Hallo zusammen,
seit einer ganzen Weile lese ich nun hier passiv mit, so ganz ohne Account oder aktive Teilhabe an den durchaus spannenden Themen hier. Ich bin nun soweit, mich mit dem Thema Heiztechnik intensiv auseinanderzusetzen und benötige Hilfe in Form von Tipps, Ratschlägen, etc.
Nun, vor 1,5 Jahren sind wir nun in unser Haus gezogen, es handelt sich um eine Bestandsimmobilie aus dem Jahre 1984.
Zum Kaufzeitpunkt war mir bewusst, die Heizung mitsamt Haustechnik muss irgendwann auf Stand gebracht werden. Das letzte Jahr habe ich versucht, das Verhalten der Heizung und die generellen Verbräuche etc. zu erfassen, bevor ich das Thema angehe...
Ausgangslage:
Aktuell im Einsatz haben wir einen Öler der Fa. Viessmann (Vitola 200 mit einer Heizleistung von 50kW), mit einem Ölverbrauch von ca. 4500-5000l im Jahr für eine Wohnfläche von 265qm. Die Besonderheit am Gebäude ist, dass eine Schwimmhalle vorhanden ist, die Vorbesitzer haben das Wasser ganzjährig mollig beheizt, auch dafür war der Öler gedacht mit seiner durchaus großzügig bemessenen Heizleistung. Nun betrieben wir das Schwimmbad nicht mehr, haben es auch nicht vor - damit ist die Heizung für uns meiner Meinung nach gnadenlos überdimensioniert. Das zeigt sich auch in der Tatsache, dass die Heizung sehr häufig taktet und niemals über 8 Minuten am Stück läuft.
Zumal das Alter von knapp 20 Jahren auch irgendwann dazu führen wird, die Anlagentechnik zu tauschen.
Heizöl ist für uns einfach kein sinnvolles Medium, welches wir weiterhin nutzen möchten. Bevor wir nun die nächste Charge Öl bestellen, würde ich lieber die Euros gerne in eine neue Heiztechnik investieren.
Der Stromverbrauch beträgt aktuell etwa 9.000kWh im Jahr, worauf 7.000 auf den Tag entfallen und 2.000 auf die Nacht (haben aktuell noch einen Zweitarifzähler).
Ich bin noch am suchen, wohin genau die 9.000kWh fließen, das Rätsel habe ich noch nicht ganz durchleuchtet.
Zur Gebäudehülle ist zu sagen, dass das Haus massiv gebaut und zweischalig/vollverklinkert ist. Die Holzfenster (davon gibt es sehr, sehr viele, primär bodentiefe Elemente) sind dreifachverglast aus dem Jahre 1984. Sind sicher nicht die besten, aber ein Tausch ist hier nicht geplant.
Meine Gedankenansätze wären nun die Folgenden:
1. PV-Dachanlage ist eigentlich gesetzt, unabhängig vom Heizsystem
Mein Ansatz: Photovoltaik kommt aufs Dach, nach dem Motto "so viel wie nur geht"
Eine Anlagenleistung von 25kWp-30kWp wäre wohl machbar (Angebot über 24,4 liegt vor, mit einigen Freiflächen, die evtl. noch interessant wären)
Einen Speicher habe ich aktuell nicht geplant, wenn sinnvoll kann man aber auch darüber nachdenken.
2. Wärmepumpe in Kombination mit PV
Eine WP in Kombination mit der PV ist eine Option, allerdings muss diese für unser Haus größer ausgelegt werden (15-20kW) gemäß Aussagen einiger Heizungsbauer
Zudem ist die Aufstellung draußen auch ein Thema (Lautstärke und Abstände), aber wäre noch irgendwie zu bewerkstelligen.
Generell stört mich der Gedanke, dass im Winter bei wenig PV-Ertrag, die doch sehr hohe Wärmelast (=Stromlast) durch PV schwer gedeckt werden kann.
Der zusätzliche Stromverbrauch von ca. 15.000kWh für die WP im Jahr wurde vom Heizungsbauer grob geschätzt.
Trotz sehr interessanten Förderungen, werde ich mit dieser Option nicht zu 100% warm.
