PV-Strom: Verheizen oder Speichern?

  • Hallo Zusammen,


    bekanntlich betreibe ich einen 2.6 NeoTower in einen MFH mit 360 qm Wohnfläche und rund 350 Liter Warmwasserbedarf von 50 Grad täglich. Der Spitzenlastkessel zieht rund 15 000 kWh Erdgas. Der NeoTower macht rund 15 500 kWh Strom wovon rund 11 000 kWh im Haus verbraucht werden und 5 000 kWh werden zugekauft.

    Vorhaben:

    Das MFH ist Baujahr 1953 und bekommt ein neues Dach incl. Aufsparrendämmung und einer 8 kWh PV-Anlage. Nun meine Frage an Euch:

    Die PV wird tagsüber reichlich Überschussstrom produzieren, welchen ich nicht für 6 Cent einspeisen möchte. Was ist die Alternative?

    -Heizstab

    -Wärmepumpe

    -Batteriespeicher


    Ich gehe davon aus, dass der PV Strom zwischen Ostern und Oktober anfällt und somit hauptsächlich zur Warmwasseraufbereitung genutzt werden kann, um so Erdgas einzusparen.


    Wozu würdet Ihr mir raten.


    Beste Grüße und vielen Dank

    Bernd

  • Was ist die Alternative?

    -Heizstab

    -Wärmepumpe

    -Batteriespeicher

    - Beim Heizstab stellen sich mir die Nackenhaare auf vor Abneigung, aber leider muss man bei den aktuellen Entwicklungen der Gaspreise sagen, das ist kurzfristig nicht das schlechteste. Für Brauchwasserbereitung ist es ohnehin akzeptabel, aber das wird ja nur einen Teil des Stroms "abnehmen"


    - Ich bin ein absoluter Fan von Wärmepumpen in der "Übergangszeit" mit PV-Strom. Beim oben genannten Bedarf sollte sich das locker rechnen lassen. (Wenn man denn mal wieder eine kaufen kann)


    - Batteriespeicher stagnieren seit einiger Zeit im Preis (ziehen derzeit eher wieder an), Das wird aber vermutlich nicht lange anhalten :glaskugel: . In 1 - 2 Jahren werden die Turbulenzen (mit großer Wahrscheinlichkeit) auch wieder abflauen und mit neuen Techniken (Natrium statt Lithium) werden die Priese :glaskugel: deutlich fallen. Dann werden Speicher auch rentabel.


    Meine Meinung:

    Luft-Wasser-WP Monoblock (möglichst selber einbauen oder einem bekannten Bastler einbauen lassen)

    alternativ: kurzfristig Strom verheizen und in 2-3 Jahren eine Batterie

    |__|:-)

    Lesen gefährdet die Dummheit! Denken gefährdet Vorurteile!
    Der geistige Horizont mancher Menschen hat einen Radius von NULL. Das nennen sie dann Standpunkt.

  • kann der PV Strom von allen Parteien im Haus verbraucht werden ?


    Wie läuft das jetzt im Moment mit dem Strom (Eigenverbrauch) für den Neo Tower ?


    Wieviel Parteien gibt es im Haus ?

    50kw elektrisch Erdgas BHKW von Yados

    25kw Absorptionskältemaschine aus BHKW-Abwärme

    Photovoltaikanlage 99,9 kwp

  • 1. PV-Strom direkt verbrauchen über die Mieter / Eigenbedarf

    2. Batteriespeicher


    Bei kalkulierten 10 bis 15 Cent Speicherkosten bist Du noch immer wesentlich günstiger als Zukauf, oder?


    Wobei 8 kWp schon etwas klein sind - geht da wirklich nicht mehr?

