Anschaffungsüberlegung - Wirtschaftlichkeit Vitavaldor PT2

  • Hallo Zusammen,


    wir überlegen, og Heizung einbauen zu lassen. Angebot liegt vor, ich versuche gerade, mich nicht von Pauschalaussagen blenden zu lassen. Unser aktueller Strombedarf liegt bei 6500 kwh, aktuell geheizt wird über Brennwerttechnik, Verbrauch 17.000 KWH, geheizt wird in der Regel von Oktober bis Mai, sonst nur WW.


    Nachdem, was ich hier gelesen habe, wird insbesondere im Sommer die Stromproduktion vom Warmwasserverbrauch reguliert. Wir verbrauchen insgesamt ca. 120m3 Wasser pro Jahr - wie hoch der Warmwasser-Anteil ist, weiss ich nicht.


    Ich habe mal die Effizienzen umgerechnet, Strom linear auf die Monate verteilt - dann würde ich rechnerisch auf 40.000 kwh Gas kommen, abzüglich warmwasser. Wenn ich das zugrunde lege, rechnet sich das Ganze nicht. Wo liegt mein Fehler?


    LG Steuerhexe

  • Moin,


    bei dem genannten Wärmebedarf gehe ich davon aus, dass eine Vitovalor während der gesamten Heizperiode durchlaufen könnte. Abzüglich Regenerationszeiten (2,5h/48h) müsste sie damit von Oktober bis Mai allein für die Heizung auf ca. 5.550 Betriebsstunden kommen.


    Der Warmwasserverbrauch ist von der Anzahl der Bewohner abhängig. Bei normalen Verbrauchsgewohnheiten würde ich mit 2-3 kWh pro Tag und Person rechnen. Theoretisch wären das von Juni bis September bei vier Personen weitere 1.000 Laufstunden. Allerdings haben die Daten von Betreibern hier im Forum gezeigt, dass der WW-Verbrauch in den vier Sommermonaten in vielen Fällen zum größeren Teil von der Therme gedeckt wird. Wovon das abhängt, weiß ich nicht. Aber so lang überhaupt keine Daten vorliegen, würde ich sicherheitshalber für die gesamte Betriebszeit außerhalb der Heizperiode nicht mehr als die Hälfte der genannten Laufzeit ansetzen. Insgesamt kommt man damit auf ca. 6.000 Betriebsstunden im Jahr.


    Bei 2,2 kWh/Bh würde die Vitovalor in 6.000 Bh ca. 13.200 kWh Erdgas verbrauchen und damit 4.500 kWh Strom und 6.600 kWh Wärme erzeugen. Weitere ca. 10-11.000 kWh Wärme müssten von der Brennwerttherme erzeugt werden. Damit sollte der Gasverbrauch insgesamt nicht mehr als 25.000 kWh betragen. Wie Du auf 40.000 kWh kommst weiß ich nicht, aber dieser Wert kann jedenfalls nicht stimmen.


    Bei einem Stromverbrauch von 6.500 kWh sollten von den erzeugten 4.500 kWh – konservativ geschätzt – mindestens 3.100 kWh in den Eigenverbrauch gehen, bei hoher Grundlast auch mehr. Damit kannst Du jetzt mal rechnen.


    Gruß, Sailor

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

  • Hallo Steuerhexe,

    Allerdings haben die Daten von Betreibern hier im Forum gezeigt, dass der WW-Verbrauch in den vier Sommermonaten in vielen Fällen zum größeren Teil von der Therme gedeckt wird.

    Hier ein paar Daten aus den letzten 3 Jahren.


    Hinter Anlage 1 steckt ein Pool, also eventuell nicht als Vergleich nehmen. Bei den anderen Werten stecken auch weitgehend Technikbegeisterte dahinter, die versuchen Ihre Anlage zu optimieren.


    Ansonsten ist den Ausführungen von sailor773 nichts hinzuzufügen.


    Bevor es zum Auftrag mit Deinem Heizungsbauer kommt solltes Du mit Ihm die Einstellung/Parametrierung der Heizungsanlage klären. Einige Vitovalor-Nutzer beklagen sich, dass ihre Laufzeiterwartungen nicht erfüllt werden. In einigen Fällen wurden Anlagen mit den Auslieferungsparametern hingestellt. Der Kunde hatte zwar warm, aber die erwarteten/möglichen Laufzeiten wurden nicht erreicht.


    Es wäre toll, wenn der HB Dir eine Laufzeitabschätzung geben würde. Schriftlich wirst Du das nicht erhalten, aber Fragen könntest Du danach und vielleicht hört ja ein Zeuge mit.


    Gruß

    Loule

  • Vielen lieben Dank für Eure Antworten, ich bin offensichtlich das Thema falsch angegangen... Wo bitte finde ich das Wirtschaftlichkeitstool von Sailor?


    Total enttäuscht bin ich von unserer "Beratung" - da wurde die Aussage getroffen, dass höchstens 10-20% des Stroms zugekauft werden müssen, und das in etwa der Einspeisemenge entsprechen würde. Der Spitzenlastbrenner würde nur bei Temperaturen unter -7,5 Grad anspringen, ansonsten reicht die BSZ. Das liest sich ja hier ganz anders...