3. BHKW bzw. BSZ in Kombination mit PV
Ich finde die Möglichkeit sehr spannend, ein wärmegeführtes Aggregat zu betreiben, um eine Grundlast an Strom zu erzeugen, welcher im Gebäude direkt genutzt werden kann.
Gerade in der Kombination mit PV, könnte über das gesamte Jahr einen Großteil der Gebäudelast (Wärme+Strom) lokal erzeugt werden. Mit Einspeisung etc. wäre das ganze möglicherweise sogar wirtschaftlich interessant.
Das Problem an der Option: Ein Gasanschluss ist nicht vorhanden, wäre aber an der Straße verfügbar und müsste ins Gebäude gelegt werden.
Mir sind folgende drei Möglichkeiten bei meinen Recherchen ins Auge gefallen:
- Viessmann PT2: Könnte im Winter durchlaufen (inkl. Spitzenlastkessel) und im Sommer WW bereitstellen - eine recht interessante Kombination mit PV
- Neotower living 2.0: Könnte im Winter durchlaufen (Spitzenlastkessel zusätzlich notwendig) und im Sommer WW bereitstellen - eine recht interessante Kombination mit PV
- Bluegen BG-15: Das ganze Jahr durchlaufen lassen, Kessel wäre zusätzlich erforderlich. Würde sich aber evtl. mit der PV "beißen" im Sommer
Alles interessant, aber gerade im Hinblick auf Wartung, Betriebskosten, etc. ein Unterfangen welches nicht ohne ist und gründlich gerechnet werden muss.
Hätte aber seinen Charme, da es für mich aktuell die einzige Heizung wäre, die einer AfA unterliegt - das könnte am Ende eine interessante Sache für mich werden.
4. Bivalentes Hybridsystem (WP + Gas-Brennwerttherme) in Kombination mit PV
Darauf hat mich ein Heizungsbauer gebracht, nachdem er sich die Situation vor Ort angeschaut hat. Wäre eine interessante Option, die WP kleiner auszulegen, welche die Grundlast abfängt und bei Bedarf arbeitet die Gastherme als Spitzenlastkessel für die kalten Tage. Vorteil: Die WP ließe sich sehr gut mit der PV betreiben.
Nun brauche ich die Hilfe der Experten, bevor ich mich an die nächsten Schritte wage. Ich selbst tendiere zu Option 4, aber so ganz lässt mich Option 3 nicht ruhig schlafen, trotz hohem Invest und hoher Betriebskosten, macht das evtl. doch Sinn.
Ich bitte daher um eure ehrliche Meinung und evtl. neuen Ansätzen, welche mir so noch gar nicht eingefallen sind.
Eines ist klar, ich muss diesem 50kW Öler rauswerfen, komme was wolle...
Zusammenfassend noch der Fragebogen zum Gebäude
Verbrauchsdaten
Jährlicher Stromverbrauch: 9000kWh
Jährlicher Brennstoffverbrauch: ca. 4500-5000l
Derzeitige Heizung
Energieträger der Heizung: Heizöl
Alter und Typ der der Heiztechnik: Ölzentralheizung Viessmann Vitola 200, Niedertemperatur Kessel, 50kW
Ist bereits eine Solarthermie vorhanden: Nein, nicht geplant
Vorhandener Heizungspufferspeicher und Größe: Kein Heizungspufferspeicher
Art der Warmwasserbereitung und Vorratsvolumen: WW über Ölkessel, 350l Speicher zusätzlich zentral im Keller
Gibt es ein besonderes Strom-/Wärmeverbrauchsverhalten: Nein
Hydraulischer Abgleich durchgeführt: Nein
Temperaturen der Heizkreise: VL: 40-45 (wobei die Kreise gespült und abgeglichen werden müssen)
Art der Heizkörper: Fussbodenheizung
Immobilie und Rahmendaten
Beheizte Fläche, Anzahl Bewohner: 265qm, 2 Personen (bald 3)
Art und Baujahr der Immobilie: Einfamilienhaus, freistehend, 1984 massiv gebaut
Erfolgte Modernisierungen: keine energetisch relevanten Sanierungen
Weitere geplante Modernisierungen: nein
Zweiter Abgasstrang für BHKW frei: ja
Erdgasanschluss vorhanden oder möglich: ja, muss erschlossen werden
Zusammenschluss von Nachbarhäusern möglich: nein
Vielen Dank vorab!