Überblick verloren, Hilfe benötigt.

  • Meine Empfehlung Dach voll machen, wenn 20KWp drauf gehen auch 20KWp bauen.

    Wärmepumpe für Brauchwasser u. Heizung.

    Gastherme zum Heizen

    Also auf das Dach gehen insgesamt 14,8 kWp.

    Wärmepumpe zum heizen wurde mir mehrfach ab geraten da keine Fußbodenheizung sondern Standard Radiatoren verbaut sind.

    Wärmepumpe für Brauchwasser hätte ich eine Frage.


    Wieviel kWh Wärmeenergie erzeuge ich mit 1 kWh Strom über eine Brauchwasserwärmepumpe?

    Und im Vergleich dazu wieviel kWh Wärme erzeuge ich mit 1 kWh Gas zur Brauchwassererwärmung?


    Hintergrund ist, dass ich gerne verstehen möchte ob sich so eine Brauchwasserwärmepumpe überhaupt rechnet. Diese Geräte inkl. Speicher schlagen ja auch mit 2500-3000 Euro zu buche. Und wenn ich hier Strom zum heizen der pv benutze an statt ein zu speisen, zahle ich ja am Ende des Tages nur 3 Cent mehr für die kWh Gas bei 9 Cent die kWh Gas.


    Versteht man ungefähr was ich meine ?

  • Mit einer Brauchwasserwärmepumpe erzeugst du im Durschnit 4KWh Wärme aus einem KWh Strom. Im Sommer etwas mehr im Winter etwas weniger.

    1 KWh Gas erzeugt 1KWh Wärme abzüglich Wirkungsgrad.


    Ich habe selbst eine 9KWh WP und keine Fussbodenheizung.

    Die WP soll ja nicht den kalten Kernwinter heizen, dafür hast du die Gastherme.

    Die WP funktioniert im Herbst und Frühling einwandfrei auch mit Radiatoren wenn die groß genug sind, da gibt es dann auch schon genug PV Strom.

    DC gekoppeltes Eigenbau BHKW, Kubota D722 mit Sincro FB4-48/100

    3 Victron Multiplus2_5000, 42KWh Lifepo4 (48x 280Ah EVE Zellen, REC BMS)

    9,9 KWp PV, 2,7 KWp PV, 3,85KWp PV

    WP Panasonic Aquarea 9KW

    Smart Forfour EQ

  • Das klingt echt gut. Dann lass ich mir mal ein Angebot für so eine Kombination machen.

    war das Angebot für die Vitocrossal für 10300 Euro in Ordnung oder zu teuer?

  • Du kannst mit der WP zum Heizen auch Brauchwasser machen, du brauchst nicht zwei WP, nur ein umschaltventil.

    DC gekoppeltes Eigenbau BHKW, Kubota D722 mit Sincro FB4-48/100

    3 Victron Multiplus2_5000, 42KWh Lifepo4 (48x 280Ah EVE Zellen, REC BMS)

    9,9 KWp PV, 2,7 KWp PV, 3,85KWp PV

    WP Panasonic Aquarea 9KW

    Smart Forfour EQ

  • Du kannst mit der WP zum Heizen auch Brauchwasser machen, du brauchst nicht zwei WP, nur ein umschaltventil.

    Das ist mir schon klar. Ich finde deine Anlage sehr interessant. Wenn die von Frühjahr bis mitte Herbst mit PV Strom laufen kann wäre das ja schon eine ziemliche Ersparniss. Da rechnet sich auch die WP irgend wann. Mal sehen was der Systemtechniker hier um die Ecke dazu sagt. Da habe ich allerdings erst am 09.12 einen Termin bekommen :rolleyes:.


    Wie sieht es mit dem Angebot für die Vitocrossal 300 aus, kann da einer was dazu sagen?

  • Aus welchen Gründen macht den aus eurer Sicht der Akku keinen Sinn?