    Macht es Sinn, Waschmaschine und Spülmaschine über WW laufen zu lassen bei einer BSZ?

  • Wo bitte finde ich das Wirtschaftlichkeitstool von Sailor?

    Siehe unten. Die Zahlen (i.W. in den gelben Feldern) musst Du natürlich selbst anpassen. Und beachte bitte, dass das Tool über 10-20 Jahre mit konstanten Strom- und Gaspreisen rechnet. Bei dem aktuellen Chaos auf den Märkten bringt das erhebliche Unsicherheiten mit sich.

    Macht es Sinn, Waschmaschine und Spülmaschine über WW laufen zu lassen bei einer BSZ?

    Bei der Spülmaschine allemal. Immerhin wird das WW dann zumindest zum Teil mit Erdgas (aktuell 10 ct/kWh) erwärmt anstatt mit Strom (aktuell 30-40 ct/kWh). Und weil (jedenfalls bei meiner SpüMa) das Klarspülen ebenfalls mit warmem Wasser stattfindet, geht keine Energie verloren, wenn man den Zulauf einfach ans WW anschließt. Evtl. sollte man vor dem Einschalten der Maschine den WW-Hahn in der Küche aufdrehen, bis es auch wirklich warm kommt – oder die SpüMa nur dann laufen lassen wenn auch die Zirkulation an ist. Aber auf die Laufzeit der BZ im Sommer wird sich das nicht nennenswert auswirken. Eine moderne SpüMa benötigt pro Spülgang vielleicht ein Fünftel der Warmwassermenge, die ein Mensch pro Tag v.a. für die Körperpflege verbraucht.


    Bei der WaMa kannst Du (anders als bei der SpüMa) nicht einfach den Anschluss auf WW umklemmen. Du brauchst ein Vorsatzgerät oder eine dafür ausgerüstete (neue) Maschine, um die Zulauf-Temperatur jeweils auf das gewünschte Niveau (z.B. 30°C) abmischen und die Klarspülgänge mit Kaltwasser versorgen zu können. Das lohnt sich m.E. nur, wenn die WaMa praktisch jeden Tag läuft.

  • Hallo Steuerhexe,


    ich bin der mit dem Pool in den Nutzerdaten. Ich bin zwar diplomierter Ingenieur und IT-Profi habe es aber in drei Jahren Laufzeit noch nicht hinbekommen, das Teil vernünftig zu parametrisieren. Heizungsbauer haben keine Ahnung, Viessmann hilft überhaupt nicht, Gerät ist - insbesondere in meinem Fall mit zwei Heizkreisen und Pool and HK1 (ohne Mischer) in der Steuerungslogik nicht zu durchdringen.

    Ich verbrate 38kWh pro Jahr an Gas, davon soll der Pool laut Hersteller 6KWh Wärme abziehen, Rest für WW und Haus (230m², Baujahr 2018, gut gedämmt).

    Mein Gasanbieter hat mir gekündigt und ich bin jetzt mit Hängen und Würgen in einen neuen Tarif zu 14 cent pro KWh gerutscht (Grundversorger 29cent).

    Was soll ich sagen, ich zahle bald 6000€ Heizkosten.


    Mein Bauchgefühl: Beim nächsten mal eine Wärmepumpe + Photovoltaik oder zumindest Solarthermie.


    Ich weiß noch nicht, was ich nun mache - ich suche verzweifelt nach einem Installateur der Ahnung hat (im Großraum Düsseldorf) um mal weiterzukommen und das ganze umzubauen oder zu optimieren.


    VG

    Brainee

  • Ich weiß noch nicht, was ich nun mache

    Was ich Dir als erstes empfehlen würde ist eine PV-Anlage aufs Dach zu packen, und zwar so groß wie möglich. Das hilft schon mal gegen hohe Bezugsstrompreise v.a. im Sommerhalbjahr. Aus der o.g. Tabelle kann man ausrechnen, dass Deine Brennstoffzelle im Sommer im Schnitt ca. 8-9 Stunden am Tag läuft: Wenn es Dir gelingt, diese Laufzeiten konsequent in die Abend- und Nachtstunden zu verlegen, hättest Du mit einer PV-Anlage auch im Sommer praktisch rund um die Uhr eigenen Strom. Und eine PV-Anlage hat auf alle Fälle eine kürzere Amortisationszeit als eine Brennstoffzelle.