  • Moin Bernigo ,


    angenommen Du deckst zukünftig im Sommerhalbjahr den WW-Bedarf mit PV-Strom, so ergibt sich folgende Rechnung zur Wirtschaftlichkeitsabschätzung:


    Der Warmwasserbedarf beträgt umgerechnet ca. 16 kWh/Tag. Das wären im Sommer täglich ca. 2,6 Vollbetriebsstunden beim NT 2.6, vermutlich abends bei sehr hohem Eigenverbrauchsanteil (und zu einem Zeitpunkt, wo i.d.R. kein PV-Strom zur Verfügung steht). Wenn Du den Wärmespeicher stattdessen mit PV-Strom füllst, fallen diese Betriebszeiten im Sommer weg. Somit entfallen pro Tag 2,6*2,6= 6,75 kWh BHKW-Strom, also bei angenommenen 80% Eigenverbrauch und 40 ct/kWh Bezugsstrompreis Einsparungen bzw. Einspeisevergütungen in Höhe von ca. 6,75*0,8*0,4 + 6,75*0,2*0,19 = EUR 2,42 pro Tag. (Bei Stromverkauf an die Mieter muss hier stattdessen der Netto-Verkaufspreis angesetzt werden.)


    Den KWK-Zuschlag für die ersten 30.000 VBh lasse ich aus dieser Rechnung raus, weil anzunehmen ist, dass schon der BHKW-Betrieb im Winterhalbjahr zu einer Überschreitung der 3.500 VBh-Grenze führt.


    Im Gegenzug entfällt bei ca. 9,9 kWh/VBh (Hs) ein Verbrauch von ca. 26 kWh Erdgas/Tag, bei 20 ct/kWh (netto) also EUR 5,20 pro Tag. Unterm Strich entsteht durch die zeitweise "Stilllegung" des NT 2.6 also ein Vorteil von 5,20-2,42 = EUR 2,78 pro Tag. Hiervon muss man noch die entgangene EEG-Vergütung für den eingesetzten PV-Strom abziehen, also 16*0,06 = 0,96 EUR/Tag, so dass die Aktion insgesamt einen Grenznutzen von EUR 1,82 pro Tag ergibt. Setzt man für den Sommerbetrieb (Mitte Mai bis Mitte September) 120 Tage an, so spart man EUR 218,40 pro Sommer.


    Würdest Du statt Heizstab eine BWW-Wärmepumpe anschaffen, die bei der TWW-Bereitung im Sommer vielleicht einen COP von 4 schafft, reduzieren sich die Opportunitätskosten des PV-Stroms von 0,96 EUR pro Tag auf 0,24 EUR/Tag, und die Einsparung erhöht sich um ca. EUR 86,40 im Jahr auf ca. EUR 305.


    Nimmt man an, dass das nicht nur im Sommer so läuft, sondern etwa acht Monate im Jahr genügend überschüssiger PV-Strom für eine BWW-WP zur Verfügung steht, so ergibt sich ein Vorteil von ca. 437 EUR/Jahr mit dem Heizstab bzw. ca. 600 EUR/Jahr mit der WP (letzteres nicht ganz linear, weil der COP in der ÜZ etwas schlechter wird).


    Du kannst diese Rechnung jetzt mal mit den tatsächlichen Daten überarbeiten und dann abschätzen, ob sich die Kosten für Heizstab oder BWW-Wärmepumpe in vernünftiger Zeit amortisieren.


    Ob etwas Größeres als eine BWW-WP hier überhaupt Sinn macht, hängt davon ab, wie viel PV-Strom nach Deckung des Haushaltsbedarfs in der Übergangszeit (nur die ist von Bedeutung) für den Betrieb einer WP übrig bleibt.


    Was die Anschaffung eines Speichers betrifft, so halte ich es für möglich, dass Du damit im Zusammenwirken von PV-Anlage und BHKW ganzjährig annähernd 100% Autarkie erreichen kannst. Den PV-Anteil kannst Du mit diesem Tool abschätzen: Heutzutage würde man die Kaskade ja so schalten, dass vorrangig PV-Strom verbraucht wird. Dadurch bringt das Tool auch dann brauchbare Ergebnisse, wenn parallel ein BHKW betrieben wird. Der danach verbleibende Rest des Bezugsstroms (i.W. im Wintertrimester) wird zusätzlicher Eigenverbrauch aus dem BHKW. Für die Speichergröße in kWh würde ich den Gesamtstromverbrauch in MWh ansetzen – etwas mehr schadet nichts. Wenn Du Dir ein Angebot machen lässt, kannst Du mit diesen Daten – sowie dem Bezugsstrompreis und den jeweils entgangenen Einspeisevergütungen – die Amortisationszeit des Speichers abschätzen: Sollte sie länger sein als 10-12 Jahre, würde ich mit der Anschaffung noch warten.

