KWK-Index / EEX-Baseload / Üblicher Preis – Entwicklung, Analysen und Prognosen

  • .. sondern dass uns die Gaskraftwerke – wenn noch ein paar Wochen Dunkelflaute kommen – die Gasspeicher leerfressen.

    So ist es, begreifen viele nicht, dass Gaskraftwerke auch Gas zum Betrieb benötigen, welches nicht zur Verfügung steht.


    Dass Habeck in dieser Situation das für ihn wahrscheinlich mögliche getan hat, ist ihm in der Tat anzurechnen. In so kurzer Zeit so viele "Kröten" schlucken zu müssen wünscht man niemandem. Aber das Problem der "grünen" Ideologie ist halt, dass sie in der gegenwärtigen Situation kurzfristig keine brauchbaren Lösungen anzubieten hat.

    Ich vermute mal, er hat auch an die nächsten Wahlen gedacht.

    Ich kann mir vorstellen, wenn er stur geblieben wäre, wären die Grünen bei der nächsten Wahl "in der Versenkung" verschwunden.


    Denn wenn es um ein Überleben geht, d.h. eine warme Wohnung, sichere Arbeitsplätze, bezahlbare Nahrung usw. versteht kaum einer Spaß.

  • So ist es, begreifen viele nicht, dass Gaskraftwerke auch Gas zum Betrieb benötigen, welches nicht zur Verfügung steht

    Auch das sehe ich zumindest mit dem 2. Auge von der anderen Seite.


    Das 1. Auge sagt, wir haben Gasmangellage, wir dürfen nicht verstromen.

    Das 2. Auge sagt, wir konnten nachweislich den Ausfall von russischem Pipelinegas durch andere Lieferungen kompensieren.

    Wir uns insgesamt breiter aufstellen (mit LNG) dürfte es noch leichter fallen Gas in den erforderlichen Mengen zu beschaffen.


    Und nachdem es ja auch ein gesamteuropäisches Problem ist (was macht Frankreich mit seinen (t)ollen AKW, wenn diese ausfallen)

    kann auch die gesamteuropäische Gasinfrastruktur genutzt werden. LNG Terminals gibt es ja auch in anderen Ländern.


    Das dies alles nicht optimal ist und auch so nicht geplant war, ist auch klar. Aber nun müssen wir halt das beste draus machen.

    Ob das beste jetzt unbedingt ein langfristiger Weiterbetrieb der AKW ist, sehe ich kritisch.

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  • Das 2. Auge sagt, wir konnten nachweislich den Ausfall von russischem Pipelinegas durch andere Lieferungen kompensieren.

    Das zweite Auge hat Unrecht.


    Dass unsere Speicher dieses Jahr bis November zu 100% gefüllt werden konnten liegt vor allem daran, dass Russland noch bis zum Sommer Erdgas geliefert hat. Sieh Dir mal hier die Importkurven an. Noch bis 3.6.22 kamen aus Russland täglich ca. 1.750 GWh/Tag nach Deutschland. Erst dann wurde das weniger und hat Ende August ganz aufgehört. Aber wenn wir (wie einige Dummschwätzer unmittelbar nach Beginn des völkerrechtswidrigen Angriffskriegs gefordert haben) beispielsweise ab 01.03.22 den Import von russischem Erdgas komplett eingestellt hätten, so würden uns heute ceteris paribus ca. (100 Tage mal 1,75 plus 40 Tage mal 0,75 plus 40 Tage mal 0,3=) 217 TWh Erdgas in den Speichern fehlen. Der aktuelle Füllstand (18.12.22) beträgt 215,65 TWh.


    Oops.


    Immerhin sieht die auf die Zukunft gerichtete Rechnung etwas optimistischer aus.


    Seit der kompletten Einstellung der russischen Lieferungen importieren wir aus sicheren Ländern (i.W. Norwegen und Benelux) in der Tat mehr Erdgas: im Schnitt 2,6 bis 3,5 TWh pro Tag, sagen wir im Mittel 3 TWh. Wir exportieren auch Erdgas – warum weiß ich nicht (vermutlich handelt es sich um vertraglich zugesicherte Durchleitungen an andere EU-Staaten), und zwar stark schwankend, seit August 2022 zwischen 0,25 und 1,25 TWh/Tag. Seien wir optimistisch und nehmen an es wären zukünftig nicht mehr als 0,5 TWh/Tag. Und wir produzieren immer noch selbst Erdgas, etwa 0,1 TWh/Tag. Unterm Strich haben wir also auf der Haben-Seite ohne die russischen Lieferungen im Jahresmittel ca. 2,6 TWh/Tag Erdgas zur Verfügung.


    In 2021 hat Deutschland insgesamt 1.016 TWh Erdgas verbraucht, also ca. 2,78 TWh/Tag. Das war allerdings ein Jahr mit einem eher warmen Winter. Trotzdem: Wenn wir gesamtwirtschaftlich die 20% Einsparung (0,56 TWh/Tag) schaffen würden, so kämen wir rechnerisch mit 2,22 TWh/Tag sogar ohne zusätzliche Importe über LNG-Terminals aus – so lang nichts passiert.


