Microgen Stirlingmotor selber instand gesetzt/repariert

  • Hallo zusammen,


    wie aus der Überschrift abzulesen haben wir unseren Microgen Stirling in unserem Viessmann 300W selber repariert oder besser instand gesetzt. Das Ganze war einfacher als wir anfänglich dachten. Ich werde hier versuchen die Schritte grob zu beschreiben und die dafür benötigten Teile und wie man sie bekommen kann.


    Vorweg: Was hier beschrieben wird, kann extrem Gefährlich sein und sollte nur von Fachleuten mit entsprechender Ausbildung durchgeführt werden, denn man muss dafür Gasleitungen demontieren und natürlich auch das Stromkabel des Stirlingmotors innerhalb des Gerätes trennen. Wer davon keine Ahnung hat, sollte das sein lassen, bevor er sich und andere gefährdet! Der von mir beschriebene Vorgang ist lückenhaft und unvollständig. Wer dem folgt, tut es auf eigenes Risiko!


    Los gehts:

    Wer bin ich? Wer ist wir?

    Ich bin ein 45 Jahre alter Mann aus Berlin mit einem abgeschlossenem Studium in Maschinenbau. Dabei geholfen hat mir mein 70jähriger Vater, der vor seiner Rente Gas-Wasser-Installateur war.


    Warum haben wir das gemacht? Vorgeschichte.

    2013 haben wir unsere Heizungsanlage erneuert. An dieser hängen zwei Häuser. Da wir bereits eine kleine (2,6kWp) PV-Anlage hatten, wollten wir für den Winter auch selber Strom produzieren können und haben uns damals für den Viessmann Vitotwin 300W entschieden. Mein Onkel (selbstständiger Gas-Wasser-Installateur) hat das Gerät damals eingebaut (war bis zum Schluss sein einzigstes). Mein Onkel ist letztes Jahr leider an Krebs verstorben, weshalb wir das Gerät am leben halten wollen.

    Nachdem der Stirling 2015 auf Garantie gewechselt wurde funktionierte alles ganz gut bis mitte/ende letzten Jahres. Die Fehler vom Gerät kamen immer öfter und waren vielfältig. Außerdem wurde der stirling immer lauter und war schon durchs ganze Haus zu hören. Übertemperaturabschaltung („280: Inneres Eisen-Übertemp“), Temperaturdifferenz Stirlingkopf zu hoch (Code weis ich nicht mehr) und Überhubschalter („281: Dyn Abs Anschlag“) ausgelöst. Der Stirling hat auch immer weniger Strom geliefert, wenn er mal lief. Am Ende waren es noch maximal 750W. Wenn ein Fehler öfter kam haben wir im Winter meist einfach die Schalter/Sensoren gebrückt. Achtung!! Die beiden Temperatursensoren am Stirlingboden lassen sich relativ einfach mit einer Büroklammer überbrücken. Das sollte man nur kurz machen und wenn man direkt daneben steht und reagieren kann, ansonsten brennt die Omegadichtung (Gummilippe) unter der gekühlten Platine (viereckige Platte, wo der Ringbrenner drauf geschraubt ist) irgendwann durch. Uns ist das am Ende bei uns passiert und wir hatten Glück das der Gehäusetemperatursensor abgeschalten hat und schlimmeres verhindert wurde.


    Bei der Reparatur wurde uns klar, das es bei dem Gerät zwei reparierbare Fehlerszenarien gibt.

    1. der Brenner vom Stirlingmotor ist verdreckt und produziert keine gleichmäßige Flamme mehr. Dann kommt häufig der Fehler mit der Temperaturdifferenz am Stirlingkopf.


    Dazu muss man den Brenner reinigen. Um an den Brenner für den Stirlingmotor ran zu kommen muss aber der Zusatzbrenner komplett ausgebaut werden. Bevor man das tut sollte man folgende Ersatzteile beschaffen:

    • VIESSMANN 7836835 Dichtschnur Ringbrenner <-- haben wir nicht gebraucht. Die Dichtschnur scheint zwischen Schamottstein im Brenner und der Brennerglocke zu sein.
    • VIESSMANN 7840036 Abgasdichtung
    • VIESSMANN 7834443 Dichtung Ringbrenner

    Hier die Seite aus unserer Anleitung mit den Viessmann Artikelnummern.


