Hallo zusammen,
wie aus der Überschrift abzulesen haben wir unseren Microgen Stirling in unserem Viessmann 300W selber repariert oder besser instand gesetzt. Das Ganze war einfacher als wir anfänglich dachten. Ich werde hier versuchen die Schritte grob zu beschreiben und die dafür benötigten Teile und wie man sie bekommen kann.
Vorweg: Was hier beschrieben wird, kann extrem Gefährlich sein und sollte nur von Fachleuten mit entsprechender Ausbildung durchgeführt werden, denn man muss dafür Gasleitungen demontieren und natürlich auch das Stromkabel des Stirlingmotors innerhalb des Gerätes trennen. Wer davon keine Ahnung hat, sollte das sein lassen, bevor er sich und andere gefährdet! Der von mir beschriebene Vorgang ist lückenhaft und unvollständig. Wer dem folgt, tut es auf eigenes Risiko!
Los gehts:
Wer bin ich? Wer ist wir?
Ich bin ein 45 Jahre alter Mann aus Berlin mit einem abgeschlossenem Studium in Maschinenbau. Dabei geholfen hat mir mein 70jähriger Vater, der vor seiner Rente Gas-Wasser-Installateur war.
Warum haben wir das gemacht? Vorgeschichte.
2013 haben wir unsere Heizungsanlage erneuert. An dieser hängen zwei Häuser. Da wir bereits eine kleine (2,6kWp) PV-Anlage hatten, wollten wir für den Winter auch selber Strom produzieren können und haben uns damals für den Viessmann Vitotwin 300W entschieden. Mein Onkel (selbstständiger Gas-Wasser-Installateur) hat das Gerät damals eingebaut (war bis zum Schluss sein einzigstes). Mein Onkel ist letztes Jahr leider an Krebs verstorben, weshalb wir das Gerät am leben halten wollen.
Nachdem der Stirling 2015 auf Garantie gewechselt wurde funktionierte alles ganz gut bis mitte/ende letzten Jahres. Die Fehler vom Gerät kamen immer öfter und waren vielfältig. Außerdem wurde der stirling immer lauter und war schon durchs ganze Haus zu hören. Übertemperaturabschaltung („280: Inneres Eisen-Übertemp“), Temperaturdifferenz Stirlingkopf zu hoch (Code weis ich nicht mehr) und Überhubschalter („281: Dyn Abs Anschlag“) ausgelöst. Der Stirling hat auch immer weniger Strom geliefert, wenn er mal lief. Am Ende waren es noch maximal 750W. Wenn ein Fehler öfter kam haben wir im Winter meist einfach die Schalter/Sensoren gebrückt. Achtung!! Die beiden Temperatursensoren am Stirlingboden lassen sich relativ einfach mit einer Büroklammer überbrücken. Das sollte man nur kurz machen und wenn man direkt daneben steht und reagieren kann, ansonsten brennt die Omegadichtung (Gummilippe) unter der gekühlten Platine (viereckige Platte, wo der Ringbrenner drauf geschraubt ist) irgendwann durch. Uns ist das am Ende bei uns passiert und wir hatten Glück das der Gehäusetemperatursensor abgeschalten hat und schlimmeres verhindert wurde.
Bei der Reparatur wurde uns klar, das es bei dem Gerät zwei reparierbare Fehlerszenarien gibt.
1. der Brenner vom Stirlingmotor ist verdreckt und produziert keine gleichmäßige Flamme mehr. Dann kommt häufig der Fehler mit der Temperaturdifferenz am Stirlingkopf.
Dazu muss man den Brenner reinigen. Um an den Brenner für den Stirlingmotor ran zu kommen muss aber der Zusatzbrenner komplett ausgebaut werden. Bevor man das tut sollte man folgende Ersatzteile beschaffen:
- VIESSMANN 7836835 Dichtschnur Ringbrenner <-- haben wir nicht gebraucht. Die Dichtschnur scheint zwischen Schamottstein im Brenner und der Brennerglocke zu sein.
