Beiträge von gunnar.kaestle

    Hi Fire,


    bei den zeitvariablen Netzentgelten rennst Du bei mir offene Türen ein.

    Zitat

    - im Bereich GHD werden die meisten Kunden bereits Leistungsgemessen (1/4h Werte)


    - bei den Haushalten soll sukzessive das smartmeetering durchsetzt werden.

    Allerding halte ich vom Smart Metering bei Haushaltskunden wenig, was das Aufwand zu Nutzen Verhältnis betrifft. Bei den größeren Abnehmern im kommerziellen bzw. industriellen Bereich hat die Erschließung von Flexoptionen bis vor kurzem nicht gezündet (obwohl da wenig Aufwand mit hohem Nutzen kombiniert ist). Erst mit den irre hohen Strompreisen am Großhandelsmarkt und entsprechend hohen Hub lohnt es sich für Industriebetriebe, ihre Produktion nach den Preisschwankungen auszurichten.


    Um kleine Verbraucher im Niederspannungsnetz mit Verschiebepotential systemdienlich auszurichten, halte ich die simple Ausrichtung nach dem Spannungsnieveau für sehr viel einfacher umzusetzen. Wann werden Elektroautos so intelligent wie Glühbirnen? In diese Richtung geht auch das Demovorhaben FLAIR = flexible Anlagen intelligent regeln. Und das kann man auch mit BHKWs machen: immer dann, wenn die PV die Spannung im Verteilnetz hochtreibt, haben BHKWs Pause und umgekehrt. Das geht auch eingeschränkt mit Windkraftanlagen am Mittelspannungsanschlüssen, weil die Trafos zwischen MS und NS ungeregelt sind, d.h. die Schwankungen sind miteinander gekoppelt.


    Gruß,

    Gunnar

    Inbetriebnahme von Nordstream 2, ein Teil der Erlöse fließt in den Wiederaufbau der Ukraine. Alles ist billiger und besser als ein Dauerkrieg und US Frackinggas.

    Nordstream 2 ist erstmal "nur" eine Pipeline, die Teil der europäischen Gasinfrastruktur ist. Der Zweck war vor allem eine kürzere Verbindung der Westsibirischen Gasvorkommen incl. der Jamal-Halbinsel und Abnehmern in Westeuropa, nachdem die Gasförderung im Südural rückgängig ist. Der Umweg von der Arktis ans Kaspische Meer und dann über die Ukraine nach Mitteleuropa ist einfach länger als durch die Ostsee. Vgl. Hans-Jochen Luhmann: Die ungebremst auf uns zukommende Gasversorgungskrise Anfang 2020, 2018.


    Natürlich gibt es auch geopolitische Aspekte, weil dieser natürliche Trend die Ukraine als Transitland schwächt. Das sind nicht nur Einnahmen im Mrd € Bereich für die Ukraine, sondern auch Risikofaktoren wenn sich RU-UK wieder mal nicht über den Gastarif einigen können (UA ist zugegebenermaßen ständig knapp bei Kasse, vgl. mit dem BIP pro Nase - die Ukraine ist das Armenhaus Europas) und dann das mögliche Druckmittel wegfällt, die Gasversorgung zu stören. Es war richtig, Nordstream 2 auf Eis zu legen, weil man sie noch nicht gebraucht hat und weil es das Signal setzt, dass die Transgaz-Pipeline noch gebraucht wird - auch wenn die Bedeutung in den letzten Jahren zurückgegangen ist. Nicht nur wegen Nordstream 1, sondern auch wegen Jamal und auch der TurkStream-Pipeline durchs Schwarze Meer, das einen Teil des Balkans mitversorgt.


    Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Nordstream 2 so schnell aus politischen Gründen eine Betriebserlaubnis erhält, um Erdgas zu transportieren. Was ich mir vorstellen, wäre ggf. im Rahmen eines Zuckerbrot-Pakets die schon mal angesprochene Variante zu realisieren, über Nordstream 2 Wasserstoff in großem Umfang zu liefern. Damit das aber kein Lex Russia wird, müsste man auch eine der Europipes aus Norwegen umstellen und natürlich auch einen Strang durch die Ukraine. Ich habe mittlerweile meine Berührungsängste gegenüber endzulagerdem CO2 oder pyrolisiertem C abgelegt. Wenn man nicht warten will, bis man die Netztechnik und auch die Endverbraucher aus H2-Technik irgendwann in den 30er Jahren umstellen will, weil erst in ferner Zukunft EE-Überschussstrom in der notwendigen Volllaststundenzahl zur Verfügung steht (die kleineren Mengen werden zuerst von CAPEX-armen Alternativen wie E-Autos, Wärmepumpen, E-Heizern etc. aufgenommen) dann kann das die Defossilisierung der Gasnetze beschleunigen. Und wenn das C bzw CO2 gut und sicher gelagert wird, dann ist das auch klimatechnisch eine gute Option.


    Gruß,

    Gunnar

    Es ist leider davon auszugehen, dass wir in Deutschland von einem Atomkrieg am schwersten betroffen sein werden oder anders gesagt, dass wir vernichtet werden.

    Kann sich jemand von den älteren Semestern noch an die Friedensdemos Anfang der 1980er Jahre erinnern? Ich war damals ein Pimpf, der in die Grundschule ging. Damals hatte man gegen NATO-Doppelbeschluss und die Installation der Mittelstreckenraketen vom Typ Pershing-II demonstriert. Die Pershings hatten damals schon einen manövrierbaren Wiedereintrittskörper - die heute gehypten Hyperschallwaffen sind nichts anderes: auch klassische ballistische Raketen sind hyperschallschnell, aber heute lässt man sie mit dem aerodynamisch optimierten Gleitkörper länger in der oberen Atmosphäre "fliegen" und damit können sie Abwehrraketen ausweichen. Damit werden die sowieso unzuverlässigen Anti-Raketen-Raketen noch unzuverlässiger. Es wäre billiger gewesen, wenn man einfach den ABM-Vertrag hätte bestehen lassen.


    Ich finde die Schlagzeile der Sun sehr beunruhigend: Niamh Cavanagh: "DARK EAGLE HAS LANDED - US to arm nuclear unit in Germany with 4,000mph ‘Dark Eagle’ hypersonic missiles to ‘blitz Moscow in 21 MINS’" 2021-11-10. Das kann man auch hier und hier nachlesen, aber die Sun hat halt eben die knalligsten Titel. Die FAZ teilt das Dementi der Amerikaner mit: keine Stationierung von Raketen in Mainz-Kastel (Ortsteil von Wiesbaden). Genau: in der Clay-Kaserne wurde nur die Kommandozentrale des reaktivierten Raketenartilleriekommandos plaziert, die Raketen selber sind mobil auf Schwerlastern irgendwo sonst verteilt.


