Update Haustechnik - PV / BSZ / BHKW / Bivalente Lösung - Was macht Sinn?

  • Hallo zusammen,


    seit einer ganzen Weile lese ich nun hier passiv mit, so ganz ohne Account oder aktive Teilhabe an den durchaus spannenden Themen hier. Ich bin nun soweit, mich mit dem Thema Heiztechnik intensiv auseinanderzusetzen und benötige Hilfe in Form von Tipps, Ratschlägen, etc.


    Nun, vor 1,5 Jahren sind wir nun in unser Haus gezogen, es handelt sich um eine Bestandsimmobilie aus dem Jahre 1984.

    Zum Kaufzeitpunkt war mir bewusst, die Heizung mitsamt Haustechnik muss irgendwann auf Stand gebracht werden. Das letzte Jahr habe ich versucht, das Verhalten der Heizung und die generellen Verbräuche etc. zu erfassen, bevor ich das Thema angehe...


    Ausgangslage:

    Aktuell im Einsatz haben wir einen Öler der Fa. Viessmann (Vitola 200 mit einer Heizleistung von 50kW), mit einem Ölverbrauch von ca. 4500-5000l im Jahr für eine Wohnfläche von 265qm. Die Besonderheit am Gebäude ist, dass eine Schwimmhalle vorhanden ist, die Vorbesitzer haben das Wasser ganzjährig mollig beheizt, auch dafür war der Öler gedacht mit seiner durchaus großzügig bemessenen Heizleistung. Nun betrieben wir das Schwimmbad nicht mehr, haben es auch nicht vor - damit ist die Heizung für uns meiner Meinung nach gnadenlos überdimensioniert. Das zeigt sich auch in der Tatsache, dass die Heizung sehr häufig taktet und niemals über 8 Minuten am Stück läuft.

    Zumal das Alter von knapp 20 Jahren auch irgendwann dazu führen wird, die Anlagentechnik zu tauschen.

    Heizöl ist für uns einfach kein sinnvolles Medium, welches wir weiterhin nutzen möchten. Bevor wir nun die nächste Charge Öl bestellen, würde ich lieber die Euros gerne in eine neue Heiztechnik investieren.


    Der Stromverbrauch beträgt aktuell etwa 9.000kWh im Jahr, worauf 7.000 auf den Tag entfallen und 2.000 auf die Nacht (haben aktuell noch einen Zweitarifzähler).

    Ich bin noch am suchen, wohin genau die 9.000kWh fließen, das Rätsel habe ich noch nicht ganz durchleuchtet. :)


    Zur Gebäudehülle ist zu sagen, dass das Haus massiv gebaut und zweischalig/vollverklinkert ist. Die Holzfenster (davon gibt es sehr, sehr viele, primär bodentiefe Elemente) sind dreifachverglast aus dem Jahre 1984. Sind sicher nicht die besten, aber ein Tausch ist hier nicht geplant.


    Meine Gedankenansätze wären nun die Folgenden:


    1. PV-Dachanlage ist eigentlich gesetzt, unabhängig vom Heizsystem

    Mein Ansatz: Photovoltaik kommt aufs Dach, nach dem Motto "so viel wie nur geht"

    Eine Anlagenleistung von 25kWp-30kWp wäre wohl machbar (Angebot über 24,4 liegt vor, mit einigen Freiflächen, die evtl. noch interessant wären)

    Einen Speicher habe ich aktuell nicht geplant, wenn sinnvoll kann man aber auch darüber nachdenken.


    2. Wärmepumpe in Kombination mit PV

    Eine WP in Kombination mit der PV ist eine Option, allerdings muss diese für unser Haus größer ausgelegt werden (15-20kW) gemäß Aussagen einiger Heizungsbauer

    Zudem ist die Aufstellung draußen auch ein Thema (Lautstärke und Abstände), aber wäre noch irgendwie zu bewerkstelligen.

    Generell stört mich der Gedanke, dass im Winter bei wenig PV-Ertrag, die doch sehr hohe Wärmelast (=Stromlast) durch PV schwer gedeckt werden kann.

    Der zusätzliche Stromverbrauch von ca. 15.000kWh für die WP im Jahr wurde vom Heizungsbauer grob geschätzt.

    Trotz sehr interessanten Förderungen, werde ich mit dieser Option nicht zu 100% warm.


    3. BHKW bzw. BSZ in Kombination mit PV

    Ich finde die Möglichkeit sehr spannend, ein wärmegeführtes Aggregat zu betreiben, um eine Grundlast an Strom zu erzeugen, welcher im Gebäude direkt genutzt werden kann.

    Gerade in der Kombination mit PV, könnte über das gesamte Jahr einen Großteil der Gebäudelast (Wärme+Strom) lokal erzeugt werden. Mit Einspeisung etc. wäre das ganze möglicherweise sogar wirtschaftlich interessant.

