Austausch Ölheizung gegen eine Luft-Wasser-Wärmepumpe

  • Hallo liebe Forenmitglieder,


    ich bin neu hier und erhoffe mir die Erfahrungen und das Wissen dieses Forums zunutze machen zu können um bei der geplanten Austauschaktion keine groben und teuren Fehler zu machen.


    Ich bin, wie gesagt, ganz am Anfang und stelle hier mal meine Daten anhand des im Forum vorgeschlagenen Fragebogens hier ein.


    Es wäre super wenn mich jemand bei der Auslegung und Dimensionierung der geplanten Wärmepumpe incl. einer neuen PV Anlage ( ca. 10 kWp, hier benötige ich keine Beratung da bin ich schon weiter) an die Hand nehmen könnte und mich im Entscheidungsfindungsprozess begleitet.


    Grundsätzlich stelle ich mir eine Luft / Wasserwärmepumpe mit Innen und Aussenteil vor, die baulichen Gegebenheiten sind freistehendes EFH im Klimazonenbereich PLZ 78579


    Ich habe noch keinen Installationsbetrieb kontaktiert und möchte hierfür möglichst gut vorbereitet sein um die wichtigsten Parameter und ggf. auch die Preisgestaltung realistisch einschätzen zu können und auch bewerten können wie kompetent denn der Betrieb bezüglich Wärmepumpen denn ist.




    Verbrauchsdaten

    Jährlicher Stromverbrauch: 5500 kWh

    Jährlicher Brennstoffverbrauch: 3500 l Heizöl


    Derzeitige Heizung

    Energieträger der Heizung: Heizöl

    Alter und Typ der der Heiztechnik: Baujahr 1998, Fußbodenheizung

    Ist bereits eine Solarthermie vorhanden: Nein

    Vorhandener Heizungspufferspeicher und Größe: Schichtspeicher mit 800 Liter

    Art der Warmwasserbereitung und Vorratsvolumen: Durch Ölheizung, Warmwasser wird durch Wärmetauscher im 800 l Pufferspeicher erzeugt, direkt bei Entnahme.

    Gibt es ein besonderes Strom-/Wärmeverbrauchsverhalten: Morgens / Abends, Arbeitnehmerhaushalt 4 Personen

    Hydraulischer Abgleich durchgeführt: Muss im Zuge der Umstellung noch gemacht werden

    Temperaturen der Heizkreise: Vorlauftemperatur bei -10° C, ca. 45° C, bei +10 °C, ca. 35° C (heute)

    Art der Heizkörper: Fußbodenheizung


    Immobilie und Rahmendaten

    Beheizte Fläche, Anzahl Bewohner: ca. 180 Quadratmeter, 4 Personen

    Art und Baujahr der Immobilie: EFH, BJ 1998

    Erfolgte Modernisierungen: keine

    Weitere geplante Modernisierungen: Installation einer PV Anlage

    Zweiter Abgasstrang für BHKW frei:

    Erdgasanschluss vorhanden oder möglich: Nein

    Zusammenschluss von Nachbarhäusern möglich: Nein


    Anbei noch die Aufzeichnung der Temperaturen des Pufferspeichers, der Vor- und Rücklauftemperaturen und der Außentemperatur.


    Einmal editiert, zuletzt von Neuendorfer () aus folgendem Grund: Ein Beitrag von TOM0101 mit diesem Beitrag zusammengefügt.