    Der Grund für die Vereinbarung des INF-Vertrages war der, dass die kurzen Vorwarnzeiten im Falle eines Raketenangriffs mit Mittelstreckenwaffen im Rahmen des MAD-Konzeptes für einen Gegenschlag nur sehr wenig Zeit ließ, so dass man dafür automatisierte Systeme brauchte, vgl. mit der Weltvernichtungsmaschine aus Dr. Strangelove. Eine falsch positive Auslösung, die durch beherzten Eingriff von Stanislav Petrov im Jahre 1983 verhindert werden konnte, ist damit leichter möglich. Das mag jetzt zynisch klingen aber die aktuellen Kämpfe in der Ukraine sind sekundär, das ist nur die Spitze des Eisbergs. Viel wichtiger für den Weltfrieden ist, dass sich Russen, Amerikaner und auch Chinesen Abrüstungsvereinbarungen im Segment ABM, INF und konventionelle Streitkräfte einlassen. Bisher sieht es so aus, also ob die Chinesen im aktuellen Tripol der Großmächte als Sieger im strategischen Kräftemessen um die Ukraine darstehen. Wenn Amerikaner sich trotz des angekündigten "Pivot to Asia" noch länger in Europa binden, dauert der Schwenk nach Asien, um dort China mit der Containment-Politik zu beglücken, länger und China hat mehr Freiräume. Das ist auch meine Hoffnung, den heissen Konflikt in der Ukraine demnächst zu beenden: dass die USA ein Interesse entwickeln, ihn bald zu befrieden und nicht noch medienwirksam Öl ins Gegenfeuer gegenüber Russland zu gießen. Das erlaubt, den Fokus von Europa auf Asien zu verlegen. John Mearsheimer hat allerdings eine andere Einschätzung ausgesprochen: Sowohl die USA als auch Russland können sich nicht leisten, die Ukraine-Krise als Verlierer zu beenden, wobei von Russland die Ukraine-Frage als existenzbedrohend angesehen werde und man daher wohl eher bereit ist, in die Vollen zu gehen. Daher werde der Krieg wohl noch länger andauern; er schätze die Auseinandersetzung gefährlicher ein als die Kubakrise.


    Gruß,

    Gunnar

    Wenn ich dauerhaft ein Auto bräuchte würde ich mir ein elektrisches Vehikel kaufen, auch schon weil ich überzeugter Peak-Oiler bin.

    Das sehe ich ebenfalls so und bin ebenfalls überzeugter Umweltschützer, Dein Link funktioniert übrigens nicht.


    Hier ist der Artikel noch mal woanders auch gefunden: Colin J. Campbell and Jean H. Laherrère: The End of Cheap Oil: Global production of conventional oil will begin to declinesooner than most people think, probably within 10 years, Scientific American, March 1998. (auch bei JSTOR)

    Die Fahrzeugakku sind nicht für so zahlreiche Zyklisierungen ausgelegt, sollte sich das ändern kann man drüber nachendenken. Grundsätzlich jedoch nutzen wir die Akkukapazität um damit zu fahren und nur mit Stromüberschüssen zu laden. Das ist ökologisch und ökonomisch und der Akku hält das ganze Autolebensalter.


    Das mag vor 10 Jahren gestimmt haben, aber nach meinem Kenntnisstand spielt das heute keine Rolle mehr. Die Traktionsbatterie altern schneller kalendarisch als durch Nutzung, d.h. wenn man das Auto bzw. die Batterien wegschmeisst, haben die noch etliche "Freizyklen" auf der Uhr, die aufgrund der kalendarischen Alterung nicht genutzt werden konnten. Netzstützung heisst bzgl. einer P(f)-Frequenzregelung auch, dass man nur kleine Mikrozyklen braucht. Die Berliner Bleibatterie aus den 1980er Jahren, die zur Stabilisierung des Berliner Inselnetzes installiert wurde, kam auf etwa 7000 äquivalente Volllastzyklen - nicht 700, was man sonst bei Blei erwarten würde. Das liegt an der Vielzahl von kleinen Hüben, die insgesamt nicht so schädlich sind wie wenige große Speicherhübe. Und dann ist ein Laden des E-Fahrzeugs mit netzdienlicher Regelung, d.h. P(f) und P(U) Modulationen auf den Sollwert des BMS, auch nicht schädlich, weil die Elektroenergie sowieso rein muss und dann über den Antriebsmotor entladen wird - der viel höhere Leistungen abverlangt und auch beim Rekuperieren hohe Leistungen in die Batterie zurückführt.


    Siehe auch: Tomi Engel: Selbstregelung von Verbrauchern, 2021


    Gruß,

    Gunnar

    Putin ist es aber völlig wurscht wenn der Westen ihm ein Interessenausgleich bietet.

    Putin will die Ukraine, und er kann da jetzt auch keinen Rückzieher machen.

    Ich glaube, du plapperst ein gängiges Narrativ nach, was in den aktuellen Zeitgeist passt. Bitte überlege doch mal, was man brauchen würde, um ein Land wie die Ukraine a) völlig einzunehmen und b) auch dauerhaft zu besetzen. In der Ukraine wohnen gut 40 M Menschen, sie etwa so groß wie DACH + BENELUX + DK. Die Ukraine hat etwa 200 k reguläre Soldaten, noch einmal 200 k Territoriale Verteidungskräfte (sowas wie die Nationalgarde in den USA) und ca. 200 k Milizen / Reservisten.


    Ex-Militärs wie z.B. Douglas MacGregor sagen, dass man für eine erfolgreichen Angriff etwa eine Übermacht von ca 3:1 braucht. Auch wenn die Milizen nicht dieselbe Kampfkraft haben wie das reguläre Militär ist das Kräfteverhältnis eher umgekehrt 1:3 russische zu ukrainische bewaffnete Kräfte. Somit kann man nicht davon ausgehen, dass es das Ziel war, die ganze Ukraine einzunehnen - dafür war die Streitmacht von Anfang an zu klein ausgelegt. Und die Russische Armee kann man nicht mit der Soviet-Armee vergleichen, deren konventinelles Angriffsszenario war, bis zum Rhein durchzurollen - alleine 500.000 Truppen waren in der DDR stationiert.