    Müssen wir allerdings ab 01.04.23 den derzeit noch in KKW produzierten Strom durch Gaskraftwerke substituieren, so erhöht sich der Gasverbrauch nochmals um ca. 0,22 TWh/Tag, also um genau 10%. Man sieht hier, wie sehr auf Kante genäht diese Strategie ist.


    Und holzschnittartig gesagt: Um seinen Anteil an der gesamtgesellschaftlich geforderten 20% Einsparung zu erreichen, muss der Normalbürger (so lang er seine Wohnung nicht energetisch sanieren kann – sei es weil er Mieter ist, oder weil er für eine Sanierung trotz Förderung kein Geld hat, oder weil er keine Handwerker kriegt) die Temperatur in seiner Wohnung um ca. drei (!) Grad zurückdrehen, also beispielsweise von luxuriösen 22°C auf eher ärmliche 19°C – oder vielleicht auch von vernünftigen 20°C auf eigentlich unzumutbare 17°C. Da zieht man dann schon mal noch eine Fleece-Jacke über den Wollpullover. Aber man macht das ja gerne, wenn es darum geht unsere Freiheit vor Angriffs-Kriegern zu schützen. Vielleicht nicht mehr ganz so gerne macht das der Bürger, wenn er sich darüber im Klaren wäre, dass im Winter 2023/24 die Hälfte dieser Einschränkung nicht etwa der Verteidigung unserer Freiheit gilt, sondern (positiv formuliert) einer marginalen Absenkung der Restrisiken aus der Atomkraft – oder auch (mit zugegeben negativem Touch) der grünen Ideologie.

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    2 Mal editiert, zuletzt von sailor773 ()

  • Meine Informationen sagen zur Zeit besteht keine Gasmangellage für den Winter 2022/23, was uns allerdings nicht zur Verschwendung aufruft.

    Durch die Aussagen der Politik, Minister Habeck und BNetzA Klaus Müller wird die Bevölkerung nur verunsichert.

    Die Gas Kraft-Wärme-Kopplung ist als Strom und Wärme Residuallastdeckung von allen Pönalen befreit. Die Ausschreibungsmengen im KWKG sind zu klein um die Ziele für eine gesicherte Stromversorgung und Netzstabilität zu erreichen.

    Um die Zubaumengen des Bundeswirtschaftsministeriums von 15 GW bis 2030 an Strom und Wärme Residuallastdeckenden KWK-Anlagen zu installieren, würden ca. 2 GW an Ausschreibungsvolumen pro Jahr benötigt.

    Durch die hocheffiziente Gas KWK werden Gaskondensaktionskraftwerke und GUD-Kraftwerke weniger benötigt und dadurch mehr Gas eingespart als bei getrennter Strom- und Wärmeerzeugung.

    Auch hier sehen wir, dass die Irritationen der Politik und Aussagen des Ministers zu einer Zurückhaltung der Investoren führt und wir in eine gewaltige Erzeugungslücke bei der hochflexiblen gesicherten Kraftwerksleistung steuern, wenn Dunkelflauten vorherrschen.

  • Wie immer gut erklärt und gerechnet sailor773


    Was noch angemerkt sein sollte, daß die deutschen Speicher in Gazprom Hand ja ungewöhnlich leer waren (trotz des milden Winters im Vorjahr)

    und wir sozusagen bei "Null" begonnen haben zu füllen.


    Und wie hast du den Gasverbrauch für die Substitution des AWK Stromes gerechnet ?

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  • Einfach die KKW-Stromerzeugung in 2022 (bis 20.12.) laut dieser Seite (31,78 TWh) geteilt durch den angenommenen Wirkungsgrad für Gaskraftwerke von 40%, geteilt durch 351 Tage.


    Das mit den Gasspeichern stimmt natürlich. Im Grunde haben die Russen bis zum Sommer 2022 das nachgefüllt, was sie uns im Jahr davor nicht geliefert haben. Frag' mich jetzt nicht warum – vielleicht hatte man im Kreml den Entzug dieser Lieferungen noch als Drohpotential gesehen um im Q2 von Deutschland politisches Wohlverhalten zu erpressen. Als man sah, dass das nicht klappt, hat man die Lieferungen dann im Sommer eingestellt. Aber das ist natürlich nur eine Hypothese.

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  • daß die deutschen Speicher in Gazprom Hand ja ungewöhnlich leer waren

    Ja, das schon, aber die werden ja auch nicht gefüllt aus diesem Winter kommen. und Gasprom wird sie sicher auch nicht auffüllen.

    Lesen gefährdet die Dummheit! Denken gefährdet Vorurteile!
    Der geistige Horizont mancher Menschen hat einen Radius von NULL. Das nennen sie dann Standpunkt.