- VIESSMANN 7840036 Abgasdichtung
- VIESSMANN 7834443 Dichtung Ringbrenner
Hier die Seite aus unserer Anleitung mit den Viessmann Artikelnummern.
Wir haben die Teile bei meinhausshop.de bestellt. Einfach im Suchfeld die Viessmann Arikelnummer eingeben und es wird gefunden. Zusätzlich sollte man ein paar passende Gasdichtungen bereit liegen haben (gibt es als Set in verschiedenen Größen bei Amazon).
Ausbau des Zusatzbrenners:
1. Gerät ausschalten und Strom abschalten (am Hauptschalter im Sicherungskasten).
2. Vorderseite und beide Seitenwände demontieren.
3. Wasser- und Gaszufuhr abdrehen.
4. Wasser aus Gerät ablassen. Am rechten Wasserhahn unterhalb des Gerätes kann man einen Schlauch anschliessen oder einfach Eimer drunter und über einen kleinen zusätzlichen Hahn das Wasser aus dem Gerät ablassen. Zusätzlich den Entlüftungshahn am Zusatzbrenner öffnen.
5. Vorderseite und beide Seitenwände demontieren.
6. Gasrohre zu beiden Brennern demontieren.
7. Kabelverbindungen zum Zusatzbrenner abziehen. Vorher am besten ein Foto machen:
8. Brenner vom Zusatzbrenner ausbauen. Dieser wird von 4 Schrauben am Zusatzbrenner gehalten.
9. Metallklammer an Rohrleitung oben rechts abziehen (geht einfach mit den Fingern) und Rohrleitungen auseinanderziehen (das braucht etwas Kraft).
10. schwarzen Gummischlauch auf der gekühlten Platine lösen (Klammer mit Zange auseinanderdrücken und verschieben) und den Schlauch abziehen.
11. Kondensatschlauch vom Kondensatbehälter trennen (Schlauch selbst kann am Zusatzbrenner dran bleiben)
12. Die Dämmhaube Ringbrenner entfernen.
13. Abgasschelle (unter der Dämmhaube) zwischen Ringbrennerund Zusatzbrenner lösen und vorsichtig entfernen (nur lösen reicht nicht).
14. Abgasanschluss lösen (weißes Plastik oben am Gehäuse) und etwas herausziehen (2cm).
15. den Zusatzbrenner abschrauben. Der ist mit vier Muttern an der Geräterückwand angeschraubt. Dazu braucht man zwei normale Verlängerungen (Nusskasten) oder eine ganz lange (ca. 50cm).
16. Zusatzbrenner vorsichtig nach vorne rausziehen. Dann sollte es ungefähr so aussehen:
17. Die Schrauben rund um den Ringbrenner lösen und Ringbrenner abnehmen. Vorsichtig, damit der Schamottstein darin nicht kaputt geht! Nochmal Vorsicht denn der Staub darin ist ungesund. Am besten gut lüften und eine Staubmaske tragen. Es müsste eine FFP3 Maske sein aber wir haben FFP2 genommen, weil sowieso wegen Corona vorhanden.
18. Ringbrenner kontrollieren. Unser sah so aus:
leider etwas unscharf aber der Brenner ist mit Staub völlig zugesetzt.
19. Brenner reinigen. Einfach mit viel Wasser ausspülen.
20. Strilingkopf kontrollieren. Unser sah so aus:
Fällt erst nicht auf aber es fehlt ein Stück. Zum Vergleich ein Bild nach der Reparatur:
Unterhalb der Zackenkrone muss ein Isolationsring sein. Dieser besteht aus zwei Teilen und die sind aus Keramikfasern gemacht (deshalb braucht man die Atemmaske). Microgen nennt diese Teile "Ceramic Kollars".
