Alles anzeigenErst einmal vielen Dank für die vielen interessanten Beiträge zu meinem BlueGen-Erfahrungsbericht!
Ich habe darauf aufbauend ein Schreiben an SolidPower/ nunmehr SolydEra formuliert, in welchem ich primär die Schwefelproblematik angesprochen habe.
Nachfolgend werde ich sowohl mein Schreiben als auch das Antwortschreiben von SolydEra/ vormals SolidPower veröffentlichen:
ZitatAlles anzeigen--------------------------------------------------------- mein Schreiben vom 04.01.2023 ---------------------------------------------------------
Nach eingehender fachlicher Recherche komme ich jedoch zu einem anderen Schluss (Kurzfassung):
Die Brennstoffzellentechnik an sich gilt als sicher und ausgereift, aber nur wenn sie auf Basis von reinem Wasserstoff betrieben wird.
Im betrachteten Fall ist das bekanntlich nicht der Fall. Das BlueGen wird mit Erdgas betrieben. Demzufolge müssen zuerst die schwefelhaltigen Bestandteile entzogen werden, um eine Schädigung der Katalysatoren im Reformer und in der Brennstoffzelle zu vermeiden.
Hierfür ist eine Filterkartusche im BlueGen verantwortlich, welche demzufolge auch im Fokus der Wartung durch SolidPower steht: "Eine Wartung ist für das BlueGen ein- bis zweimal jährlich vorgesehen und beschränkt sich auf eine Sichtkontrolle sowie den Austausch der Filterkartuschen."
Unser BlueGen wurde online überwacht. D.h. es wurden kontinuierlich Betriebsdaten übertragen, die dann ggf. zur Ankündigung von Wartungseinsätzen führten.
Die hier im Zentrum der Diskussion stehende Filterkartusche fällt auch darunter und es war nach meiner Kenntnis auch stets der Anlass für folgende vor Ort Einsätze (ich berufe mich dabei auf die Aussagen der Monteure vor Ort):
Apr 19 Inbetriebnahme
Feb 20 Wartung
Sep 20 Wartung
Nov 20 Wartung
Jun 21 Wartung
Okt 21 keine Reaktion
Jan 22 keine Reaktion
Mrz 22 keine Reaktion
Apr 22 Wartung
Jul 22 Außerbetriebnahme
Nach meiner jetzigen Lesart wurde mit dem vorstehenden Verhalten der Totalschaden wissentlich in Kauf genommen, da der Filterwechsel in der Betriebszeit davor quasi die "Lebensversicherung" war. Zudem ist mir bei meinen Recherchen auch kein Betreiber begegnet, dessen Stack infolge "Schwefelvergiftung" nicht mindestens schon 1x gewechselt werden musste.
Auf Basis dieses Kenntnisstandes gehe ich davon aus, dass das BlueGen am Erdgasnetz nicht verlässlich betrieben werden kann. Dies hat man wohl auch auf Seiten der Fördermittelgeber erkannt, weil das KfW 433 Programm bekanntlich zum 01.01.2023 gestrichen wurde!
D.h. wir reden hier nach meiner Meinung nicht über ein "Lieferkettenproblem", sondern ein "Konstruktionsproblem".
ZitatAlles anzeigen------------------------------------------------------- Antwortschreiben vom 20.01.2023 --------------------------------------------------------
In Japan werden ca. 350.000 Brennstoffzellenanlagen mit Erdgas bzw. erdgasähnlichem Gas betrieben. Aufgrund der hohen Stückzahl kann man sicherlich von einer ausgereiften Technologie sprechen. Weiterhin ist die Entschwefelung von Erdgas technologisch gelöst. Im BLUEGEN kommt z. b. ein Adsorptionsfilter zum Einsatz, der auf eine Lebensdauer von bis zu 2 Jahren ausgelegt ist. Die Betriebszeit ist abhängig von der Erdgasmenge und der Wechsel wird von der Anlage über das Monitoringsystem angezeigt. Der entsprechende Filter wurde an Ihrer Anlage am 11.11.2020 und am 23.04.2022 getauscht. Eine Schädigung des Brennstoffzellenstapels aufgrund von Schwefeldurchbruch schließen wir daher aus. Ob die Vergiftung durch Schwefel bei Produkten unseres Wettbewerbs zu Stackfehlern führt oder geführt hat, entzieht sich unserer Kenntnis und können wir daher nicht kommentieren. Für unsere Anlagen können wir dies jedoch ausschließen.
Die häufigen Wartungsintervalle sind vielmehr auf die Filterwechsel der Luftversorgungs- und Wasseraufbereitungseinheit zurückzuführen. Die Wartungsintervalle dieser Filter sind von den Bedingungen vor Ort abhängig und werden auch von der Anlage angezeigt.