    Wir haben die Teile bei meinhausshop.de bestellt. Einfach im Suchfeld die Viessmann Arikelnummer eingeben und es wird gefunden. Zusätzlich sollte man ein paar passende Gasdichtungen bereit liegen haben (gibt es als Set in verschiedenen Größen bei Amazon).


    Ausbau des Zusatzbrenners:

    1. Gerät ausschalten und Strom abschalten (am Hauptschalter im Sicherungskasten).

    2. Vorderseite und beide Seitenwände demontieren.

    3. Wasser- und Gaszufuhr abdrehen.

    4. Wasser aus Gerät ablassen. Am rechten Wasserhahn unterhalb des Gerätes kann man einen Schlauch anschliessen oder einfach Eimer drunter und über einen kleinen zusätzlichen Hahn das Wasser aus dem Gerät ablassen. Zusätzlich den Entlüftungshahn am Zusatzbrenner öffnen.

    5. Vorderseite und beide Seitenwände demontieren.

    6. Gasrohre zu beiden Brennern demontieren.

    7. Kabelverbindungen zum Zusatzbrenner abziehen. Vorher am besten ein Foto machen:

    8. Brenner vom Zusatzbrenner ausbauen. Dieser wird von 4 Schrauben am Zusatzbrenner gehalten.

    9. Metallklammer an Rohrleitung oben rechts abziehen (geht einfach mit den Fingern) und Rohrleitungen auseinanderziehen (das braucht etwas Kraft).

    10. schwarzen Gummischlauch auf der gekühlten Platine lösen (Klammer mit Zange auseinanderdrücken und verschieben) und den Schlauch abziehen.

    11. Kondensatschlauch vom Kondensatbehälter trennen (Schlauch selbst kann am Zusatzbrenner dran bleiben)

    12. Die Dämmhaube Ringbrenner entfernen.

    13. Abgasschelle (unter der Dämmhaube) zwischen Ringbrennerund Zusatzbrenner lösen und vorsichtig entfernen (nur lösen reicht nicht).

    14. Abgasanschluss lösen (weißes Plastik oben am Gehäuse) und etwas herausziehen (2cm).

    15. den Zusatzbrenner abschrauben. Der ist mit vier Muttern an der Geräterückwand angeschraubt. Dazu braucht man zwei normale Verlängerungen (Nusskasten) oder eine ganz lange (ca. 50cm).

    16. Zusatzbrenner vorsichtig nach vorne rausziehen. Dann sollte es ungefähr so aussehen:

    17. Die Schrauben rund um den Ringbrenner lösen und Ringbrenner abnehmen. Vorsichtig, damit der Schamottstein darin nicht kaputt geht! Nochmal Vorsicht denn der Staub darin ist ungesund. Am besten gut lüften und eine Staubmaske tragen. Es müsste eine FFP3 Maske sein aber wir haben FFP2 genommen, weil sowieso wegen Corona vorhanden.

    18. Ringbrenner kontrollieren. Unser sah so aus:

    leider etwas unscharf aber der Brenner ist mit Staub völlig zugesetzt.

    19. Brenner reinigen. Einfach mit viel Wasser ausspülen.

    20. Strilingkopf kontrollieren. Unser sah so aus:


    Fällt erst nicht auf aber es fehlt ein Stück. Zum Vergleich ein Bild nach der Reparatur:

    Unterhalb der Zackenkrone muss ein Isolationsring sein. Dieser besteht aus zwei Teilen und die sind aus Keramikfasern gemacht (deshalb braucht man die Atemmaske). Microgen nennt diese Teile "Ceramic Kollars".

    Wenn die Ceramic Kollars noch OK sind kann alles wieder mit den neuen Dichtungen und dem gereinigten Brenner zusammen gebaut werden.


