzielen und damit besser darsteht, als bisher - auch wenn sich die Vergütungshöhe für Nachtstrom dann reduziert. Noch einmal das CAVEAT: Der Unterschied zwischen Peak und Off-Peak sind in der Regel 2-4 ct/kWh, der Unterschied zwischen Einspeisung und Selbstverbrauch sind rund 10ct -> zuerst auf die Optimierung des Eigenverbrauches achten.
Gruß,
Gunnar