    Mit 40.000 Soldaten, die Kiew in die Zange nehmen sollten (850 km2 groß, ca 3 M Einwohner) kann man nicht annehmen, das diese wirklich die Hauptstadt im Häuserkampf einnehmen können. Scott Ritter nimmt an, dass dies ein Manöver war, um ukrainische Truppen im Norden zu binden, um damit Druck aus den Kämpfen im Süden und im Donbas zu nehmen. Stalingrad war von der 6. Armee im Herbst 1942 fast zu 90% erorbert worden. Für diese Aktion hatte man rund 1 Mio Soldaten gebraucht, bevor dann die Einkesselung statt fand. Man kann also nicht wirklich davon ausgehen, dass mit einem Bruchteil dieser Kräfte eine viel größere Stadt eingenommen werden soll.


    Putin will vor allem eine neutrale Ukraine als Pufferzone und das will nicht nur er, sondern das will jede russische Führung, egal welcher Couleur. Das liegt an den fehlenden Bergen Richtung Westen, weil die nordeuropäische Tiefebene von Nordfrankreich, der Niederlande, Norddeutschland, Polen, über Weissrussland und die Ukraine einen Einflugschneise für uneingeladene Truppen darstellen (1941 DE, 1812 FR, 1708 SE, 1610 PL), vgl. mit Tim Marshalls Die Macht der Geographie. Und ich persönlich bin froh, dass noch Putin am Ruder ist und nicht ein Politiker aus dem extrem-nationalem Spektrum, die in Russland recht zahlreich sind und in den letzten 20 Jahren höchst wahrscheinlich gewachsen sind, wenn man die Prognose von George Kennan ernst nimmt.


    "Und vielleicht ist es noch nicht zu spät, um eine Ansicht zu vertreten, die, wie ich glaube, nicht nur die meine ist, sondern auch von einer Reihe anderer Personen geteilt wird, die über umfangreiche und in den meisten Fällen neuere Erfahrungen in Russlandfragen verfügen. Die Ansicht ist, ohne Umschweife gesagt, dass die Erweiterung der NATO der verhängnisvollste Fehler der amerikanischen Politik in der gesamten Nachkriegszeit wäre.

    Es ist zu erwarten, daß ein solcher Beschluß die nationalistischen, antiwestlichen und militaristischen Tendenzen in Rußland anheizen, sich nachteilig auf die Entwicklung der russischen Demokratie auswirken, den Ost-West-Beziehungen wieder die Atmosphäre des Kalten Krieges verleihen und die russische Außenpolitik in eine Richtung lenken würde, die uns ganz und gar nicht gefällt." (New York Times, 1997-02-05) ... und das schreibt einer der Väter der Containment-Politik.


    Gruß,

    Gunnar

    Neutral wie Belarus? Lol. Ukraine ist und soll ein Sovereign Staat bleiben. Die können aussuchen mit wem die Bündnis schließen. Dabei sollte es egal sein ob es für Russland ausreichend ist oder nicht.


    Zur faktischen Berichtigung: Du folgst der Denkweise des Idealismus, das bezeichenet eine Theorie der zwischenstaatlichen Beziehungen die auf zwischenstaatlichen Verträgen und internationalen Organisationen beruht. Im Englischen wird dies auch als Liberalism bezeichnet. Nach dieser Theorie sind ist die UNO und ander Organisationen dazu da, um Auseinandersetzungen auf gewaltfreie Weise zu regeln. Internationaler Handel wird auch als Mittel zur Friedenssicherung gesehen, weil Abhängigkeiten im Geben und Nehmen an sich dazu führen, dass man diese Beziehung durch kriegerische Aktivitäten auf die Probe stellt. Weiterhin wird die Auffassung vertreten, dass sich Demokratien weniger häufig angreifen.


    Die andere Denkschule ist der des Realismus, in dem davon ausgegangen wird, das Staaten um ihr Überleben kämpfen und die Machtverteilung zwischen möglichen Konkurrenten um regionale bzw. globale Hegemonie ein wesentlicher Beweggrund ist, für das Verhalten von Regierungen in Bezug auf ihre Außenpolitik. Großmächte halten sich an internationale Regeln, wenn sie ihnen genehm sind, und brechen sie, wenn sie dadurch Vorteile beim Durchsetzen der eigenen Interessen sehen.


    Theoretisch darf jeder Staat machen was er will, so darf zum Beispiel der souveräne Staat Kuba mit dem souveränen Staat UdSSR ein Militärabkommen schließen. Dennoch hat die USA im Oktober 1962 im Rahmen der Kubakrise darauf sehr allergisch reagiert, obwohl in ähnlicher Weise 3 Jahre vor der Installation der Raketen auf Kuba auch Raketen in der Türkei installiert wurden, die Moskau anfliegen konnten. Also muss man den anarchischen Charakter unserer Weltordnung (keine übergeordnete Instanz) zur Kenntnis nehmen, und man sollte - trotz aller Rechte (jedes vertraglich vereinbarte Wort ist nur so stark wie das Schwert, das es durchsetzen kann) - das Gleichgewicht der Mächte zur Kenntnis nehmen und das Recht des Stärkeren nicht herausfordern.


    In Bezug auf die Ukraine liegt ein Konflikt zwischen den USA und Russland vor. "Nyet means Nyet" war 2008 ein internes Memo betitelt, dass die Befindlichkeiten Russlands klar benannte. Trotzdem hat man dies nicht für voll genommen und wenige Monate später im April 2008 in der Abschlusserklärung des Nato-Gipfels von Bukarest verlautbart: "Die NATO begrüßt die euro-atlantischen Bestrebungen der Ukraine und Georgiens, der NATO beizutreten. Wir haben heute vereinbart, dass diese Länder Mitglieder der NATO werden." Damals ist bei den Russen der Hut hochgegangen, und seitdem werden sie nicht müde zu betonen, dass sie dies als substantielle Bedrohung ihrer Sicherheit ansehen. "Russland mag zwar den Erklärungen des Westens Glauben schenken, dass die NATO nicht gegen Russland gerichtet sei, doch wenn man sich die jüngsten militärischen Aktivitäten in den NATO-Ländern ansieht (Einrichtung von US-Forward-Operating-Standorten usw.), muss man sie nicht nach den erklärten Absichten, sondern nach ihrem Potenzial bewerten." schrieb der damalige US-Botschafter aus Moskau, der heutige CIA-Direktor William Burns.