    Falls die Ceramic Kollars defekt sind muss man mit Microgen in Verbindung treten (info@microgen-engine.com). Die verkaufen die Dinger, mit einer Anleitung zum wechseln. Microgen ist da extrem supportive! Der Gerwin von Microgen ist extrem hilfsbereit und kann auch deutsch.


    Um das zu machen sollte man von folgende Teile haben:

    • VIESSMANN 7835854 Omega Dichtung (auch wenn man sie heil abbekommt, sollte man sie ersetzen)
    • 2x VIESSMANN 7835856 Schelle (kann man evtl. auch die alten weiter benutzen)
    • 2x VIESSMANN 7836457 Führung Schelle Stirling (kann man evtl. auch die alten weiter benutzen)
    • 2x VIESSMANN 7834434 Dichtung Elektrode Stirling
    • Ceramic Kollars von Microgen
    • Positionierhilfen für die Ceramic Kollars von Microgen. Das leihen die für 25 Euro aus. Wir haben sie gleich mit gekauft.
    • Thermeez 7020 (gab es nicht zu kaufen, weshalb wir etwas von Microgen bekommen haben. Man braucht nur ganz wenig (ca. 25g))
    • Silikon welches bis 300°C stabil ist (wir haben 85ml Silicon HT 300 Tube für 11€ bei Amazon bestellt)
    • Flüssigdichtung für Motoren (KFZ Bereich) ist von Microgen empfohlen um kleine Beschädigungen an den Ceramic Kollars zu reparieren aber das haben wir nicht gebraucht.

    Um den Stirlingmotor (ab hier, also Zusatzbrenner schon draußen) auszubauen muss man:

    1. alle Kabelverbindungen trennen (vorher viele Fotos machen):

    Stromkabel Stirling am Kondensator abziehen.

    Erdungskabel (hinten am Stirling) am Boden des Gehäuses abziehen.

    Zündelektrode ausbauen.

    Ionisationselektrode ausbauen.

    Stecker der Thermolemente abziehen.

    Stecker von Überhubschaltern abziehen.

    Stecker Übertemperatursensoren abziehen.

    Gehäusetemperatursensor abbauen.

    Alle Kabelbäume die mit Kabelbindern an der gekühlten Platine fest gemacht sind lösen und beiseite legen.

    2. Verohrung an der Heizungspumpe lösen und Kondensatbehälter ausbauen (ist sonst im Weg)

    3. Alles doppelt und dreifach kontrollieren, das keine Verbindungen mehr zum Stirlinmotor bestehen! Mit 50kg in den Händen werdet ihr keine Chance haben noch was zu lösen!

    4. die vier kleinen Imbusschrauben auf der gekühlten Platine lösen.

    5. Stirlingmotor herausheben (wiegt ca. 50 bis 60kg). Dazu am besten gleich daneben einen stabilen Tisch hinstellen und zweite Peron für Hilfe daneben haben. Ich bin ein untrainierter 1,8m großer und 85kg schwerer Mann und habe es geschafft. Unbedingt stabile Handschuhe anziehen. Das Blech ist überall scharfkantig.


    Wenn man dann die gekühlte Platine abgebaut und die Reste von den Ceramic Collars entfernt hat sollte es ungefähr so aussehen:

    Beachten! Der ganze Staub ist gesundheitsschädlich. Immer Staubmaske tragen und gut lüften und am besten draußen arbeiten. Staubsauger müsste eigentlich H-Klasse sein aber wenn man nach der Arbeit gleich den Beutel wechselt geht das.


    Das ganze alte Silikon abschneiden (Katamesser) und die Blechplatte und den Kopf mit Scotch Brite oder Stahlwolle (haben wir benutzt) reinigen. Sollte dann so aussehen:


    Wer möchte kann den Kühlkreislauf noch spülen:


    Mein Bilderlimit und 10000 Zeichen ist ereicht. Nächster Post gehts weiter.

