wenn ich mal annehme, dass das GWh sein sollen, dann fehlen mir aber bei der Umrechnung noch 3 Nullen, oder stehe ich mal wieder fest auf dem Schlauch?
Gm3 = Mrd Kubikmeter. 120 Gm3 * 11 kWh/m3 = 1320 TWh geteilt durch 8760 h => 0.150 TWh/h = 150 GW
Nabend Seemann!
Erneuerbare Energien ausbauen? Selbstverständlich. "Erneuerbare Energien sind Freiheits-Energien", [..]
So weit meine Einschätzung der Situation. Wenn es bessere Ideen gibt, würde es mich freuen sie zu hören
Schon mal was von Gassparkraftwerken gehört? Da steckt man Gas rein und da kommt Wärme und Strom raus. Man muss also nicht Gas alleine im Kessel mit 15%-20% exergetischem Wirkungsgrad verheizen, und auch nicht nebendrann mit einer Nur-Elektrizitätserzeugungsanlage kombinieren. Die gibt es in groß und klein und der exergetische Wirkungsgrad der Wärmeerzeugung liegt bei etwa 50%. Wenn das Gas knapp wird, muss man sich nicht entscheiden, ob man entweder im Dunkeln hockt oder im Kalten. Man bekommt beides für den gleichen Input.
Und die passen auch ganz gut in die Lücken, wenn Wind und Solar nicht läuft.
Wenn es die nicht schon gäbe, müsste man sie glatt erfinden. Was nicht heisst, dass man bei Wind und Solar jetzt hoffentlich Vollgas geht. Geld ist ja offenbar da - für die Bundeswehr wurden zwei Jahresetats lockergemacht.
Gruß,
Gunnar
Und hallo nochmal,
Unabhängig davon müssen wir im "Westen" uns fragen was wir machen, wenn sich die Ukraine-Krise nicht friedlich lösen lässt (bzw. womit wir glaubwürdig drohen können, um eine friedliche Lösung doch noch zu erreichen). Schließen wir militärische Optionen seitens der NATO – sinnvollerweise – aus, so bleiben nur wirtschaftliche Optionen.
Ein militärische Aktion von Seiten der NATO schließe ich ganz und gar aus - welcher Realpolitiker wäre so dämlich, Atommächte in einem harten Schlagabtausch - und sei es nur ein räumlich begrenzter, konventioneller Konflikt gegeneinander antreten zu lassen. Ich vertraue eher auf die Diplomatie und das Erkennen, welche grundsätzlichen Interessen vorhanden sind. Diese muss man im Kompromiss gegeneinander abwägen, damit alle am Ende halbwegs zufrieden sein könnnen. Schauen wir uns mal die Chronik der Kuba-Krise an. Angefangen hatte dies 1959 mit der Installation von Mittelstreckenraketen der USA (Jupiter) in Süditalien und der Türkei - beides NATO-Partner. Die in der Türkei bei Izmir stationierten Raketen konnten sogar Moskau direkt erreichen, was die Möglichkeit eines Erstschlagversuchs ("Wir doch nicht ?!?") nicht ausschloss. Die Sovietunition war etwas irritiert, und hat dann nach dem Motto, wie Du mir, so ich dir, mit der Regierung in Kuba verhandelt. Das war beileibe kein osteuropäischen Satellitenstaat, der sofort nach Moskaus Pfeife tanzte. In Abwägung der Vor- und Nachteil stimmte Fidel Castro dann der Stationierung zu, was nicht lange unentdeckt blieb und die turbulenten 13 Tage im Oktober '62 auslöste. „Der rote Hund gräbt im Hinterhof der USA und muss dafür bestraft werden.“ (Curtis LeMay) Hunde, die in die Ecke gedrängt werden, fangen an zu beissen. Was passiert, wenn man den russischen Bären in die Ecke drängt? - Völlig egal, ob die Isolierung gerechtfertigt ist ist oder nicht: der Bär hat ein starkes Gebiss. Kennedy ist nicht dem Rat gefolgt, einen All-In-Militärschlag auf die Rum-Insel zu starten, sondern beließ es bei der Seeblockade. Am Ende der knapp zwei Wochen hat man sich auf den Kompromiss geeinigt, dass die UdSSR die Raketen wieder abzieht, die USA aber garantieren, Kuba militärisch in Frieden zu lassen und was nicht so sehr an die große Glocke gehängt wurde, die Jupiter-Raketen abzuziehen. Hatte Chruschtschow schon von Anfang an geplant, nicht dauerhaft auf Cuba mit den Raketenstellungen zu bleiben, sondern hatte er vor allem als Ziel, die Raketenstellungen in der Türkei und Italien los zu werden? Ich weiss es nicht.