  • Einfach die KKW-Stromerzeugung in 2022 (bis 20.12.) laut dieser Seite (31,78 TWh) geteilt durch den angenommenen Wirkungsgrad für Gaskraftwerke von 40%, geteilt durch 351 Tage.

    wenn ich bei Wikipedia die Kraftwerksliste die mit Erdgas betrieben werden anschaue fällt mir auf daß sehr viele als KWK genutzt werden,

    sozusagen Industriekraftwerke mit Wärmeauskopplung und/oder Dampferzeugung.

    Da ist ein Wirkungsgrad vermutlich schwierig zu schätzen.


    Aber wenn man jetzt neue Gaskraftwerke als Spitzenlastkraftwerke baut, wird man doch eher GuD nehmen oder ?


    Ja, das schon, aber die werden ja auch nicht gefüllt aus diesem Winter kommen. und Gasprom wird sie sicher auch nicht auffüllen.

    Am 1. Februar müssen Sie noch oder wieder zu 40% gefüllt sein per Gesetz.

    Also so eine schlechte Ausgangsposition wie dieses Jahr sollten wir nicht haben.

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    Einmal editiert, zuletzt von remag () aus folgendem Grund: Ein Beitrag von remag mit diesem Beitrag zusammengefügt.

  • Aber wenn man jetzt neue Gaskraftwerke als Spitzenlastkraftwerke baut, wird man doch eher GuD nehmen oder ?

    Glaube ich nicht. Kraftwerke wie das in Irsching mit Wirkungsgraden bis 60% (Hi) sind sehr teuer und wurden seinerzeit – eben als Ersatz für die Kernkraft – als Grundlastkraftwerke konzipiert. Dass wir sie jetzt anders betreiben ist für den Wirkungsgrad schön, rechnet sich aber für die Betreiber nicht. In einem zukünftigen 80-100% EE-Szenario, wo Gaskraftwerke nur noch zur Abdeckung der Residuallast dienen, aber für den Fall einer Dunkelflaute mit 70 GW oder gar noch mehr Kapazität zur Verfügung stehen müssen (und dadurch vielleicht nur noch 1000 VBh oder so erreichen) wird man allein wegen der Kapitalkosten wohl eher günstige Gasturbinen oder ähnliche Lösungen nehmen.


    KWK ist was anderes, weil die zwangsläufig so konzipiert ist, dass sie in den Wintermonaten weitgehend durchläuft. Wie viel das ist müsste man an den Wintertagen mit hohem Windangebot erkennen, wo eigentlich überhaupt kein Bedarf zur Stromerzeugung aus Gas besteht. Die genaue Erzeugung wird in den Charts leider nicht gezeigt, aber nimmt man z.B. die siebte Woche 2022 mit sehr hohem Windangebot, hoher Exportrate und vergleichsweise niedrigen Strompreisen (sogar die Braunkohle wurde deutlich runtergefahren), so findet man selbst nachts durchgängig Stromerzeugung aus Erdgaskraftwerken von 3-4 GW. Ich nehme an, das sind die KWK-Kraftwerke, die natürlich einen weitaus höheren Gesamtwirkungsgrad haben (allerdings auch einen tendenziell schlechteren elektrischen Wirkungsgrad). Aber die laufen im Winter (bzw. in der Industrie ganzjährig) sowieso und stehen für eine erhöhte Produktion z.B. als Ersatz für den ab 1.4.2023 ausfallenden KKW-Strom nicht zur Verfügung.


    Die von mir angesetzte Zahl von 40% habe ich von hier. Das ist wirklich nur eine Daumenschätzung, und der höhere Wirkungsgrad von GuD ist da in der Tat nicht berücksichtigt. Aber Du kannst ja mal die Szenarien in meinen Ausführungen alternativ mit 50% Wirkungsgrad rechnen (mehr ist es im Durchschnitt garantiert nicht), dann steht da statt 0,22 TWh/Tag eben 0,18 TWh/Tag. An der Botschaft ändert das nicht wirklich was.

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    2 Mal editiert, zuletzt von sailor773 ()


  • Am 1. Februar müssen Sie noch oder wieder zu 40% gefüllt sein per Gesetz.

    Also so eine schlechte Ausgangsposition wie dieses Jahr sollten wir nicht haben.

    ...per Gesetz ...... :saint: das ist lustig!

    Niemand weiß wie der Winter wird, wir können Glück haben und er wird kurz und mild oder er wird wie der Februar 1979, Winter 62/63 oder ...oder

    Aber wir haben ja ein Gesetz ....na wenn`s hilft.

    Ich befürchte, dass wir im April mit leeren Speichern überlegen werden, wie wir durch den nächsten Winter kommen.

  • Helfen wird´s auf jeden Fall, weil der THE Trading Hub Europe einfach die Mengen ausschreibt und wohl auch bekommt.


    Die interessante Frage wäre dann nur was es kostet.

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  • Ich glaub' eher letzteres, auch in der EU. So weit halt die russischen LNG-Kapazitäten reichen.

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