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

  • kann

    Hallo remag,


    Es wohnen dort 6 Parteien und der Strom vom BHKW und PV wird zunächst im Haus durch die 6 Mieter verbraucht und der Saldo wird eingespeist oder zugekauft. Ich betreibe kein offizielles Mieterstrommodell, sondern habe einfach einen Summenzähler und dahinter sechs eigene Stromzähler für jede Mietpartei.


    Zitat sailor773:


    Der Warmwasserbedarf beträgt umgerechnet ca. 16 kWh/Tag


    Hallo Sailor773,


    erstmal vielen Dank für Deine ausführliche Antwort.


    Merkwürdig, mein NeoTower läuft täglich 4 bis 5 Stunden und somit rund 27 kWh Tag thermische Leistung. Sind das die Pufferverluste bzw Leitungsverluste? Alle Wsrmwasserleitungen sind opigedämmt.

    Ich habe Original Senertec 750 Liter und 396 Liter Warmwasserspeicher. Da mein NeoTower aus 2018 ist, habe ich keine Begrenzung der jährlichen Förderungen.


    Beste Grüße

    Bernd

    Einmal editiert, zuletzt von Bernigo () aus folgendem Grund: Ein Beitrag von Bernigo mit diesem Beitrag zusammengefügt.

  • Da mein NeoTower aus 2018 ist, habe ich keine Begrenzung der jährlichen Förderungen.

    Ich kann mich irren, aber so weit ich weiß gilt das für alle.


    ..mein NeoTower läuft täglich 4 bis 5 Stunden und somit rund 27 kWh Tag thermische Leistung.

    Wir benötigen in meinem Objekt bis zu 30 kWh täglich für die Warmwasserbereitung, dass hängt ganz vom Verbrauch ab.

    Aus diesem Grund haben wir ja auch eine Solaranlage, wenn wir ein schöner Sonnentag haben, benötigen wir teilweise nur 10 kWh / Tag.


    Bierdeckelrechnung: pro Grad Erwärmung und pro 1.000 l benötigst Du etwas mehr als 1 kWh.

    Bei 8 Grad Kaltwasser und 58 Grad Warmwassertemperatur benötigst Du also 50 kWh pro 1.000 l Verbrauch.

  • du irrst. ich habe auch 60.000 Vollbenutzungsstunden mit 4Cent Eigenverbrauch und 8Cent Einspeisungs KWK Zuschlag

    IBN2018

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    25kw Absorptionskältemaschine aus BHKW-Abwärme

    Photovoltaikanlage 99,9 kwp

  • Ich sprach von Jahreslaufzeit Decklung, habe aber nicht im Kopf ob es für alle oder nur für Neuanlagen IB 2020 gilt:


    Der KWK Zuschlag wird in den Jahren 2021 und 2022 auf 5.000 Vollbenutzungsstunden ( Vbh) begrenzt, in den Jahren 2023 und 2024 auf 4.000 Vollbenutzungsstunden und ab dem Jahr 2025 gilt eine Begrenzung auf 3.500 Vollbenutzungsstunden.

  • Gilt erst ab IBN2020,


    wegen dieser Jahreszeitlichen "Halbierung" der Laufzeit wurde auch der KWK Zuschlag verdoppelt

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  • Ich würde trotzdem den KWK-Zuschlag aus der Rechnung raus lassen. Dadurch, dass der NT im Jahr ein paar hundert Stunden weniger läuft, geht ja im Endeffekt nichts verloren. Es verlängert sich nur die kalendarische Förderungsdauer entsprechend.


    Was die Frage der täglichen Laufzeit betrifft, stellt sich zum einen die Frage ob der NT im Sommer mit Vollgas läuft oder gedrosselt. (Wenn das meiner wäre, würde ich ihn gedrosselt laufen lassen, weil dann länger eigener Strom vorhanden ist und sich die Eigenverbrauchsquote verbessert.) Zum zweiten gibt es natürlich Verluste. Je nach Speichertemperatur und -qualität kann man mit einigen kWh Abstrahlverlusten pro Tag rechnen. Der zweite dicke Verbraucher ist die Zirkulation: Wenn die in einem Mietshaus womöglich den ganzen Tag läuft, gehen da locker einige kWh pro Tag über die Leitungen weg.

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    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)