    Der Akku kostet a) Geld und Materie und b) erzeugt Verluste. Einen Akku anzuschaffen macht nur Sinn, wenn man ein Inselnetz (Notstrom) System aufbauen möchte, und dann braucht man auch ein inselnetzfähiges Gerät.


    Es ist effektiver im Sinne des Klimaschutzes das Geld für den Akku in andere Dinge zu stecken, wie z.B. dass das Dach wirklich voll gepackt wird und nicht nur die sonnigsten Süd-Ecken. Die heutigen Rahmenbedingungen sind nach wie vor so, dass der Unterschied zwischen Einspeisevergütung und Bezugspreis ausreicht, um nach zig Jahren Null auf Null auszukommen. Wenn irgendwann mal die AUS-Komponenten (Abgaben, Umlagen, Steuern) anders gefasst werden, wie z.B. ein variabler Tarif, der sich an der Netzbelastung orientiert, dann ist der Vorteil perdu.


    Wenn man Kohlekraftwerke ärgern will, dann sollte man ruhig seinen PV-Strom, den man über hat, ins Netz einspeisen. Ausserdem ist zu erwarten, dass in einigen Jahren Elektroautos immer populärer und bezahlbarer werden. Ggf. hast Du dann auch eins, und mit der Kombination aus PV + Brennstoffzelle kannst Du dann das E-Auto im gemütlichen Langsammodus zu Hause mit selber angebauter Elektroenergie laden. (Ja, das Auto steht nicht immer direkt vor der Tür, wenn die Sonne scheint, das weiss ich auch.) Mit den Akkus auf vier Rädern hat man einen Mehrwert, da das Auto streng genommen kein Fahrzeug, sondern ein Stehzeug ist. Wieviele Autos habt ihr? Zweitwagen vorhanden?


    Ein Akku dient der Vergleichsmäßigung des Lastgangs, aber mit einer Brennstoffzelle und einem Wärmespeicher, die auch rauf- und runtermodulieren kannst, hast Du auch sowas wie einen funktionalen Stromspeicher. Immer wenn die Sonne scheint bleibt die BZ aus, und man zieht die Wärme (Warmwasser) aus dem Wärmespeicher. Im Winter ist der Solarertrag nicht so gut, und deswegen eignet sich die Kombination von PV+WP allerhöchstens für eine kleine und damit billige Wärmepumpe zur WW-Bereitung. Die kühlt dann auch noch das Hausinnere, indem die Wärme in den WW-Speicher geschoben wird, der sich dann über die Abwasserleitung entleert. Clevere Haustechniker kombinieren das dann zu einer rudimentären Klimaanlage.


    Die Kombination von einer PV-Anlage, die elektrische Energie im Sommer erzeugt und einer Brennstoffzelle, die elektrische Energie im Winter erzeugt ist eine gute Kombination. Das läuft heute noch mit Erdgas, aber die nächste Gerätegeneration kann man mit sicherlich mit Wasserstoff betreiben. Heute wäre eine Wärmepumpe zur Raumwärmeerzeugung dafür verantwortlich, dass im Winter verstärkt Kohlekraftwerke hochgefahren werden, um den Mehrbedarf an Strom zu decken. PV und WEA laufen sowieso und verdrängen fossile Kraftwerke; wenn man aber dann die elektrische Last erhöht, müssen wieder Kraftwerke zusätzlich angeschaltet werden. Das sind im Grund- und Mittellastbereich der Stromerzeugung gerne Kohlekraftwerke. Eine Studie der TUM zur energiewirtschaftlichen Bewertung der Wärmepumpe in der Gebäudeheizung sagt dazu aus: "Entsprechend wird der Strombedarf der Wärmepumpen tendenziell durch den Einsatz von Grundlastkraftwerken, d. h. insbesondere von Kohlekraftwerken bereitgestellt." (S. 35)


    Gruß,

    Gunnar


    Wenn dein Dach für PV taugt, würde ich so viel PV bauen wie möglich.

    Heizen würde ich mit WP und Gasheizung.