    Einmal editiert, zuletzt von Erdenkind () aus folgendem Grund: Edit: E-Mail Adresse von Microgen korrigiert und hinzugefügt das Gerwin auch deutsch kann, was ich vorher gar nicht wusste :-)

  • Die Ceramic Kollars werden dann per bebilderter Anleitung von Microgen verklebt. Das Ganze muss dann mindestens einen Tag trocknen. Um das ganze wieder zu montieren, ohne die Ceramic Kollars zu beschädigen, haben wir die alte Transportsicherung benutzt. Da haben wir unten ein Stück abgesägt, damit wir beim Einbau nicht die Elektronik vom Vitotwin beschädigen. Ein paar Bilder davon:




    Ein Hinweis zur Einstellung der Federlänge. Laut Viessmann soll man die Federlängen auf ca. 272mm +/- 1mm einstellen. Laut Microgen ist das zu ungenau. Am besten ist es mit montierten Ringbrenner durch das Loch vom Ringbrenner zum Stirlinkopf zu messen. Dieses Maß sollte 42mm +/- 1mm betragen. Danach die Federlängen gleich einstellen.


    Danach alles wieder Zusammenbauen. Das sollte selbsterklärend sein. Einfach die Schritte rückwärts verfolgen. Beim befüllen das Entlüften nicht vergessen und nach Montage der Gasrohre unbedingt auf Dichtheit kontrollieren. Wir haben ein Gasmessgerät aber ein Pinsel mit Wasser und Fit tut es auch.


    Gleich beim ersten Lauf machte unser Stirling wieder 1010W und läuft seid dem 17. Juni wieder wie neu:



    Der Stirlingmotor ist auch wieder ganz leise. Das ganze hat ca. 500€ gekostet. Wir haben an zwei Tagen jeweils ca. 5 Stunden dran gearbeitet und haben gleich noch den Zusatzbrenner gereinigt und gespült. Das ganze hat viel Freude gemacht und im Prinzip nen haufen Geld gespart.


    Ich möchte an dieser stelle Gerwin Lubbers von Microgen danken! Wenn der uns nicht so gut geholfen hätte, müssten wir jetzt wahrscheinlich ein neues Gerät kaufen. Wer es sich zutraut, sollte Microgen wegen der Teile kontaktieren und um Hilfe bitten. Man kann auch einen neuen Stirling bei Microgen kaufen oder den eigenen einschicken und reparieren lassen. Es gibt wohl auch einen Mann in Bielefeld der die Reparatur der Ceramic Collars vor Ort macht aber Bielefeld war zu weit weg von Berlin.

  • Whoa! :thumbup: :thumbup: :thumbup: :hutab:


    Aber nach der Beschreibung nicht gerade was für Otto Normalverbraucher... :/

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

    Einmal editiert, zuletzt von sailor773 ()

  • Danke für die Komplimente!


    Für den Otto-Normalo ist das wahrscheinlich nichts aber ich denke viele Besitzer sind schon eher "Prosumer" und haben ein höheres technisches Verständnis als der Durchschnitt. Wenn mein Beitrag evtl. einem hilft das nachzumachen oder vielleicht dem einen oder anderen Heizungsbauer motiviert das seinen Kunden anzubieten, wäre das doch ein gutes Ergebnis. Man braucht auch kein Spezialwerkzeug oder nen PC mit spezieller Software dafür. Wenn die Techniker von Viessmann da waren, hatte man immer den Eindruck das Ding ist Raketentechnik. Das ist aber aus unserer Sicht nicht so.

    Viessmann hat das Ding auch relativ gut konstruiert. Die ganzen Stecker von den Kabeln, kann man eigentlich nicht vertauschen und die Fachanleitung ist auch sehr hilfreich ... besonders die Explosionszeichnungen.


    Die große schwäche des Gerätes ist, das man eigentlich den Ringbrenner vom Stirling regelmäßig reinigen müsste. Das würde aber die Kalkulation für die Wartung sprengen, weshalb der Vertrieb wahrscheinlich eingestellt wurde. Wir werden das jetzt jedes Jahr selber machen. Die 3 oder 4 Stunden kann man einmal im Jahr investieren. Den Zusatzbrenner muss man ja sowieso einmal im Jahr sauber machen.