    Ich persönlich sehe es als Bedrohung meiner Sicherheit an, wenn Pershing-II-Raketen-Bataillione (mit lenkbarem nuklearem Gefechtskopf), die in den 80er Jahren aus gutem Grund per INF-Vertrag abgerüstet wurde, nun mit Dark Eagle Raketen in Stellungen rund um Mainz wiederbelebt werden. Das sind sogenannte Hyperschall-Waffen, also Raketen, die - ähnlich wie Pershing II, nur besser - in der oberen Atmosphäre navigieren können, um Ausweichmanöver zu fahren. Der Kündigung des INF-Vertrages ging eine Streiterei voraus, wer denn nun den Vertrag nicht einhalte: Aegis Ashore in Rumänien und Polen vs. SSC-8 Marschflugkörper. In den Achtziger Jahren hatte man mit gutem Grund das INF-Segment abgerüstet, weil die kurze Anflugzeit automatisierte Zweitschlagstrategien benötigt, die auch mal eine falsch positive Falschauslösung provozieren können. Die Zeit, sich noch mit Kollegen zu beraten und das Hirn zu zermatern, ob jetzt wirklich ein atomarer Weltkrieg anfängt, fehlt bei diesem Waffentyp.


    Gruß,

    Gunnar


    Was völlig unterbelichtet wird in der Presse, ist der Umgang Kiews mit der russ. Minderheit. [..]


    Was solls - wenn Multikulti scheitert, müssen neue Grenzen gezogen werden und die Bevölkerung ausgetauscht werden. Griechenland hat deshalb seit 100 Jahren Frieden mit der Türkei. (Vertrag von Lausanne) 2 Mio Menschen wurden in beide Richtungen friedlich umgesiedelt.

    John Mearsheimer hat bereits 2015 vorgeschlagen ("What should be done?"), dass die strikte Gewährung von Minderheitsrechten für die russische und russsischsprachige Bevölkerung, insbesondere was die Sprache betrifft, ein Kernelement für eine Friedensstrategie ist - neben der langfristigen Absage der NATO-Mitgliedsschaftsbemühungen.


    Zur Trennung von Bevölkerungsgruppen gibt es auch noch ein weiteres Beispiel: 1947 hatte man beschlossen, die muslimischen und hinduistischen Teile Indiens voneinander zu trennen. Relativ kurzfristig hatten die betroffenen Menschen erfahren, ob sie nun rechts oder links der Grenze lebten und sind dann in einer der größten Flüchtlingsströme des letzten Jahrhunderts auf die Pakistanische oder Indische Seite gewechselt. "Im Verlauf des Teilungsprozesses kam es zu bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen, die zum Tod von mehreren hunderttausend Menschen führten. Einige Autoren sprechen von bis zu einer Million Opfern oder mehr. Etwa 20 Millionen Menschen wurden im Zuge der Aufteilung Britisch-Indiens deportiert, vertrieben oder umgesiedelt." (dewiki)


    In der Türkei wurde der Bevölkerungsaustauch (damals zu Beginn des 1. Weltkriegs noch Osmanisches Reich) bzgl. der Armenier nicht so zimperlich durchgeführt.


    Gruß,

    Gunnar

    Ich finde den Krieg in der Ukraine nicht in Ordnung. Nur ist der Westen daran nicht ganz unschuldig. Es ist wichtig, auch mit Russland einen Interessenausgleich zu finden.

    Ja, das stimmt und das sieht auch jeder Realpolitiker auf den ersten Blick ein. Yanis Varoufakis zitiert den Militärstrategen Sun Tzu (Die Kunst des Krieges, Kapitel VII), der empfahl, dem Gegner immer eine goldene Brücke zu bauen, über die er sich zurückziehen könne. Eine finale Vernichtungsschlacht, in der der Unterlegene bis zum letzten Mann kämpft (vgl. Iwo Jima) ist für niemanden wirklich erstrebenswert.


    John Mearsheimer hat kürzlich die Vermutung geäußert, dass der Krieg nicht so schnell zuende gehen wird, weil das die USA nicht zulassen werden. Wenn sich Russland und die Ukraine einigen, dass die Ukraine dauerhaft neutraler Pufferstaat bleibt, dann sähe aus, als ob Russland gewonnen hätte und das würde Biden schlecht aussehen, der im Herbst die Mid-Term-Wahlen zu bestreiten hat, und es um die Mehrheit im Kongress gehe.


    Stephen Davies, britischer Historiker, empfahl kühle aber korrekte Beziehungen - nicht feindliche - mit Russland, einfach weil man auf der selben Seite der eurasischen Landmasse wohnt. George Friedman erläuterte, dass es im Interesse der USA liege, wenn keine Allianz russischer Ressourcen und deutschen (ich verallgemeinere: westeuropäischen) Kapitals zustandekäme.


    Gruß,

    Gunnar

    Der Hamster treibt die Preise kurz an, danach fallen sie, denn der Hamster muss das Futter verdauen und braucht kein weiteres Futter. Genauso verhält es sich mit den Rohstoffspekulanten an der Börse: Sie modulieren nur den Trend, sie können "Zacken" auf die Kurve zaubern. Mehr nicht.

    Hier der Neutral Gas Price (also sowas ähnliches wie der ID3 beim Elektrizitättsmarkt). Das ist ein Durchschnitt über die kurzfristig vor Lieferung (ab D-2) gehandelten Mengen, also Spotmarktpreis mit ein wenig Trägheit, so dass einzelne Trades unmittelbar vor Lieferung keinen Preisausreißer bewirken können. Aktuell (2022-04-12) scheint er sich bei 100 €/MWh zu stabilisieren, wobei die Spitze am 7. März von 250 €/MWh wahrscheinlich durch die Kriegsrhetorik bestimmt war. Der Terminmarkt geht offenbar davon aus, dass weder die Russen uns das Gas abstellen (warum sollten sie?), noch dass wir freiwillig uns selber das Gas abstellen (warum sollten wir?).