    Die Kombination von WP mit einem Gas-Zusatzbrenner ist wie man so hört in den Niederlanden en vogue. Dort geht ja das Giant Gas Field "Groningen" zur Neige und die seit den 50er Jahren vom Gas verwöhnten Niederländer gewöhnen sich eine CH4-Diät an. Ganz auf Stromheizung umstellen (die Wärmepumpe ist eine effiziente Stromheizung) wäre ungeschickt, weil im Winter mit großer Gleichzeitigkeit der Strombedarf in eine kräftige Winterspitze reinliefe. In Frankreich kennt man das Phänomen, dort steigt pro Grad Aussentemperaturabfall der Heizstrombedarf um 2400 MW. Bei einer Kältewelle ist dann die Stromversorgung kurz vor dem Kollaps.


    Darum ist dort das Hybridmodell gern gesehen. Das vermindert den Jahresgasverbrauch, indem normalerweise die WP vor sich hin werkelt. Wenn aber Lastspitzen im Stromnetz bei großer Kälte drohen, dann schaltet man auf Gas um. Das Gasnetz hat bzgl. der Leistung an kalten Wintertagen kein Problem, aber man möchte wohl in NL sich dem versiegenden Vorräten stellen.


    Gruß,

    Gunnar


    Nach der Beratung zur PV-Anlage, hat mir die Anlage ohne Akku keinen Sinn mehr gemacht, da ich sonst soviel einspeisen muss, was sich ja nicht wirklich rechnet. Aus welchen Gründen macht den aus eurer Sicht der Akku keinen Sinn?

    Ein Akku kann schon heute Sinn machen, trotzdem ist es empfehlenswert, ihn erst in 2 oder 3 Jahren einzubauen, weil die Preise noch stark fallen. In diesen 1-3 Jahren bringt er nicht soviel, wie er in dieser Zeit billiger wird (Prognose). Ob Du 1,5 oder 3,2 Jahre wartest, das wird den Kohl nicht fett machen.

    Die heutige Li-Ion-Akkutechnik hat eine Lernrate von 20%, d.h. bei Verdoppelung des Produktionsvolumens sind das 20% geringere Kosten. Das ist vergleichbar mit der Photovoltaik. Weil man im Automobilbau mit der Umstellung auf Elektrofahrzeuge eine rasante Entwicklung beobachten kann, ist die Verdopplung der Produktion relativ schnell erreicht. Ich würde (wenn ich in dem Haus, in dem ich zur Miete wohne, etwas zu sagen hätte) die PV-Anlage jetzt so groß es geht planen und bauen, und die Verdrahtung so herrichten, dass man einen Akku später nachrüsten kann.


    Für die Energiewende ist der Akku nicht so wichtig, erstmal müssen die EE-Erzeugungskapazitäten her. Die Automobilindustrie bezahlt die Lernkurve der Batterie-Großserie, in ein paar Jahren des Preisverfalls sollen die Zellen nur 50 USD/kWh kosten (das gesamte Batteriesystem ist natürlich teurer). Lithium-Eisenphosphat würde ich bevorzugen, günstig und es soll auch nicht so schnell brennen - sicherheitshalber kann man das Ganze in die Garage stellen. Wenn es dann doch brennt, hat man nicht die ganze Bude voll mit Rauchgasen.


    Wenn man keinen Entscheidungsdruck hat, kann man auch noch ein wenig umschauen, um in Zukunft ein Microgrid ready Exemplar zu ordern. Es gibt wohl schon einige, die inselnetzfähig sind, aber das ist noch nicht die Serie. Dies Extra ist auch ein bisschen teurer, weil man dann noch etwas höheren Installationsaufwand (zusätzliche Trenneinrichtung vom Netz der allgemeinen Versorgung) hat.


    Gruß,

    Gunnar

    Ist die Wärme kraftgekoppelt, wird die Energie gedoppelt. (Ulli Brosziewski)

    2 Mal editiert, zuletzt von gunnar.kaestle () aus folgendem Grund: Ein Beitrag von gunnar.kaestle mit diesem Beitrag zusammengefügt.