    Unsere alte Heizungsanlage hat über 20 Jahre gehalten. Mal sehen wieviel wir aus dem Gerät rauskitzeln können :)

  • Moin Erdenkind

    vielleicht dem einen oder anderen Heizungsbauer motiviert das seinen Kunden anzubieten,

    DAS wäre eigentlich das, was ich mir wünschen würde. Das nachzumachen, was Ihr da geleistet habt, schafft wohl einer nicht, dessen handwerkliches Niveau sich (wie z.B. bei mir) eher am Auswechseln defekter Wasserhähne oder Türschließen orientiert.


    Betrachtet man das Ganze aus einer wirtschaftlichen Perspektive, so habt Ihr an zwei Tagen zu zweit je 5 Stunden gearbeitet, bis der Stirling wieder lief. Ein Heizungsbauer-Betrieb würde dafür 2*2*5= 20 Arbeitsstunden in Rechnung stellen, also vielleicht 1.600 EUR. Die Materialkosten waren ca. 500 EUR. Einschließlich Umsatzsteuer müsste Otto Normalverbraucher demnach ca. EUR 2.400 für eine solche Reparatur aufwenden. Um einem Stirling ein zweites Leben einzuhauchen, kann man das schon machen: Günstiger als einen neuen Stirlingmotor zu kaufen (oder gar das ganze Gerät zu verschrotten und stattdessen eine Vitovalor einzubauen) ist das allemal, und dann müsste man ja auch noch einen Fachmann finden (und bezahlen), der einem so einen neuen Stirling einbaut.


    Wenn ich das richtig verstanden habe, waren bei Euch die "Ceramic Collars" defekt und mussten ausgewechselt werden. Ansonsten hätte es genügt, den Ringbrenner selbst und die Wärmetauscher-Zacken am Stirlingkopf zu reinigen (Drahtbürste+Staubsauger?) und anschließend den Ringbrenner wieder aufzusetzen, richtig? Aus der Beschreibung kann man glaube ich ableiten, dass dann sowohl Arbeitsstunden als auch Materialkosten weniger als die Hälfte gewesen wären. Leider gibt es kein Foto davon, wie die Collars nach dem Abbau des Ringbrenners aussahen: Waren da nur Risse drin oder sind sie beim Öffnen völlig zerbröselt?


    Die Frage ist hier, ob der Defekt an den Collars bei Euch Zufall war, oder ob die Collars nach einigen zehntausend Betriebsstunden "routinemäßig" kaputtgehen. Das von Dir beobachtete Lauterwerden des Stirling scheint mir mit dem Defekt an den Collars zusammenzuhängen. Nachdem es sich bei den Collars nicht um bewegte Teile handelt, kann ich mir nur vorstellen, dass sie durch die Schwingungen des Stirling beschädigt wurden. Haben die Verschmutzungen am Stirlingkopf über eine ungleichmäßige Wärmeverteilung verstärkte Schwingungen ausgelöst und dadurch die Collars zerstört? In dem Fall würde es sich lohnen, die Reinigung rechtzeitig und präventiv durchzuführen, bevor größere Schäden auftreten. Es könnte aber auch sein, dass die Collars einfach durch Materialermüdung kaputt gegangen sind, und dass die beobachteten Störungen (und auch die Lautstärke) womöglich in erster Linie durch die defekten Collars verursacht wurden.

    Die große schwäche des Gerätes ist, das man eigentlich den Ringbrenner vom Stirling regelmäßig reinigen müsste. Das würde aber die Kalkulation für die Wartung sprengen, weshalb der Vertrieb wahrscheinlich eingestellt wurde. Wir werden das jetzt jedes Jahr selber machen. Die 3 oder 4 Stunden kann man einmal im Jahr investieren.

