Neue Heizung - Brennstoffzelle?

  • Liebes Forum,

    ich bin neu hier und weiß nicht genau ob meine Fragen hier überhaupt richtig platziert ist? Es geht um eine neue Heizung.

    Aktuell betreibe ich ein Viessmann Vitodens 200, Bj. 2016.


    Wir bewohnen mit 9 Personen ein zweigeschossiges, Dreifamilienhaus Bj. 1987,


    Das Haus :30 cm Bimsstein, Ost -West Dach 17kwp PV mit 12 kWh Speicher. Fenster neu U= 0,96. Die Südseite wird mit 14cm Rockwool gedämmt.Dach ist voll ausgebaut, Dachdämmung stammt von 1987.

    Der Stromverbrauch unserer Partei ca 240m2 liegt bei ca. 12000 KWh/Jahr.(beheizter Außenpool mit sep. Wärmepumpe läuft von April-Oktober)

    Der Gasverbrauch des gesamten Hauses lag über die letzen 5 Jahre im Mittel bei ca. 45000m3.

    Hydraulischer Abgleich ist vor 5 Jahren erfolgt, keine Fußbodenheizung,380m2 Wohnfläche insgesamt.

    Angeboten wurde mir von Viessmann ein Vitovalor PT2.

    Argumente für die neue Heizung lt. Verkäufer: 30% Gasmenge sparen+ Stromerzeugung.

    Stimmt das alles so oder ist es vollkommen dämlich in meiner Situation eine neue Heizung einzubauen?

    Vielen Dank im voraus.

    Daniel

  • Den Verkäufer würde ich direkt einstellen. (oder auch nicht wegen dreiste Lügen).


    Finger weg von weitere Investitionen in Erdgas basierte Technik. PV Anlage drauf und glücklich sein.

  • Du hast eine fast neue Heizung im Haus. Da lässt sich fast nichts an Gas sparen. Durch die pt2 wirst du ca. 7000-8000kwh mehr Gas verbrauchen und 6000-7000kwh Strom dadurch erzeugen.


    Mehr ist mit Gas nicht drinnen.


    Wasan machen könnte um Gas zu sparen:

    Eine Wärmepumpe falls möglich zusätzlich zur Gastherme installieren und das System bivalent laufen lassen


    Dann steigt der Stromverbrauch.


    Wenn ihr so oder so gerade bei der Südseite am machen seid ggf. Auf der Dämmung eine Wand PV Anlage installieren

    ( Falls keine Bäume im Weg und euch die Optik nicht stört. Ist im Grunde eine normale PV Anlage halt nur an der wand montiert.)

  • Moin Daniel,

    Argumente für die neue Heizung lt. Verkäufer: 30% Gasmenge sparen+ Stromerzeugung.

    Also erstens kann man mit einer Brennstoffzelle kein Gas "sparen". Wer sowas behauptet, dem sollte man nur so weit trauen wie man ihn werfen kann. Und die behauptete Einsparung von "30%" stellt selbst Putins Propaganda in den Schatten.


    Die Vitovalor hat lt. technischen Daten einen Gesamtwirkungsgrad von 92% (Hi), also 83% (Hs). Von den 2,2 kWh Erdgas, die so ein Gerät pro Betriebsstunde verbraucht, werden 0,75 kWh (34%) in Strom umgesetzt und 1,1 kWh (50%) in Wärme. Gas "sparen" könnte man also damit nur, wenn der Wirkungsgrad der existierenden Heizung schlechter wäre als unterirdische 50%. Bei einer sechs Jahre alten Vitodens sollten das aber eher 95% sein. (Übrigens, wie blöd oder verantwortungslos muss man eigentlich sein, einem Kunden mit einer neuwertigen Vitodens eine PT2 mit eingebauter Vitodens zu empfehlen, anstatt wenigstens – wenn schon Brennstoffzelle – eine PA2!?)

    Der Gasverbrauch des gesamten Hauses lag über die letzen 5 Jahre im Mittel bei ca. 45000m3.

    380m2 Wohnfläche insgesamt.

    45.000 m3 für 380 m2 ist unmöglich. Ich nehme an, Du meinst 45.000 Kilowattstunden. Das wären knapp 120 kWh/m2a, nicht gerade toll aber auch nicht grottenschlecht.


    Wenn Du hier eine Vitovalor einbauen würdest, könnte sie bei dem hohen Wärmebedarf womöglich 8.000 Stunden im Jahr laufen. Aber selbst dann könnte sie nicht mehr als 6.000 kWh Strom und 8.800 kWh Wärme erzeugen. Von den wirtschaftlichen Aspekten abgesehen wäre eine Viotovalor für dieses Anwesen vollkommen unterdimensioniert.


    Fazit: Hier eine Vitovalor einzubauen wäre selbst dann Quatsch wenn es dafür noch eine Förderung gäbe.

    ist es vollkommen dämlich in meiner Situation eine neue Heizung einzubauen?

    Dämlich wäre in Deiner Situation nur, eine Brennstoffzelle einzubauen. Brennstoffzellen sind ohne Förderung sehr teuer und nur für Anwesen mit vergleichsweise niedrigem Wärme- und hohem Strombedarf gedacht. Das ist hier nicht der Fall.


    Wenn Du an eine KWK-Lösung denkst, könnte für dieses Anwesen ein konventionelles BHKW in Frage kommen. Ob das Sinn macht hängt aber vom Gesamtstrombedarf abzüglich Beitrag der PV-Anlage sowie den Gas- und Bezugsstromkosten ab. Eine O/W-Anlage in NRW mit 17 kWp dürfte im Jahr so ungefähr 14-15.000 kWh erzeugen und insbesondere den Bedarf der Pool-WP weitgehend decken. Sofern der Restbedarf des Anwesens insgesamt bei 10-12.000 kWh liegt, käme ein BHKW wie das NeoTower 2.0 in Frage. Damit hättest Du – bei geringerer Investition – doppelt so viel Stromerzeugung wie bei einer Vitovalor. Die Vitodens würde dann als Spitzenlasttherme weiter betrieben werden. Gas sparst Du damit aber auch nicht (im Gegenteil!), sondern "nur" Bezugsstrom.


    Wenn Du Gas sparen möchtest, wäre zu prüfen ob für dieses Anwesen eine Wärmepumpe (monovalent oder als Hybrid, z.B. bivalent-parallel mit der existierenden Gastherme) in Frage kommt.


    Gruß, Sailor

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

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