  • Einen Akku anzuschaffen macht nur Sinn, wenn man ein Inselnetz (Notstrom) System aufbauen möchte,

    Hier ist zu unterscheiden zwischen der Öko-Bilanz und der pekuniären Bilanz.

    In der Ökobilanz ist ein Akku in jeder Hinsicht ein Schuss in den Ofen, sowohl durch die Umweltbelastung der Herstellung (aber der meiste Dreck entsteht ja irgendwo weit weg), als auch im Betrieb. Trotzdem werden solche Systeme sogar subventioniert.


    Die finanzielle Betrachtung des Einzelnen ist situationsabhängig und kann durchaus positiv werden insbesondere wenn die Preise weiter fallen.

    Lesen gefährdet die Dummheit! Denken gefährdet Vorurteile!
    Der geistige Horizont mancher Menschen hat einen Radius von NULL. Das nennen sie dann Standpunkt.

  • Wie sieht es mit dem Angebot für die Vitocrossal 300 aus, kann da einer was dazu sagen?

    Die Vitocrossal 300 wird im Internet für 3.450 EUR einschl. Umsatzsteuer angeboten. Bei einem Angebot von insgesamt 10.300 EUR brutto wären die restlichen knapp 7.000 EUR für Ausbau und Entsorgung der alten Heizung, neue Heizpumpe, Rohr- und Isoliermaterial und Arbeit für den hydraulischen und elektrischen Anschluss. Wenn da auch ein neuer Wärmespeicher enthalten ist, würde ich das Angebot für OK halten. Wenn nicht, erscheint es etwas hoch, mag aber auf Grund der örtlichen Verhältnisse noch gerechtfertigt sein.


    Zum Vergleich: Für den Einbau unseres Vitotwin (vom Aufwand her mit einer Gastherme wohl vergleichbar) einschl. Ausbau und Entsorgung der alten Ölheizung hat der HB seinerzeit 48 Arbeitsstunden verrechnet. Das Rohrmaterial hat seinerzeit bei uns 3.000 EUR brutto gekostet, die Heizpumpe EUR 250. Der Wärmespeicher war bereits vorhanden.


    Ergänzend noch zu ein paar früheren Fragen:

    Was bedeutet abgeregelter Strom von der PV anlage?

    Die abgegebene Leistung von PV-Anlagen ist gesetzlich auf 70% der Nennleistung beschränkt. Diese Beschränkung kann man sehr einfach und kostengünstig über die Leistung des Wechselrichters erreichen: In Deinem Fall mit 10,8 kW(p) also durch Einbau eines Wechselrichters mit einer AC-Leistung von maximal 7,56 kW. In dem Fall würden (bei halbwegs günstiger Ausrichtung der PV-Anlage) statistisch etwa 4% des jährlich erzeugten Stroms abgeregelt. Man nennt das "70% hart". Bei weniger günstig ausgerichteten Anlagen (oder in sonnenärmeren Gegenden) geht dieser Prozentsatz zurück: Bei einer Ost/West-Anlage mit den üblichen Dachneigungen ist er beispielsweise annähernd Null.


    Man kann nun stattdessen über eine elektronische Mimik sicherstellen, dass zu keinem Zeitpunkt mehr als besagte 70% ins Netz eingespeist werden ("70% weich"). Das geschieht durch geregeltes Zuschalten von Verbrauchern in den Stunden mit zu hoher PV-Leistung – z.B. eines Heizstabes – oder auch durch Laden eines Akkus. Dadurch können die ansonsten verlorenen ca. 4% PV-Strom nutzbar gemacht werden. Die Frage ist halt, ob der Wert dieses Stroms hoch genug ist, um den Aufwand für die elektronische Mimik und allfälliger Zusatzaggregate zu rechtfertigen.