    Aktuelle (2022-04-11) THE Gaspreise fürs Kalenderjahr:

    - 2023: 83,86 €/MWh

    - 2024: 63,12 €/MWh

    - 2025: 49,40 €/MWh

    - 2026: 35,85 €/MWh


    Die heutigen Spotmarktpreise sind doch nur deswegen so hoch, weil die Restmengen, die heute noch gehandelt werden, um einen zusätzlichen Bedarf zu decken bzw. nicht gebrauchte Mengen zu vermarketen, zu diesem Preis gehandelt werden. Die überwiegende Menge kommt zu einem weitaus günstigerem Preis ins Land, z.B. per Preisgleitklausel auf den Ölpreis - wie auch immer die genaue Formel aussehen mag. "Gazprom has traditionally sold gas to its European customers under long-term, oil-indexed contracts. [..] The company has responded to challenges from both the European Commission and its customers in Europe by introducing elements of hub-linked pricing to its contracts. Indeed, according to the Director of Gazprom Export, Elena Burmistrova, 28 per cent of Gazprom Export’s long-term contracts are now spot-indexed, while a further 14 per cent of volumes are sold with oil-indexation and a spot reference for the corridor of price fluctuation." (Oxford Energy, 2019)


    Das BAFA führt eine Statistik zu den Grenzübergangspreisen. Da liegen wir momentan um 50 €/MWh, auch im Januar hat sich nicht viel geändert. Und wie man bei den meisten Endverbrauchern sieht, die einen regulären Tarif mit Preisbindung abgeschlossen haben, ist dieser bei den klassischen EVU auch (noch) nicht in die Höhe geschossen. Bei mir liegt die Grundversorgung allerdings bei 16 ct/kWh und bei vertraglicher Bindung zahlt man 11-12 ct/kWh.


    Der Terminmarkt für Elektroenergie sieht momentan so aus (Baseload):

    2023: 197,50 €/MWh

    2024: 146,50 €/MWh

    2025: 124,25 €/MWh

    2026: 106,00 €/MWh


    Das ist zum einen die Erwartungshaltung, dass Gas- (und Kohlepreise) wieder runter gehen, aber auch der weitere Zubau von Wind- und Solarenergie, die per Merit-Oder Effekt die Marktpreise senken. Mit den kommenden Quartalspreisen

    2022-Q3: 247,50

    2022-Q4: 258,00

    2023-Q1: 246,20

    2023-Q2: 178,50

    2023-Q3: 170,00

    2023-Q4: 193,70

    kann man also auch von einem üblichen Preis ausgehen, der in ähnlicher Höhe wie heute liegt. Wer also in der Vergangenheit einen günstigen Preis vereinbaren konnte und dieser noch einige Zeit gilt, kann also ungestraft das BHKW von stromoptimiert und wärmegedeckelt auf wärmegeführt umstellen, bis die nächste Gaspreisanpassung ins Haus flattert.


    Gruß,

    Gunnar


    Bitte nicht eine Erklärung mit einer Begründung verwechseln.

    Noch ein paar Worte, warum der Ukraine-Krieg vielleicht doch noch etwas länger dauern kann. Scott Ritter, ein ehemaliger UN-Waffeninspekteur (Russland, Irak) und Regimekritiker, erläuterte, dass Selenskyj das eigene rechtsnationale Politikspektrum zu fürchten habe. Klein, aber gewaltbereit wurde ihm schon angedroht, dass er am nächsten Baum baumle, wenn er einen Deal mit Russland eingehe (das bezog sich noch auf den Bürgerkrieg im Donbas, der von Russland unterstützt wurde). Ritter gehe davon aus, dass die Russen - im Gegensatz zum weitverbreiteten Narrativ - Selenskyj und Co. nicht auf der Abschussliste haben. Ganz im Gegenteil, die Russen brauchen ihn, damit er als Person der staatlichen Authorität (er habe momentan eine bessere internationale Presse als Mutter Theresa) einen allgemein anerkannten Friedensvertrag unterzeichne. Drum erwartet er, dass ein Extraction Team parat steht, dass ihn evakuiert wenn es kritisch wird, weil man ihn noch brauche. Das Ziel sei nicht ein Komplettbesetzung der Ukraine oder die Einverleibung in Russland, sondern das Ausschalten der rechtsnationalen bewaffneten Kräfte, die Abrüstung des ukrainischen Militärs (nachdem die USA und andere seit 2017 Waffen geliefert hatten und etliche Truppenverbände auf NATO-Führungsstandard gebracht worden sind, die UA ist sozusagen Quasi-NATO-Mitglied) und vor allem eine verlässliche Garantie, dass man keine NATO-Mitgliedschaft anstrebe.


    Gruß,

    Gunnar

    Umfragewerte - die sind natürlich ausschlaggebend!

    Die Sanktionen gegenüber Russland (die im übrigen nicht die Militärmaschinerie treffen, sondern eher nur die Bevölkerung) lassen eine Wagenburgmentalität entstehen. Die Menschen rücken näher zu ihrer Führung. Hier die Umfragewerte des Lewada-Zentrums seit der Jahrtausendwende. Der letzte Wert vom März lag bei 83% Zustimmung.


    Noch eine Anmerkung zu Sanktionen: Nach dem Irakkrieg 1990/91, der im Gegensatz zu vielen sonstigen Aktionen der USA den Regularien der UN-Charta entsprach, gabe es noch jahrelang wirtschaftliche Sanktionen, die unter anderem zu einer erhöhten Kindersterblichkeit führten (Unterernährung, Durchfallerkrankungen, etc.) Die UNICEF schätzte, dass bis 1996 etwa 500.000 mehr Kinder gestorben sind, als wenn man den Trend der 70er und 80er Jahre verfolgt hätte. "We think the price is worth it", sagte die damalige US-Außenministerin.


    Eine Sanktionierung der Energieimporte aus Russland ist oberdähmlich, weil das uns mehr schadet als Russland. Schließlich haben 1941 die Japaner nicht beschlossen kein Geld mehr an die USA zu zahlen, sondern es war umgekehrt: die US-Regierung hat die japanischen Konten gesperrt, so dass die Japaner kein kalifornisches Öl mehr bezahlen konnten. Im Sommer 1941 sind japanische Tanker leer über den Pazifik zurück gedampft. Die japanische Führung wusste, dass die Vorräte etwa ein Jahr reichen, und um sich Öl aus den Dutch Indies zu holen, störte die Pazifik-Flotte der Amerikaner, die von San Diego nach Perl Habour verlegt worden war.


    Nicht vergesssen: Exergy is the Economy! und It's the economy, stupid!


    Gruß,

    Gunnar

    Hallo miteinander,


    vielleicht könnt ihr mir mit Rat und Tat zur Seite stehen, da ich mit den neuen Fördermaßnahmen im Gebäudeenergiesektor (energetische Sanierungen) nicht mehr so vertraut bin. Da hat sich mit der Einführung des Gebäudeenergiegesetzes und der Bundesförderung für energetische Gebäude doch so einiges getan. Ich bin noch auf EnEV-Stand.