Wenn die Ceramic Kollars noch OK sind kann alles wieder mit den neuen Dichtungen und dem gereinigten Brenner zusammen gebaut werden.
Falls die Ceramic Kollars defekt sind muss man mit Microgen in Verbindung treten (info@microgen-engine.com). Die verkaufen die Dinger, mit einer Anleitung zum wechseln. Microgen ist da extrem supportive! Der Gerwin von Microgen ist extrem hilfsbereit und kann auch deutsch.
Um das zu machen sollte man von folgende Teile haben:
- VIESSMANN 7835854 Omega Dichtung (auch wenn man sie heil abbekommt, sollte man sie ersetzen)
- 2x VIESSMANN 7835856 Schelle (kann man evtl. auch die alten weiter benutzen)
- 2x VIESSMANN 7836457 Führung Schelle Stirling (kann man evtl. auch die alten weiter benutzen)
- 2x VIESSMANN 7834434 Dichtung Elektrode Stirling
- Ceramic Kollars von Microgen
- Positionierhilfen für die Ceramic Kollars von Microgen. Das leihen die für 25 Euro aus. Wir haben sie gleich mit gekauft.
- Thermeez 7020 (gab es nicht zu kaufen, weshalb wir etwas von Microgen bekommen haben. Man braucht nur ganz wenig (ca. 25g))
- Silikon welches bis 300°C stabil ist (wir haben 85ml Silicon HT 300 Tube für 11€ bei Amazon bestellt)
- Flüssigdichtung für Motoren (KFZ Bereich) ist von Microgen empfohlen um kleine Beschädigungen an den Ceramic Kollars zu reparieren aber das haben wir nicht gebraucht.
Um den Stirlingmotor (ab hier, also Zusatzbrenner schon draußen) auszubauen muss man:
1. alle Kabelverbindungen trennen (vorher viele Fotos machen):
Stromkabel Stirling am Kondensator abziehen.
Erdungskabel (hinten am Stirling) am Boden des Gehäuses abziehen.
Zündelektrode ausbauen.
Ionisationselektrode ausbauen.
Stecker der Thermolemente abziehen.
Stecker von Überhubschaltern abziehen.
Stecker Übertemperatursensoren abziehen.
Gehäusetemperatursensor abbauen.
Alle Kabelbäume die mit Kabelbindern an der gekühlten Platine fest gemacht sind lösen und beiseite legen.
2. Verohrung an der Heizungspumpe lösen und Kondensatbehälter ausbauen (ist sonst im Weg)
3. Alles doppelt und dreifach kontrollieren, das keine Verbindungen mehr zum Stirlinmotor bestehen! Mit 50kg in den Händen werdet ihr keine Chance haben noch was zu lösen!
4. die vier kleinen Imbusschrauben auf der gekühlten Platine lösen.
5. Stirlingmotor herausheben (wiegt ca. 50 bis 60kg). Dazu am besten gleich daneben einen stabilen Tisch hinstellen und zweite Peron für Hilfe daneben haben. Ich bin ein untrainierter 1,8m großer und 85kg schwerer Mann und habe es geschafft. Unbedingt stabile Handschuhe anziehen. Das Blech ist überall scharfkantig.
Wenn man dann die gekühlte Platine abgebaut und die Reste von den Ceramic Collars entfernt hat sollte es ungefähr so aussehen:
Beachten! Der ganze Staub ist gesundheitsschädlich. Immer Staubmaske tragen und gut lüften und am besten draußen arbeiten. Staubsauger müsste eigentlich H-Klasse sein aber wenn man nach der Arbeit gleich den Beutel wechselt geht das.
Das ganze alte Silikon abschneiden (Katamesser) und die Blechplatte und den Kopf mit Scotch Brite oder Stahlwolle (haben wir benutzt) reinigen. Sollte dann so aussehen:
Wer möchte kann den Kühlkreislauf noch spülen:
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