    Und wenn ich hier Strom zum heizen der pv benutze an statt ein zu speisen, zahle ich ja am Ende des Tages nur 3 Cent mehr für die kWh Gas bei 9 Cent die kWh Gas.

    Wenn Du in einer Wärmepumpe PV-Strom einsetzt, kostet Dich der von der WP aufgenommene Strom die EEG-Vergütung von 6,5 ct/kWh netto. Aber mit einer Arbeitszahl von 4 (bei einer Hybridwärmepumpe – die nur etwa zwischen März und Oktober arbeitet – ein realistischer Wert) zahlst Du für die kWh WP-Wärme dann nur (6,5/4=) 1,6 ct. Das ist unschlagbar günstig. Wenn die PV-Anlage nicht ausreichend Strom bereitstellt und die WP mit Bezugsstrom betrieben wird, steigt der WP-Wärmepreis allerdings bis 7,5-8 ct/kWh. Letzteres ist immer noch in der gleichen Größenordnung wie der aktuelle Gaspreis. Es schadet also nichts, wenn die WP mal (ggf. teilweise) mit Bezugsstrom läuft, aber zur Amortisation der WP trägt dieser Betriebszustand nichts bei. Das Ganze lohnt sich also nur, wenn man es (durch eine entsprechende Regelung in Verbindung mit einem ausreichenden Wärmespeicher) schafft, eine Hybrid-WP hauptsächlich mit PV-Strom zu betreiben.

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

  • Für die Energiewende ist der Akku nicht so wichtig, erstmal müssen die EE-Erzeugungskapazitäten her. Die Automobilindustrie bezahlt die Lernkurve der Batterie-Großserie, in ein paar Jahren des Preisverfalls sollen die Zellen nur 50 USD/kWh kosten (das gesamte Batteriesystem ist natürlich teurer). Lithium-Eisenphosphat würde ich bevorzugen, günstig und es soll auch nicht so schnell brennen - sicherheitshalber kann man das Ganze in die Garage stellen. Wenn es dann doch brennt, hat man nicht die ganze Bude voll mit Rauchgasen.

    Die Garage ist der falsche Platz. Die Zellen mögen es warm. Ich hab bisher noch nichts mitbekommen, dass je ein Hausakku abgebrannt wäre. Ich habe beide Systeme verbaut. Vorteil von Lithium Eisenphosphat ist für mich die Langlebigkeit und sollte der Strompreis so bleiben wie er im Moment sich entwickelt, würde ich mal behaupten das ganze wird wirtschaftlich. Ich hab damals 15 Cent für das Einlagern einer kWh kalkuliert.

    Dachs 5,3 MSR2 aus 2007, Solon 8 kWp aus 2003, Sharp 5,94 kWp aus 2004, Iventux 3,68 kWp aus 2009, Schott 4,53 kWp aus 2011, Sonnen 10 kWh aus 2017;

    Dachs 5,5 MSR2 aus 2012, Varta 9 kWh aus 2016, PV 3,9 kWp aus 2004, Aleo 6,1 kWp aus 2021; Solyco 11,6 kWp aus 2022,

  • Vielen vielen Dank, für die guten Ideen und Erklärungen. Ich werde mir ein Angebot für einen Brennwertkessel in Kombination mit einer Brauchwasserwärmepumpe und PV Anlage machen lassen. Bzw. Angebot für die Pv Anlage habe ich ja schon.

  • Nein, die Brennstoffzelle würde sich nur rechnen, wenn du auch Tags den Brennstoffzellenstrom selbst verbrauchst.

    Mit PV würdest du den Brennstoffzellenstrom einspeisen.