  • Moin Tom,


    ausgehend von den genannten Vorlauftemperaturen (Fußbodenheizung!) könnte eine Wärmepumpe bei Dir jedenfalls sinnvoll eingesetzt werden. Was mich hier nachdenklich macht ist etwas anderes:

    Dein jetziger Heizkessel ist nicht mehr der Jüngste und hat vermutlich noch keine Brennwertnutzung. Aber auch wenn man den Wirkungsgrad mit 90% (Hi) ansetzt, so entspricht das einem Wärmebedarf von knapp 32.000 kWh. Das ist für ein Haus mit 180 m2 nicht wirklich prickelnd (175 kWh/m2a) und würde bedeuten, dass Du (selbst wenn Du mit einer sehr guten Wärmepumpe eine JAZ von 4 schaffst) ca. 8.000 kWh Strom zusätzlich verbrauchst. Da kommt auch eine 10 kWp PV-Anlage schnell an ihre Grenzen. Grob über drei breite Daumen geschätzt kann ich mir nicht vorstellen, dass (zusätzlich zum Hausverbrauch) mehr als 2.000 kWh WP-Strom aus der PV kommen können.


    Ausgehend von dem genannten Jahreswärmebedarf dürfte die Heizlast des Gebäudes im aktuellen Zustand nicht viel unter 15 kW liegen. Die zugehörige Wärmepumpe wäre monovalent schon ein ganz schöner Brocken. Solche Geräte (z.B. die Viessmann Vitocal 350) werden im Netz für EUR 12.500 angeboten. Mit Einbau kommen da m.E. schnell 20.000 EUR zusammen.


    Wenn nicht unmittelbarer Handlungszwang besteht (z.B. weil die existierende Heizung am Zusammenbrechen ist), würde ich deshalb an Deiner Stelle als erstes mit Hilfe eines Energieberaters die Möglichkeiten für eine energetische Sanierung des Gebäudes prüfen. Es muss ja nicht gleich ein Niedrigenergiehaus dabei rauskommen, aber deutlich unter 100 kWh/m2a zu kommen sollte m.E. mit vertretbarem Aufwand (einschl. Förderung) schaffbar sein. Sobald dann klar ist, wie der Wärmebedarf des sanierten Hauses aussieht, kannst Du auch an die Dimensionierung der WP gehen.


    Nicht raten würde ich hier zum Einbau einer bivalenten WP mit beispielsweise 7-8 kW, die z.B. acht Monate im Jahr Heizung und Warmwasser allein stemmt und in den vier Wintermonaten als Rücklauf-Vorwärmer für Deine Ölheizung arbeiten könnte. Die hätte zwar den Vorteil, dass sie weniger kostet und zu einem größeren Teil mit PV-Strom arbeiten könnte. Aber bei der Förderung ginge Dir der Zusatzbonus für den Austausch der Ölheizung verloren. Und Dein 24 Jahre alter Kessel wird nicht mehr ewig halten: Ein späterer Austausch z.B. gegen eine Gastherme wäre aus meiner Sicht Unsinn, und die WP wäre allein zu schwach um das Haus zu heizen – es sei denn es würde bis dahin energetisch saniert. Aber dass sich so eine Vorgehensweise (einschl. der Effekte bei der Förderung) unterm Strich rechnet, glaube ich eher nicht.


    Gruß, Sailor

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

  • Ich kann nicht viel beitragen. PV+WP ist der ideale Kombination für die Zukunft.


    Denk daran dass in Winter wenn du den Strom für dein WP am meistens brauchst, gibt es wenig Sonne. Daher eine vollbelegung des Dachs könnte Sinn machen.


    Die Wärmepumpe kosten sollte um die 30-35k€ ohne Förderung liegen.

  • Hallo Sailor 773,


    vielen Dank für die Antwort.


    Ja das mit der Energieberatung macht sicher Sinn, werde ich natürlich noch machen.


    Mir geht es hauptsächlich momentan darum die möglichst richtige Technolgie für die Heizung der nächsaten 20 Jahre zu wählen und da komm ich an der Wärmepumpe einfach nicht vorbei.


    Eine energetische Sanierung ist natürlich immer eine Überlegung wert, wir haben allerdings enorm viele Fensterflächen und diese alle zu Ersetzen ist alleine eine Investiton die bei uns leicht 100.000 € erreichen kann, deshalb steht dies frühestens so in 5 - 10 Jahren an.