    Es geht um ein Studentenwohnheim mit zwei Häusern auf einem Grundstück, in dem kleinen Haus sind 5 Zimmer und im großen Haus sind 8 Zimmer im OG, im EG sind Gemeinschaftsräume und im Keller sind in einer Einliegerwohnung auch noch 3 weitere Zimmer. Insgesamt werden um die 100.000 kWh Gas verbraucht (jedes Haus hat eine eigene Therme) und der kumulierte Verbrauch an elektrischer Energie liegt bei knapp 20.000 kWh.


    Die Fassade (Holzfassade auf Fachwerkbau) hat einen Schaden, so langsam beginnt an einigen Stellen das Holz zu gammeln. Weil damals bei der letzten Sanierung (um 2000) leider keine Standardbretter (Normmaße, Nut und Feder, etc.) verwendet wurden, lässt sich das ganze System nur unter hohem Aufwand reparieren. Es hat sich herausgestellt, dass es billiger sei, die ganze Fassade neu zu machen. Das soll um die 100 k€ kosten. Es ist geplant, nur die alten Bretter herunterzuholen und die neuen draufzutun - mehr nicht. Es wird angenommen, dass die hinterlüftete Fassade auch einen Wärmeschutz hat (Stand 2000) aber genaues weiss mein leider nicht mehr.


    Früher was es möglich, eine energetische Sanierung insgesamt zu beurteilen, d.h. nicht nur den Wetterschutz zu erneuern, sondern auch den Wärmeschutz aufzupolstern und vor allem die Heizung (Gasbrennwerttherme 70 kW, steht auf dem Dachboden) aufzupeppen. Ich denke hierbei an eine Brennstoffzelle. Das ganze Packet wurde dann mit dem Primärenergiefaktor bewertet und man hat dann verschiedene Effizienzhaus-Förderstufen erhalten - auf die kumulierte Bausumme.


    Wie läuft es heute ab? Welche Förderprogramme sind der der Pipeline, um den Gasverbrauch im Gebäudebereich zu minimieren? Die bisherige Sanierungsquote lag mit etwa einem 3/4 % recht niedrig, und man müsste eigentlich vom BMWK her eine Schippe auflegen, um die Sanierungsgeschwindigkeit im Bestand zu erhöhen.

    Das Bundeswirtschaftsministerium arbeitet an einer konsequenten Strategie für eine Reduktion des Gasverbrauchs, etwa über Heizungsoptimierung oder Gebäudedämmung, und die Umstellung der Wärmeversorgung, etwa über massive Investitionen in Wärmepumpen, Wärmenetze, Biomasse und Hybridsysteme.


    Gruß,

    Gunnar

    Aktuell ist der Baseload nochmal etwas gestiegen: 18,462...

    Verrückte Zeiten

    https://www.bhkw-infozentrum.d…ueblicher_preis_bhkw.html


    Und nicht vergessen, das hat nichts mit dem Ukraine-Krieg zu tun, der Gaspreis und auch der Strom (und Öl und Kohle) sind schon im zweiten Halbjahr 2021 hoch gegangen.


    Mearsheimer hat kürzlich gesagt, dass der Krieg wahrscheinlich länger dauert - wohl weil Selenskyj nicht so einfach Frieden schließen kann, weil es dann aussähe als ob die Russen mit ihrer Forderung nach einer neutralen Ukraine gewonnen hätten und das würden die USA nicht zulassen. Er schätzt die Krise von der Gefahr sogar höher ein als die Kuba-Krise.


    Gruß,

    Gunnar

    Moin, Moin,


    letztendlich hat man sich doch nicht durchringen können, die Carnot-Method schon jetzt zu implementieren. Je nach Beweggrund mag es nicht schlecht sein, noch mit der Restwertmethode zu rechnen. Aber um KWK-Anlagen zu fördern, weil sie Kohlestrom verdrängen, sollte man nicht die Berechnung der Primärenergiefaktoren vergewaltigen, sondern schlicht ein Fördergesetz erlassen, das sagt: ich will KWK und daher gibt es einen Extraanreiz.

    (5) Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie wird gemeinsam mit dem Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat das Berechnungsverfahren zur Ermittlung der Primärenergiefaktoren von Wärmenetzen, in denen Wärme genutzt wird, die in KWK-Anlagen erzeugt wird, überprüfen. Dabei wird unter Beachtung des Grundsatzes der Wirtschaftlichkeit die Umstellung des Berechnungsverfahrens auf ein Verfahren zur Ermittlung des Brennstoffanteils für die Wärmeerzeugung untersucht, das der in DIN EN 15316-4-5: 2017-09 Abschnitt 6.2.2.1.6.3 beschriebenen Methode entspricht. In die Untersuchung wird die Ermittlung eines Faktors einbezogen, mit dem der Anteil bestehender Gebäude an den an ein Fernwärmenetz angeschlossenen Gebäuden berücksichtigt wird. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie hat gemeinsam mit dem Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat dem Deutschen Bundestag bis zum 31. Dezember 2025 einen Bericht über das Ergebnis der Überprüfung vorzulegen. Der Bericht enthält einen Vorschlag für eine gesetzliche Regelung zur Umstellung des Berechnungsverfahrens ab dem Jahr 2030.

    Abschnitt 6.2.2.1.6.3 der EN 15316-4-5 heisst "Carnot-Methode" in dem die Formel steht:


    alpha = Q * (1-T_u/T_o) / [ E_el + Q * (1-T_u/T_o)]


    mit

    alpha = Faktor für die Allokation der Wärmeseite

    Q = Wärmemenge (KWK)

    E_el = elektrische Arbeit (KWK)

    T_u = durchschnittliche Außentemperatur im Betrachtungszeitraum

    T_o = durchschnittliche Temperatur der KWK-Wärme im Betrachtungszeitraum an der Systemgrenze des Wärmeerzeugers


    Es ist ein klassisches Äquivalenzzifferverfahren mit dem Exergiegehalt der Energieströme als Umlageschlüssel (A zu A+B, bzw. B zu A+B). Bis 2025 dauert es nicht lange, und bis dahin sollten a) genügend physikalisches Know-How wieder aufgefrischt werden und b) die Erkenntnis gereift sein, dass bei der Restwertmethode der Referenzwert für die Stromgutschrift stetig kleiner wird, je weiter die Energiewende voranschreitet.