    Noch mal ganz langsam: Im Sommer wird wenig Wärme gebraucht, vielleicht 500-1000 kWh pro Person aufs Jahr umgerechnet für die WW-Bereitung (der höhere Wert ist für WW-Anlagen mit Zirkulationspumpe, die mit der Abwärme das Haus heizen aber mehr Energie für die Warmwassererzeugung benötigen). Deswegen läuft auch im Sommer eine Mikro-KWK-Anlage wie eine Brennstoffzelle kaum bzw. nur sehr wenig. Bei wenigen Benutzungsstunden ist es kein Problem, diese so zu legen, dass sie dann anfallen, wenn die PV-Erträge null sind oder klein (Abendspitze). Man würde die BZ-Anlage so einstellen (Stichwort Nullbezugsregelung), dass sie in etwa der Restlast des Verbrauchsobjekt hinterherfährt, bis der Wärmespeicher voll ist. Weiterhin gäbe es auch noch Mindestlasten und Rampenbegrenzungen zu beachten, aber das ist Technik-Kleinkram, der am generellen Prinzip nichts ändert.


    Wichtig ist beim Kauf darauf zu achten, dass so eine Nullbezugsregelung schon implementiert ist. Ich habe von einem Kollegen mitbekommen, der hat sich zu seiner PV-Anlage eine Wärmepumpe gekauft, die im Prinzip per Antriebsumrichter kontinuierlich regelbar ist, aber von aussen nur An und Aus zu schalten ist - ohne eine Sollwertvorgabe. Das war ein Griff ins Klo, weil er seine Gastherme bewusst drinnen gelassen hat. Er wollte bevorzugt seinen Sonnenstrom verheizen, aber an den wirklich kalten Tagen die Gastherme anschalten. Ihm war schon bewusst, dass die Luft-Wasser-Wärmepumpe bei kalten Temperaturen mit dem COP in die Knie geht und dass dann weiterhin der WP-Strom aus Kohlekraftwerken kommt. Das regenerativer Strom im Gesamtsytem von Wärmepumpen verheizt wird (Stichwort: marginaler Ansatz mit dem Grenzkraftwerk in der Merit Order), kommt früher oder später auch, aber nur dann, wenn wir dauerhaft EE-Überschüsse haben. Das wird selbst 2050 nur etwa zur Hälfte gelingen. Nach Adam Riese haben wir etwa zur Hälfte der Stunden Überschüsse und zur anderen Hälte Unterschüsse. Um das auszugleichen, brauchen wird dann Kurz- und Langfristspeicher.


    Dann pack doch ruhig 15 kW aufs Dach, wenn die draufpassen. Die Lernkurve für PV Module geht mit einer Rate von 20% (Kostenreduktion pro Verdoppelung der produzierten Menge) runter, aber wenn man ehrlich ist, sind die Fixkosten einer Installation mittler weile so hoch gegenüber dem Modulpreis, dass man kaum in 5 oder 10 Jahren die freien Flächen noch zubauen wird. Wenn nicht jetzt, dann erst wieder in 50 Jahren, wenn das Dach neu gedeckt werden muss bzw. energetisch saniert wird. Eine PV-Anlage ist sehr sehr wartungsarm, es gibt welche aus den frühen 90er Jahren. Die degradieren ein bischen, und ggf. muss man ein Modul auch mal austauschen, aber das einzige "Verschleißteil" ist der Umrichter, wenn die Kondensatoren austrocken, weil der zu warm aufgestellt wurde.


    Zur Effizienz einer Wärmepumpe muss man immer die beiden Temperaturniveaus betrachen. Der beste Wirkungsgrad wäre der nach Carnot (exergetische Effizienz = 100%). In einer realen Anwendung kommt man heute etwa auf die Hälfte davon. Auch eine Wärmepumpe, obwohl sie mehr Nutzwärme produziert als elektrische Energie braucht, ist ein Exergievernichter - wie jeder Energiewandler auch, vgl. mit dem zweiten Hauptsatz der Thermodynamik. (Entropie nimmt zu, Exergie nimmt ab und wird in Anergie gewandelt - Anergie ist nicht nutzbare Wärmeenergie auf Umgebungstemperaturniveau).