    Meiner Meinung nach muss man das gar nicht jedes Jahr machen: Wahrscheinlich würde es genügen, es alle vier oder fünf Jahre zu machen, oder vielleicht auch einfach dann, wenn die Leistung des Stirling anfängt merklich nachzulassen. Bei Euch ist der Stirling ja anscheinend von 2015 bis 2020 einwandfrei gelaufen, bis (wegen Staubablagerungen oder wegen der defekten Collars) die Störungen losgingen.


    Aber wenn Ihr tatsächlich in einem Jahr den Ringbrenner wieder abbaut, wäre es super, wenn Ihr noch mal Fotos einstellen könntet. Dann kann man das mit dem jetzt dokumentierten Zustand nach fünf Jahren vergleichen.


    Ansonsten noch mal meine Hochachtung für Eure Leistung und Danke für die super Dokumentation! :hutab:


    Sailor

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

  • Betrachtet man das Ganze aus einer wirtschaftlichen Perspektive, so habt Ihr an zwei Tagen zu zweit je 5 Stunden gearbeitet, bis der Stirling wieder lief. Ein Heizungsbauer-Betrieb würde dafür 2*2*5= 20 Arbeitsstunden in Rechnung stellen, also vielleicht 1.600 EUR. Die Materialkosten waren ca. 500 EUR. Einschließlich Umsatzsteuer müsste Otto Normalverbraucher demnach ca. EUR 2.400 für eine solche Reparatur aufwenden. Um einem Stirling ein zweites Leben einzuhauchen, kann man das schon machen: Günstiger als einen neuen Stirlingmotor zu kaufen (oder gar das ganze Gerät zu verschrotten und stattdessen eine Vitovalor einzubauen) ist das allemal, und dann müsste man ja auch noch einen Fachmann finden (und bezahlen), der einem so einen neuen Stirling einbaut.

    Ich muss das etwas relativieren. Man braucht nicht immer 2 Leute. Die einzigsten Arbeitsschritte wo 2 Leute notwendig wären ist der Ausbau und der Einbau des Stirlings. Wobei die 2. Person mehr dazu da ist evtl. eingreifen zu können. Den ganzen Rest kann man alleine machen. Wir haben es eben zusammen gemacht mit reichlich Kaffee- und Zigarettenpausen :)

    Man muss auch berücksichtigen das wir nur für das erneuern der Ceramic Collars eine Anleitung hatten (habe ich mal angehangen). Den ganzen Rest (Stirling ausbauen & wieder einbauen) mussten wir uns selbst überlegen und in gewisser Weise vorplanen, damit wir nichts kaputt machen. Wenn ich das das nächstes Mal mache, brauche ich vielleicht nur 2 Stunden um den Stirling auszubauen, weil ich schon weis was zu beachten ist und nicht doch irgendwo eine Kabel- oder Rohrverbindung ist dich ich übersehen habe.


    Wenn ich das richtig verstanden habe, waren bei Euch die "Ceramic Collars" defekt und mussten ausgewechselt werden. Ansonsten hätte es genügt, den Ringbrenner selbst und die Wärmetauscher-Zacken am Stirlingkopf zu reinigen (Drahtbürste+Staubsauger?) und anschließend den Ringbrenner wieder aufzusetzen, richtig? Aus der Beschreibung kann man glaube ich ableiten, dass dann sowohl Arbeitsstunden als auch Materialkosten weniger als die Hälfte gewesen wären. Leider gibt es kein Foto davon, wie die Collars nach dem Abbau des Ringbrenners aussahen: Waren da nur Risse drin oder sind sie beim Öffnen völlig zerbröselt?

    Ich hab mich später auch etwas geärgert, das ich nicht mehr Bilder gemacht habe. Die Zacken am Kopf wurden einfach mit Staubsauger und so einer weichen Staubsaugerbürste abgesaugt. Mit Drahtbürste sollte man nicht rangehen. Im Ringbrenner ist ein Metallnetz, wo das Gas-Luft-Gemsich einströmt. Den haben wir einmal mit Staubsaugerbürste vorsichtig abgesaugt und dann einfach mit Wasser ausgespült und in der Sonne trocknen lassen.