Nach den Aufzeichnungen im Logbuch der Anlage musste ihr BLUEGEN aufgrund mangelnder Prozesswasserqualität am 09.03.2022 abgeschaltet werden, was aufgrund verzögerter Wechsel der Wasserfilter zurückzuführen ist. Da ein Totalschaden aufgrund des Vollwartungsvertrags immer zu Lasten von SolydEra gehen können Sie davon ausgehen, dass wir immer bemüht sind, einen solchen Schaden zu vermeiden und bemüht sind, den deutlich kostengünstigeren Wechsel der Filter durchzuführen. Leider hatten und haben auch wir aufgrund der allgemeinen wirtschaftlichen Situation wie viele andere Firmen auch Probleme mit der Ersatzteilverfügbarkeit, was die ordentliche Wartung von Geräten deutlich erschwert und in Ihrem Fall zu einer Verzögerung geführt hat.
Aufgrund der politischen Situation wurden 2021/2022 alle Förderungen für erdgasbetriebene Anlagen auf den Prüfstand gestellt. Das KFW-Programm 433 wurde im Jahr 2020 erneuert (Wegfall der Kumulierung mit KWKG, höhere Fördersumme) und gleichzeitig aber die Laufzeit bis zum 31.12.2022 befristet. Die politische Situation hat man zum Anlass genommen, das Programm nicht weiterzuführen. Stattdessen wird die erdgasbetriebene Brennstoffzelle mit der Verordnung ESanMV weiterhin gefördert und auch das BEG sieht als Einzelmaßnahme die Förderung von Brennstoffzellen vor, wenn grüner Wasserstoff oder Biomethan verwendet wird. Da nur die bilanzielle Verwendung von Biomethan in Frage kommt, wird also weiterhin beim Kunden Erdgas genutzt um die Brennstoffzelle zu betreiben. Ihre Schlussfolgerung, dass der Fördermittelgeber die Verlässlichkeit von erdgasbetriebenen Brennstoffzellen in Frage stellt und daher die Förderung dieser Geräte einstellt, können wir damit ausschließen.
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Laut SolydEra/ SolidPower wird also der Schwefel "freigesprochen" und die Prozesswasserqualität für "schuldig erklärt"!
Immerhin wird zugegeben, dass die nicht vorgenommene Wartung das Problem hervorgerufen hat.
Und was stimmt jetzt? Wie kann mangelnde Wasserqualität den Stack beschädigen? Ist das überhaupt plausibel?
Auf dieses Schreiben von SolydEra/ vormals SolidPower habe ich am 09.02. folgende 3 Fragen gestellt:
1. Frage: Sie führen aus, dass der Stack nicht durch "Schwefelvergiftung", sondern durch mangelnde "Prozesswasserqualität" Schaden genommen hat. Da der BlueGen bekanntlich einen eigenen Wasseranschluss hat, meinen Sie damit die Qualität des örtlichen Trinkwassers. Ein derartiger Schaden ist fachlich nicht recherchierbar. Demzufolge bitte ich Sie, Ihre Ausführungen fachlich weiter zu begründen.
2. Frage: Darüber hinaus bitte ich Sie, mir das vollständige "Logbuch" meines BlueGen zur Verfügung zu stellen (inkl. aller übertragenen Anlagendaten).
3. Frage: Zudem steht Ihre Stellungnahme zu meiner Forderung, die Kosten für den Wartungsvertrag für die Dauer des Anlagenstillstands auszusetzen, bis dato leider aus! Aufgrund der über Monate ausstehenden Leistung sehe ich meine Forderung jedoch als unstrittig an.
SolydEra/ vormals SolidPower hat sich sage und schreibe 3 Monate Zeit gelassen, um zu antworten:
--------------------------------------------------------- Antwortschreiben vom 11.05.2023 ---------------------------------------------------------
ALSO: In unserer Begründung wurde NICHT behauptet, dass der Stack durch mangelnde Prozesswasserqualität Schaden genommen hat. Die Ursache des Stackschadens kann nur durch eine Postmortemanalyse herausgefunden werden (Der Stack lief 27.621h (3,1 Jahre)).
Eine ungenügende Prozesswasserqualität kann jedoch Schäden im System verursachen, weshalb der BLUEGEN bei Überschreiten von Schwellwerten die el. Leistung reduziert oder sogar komplett abgeschaltet wird.
Hintergrund: Das hausseitige Trinkwasser wird innerhalb des BLUEGENs durch entsprechende Filter gereinigt, um die notwendige Prozesswasserqualität zu erreichen. Das Filtermaterial verbraucht sich in Abhängigkeit der Wasserqualität des zugeführten Wassers und der Wassermenge. Bei der Wasserqualität ist die Wasserhärte ein wichtiges Kriterium. Die Wassermenge ist abhängig von der el. Leistung. Ein hoher Wasserbedarf und/oder eine hohe Wasserhärte bedingt ein höheres Wechselintervall.
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Die Fragen 2 und 3 wurden hingegen nicht beantwortet!
Der Stack ist nunmehr seit 10 Monaten kaputt bzw. die BZ seither außer Betrieb. Und anstatt die Kosten für den Wartungsvertrag für die Dauer des Anlagenstillstands auszusetzen (siehe obenstehende Frage 3), bekomme ich ganz aktuell eine neue Rechnung für 2023. D.h. die Untätigkeit von SolydEra/ vormals SolidPower soll jetzt auch noch von mir bezahlt werden. Wenn das kein unlauteres Geschäftsgebahren ist, was dann?
Gibt es hier im Forum vergleichbare Erfahrungen?