    Sailor hat es oben als Frevel bezeichnet, elektrische Energie per einfachem Heizwiederstand in Niedertemperaturwärme zu wandeln. Das stimmt, aber genauso ist es ein Frevel, chemische Energie in einem Heizkessel in Niedertemperaturwärme zu wandeln. Beide Formen von Energie (Gas/Strom) haben einen Exergiegehalt von 100%, das ist also der potentielle Arbeitswert. Wenn man nur mit 100% Wirkungsgrad daraus NT-Wärme macht (60-70°), dann ist der Exergiegehalt (=Arbeitswert) nur noch 15-20%. Das kann man selber ausrechnen mit der Formel für den Carnot'schen Wirkungsgrad (eta = 1 - T_unten/Toben).


    Darum sind die effizienteren Geräten bei den stromverbrauchenden Heizungen die Wärmepumpe und bei den gasverbrauchenden Heizungen die Mikro-KWK-Anlage. Die haben deutlich höhere exergetische Wirkungsgrade als 15 % - 20 %, sondern eher um 50%.


    Gruß,

    Gunnar

    Ist die Wärme kraftgekoppelt, wird die Energie gedoppelt. (Ulli Brosziewski)

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  • Ich bin denke ich nun auf dem richtigen Weg. Kann mir noch jemand erläutern ob sich der Mehrpreis von (so wie ich im Netz gelesen habe) ca. 5-6000 Euro für eine richtige Wärmepumpe rechnet? Also im vergleich zur einer Brauchwasser-WP. In den Monaten in denen ich wirklich heizen will, habe ich ja im Endeffekt keinen Solarstrom zur Verfügung und muss es auf den Brennwertkessel ausweichen. Nur zur Unterstützung rechnen sich die Mehrkosten doch wohl kaum.

  • Bzw. Angebot für die Pv Anlage habe ich ja schon.

    Aber nicht vergessen: Speicher weglassen und stattdessen wie von Gunnar vorgeschlagen Dach mit PV (14,8 kWp?) voll machen. Das kannst Du im Prinzip gleich machen, bzw. sobald das Wetter es zulässt.

    Angebot für einen Brennwertkessel in Kombination mit einer Brauchwasserwärmepumpe

    Achtung, nicht Brennwertkessel plus Brauchwasser-Wärmepumpe, sondern Hybridheizung aus Brennwert-Therme und bivalenter Heizungs-/Warmwasser-Wärmepumpe. Du solltest das mit dem Energieberater klären!


    Die klassischen Brauchwasser-Wärmepumpen liefen früher das ganze Jahr, standen meist im warmen Heizkeller und liefen womöglich mit 26°C warmer Luft aus den Abstrahlverlusten der schlechten Heizkessel der 60er bis 80er Jahre. Im Sommer (wenn der Heizkessel nicht lief) hat man dann das Fenster aufgemacht und warme Außenluft reingelassen. Heutzutage sind die Heizkeller mangels Abstrahlverlusten nicht mehr warm. Wenn Du also nicht gerade mit der WP Deinen Weinkeller kühlen möchtest (der sollte aber dann gegen das Haus sehr gut isoliert sein), macht es wenig Sinn, die Wärme erst aus dem Haus zu ziehen und dann wieder auf höherem Niveau an dieses abzugeben. Da ist es gescheiter, die WP mit Außenluft zu betreiben und neben der TWW-Erzeugung außerhalb des Winters auch zum Heizen einzusetzen. Im Winter bei niedrigen Außentemperaturen und schlechten WP-Wirkungsgraden (insbesondere bei der TWW-Bereitung!) macht dann die Gastherme sowohl Heizung als auch Warmwasser. Soweit ich weiß wird auch nur diese Lösung gefördert, aber das weiß wie gesagt der Energieberater besser.

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

  • Oh man, manchmal bin ich einfach schwer von Begriff 😅. Also würde dann so was wie die Vitocaldens 222-f in Frage kommen. Wegen der Förderung, muss ich mich ja sowieso mit einem Energieberater in Kontakt setzen. Wenn ich das richtig verstanden habe kann die Förderung nur von einem Energieberater beantragt werden, ist das so korrekt?