Moin zusammen,
ich habe seit Anfang dieses Jahres ein Selbstbau-BHKW in Betrieb und kann einige Kommentare zur Zeit wirklich noch nicht nahvollziehen.
Das leidige Thema Verwendung eines PKW-Motors:
Ich nutze einen VW-Golf 1,6 D Sauger in Verbindung mit einem Siemens Asynchronmotor mit 5,5 kW. Der Motor läuft ausschließlich mit PÖL und wird über eine Siemens-Logo 12/24 RC gesteuert.
Den Motor habe ich für 50,- € mit einem Kolbenfresser erworben. Die Aufbereitung hat mich dann (bei eigener Demontage/Montage) 700,-- € gekostet (Zylinder schleifen, Nebenantriebswellenlager erneuern, neue Übermaßkolben, neue Kopfdichtung mit Bolzen, Dichtsatz Motorblock).
Der Motor startet und läuft seit Inbetriebnahme einwandfrei.
Die Umrechnung von BH in km ist aus technischer Sicht absolut sinnfrei - die Umrechnung des Zahnriemenwechselintervalls dito.
Der Motor im PKW leidet hauptsächlich aus drei Gründen:
1. Erhöhter Verschleiß beim Kaltstart
2. Materialbeanspruchung durch Kalt-/Warmwechsel
3. Betriebszustände nahe der Leistungs-/Auslegungsgrenze
Mein BHKW arbeitet ausschließlich wärmegeführt. Der Motor wird vor Beginn der Startphase auf 45° C vorgeheizt (durch den Pufferspeicher).
Er läuft dann bei 1540 U/min mit ca. 6,5 kW mechanisch.
Die maximale Leistung liegt bei dieser Drehzahl in etwa bei 12 kW.
Der Motor läuft hier demnach bei etwa 50% der drehzahlabhängigen Maximalleistung und bei etwa 15% der absoluten Maximalleistung. Zudem gibt es keine Lastechsel und keine Kaltstarts. Mein Motoraufbereiter hat dem Motor bei dieser Betriebsweise eine Lebensdauer von 20 Jahren prophezeit, nicht zuletzt deswegen, weil der 1,6 Sauger-Diesel in vielen Breichen als Stationärmotor eingesetzt wird.
Wie dem auch sei, ich habe bis jetzt keinerlei Probleme und habe mir einen weiteren Motor beschafft, den ich gerade zur Aufarbeitung vorbereite. Für die 700 € bekommt ein Dachs-Betreiber nicht mal einen Zylinderkopf.
Die Ausführungen zum Thema Sicherheit kann ich ebenso nicht einmal im Ansatz nachvollziehen. Eine ENS 31 z.B. überwacht alle vom EVU geforderten Netzparameter, inklusive Inselbildung (obwohl mit Asynchron nicht einmal möglich), Frequenz, Über- und Unterspannung, Leistung usw. Die Frage ist hier nicht, ob das BHKW sicher ist, sondern ob es läuft, denn wenn ein Parameter nicht stimmt, schaltet ENS automatisch ab.
Die Drehzahlregelung ist überhaupt kein Problem. Mit einem Näherungsschalter über die Schwungscheibe funzt es prima. Und die Logo schaltet sowohl bei Über- als auch bei Unterdrehzahl ab. Wenn dann also der Sensor defekt ist (d.h. er ist dauernd geschlossen bzw. geöffnet) gibt es keine Drehzahl, weil nur ein Signalübergang von zu nach auf als Signal gewertet wird. Nur in dem absolut unwahrscheinlichen Fall, dass der Sensor genau so defekt ist, dass er in der Nenndrehzahl flackert, könnte es ein Problem geben.
Und für Pöldachs: Ein Asynchrongenerator übernimmt grundsätzlich die Netzfrequenz, weil das Statorfeld durch diese erst erregt wird. Eine Frequenzanhebung ist nur dann möglich, wenn das BHKW die gesamte Netzfrequenz entsprechend anhebt, und da muss man dann gegen ein paar Atomkrftwerke mit Leistungen im GW-Bereich ankurbeln. Nachteil ist natürlich, dass der Asynchrongenerator bei Netzausfall keinen Strom produziert, demnach als Notstromaggregat nicht eingesetzt werden kann (zumindest nicht ohne die Verwendung von Kondensatoren, die die Erregerfrequenz simulieren).
Ich habe für mein BHKW inklusive Steuerung und Pufferspeicher nicht einma 4.000,-- € bezahlt und würde mich hüten, für einen Dachs € 20.000,-- hinzublättern, zumal eine Wartung schon mehr kostet als mein Motor, eine Dachs-Zündkerze mehr als bei mir ein gebrauchter Zylindrkopf.
Und noch eins: Der 1,6 l VW-Sauger ist für den gesamten Drehzahlbereich von ca. 900 bis 4.000 U/min ausgelegt. Für eine optimale Verbrennung wird der Einspritzzeitpunkt in Abhängigkeit von der Drehzahl geändert. Diese Änderung ist natürlich immer nur ein erste Näherung (besser ein Kennfeld bei z.B. TDI-Motoren). Aus diesem Grunde wird die EP für eine Drehzahl von 1540 U/min optimiert und die Fliehkraftverstellung deaktiviert. Der Motor hat dann einen optimalen Einspritzzeitpunkt und läuft deutlich wirtschaftlicher als im PKW-Betrieb mit wechselnden Drehzahlen.
Ein großes Problem bei der Verwendung von PKW-Motoren ist meiner Meinung nach folgendes:
Meistens werden Motoren von PKW verwendet, die ihre maximale Lebensdauer bereits erreicht (oder überschritten) haben, verwendet; oftmals aus Kostengründen und weil niemand weiß, ob es funktioniert und deswegen die Kosten scheut. Kann ich gut nachvollziehen - habe auch mit einem fast kaputten Motor angefangen.
Das zweite grpße Problem ist oftmals die nicht ausreichende Vorbereitung/Wartung der Motoren für den PÖL-Betrieb. Neben einer temperaturabhängigen Nachglühdauer, einer PÖL-Vormwärmung durch einen WT und für die Startphase durch einen DE, sind hier die Verwendung von genormten PÖL und deutlich verkürzte Ölwechsekintervalle erforderlich. Die Ölwechselintervalle nicht deswegen, weil der Motor stärker gefordert wird als mit Diesel, sondern durch den Rapsöleintrag in den Motorölkreislauf. Bei 8% Rapsöl im Motoröl läßt die Schmierwirkung schlagartig nach und Kolben- bzw Kurbelwellenlageschäden sind vorprogrammiert. Leider ist die Menge des PÖL-Eintrages von Motor zu Motor höchst unterxchiedlich, eine vorsichtige Einfahrphase mit Labvoruntersuchungen des Öls helfen hier unwahrscheinlich.
Alles in allem bin ich bis jetzt wirklich zufrieden. Sobald der Ersatzmotor fertig ist, werde ich den alten mal zerlegen und schauen, wie er denn so von innen aussieht. Dann gibt es auch von mir eine Lebensdauer-Prophezeiung.
mfg
Schöddl