    Wenn die Gaspreise weiter so hoch bleiben wie jetzt, solltest Du im zweiten Schritt darüber nachdenken, eine Pool-Wärmepumpe anzuschaffen und diese im Wesentlichen mit PV-Strom zu betreiben. Es kann sein, dass sich dadurch die Laufzeit der BZ etwas verringert. Aber wenn man sich die Tabellenwerte ansieht, so scheint auch im Sommer der Löwenanteil der Poolwärme bei Dir aus der Gastherme zu kommen, und während der Heizperiode sind es 100%. Jedenfalls kostet Dich die Wärme für den Pool aktuell 6.000*0,14= 840 EUR im Jahr. Mit einer PV-getriebenen Pool-WP müsstest Du als Kosten nur die entgangene EEG-Einspeisevergütung ansetzen (7 ct/kWh). Bei einer geschätzten JAZ für die Pool-WP von 4 würdest Du für die Poolbeheizung 1.500 kWh PV-Strom brauchen, mit Kosten von 1.500*0,07= 105 EUR.


    Beide Maßnahmen haben nichts mit der Optimierung der BZ zu tun, das schafft in Deiner Region jeder Solarteur bzw. jeder Heizungsbauer, der sich mit Poolbeheizung auskennt. Danach kannst Du mal weiter sehen. Ob sich bei Dir (wenn die Brennstoffzelle eines Tages die Grätsche macht) eine elektrische Wärmepumpe lohnt, solltest Du separat rechnen. Das Problem ist, dass der mögliche Anteil an PV-Strom für eine Heizungs-WP wegen der gegenläufigen Erzeugungs- und Bedarfsprofile viel geringer ist als bei einer Pool-WP: In einem optimierten System mit einer großen PV würde ich mit maximal 40% PV-Anteil rechnen. Ob sich das – angesichts steigender Bezugsstrompreise – im Vergleich zu anderen Systemen lohnt, kannst Du inzwischen ja mal in aller Ruhe ausrechnen.

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

  • Danke Sailor - das deckt sich mit meinem Bauchgefühl.

    Es ist halt maximal frustrierend, dass es momentan (seit Jahren) in Deutschland sehr schwierig ist, einen motivierten, kompetenten Installateur zu finden. Ich nenne es 3-K Problem. Keine Ahnung, keine Lust, keine Zeit.


    Da Viessmann auch keine Antworten liefert (leicht off-topic): Wissen wir mittlerweile hier im Forum, wie man die Laufzeit der BSZ beeinflusst? Ich nehme an, mit geschickter Wahl von Heizkreis- und WW-Zeitschaltung? Das "in den Abend verschieben" ist mir bis jetzt nicht gelungen.

    Was ich auch bis heute nicht verstehe, warum meine Heizkreise selbst im "reduzierten Betrieb" (3°C Vorlauf) munter weiter laufen (laut mechanischem Temperaturfühler weiter auf ~30°).


    Danke in jedem Fall für die Info - mehr Expertise, als ich in drei Jahren vom Installateur bekommen habe.


    VG
    Brainee

  • Moin Brainee,


    ergänzend zu meinem vorigen Beitrag: Ich lese gerade im anderen Thread (wo dieser Beitrag nicht hinpassen würde), dass Dein Haus lt. Energiegutachten einen Wärmebedarf von 18.500 kWh haben soll. Der Pool soll 6.000 kWh verbrauchen, gibt zusammen einen Soll-Wärmeverbrauch von 24.500 kWh. Dein Gasverbrauch ist 37.000 kWh.


    Da stimmt was nicht zusammen.


    Wenn Deine Vitovalor (egal wie gut oder schlecht sie eingeregelt ist) 7.000 Stunden im Jahr läuft, dann verbraucht sie 14.400 kWh Erdgas und erzeugt (neben 5.250 kWh Strom) 7.700 kWh Wärme. Auf die Gastherme entfallen somit (37.000-14.400=) 22.600 kWh Erdgasverbrauch. Setzt man einen Wirkungsgrad von 96% an, so gibt das ca. 21.700 kWh Wärme. Insgesamt werden also von beiden Geräten zusammen ca. (21.700+7.700=) 29.400 kWh Wärme erzeugt. Sein sollten es aber nur 24.500. Das ist eine Differenz von +4.900 kWh (+20%) in einem Jahr mit durchschnittlichen Außentemperaturen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Energiegutachten für den Wärmebedarf des Hauses so grottenfalsch liegen kann. Mein Verdacht ist eher, dass der Pool einen weit höheren Wärmebedarf hat als der Hersteller-Angabe entspricht. Ob man da was machen kann, weiß ich nicht (Außenpool oder Innenpool? Betriebszeiten? Wenn Innenpool, hat die Lüftung eine Wärmerückgewinnung?). Aber bei den gegenwärtigen Gaspreisen lohnt es sich m.E., das mal von einem Pool-Fachmann begutachten zu lassen. Ansonsten würde jedenfalls meine o.g. Empfehlung für eine PV-Anlage + Pool-WP noch an Dringlichkeit gewinnen.


    Gruß, Sailor

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

  • Ja - vermutlich stimmt da irgendwas nicht. Ich werde mal eine Begutachtung machen lassen und berichten.


    PS - I know, off topic, aber: Jemand Erfahrung mit der "reduzierten Solltemperatur"? Wie funktioniert das? Wann schaltet er HK ab? Wieso läuft mein Vorlauf immer noch auf 30° obwohl laut Zeitprogramm 3°C dran wäre?


    thx

    Brainee