    Auf diesem Bild sieht man sehr gut das die vordere Hälfte des Ceramic Collars komplett fehlt (an den Elektroden). Da sind keine Brösel oder Risse. Die vordere Hälfte fehlt einfach. An den Elektroden ist noch ein kleines Bruchstück übrig. Wir vermuten das dieser Teil der Collars einfach zu Staub zerbröselt ist und über das Abgas weggeleitet wurde.

    Die Frage ist hier, ob der Defekt an den Collars bei Euch Zufall war, oder ob die Collars nach einigen zehntausend Betriebsstunden "routinemäßig" kaputtgehen. Das von Dir beobachtete Lauterwerden des Stirling scheint mir mit dem Defekt an den Collars zusammenzuhängen. Nachdem es sich bei den Collars nicht um bewegte Teile handelt, kann ich mir nur vorstellen, dass sie durch die Schwingungen des Stirling beschädigt wurden. Haben die Verschmutzungen am Stirlingkopf über eine ungleichmäßige Wärmeverteilung verstärkte Schwingungen ausgelöst und dadurch die Collars zerstört? In dem Fall würde es sich lohnen, die Reinigung rechtzeitig und präventiv durchzuführen, bevor größere Schäden auftreten. Es könnte aber auch sein, dass die Collars einfach durch Materialermüdung kaputt gegangen sind, und dass die beobachteten Störungen (und auch die Lautstärke) womöglich in erster Linie durch die defekten Collars verursacht wurden.

    Wir vermuten das durch den verstaubten Ringbrenner die Flamme im vorderen Bereich, wo die Gaszuleitung ist, stärker wurde und direkt auf den Ceramic Collar gerichtet war. Dadurch ist das Ding wahrscheinlich verglüht oder hat sich gelöst (weil das Silikon zu heiß wurde) und ist dann durch die Vibration zu Staub zerbröselt. Diese Ceramic Collars sind ganz leicht und spröde. Das Material fühlt sich an wie festes Styropor oder Gasbeton.


    Meiner Meinung nach muss man das gar nicht jedes Jahr machen: Wahrscheinlich würde es genügen, es alle vier oder fünf Jahre zu machen, oder vielleicht auch einfach dann, wenn die Leistung des Stirling anfängt merklich nachzulassen. Bei Euch ist der Stirling ja anscheinend von 2015 bis 2020 einwandfrei gelaufen, bis (wegen Staubablagerungen oder wegen der defekten Collars) die Störungen losgingen.

    Ein Indikator für den Verschmutzungsgrad des Ringbrenners könnte die Temperaturdifferenz zwischen den beiden Thermoelementen sein. Mit Fehler abschalten tut der Stirling bei 100°C Differenz, was bei unserem Stirling nur noch der Fall war, vor der Reparatur. Schon beim Start wurde nach wenigen Minuten die Differenz so groß das er abgeschalten hat. Nachdem wir alles erneuert haben und den Ringbrenner gereinigt, liegt die Temperaturdifferenz jetzt bei maximal 70°C.

    Ablesen kann man die Temperaturen im Fachmann-Menü unter Ein-/Ausgangstest. Da gibt es „Stirlingkopftemperatur B24“ & „Stirlingkopftemperatur B25“. Der niedrige Wert ist das linke Thermolement (B24) und das rechte (B25) ist der hohe Wert. Die Temperaturen sind unterschiedlich hoch, weil die Entfernung zum Gaseintritt in den Ringbrenner unterschiedlich ist.

    Du kannst ja mal gucken wie groß die Temperaturdifferenz bei dir ist.

    Aber wenn Ihr tatsächlich in einem Jahr den Ringbrenner wieder abbaut, wäre es super, wenn Ihr noch mal Fotos einstellen könntet. Dann kann man das mit dem jetzt dokumentierten Zustand nach fünf Jahren vergleichen.