    Für mich wäre es schon eine gute Lösung, wenn durch Einbau einer WP und PV Anlage (ich habe auch hier noch keine genaue Planung wie viel Leistung ich auf das Dach bekomme, aber sicher einiges über 10kWp) die Heizkosten im Bereich der jetzigen Ölkosten (vor Ukraine) halten könnte, dann würde jeglich Sanierung in Zukunft erst recht Sinn machen.


    Durch diese Vorgehensweise müsste die WP aber nach der jetzigen Heizlast ausgelegt werden.


    die von dir angesprochene Viessmann Vitocal 350 würde dies erfüllen ?

    Gibt es einen besonderen Grund diese vorzuschlagen oder gäbe es Alternativen die technisch "besser" wären?

    Die Beschaffungskosten sind zwar nicht unwichtig aber für mich jetzt nicht grundsätzlich das Hauptentscheidungkriterium.

    Hast du eine Meinung welche Luft / Wasser Wärmepumpe für meine Heizlast, wenn Geld keine Rolle spielen würde, die Beste wäre?


    Gruß

    Tom

  • Hast du eine Meinung welche Luft / Wasser Wärmepumpe für meine Heizlast, wenn Geld keine Rolle spielen würde, die Beste wäre?

    So weit würde ich mich nicht aus dem Fenster lehnen. Die letzte WP, die ich betrieben habe, war von Siemens und wurde 1994 verschrottet. Mit unseren Viessmann-Geräten waren wir immer zufrieden, aber es gibt ohne jeden Zweifel auch gute Geräte anderer Hersteller. Vielleicht weiß ein Mitleser hier mehr?

    Durch diese Vorgehensweise müsste die WP aber nach der jetzigen Heizlast ausgelegt werden.

    Was die Heizlast betrifft, so solltest Du die Berechnung durch einen Fachmann vornehmen lassen. Wenn Du eine WP einbauen möchtest, ist für die Förderung ein hydraulischer Abgleich (egal ob er in Deinem Fall was bringt oder nicht) ohnehin Pflicht. Dabei kommt (jedenfalls wenn das ordentlich gemacht wird) auch eine sehr genaue Berechnung der Heizlast raus. Normalerweise legt man einen Heizkessel etwas größer aus, um eine Reserve für Warmwasser zu haben. Ob das bei einer WP so nötig ist bin ich nicht sicher, weil man im Prinzip an den drei oder vier kältesten Tagen des Jahres – wenn es dann wirklich nicht reicht – das WW für relativ kleines Geld auch mit einem elektrischen Heizstab erwärmen könnte. Die zweite Frage ist aber, ob Du einen Stromtarif mit Sperrzeiten haben wirst: Wenn ja, muss die WP einschl. Wärmespeicher jedenfalls groß genug sein, um die Sperrzeiten (m.W. hauptsächlich abends) überbrücken zu können ohne dass jemand friert.


    Bei der Fenstersanierung solltest Du berücksichtigen, dass es dafür als Einzelmaßnahme 20% Förderung (bzw. Steuergutschrift nach § 35c EStG) gibt. Für die WP gibt es bei Austausch einer Ölheizung 45%. Sofern die Maßnahmen im Rahmen eines "individuellen Sanierungsfahrplans" (iSFP) durchgeführt werden, gibt es noch 5% zusätzliche Förderung auf alles, also auch auf die Kosten des Fensteraustausches. Aber dann muss alles innerhalb einer bestimmten Zeitspanne durchgeführt werden (ich glaube zwei Jahre ab Förderungsbewilligung, weiß aber der Energieberater).


    Übrigens käme bei Fenstern, sofern die Rahmen ordentlich wärmegeschützt und noch in technisch absolut einwandfreiem Zustand sind, auch der Ersatz der Scheiben durch Dreischeibenverglasung in Betracht, das ist deutlich günstiger. Aber so etwas kann der Energieberater besser beurteilen.

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

  • ok. danke für die Antworten.


    ich sehe schon, Schritt 1 ist die Energieberatung.


    Gruß

    Tom