Meiner Meinung nach geht es Putin nicht primär um irgendwelche Landgewinne in russischsprachigen Gebieten der Ukraine. Die Übernahme der Krim (ob man da von Annexion oder unterstützter Sezession spricht, sollen Juristen klären, wobei ich nicht davon ausgehe, dass sich das Ergebnis ändern wird, wenn man zur Sicherheit das Referendum durch ein international überwachtes zweites Referendum wiederholt) sehe ich als unmittelbare Reaktion auf den Regime-Wechsel 2014 nach den Maidan-Krawallen. Bei diesen gab es Tote auf beiden Seiten - Demonstranten und Polizei - so dass der Verdacht einer künstlich aufgeheizten Stimmung nicht ganz von der Hand zu weisen ist ("Fuck the EU" sagte in dem Zusammenhang eine Dame im US-Außenministerium während der Absprache mit ihrem Botschafter in Kiew). Bei der Krim ging es RU vor allem darum zu vermeiden, dass der wichtige Schwarzmeerhafen Sewastopol tendentiell nicht mehr als russischer Militärstandort genutzt werden kann, für den Fall, dass die Ukraine der EU und NATO beitritt. Das ist pure Geopolitik. In der Donbas-Region würde ich ab 2014 von einem Bürgerkrieg sprechen, höchst wahrscheinlich mit russischer Unterstützung.
Worum es Putin geht, und da spricht er seit 2008 Tacheles, ist "NATO welcomes Ukraine’s and Georgia’s Euro-Atlantic aspirations for membership in NATO." NATO Gipfel in Bukarest, 2008-04-03. Er hat sich in den Jahren 2000-2007 zuvor redlich bemüht, dass eine gemeinsame Sicherheitsarchitektur in Europa unter Einbeziehung von Russland aufgebaut wird (Zur Erinnerung: der Kalte Krieg ist vorbei). Russland war in den 90er Jahren extrem schwach. Die Wirtschaft kollabierte - und es gab nach dem Ende des Kalten Krieg für Osteuropa keinen Marshallplan wie nach Ende des zweiten Weltkriegs für Westeuropa. Das sieht man sehr deutlich, wenn man sich als Indikator für wirtschaftliche Aktivitäten die CO2-Emissionen als Indikator für den fossilen Energieverbrauch anschaut. Die sind um 40% zurückgegangen - klimapolitisch schön, aber für die Menschen ein massiver Wohlstandsverlust, der mit der Weltfinanzkrise 2008 (ca 7% CO2-Reduktion) in keinster Weise zu vergleichen ist. Auch die Ölförderung ging massiv auf die Hälfte zurück; die Sovietunion hatte in den 70er und 80er Jahren einen Großteil der Einnahmen im Außenhandel über Erdöl-Geschäfte erzielt.
Ich erinnere an das Genscher Zitat von 1990 auf dem Weg zur Deutschen Einheit: "Wir waren uns einig, dass nicht die Absicht besteht, das Nato Verteidigungsgebiet auszudehnen nach Osten. Das gilt übrigends nicht nur in Bezug auf die DDR, die wir da nicht einverleiben wollen, sondern das gilt ganz generell.“ (Der damalige US-Aussenminster James Baker steht genau daneben, als Genschman diese Worte sagt.) Und im Gegensatz zu dem Visualpolitik-Video weiter oben wollen die Lespolitik-Dokumente genau dies bestätigen. Winkeladvokatische Züge "Ja, das waren Zugeständnisse, die an die UdSSR (mündlich) gegeben worde, nicht an Russland" oder "Ja, das war die Meinung 1990, was geb ich auch mein Geschwätz vor 9 Jahren" halte ich für unlauter. Die Osterweiterung worde toleriert, weil Russland zu der Zeit ganz andere Probleme hatte und solange sie nicht unmittelbar die Grenzen berührte. (Die baltischen Staaten lasse ich mal aussen vor, die werden militärisch offenbar nicht als Bedrohung empfunden, solange keine größere Präsenz von landesfremden NATO Truppen stationiert werden.) Solange nicht auch Russland einbezogen wird in ein gesamteuropäsches militärisches Sicherheitskonzept ist das ganze Haus nicht stabil. Sei es über die Nato oder einem zukünftigem EU-MIL-Bündnis, sollte die Nato aufgrund einer Interessenverschiebung der USA Richtung Asien zerfallen. Um es überspitzt zu formulieren, wird die Ukrainie und ggf. auch Belarus irgendwann mal EU und NATO Mitglied werden können - einen Tag, nachdem die Verträge mit Russland unter Dach und Fach sind.
Gruß,
Gunnar
PS. Ja, ich bin ein Putin-Versteher, was nicht heisst, das ich seine Aktion gut finde - erst recht nicht seit dem Grenz- und Flußüberschritt mit gepanzerten Fahrzeugen.