    Gruß,

    Gunnar

    es nützt nun alles nix mehr das Kind liegt im Brunnen, meiner Meinung nach müssen die AKW noch 5 Jahre laufen und die beiden im Dezember 2021 abgeschaltenen ( Brokdorf und Grohnde ) müssen spätestens kommenden Winter wieder ans Netz.


    Außerdem werden nach wie vor ca. 6000GWh p.a. Windstrom abgeregelt, die gilt es schnellstmöglich zu heben - entweder durch Intelligenten Netzausbau oder Power-to-X in der direkten Nachbarschaft zu den betroffenen Windparks.

    Die stillgesetzten Reaktoren wieder hochzufahren ist verwaltungstechnisch so gut wie unmöglich. Die wurden in den 80er Jahren genehmigt zu den damaligen Bedingungen. Mit dem Abschalten ist die Genehmigung erloschen, die ist perdü. Man bräuchte eine neue Genehmigung und die wird nur zu den aktuellen Bedingungen ausgegeben. Das kann man vergessen. Es wurden in der Vergangenheit zwar einige Gimmicks nachgerüstet: Wallmann-Ventile, Töpfer-Kerzen und vieles Mehr ohne so einen klingenden Namen, aber das reicht nicht. Auch anderswo gibt es bei einer 20-jährigen Verlängerung (die Franzosen machen es generell in 10-Jahres-Schritten) erstmal noch ein Update auf die Technik. Zu Situation der Kernenergie schau mal in den World Nuclear Industry Status Report rein. Zudem haben die ÜNBs und die BNetzA ausgerechnet, dass es reicht, wenn die drei letzten Blöcke vom Netz gehen. Es ist also keine Frage der Versorgungssicherheit, sondern allemal eine des Strompreis. Freut sich nicht die EE-Branche, dass sie nun zeigen kann, dass sie soviel billiger ist als die konventionell erzeugte Elektroenergie? Auch KWK-Anlagen haben einen energiewirtschaftlichen Vorteil: Als Effizienztechnologie haben sie geringere variable Kosten als ungekoppelte Energiewandler.


    Power-to-X würde helfen, besonders durch relativ billige E-Heizer und natürlich E-Autos, die automatisch anfangen mehr zu laden, wenn der Wind weht. Hatte ich schon erläutert, wie ein Dimmer als Fernsteuerung für einen Kronleuchter mit Glühbirnen funktioniert? Wann werden Elektroautos so intelligent wie Glühbirnen? Fragte Tomi Engel in Fürth 2013 auf den BHWK-Infotagen und das fragt er noch immer. Mittlerweile fragen die Lechwerke mit.


    Ansonsten sollte man ums Verrecken nicht abregeln, wenn das Netz noch Kapazitäten frei hat, und nur der Strompreis unter 0 geht. Das ist einfach Blödsinn, weil negative Strompreis nicht schädlich sind - ausser unflexible Kraftwerke, die nicht runterfahren können oder wollen. Die DG Competition hat aber wieder verfügt, dass bei negativem Preis die Marktprämie nicht mehr gezahlt wird. Denen hat scheinbar noch niemand erzählt, dass das eine Sprungfunktion ist, die sich auch auf die Netztechnik auswirkt - Stichwort Windfinsternis. Ausserdem zerstört das die Bankability, d.h. wir werden dann mehr geld für Hochzinskredite ausgeben, als für die eigentliche Anlagentechnik. Das erinnert mich an die Alpia-Werbung aus den 90er Jahren.


    Gruß,

    Gunnar

    120 Gm3/a = 150 GW

    wenn ich mal annehme, dass das GWh sein sollen, dann fehlen mir aber bei der Umrechnung noch 3 Nullen, oder stehe ich mal wieder fest auf dem Schlauch?

    Gm3 = Mrd Kubikmeter. 120 Gm3 * 11 kWh/m3 = 1320 TWh geteilt durch 8760 h => 0.150 TWh/h = 150 GW


    Nabend Seemann!

    Erneuerbare Energien ausbauen? Selbstverständlich. "Erneuerbare Energien sind Freiheits-Energien", [..]
    So weit meine Einschätzung der Situation. Wenn es bessere Ideen gibt, würde es mich freuen sie zu hören

    Schon mal was von Gassparkraftwerken gehört? Da steckt man Gas rein und da kommt Wärme und Strom raus. Man muss also nicht Gas alleine im Kessel mit 15%-20% exergetischem Wirkungsgrad verheizen, und auch nicht nebendrann mit einer Nur-Elektrizitätserzeugungsanlage kombinieren. Die gibt es in groß und klein und der exergetische Wirkungsgrad der Wärmeerzeugung liegt bei etwa 50%. Wenn das Gas knapp wird, muss man sich nicht entscheiden, ob man entweder im Dunkeln hockt oder im Kalten. Man bekommt beides für den gleichen Input.


    Und die passen auch ganz gut in die Lücken, wenn Wind und Solar nicht läuft.


    Wenn es die nicht schon gäbe, müsste man sie glatt erfinden. Was nicht heisst, dass man bei Wind und Solar jetzt hoffentlich Vollgas geht. Geld ist ja offenbar da - für die Bundeswehr wurden zwei Jahresetats lockergemacht.


    Gruß,

    Gunnar


    Und hallo nochmal,

    Unabhängig davon müssen wir im "Westen" uns fragen was wir machen, wenn sich die Ukraine-Krise nicht friedlich lösen lässt (bzw. womit wir glaubwürdig drohen können, um eine friedliche Lösung doch noch zu erreichen). Schließen wir militärische Optionen seitens der NATO – sinnvollerweise – aus, so bleiben nur wirtschaftliche Optionen.