    Vielleicht gucken wir dieses Jahr im Herbst nochmal rein, wenn der Winter nicht so früh kommt. Es ist nicht so viel Aufwand den Ringbrenner auszubauen. Dann mach ich paar mehr Bilder.

  • WOW! Diese Infos sind unglaublich gut! Vielen Dank dafür, das weckt neue Hoffnung, dass im Falle des Ablebens meines Brummkreisels doch nicht alles neu muss. Ich würde mir die Reparatur auch zutrauen.


    Mir schießt da gerate eine Idee in den Kopf. Ich habe eine sehr schlanke Endoskopkamera (ca. 8mm Durchmesser) , diese könnte durch die Öffnungen der Zündelektroden passen. Damit müsste man doch relativ schnell sehen können, wie der Zustand dieser Ceramic Collars ist.


    Muss ich mal messen, wenn ich Zeit habe.


    Danke fürs teilen! :thumbup:


    Gruß

  • Es gibt wohl auch einen Mann in Bielefeld der die Reparatur der Ceramic Collars vor Ort macht aber Bielefeld war zu weit weg von Berlin.

    Hallo Erkenkind,


    da ich ganz in der Nähe von Bielefeld wohne und ich den Ökofen Condens_e mit diesem Stirlingmotor besitze, bin ich natürlich interessiert an dem Namen und Adresse des Mannes. Kannst du mir die Info mitteilen?


    Gruß

    Pelletkiste

  • So schön das auch zu lesen ist - es ist schlicht VERBOTEN.

    Das ist nunmal ein Gasgerät - und daran herrscht, ohne wenn und aber, FACHBETRIEBSPFLICHT. Auch der TE erfüllt nicht die erforderlichen Voraussetzungen um diese Arbeit durchzuführen. Er selbst ist kein Fachmann, sein Vater war es mal. Aber es heisst Fachbetriebspflicht!


    Wenn eine solche Instandsetzung möglich ist, finde ich das gut! Aber dann bitte auchdurch Fachbetriebe ausführen lassen. Gas ist nunmal gefährlich.

  • Gerne -

    Da wären zunächst die Lieferbedingungen deines Gasversorgers, die sind Grundlage für die Gaslieferung zu dir. Da steht es drin.

    Aber es gibt auch die TRGI, also die techn. Regeln zur Gasinstallation, auch da stehts irgendwo drin.


    Und, damit die Grenze direkt klar ist: die ist bei Gasgeräten genau da, wenn man ein Werkzeug benötigt. Üblicherweise also der Schraubendreher, den man benötigt um die Schraube des Gerätemantels zu lösen (egal, ob diese noch vorhanden ist) - alles darunter unterliegt der Fachbetriebspflicht.

  • Also grundsätzlich wollte ich mit "nachvollziehbar" etwas anderes erreichen.

    Nicht: ich glaube und ich weiß sicher.

    Tut mir leid, aber mit solchen Äußerungen hat man im Internet ständig zu kämpfen.


    Also in den AGB meines Gas VERSORGERS steht diesbezüglich schon mal nichts, gerade selbst nachgeschaut.


    In der Niederdruckanschlussverordnung NDAV der Energienetze Bayern steht nur daß die

    Inbetriebsetzung (des Gasanschlusses) vom Installationsunternehmen zu beantragen ist.


    Über Wartung usw finde ich hier rein gar nichts.

    50kw elektrisch Erdgas BHKW von Yados

    25kw Absorptionskältemaschine aus BHKW-Abwärme

    Photovoltaikanlage 99,9 kwp

  • Falsch, lies die NDAV §13: Gasanlage

    Zum besseren Verständnis - Die (Gas)Anlage umfasst alle Teile zwischen Gaseintritt ins Haus bis zur Kaminmündung. Das Gasgerät zählt als gesamtes dazu.

    Die NDAV ist übrigens deutschlandweit gleich.

    Wartung / Instandhaltung steht in der TRGI, Anhang B2.4

    NDAV und TRGI sind Verordnungen, denen bei Gasanlagen die gleiche Bedeutung zukommt wie der Straßenverkehrsordnung beim Autofahren.