    Ein militärische Aktion von Seiten der NATO schließe ich ganz und gar aus - welcher Realpolitiker wäre so dämlich, Atommächte in einem harten Schlagabtausch - und sei es nur ein räumlich begrenzter, konventioneller Konflikt gegeneinander antreten zu lassen. Ich vertraue eher auf die Diplomatie und das Erkennen, welche grundsätzlichen Interessen vorhanden sind. Diese muss man im Kompromiss gegeneinander abwägen, damit alle am Ende halbwegs zufrieden sein könnnen. Schauen wir uns mal die Chronik der Kuba-Krise an. Angefangen hatte dies 1959 mit der Installation von Mittelstreckenraketen der USA (Jupiter) in Süditalien und der Türkei - beides NATO-Partner. Die in der Türkei bei Izmir stationierten Raketen konnten sogar Moskau direkt erreichen, was die Möglichkeit eines Erstschlagversuchs ("Wir doch nicht ?!?") nicht ausschloss. Die Sovietunition war etwas irritiert, und hat dann nach dem Motto, wie Du mir, so ich dir, mit der Regierung in Kuba verhandelt. Das war beileibe kein osteuropäischen Satellitenstaat, der sofort nach Moskaus Pfeife tanzte. In Abwägung der Vor- und Nachteil stimmte Fidel Castro dann der Stationierung zu, was nicht lange unentdeckt blieb und die turbulenten 13 Tage im Oktober '62 auslöste. „Der rote Hund gräbt im Hinterhof der USA und muss dafür bestraft werden.“ (Curtis LeMay) Hunde, die in die Ecke gedrängt werden, fangen an zu beissen. Was passiert, wenn man den russischen Bären in die Ecke drängt? - Völlig egal, ob die Isolierung gerechtfertigt ist ist oder nicht: der Bär hat ein starkes Gebiss. Kennedy ist nicht dem Rat gefolgt, einen All-In-Militärschlag auf die Rum-Insel zu starten, sondern beließ es bei der Seeblockade. Am Ende der knapp zwei Wochen hat man sich auf den Kompromiss geeinigt, dass die UdSSR die Raketen wieder abzieht, die USA aber garantieren, Kuba militärisch in Frieden zu lassen und was nicht so sehr an die große Glocke gehängt wurde, die Jupiter-Raketen abzuziehen. Hatte Chruschtschow schon von Anfang an geplant, nicht dauerhaft auf Cuba mit den Raketenstellungen zu bleiben, sondern hatte er vor allem als Ziel, die Raketenstellungen in der Türkei und Italien los zu werden? Ich weiss es nicht.


    Meiner Meinung nach geht es Putin nicht primär um irgendwelche Landgewinne in russischsprachigen Gebieten der Ukraine. Die Übernahme der Krim (ob man da von Annexion oder unterstützter Sezession spricht, sollen Juristen klären, wobei ich nicht davon ausgehe, dass sich das Ergebnis ändern wird, wenn man zur Sicherheit das Referendum durch ein international überwachtes zweites Referendum wiederholt) sehe ich als unmittelbare Reaktion auf den Regime-Wechsel 2014 nach den Maidan-Krawallen. Bei diesen gab es Tote auf beiden Seiten - Demonstranten und Polizei - so dass der Verdacht einer künstlich aufgeheizten Stimmung nicht ganz von der Hand zu weisen ist ("Fuck the EU" sagte in dem Zusammenhang eine Dame im US-Außenministerium während der Absprache mit ihrem Botschafter in Kiew). Bei der Krim ging es RU vor allem darum zu vermeiden, dass der wichtige Schwarzmeerhafen Sewastopol tendentiell nicht mehr als russischer Militärstandort genutzt werden kann, für den Fall, dass die Ukraine der EU und NATO beitritt. Das ist pure Geopolitik. In der Donbas-Region würde ich ab 2014 von einem Bürgerkrieg sprechen, höchst wahrscheinlich mit russischer Unterstützung.


    Worum es Putin geht, und da spricht er seit 2008 Tacheles, ist "NATO welcomes Ukraine’s and Georgia’s Euro-Atlantic aspirations for membership in NATO." NATO Gipfel in Bukarest, 2008-04-03. Er hat sich in den Jahren 2000-2007 zuvor redlich bemüht, dass eine gemeinsame Sicherheitsarchitektur in Europa unter Einbeziehung von Russland aufgebaut wird (Zur Erinnerung: der Kalte Krieg ist vorbei). Russland war in den 90er Jahren extrem schwach. Die Wirtschaft kollabierte - und es gab nach dem Ende des Kalten Krieg für Osteuropa keinen Marshallplan wie nach Ende des zweiten Weltkriegs für Westeuropa. Das sieht man sehr deutlich, wenn man sich als Indikator für wirtschaftliche Aktivitäten die CO2-Emissionen als Indikator für den fossilen Energieverbrauch anschaut. Die sind um 40% zurückgegangen - klimapolitisch schön, aber für die Menschen ein massiver Wohlstandsverlust, der mit der Weltfinanzkrise 2008 (ca 7% CO2-Reduktion) in keinster Weise zu vergleichen ist. Auch die Ölförderung ging massiv auf die Hälfte zurück; die Sovietunion hatte in den 70er und 80er Jahren einen Großteil der Einnahmen im Außenhandel über Erdöl-Geschäfte erzielt.


    Ich erinnere an das Genscher Zitat von 1990 auf dem Weg zur Deutschen Einheit: "Wir waren uns einig, dass nicht die Absicht besteht, das Nato Verteidigungsgebiet auszudehnen nach Osten. Das gilt übrigends nicht nur in Bezug auf die DDR, die wir da nicht einverleiben wollen, sondern das gilt ganz generell.“ (Der damalige US-Aussenminster James Baker steht genau daneben, als Genschman diese Worte sagt.) Und im Gegensatz zu dem Visualpolitik-Video weiter oben wollen die Lespolitik-Dokumente genau dies bestätigen. Winkeladvokatische Züge "Ja, das waren Zugeständnisse, die an die UdSSR (mündlich) gegeben worde, nicht an Russland" oder "Ja, das war die Meinung 1990, was geb ich auch mein Geschwätz vor 9 Jahren" halte ich für unlauter. Die Osterweiterung worde toleriert, weil Russland zu der Zeit ganz andere Probleme hatte und solange sie nicht unmittelbar die Grenzen berührte. (Die baltischen Staaten lasse ich mal aussen vor, die werden militärisch offenbar nicht als Bedrohung empfunden, solange keine größere Präsenz von landesfremden NATO Truppen stationiert werden.) Solange nicht auch Russland einbezogen wird in ein gesamteuropäsches militärisches Sicherheitskonzept ist das ganze Haus nicht stabil. Sei es über die Nato oder einem zukünftigem EU-MIL-Bündnis, sollte die Nato aufgrund einer Interessenverschiebung der USA Richtung Asien zerfallen. Um es überspitzt zu formulieren, wird die Ukrainie und ggf. auch Belarus irgendwann mal EU und NATO Mitglied werden können - einen Tag, nachdem die Verträge mit Russland unter Dach und Fach sind.


    Gruß,

    Gunnar


    PS. Ja, ich bin ein Putin-Versteher, was nicht heisst, das ich seine Aktion gut finde - erst recht nicht seit dem Grenz- und Flußüberschritt mit gepanzerten Fahrzeugen.