    Das Problem an der Option: Ein Gasanschluss ist nicht vorhanden, wäre aber an der Straße verfügbar und müsste ins Gebäude gelegt werden.

    Mir sind folgende drei Möglichkeiten bei meinen Recherchen ins Auge gefallen:

    • Viessmann PT2: Könnte im Winter durchlaufen (inkl. Spitzenlastkessel) und im Sommer WW bereitstellen - eine recht interessante Kombination mit PV
    • Neotower living 2.0: Könnte im Winter durchlaufen (Spitzenlastkessel zusätzlich notwendig) und im Sommer WW bereitstellen - eine recht interessante Kombination mit PV
    • Bluegen BG-15: Das ganze Jahr durchlaufen lassen, Kessel wäre zusätzlich erforderlich. Würde sich aber evtl. mit der PV "beißen" im Sommer

    Alles interessant, aber gerade im Hinblick auf Wartung, Betriebskosten, etc. ein Unterfangen welches nicht ohne ist und gründlich gerechnet werden muss.

    Hätte aber seinen Charme, da es für mich aktuell die einzige Heizung wäre, die einer AfA unterliegt - das könnte am Ende eine interessante Sache für mich werden.


    4. Bivalentes Hybridsystem (WP + Gas-Brennwerttherme) in Kombination mit PV

    Darauf hat mich ein Heizungsbauer gebracht, nachdem er sich die Situation vor Ort angeschaut hat. Wäre eine interessante Option, die WP kleiner auszulegen, welche die Grundlast abfängt und bei Bedarf arbeitet die Gastherme als Spitzenlastkessel für die kalten Tage. Vorteil: Die WP ließe sich sehr gut mit der PV betreiben.


    Nun brauche ich die Hilfe der Experten, bevor ich mich an die nächsten Schritte wage. Ich selbst tendiere zu Option 4, aber so ganz lässt mich Option 3 nicht ruhig schlafen, trotz hohem Invest und hoher Betriebskosten, macht das evtl. doch Sinn.

    Ich bitte daher um eure ehrliche Meinung und evtl. neuen Ansätzen, welche mir so noch gar nicht eingefallen sind.

    Eines ist klar, ich muss diesem 50kW Öler rauswerfen, komme was wolle... :)



    Zusammenfassend noch der Fragebogen zum Gebäude


    Verbrauchsdaten

    Jährlicher Stromverbrauch: 9000kWh

    Jährlicher Brennstoffverbrauch: ca. 4500-5000l


    Derzeitige Heizung

    Energieträger der Heizung: Heizöl

    Alter und Typ der der Heiztechnik: Ölzentralheizung Viessmann Vitola 200, Niedertemperatur Kessel, 50kW

    Ist bereits eine Solarthermie vorhanden: Nein, nicht geplant

    Vorhandener Heizungspufferspeicher und Größe: Kein Heizungspufferspeicher

    Art der Warmwasserbereitung und Vorratsvolumen: WW über Ölkessel, 350l Speicher zusätzlich zentral im Keller

    Gibt es ein besonderes Strom-/Wärmeverbrauchsverhalten: Nein

    Hydraulischer Abgleich durchgeführt: Nein

    Temperaturen der Heizkreise: VL: 40-45 (wobei die Kreise gespült und abgeglichen werden müssen)

    Art der Heizkörper: Fussbodenheizung


    Immobilie und Rahmendaten

    Beheizte Fläche, Anzahl Bewohner: 265qm, 2 Personen (bald 3)

    Art und Baujahr der Immobilie: Einfamilienhaus, freistehend, 1984 massiv gebaut

    Erfolgte Modernisierungen: keine energetisch relevanten Sanierungen

    Weitere geplante Modernisierungen: nein

    Zweiter Abgasstrang für BHKW frei: ja

    Erdgasanschluss vorhanden oder möglich: ja, muss erschlossen werden

    Zusammenschluss von Nachbarhäusern möglich: nein



    Vielen Dank vorab!

  • Hallo und willkommen im Forum.

    Ein nicht ganz uninteressantes Projekt, aber du bist ja schon richtig gut informiert.


    Mit deiner Entscheidung zur PV liegst du goldrichtig, unabhängig vom verwendeten Heizsystem.

    Dach vollmachen rentiert sich auf jeden Fall, sowohl ökologisch als auch ökonomisch.


    Mein Favorit wäre wohl ebenfalls Variante 4, du kannst im Sommer mit der WP (Brauchwasserwärmepumpe oder LWP ?)

    relativ günstig mit PV Strom das Brauchwasser wärmen und die Heizung hat in dieser Zeit keine Laufzeit.

    Wenn eine LWP verwendet wird (wahrscheinlich bis zu einer gewissen Außentemperatur) kannst du natürlich

    bis zu einem gewissen Grad deine PV Leistung voll abschöpfen und unter Tags in dein Haus einspeichern.

    (Tags bei PV höherer Vorlauf, Nachts eine Nachtabsenkung, das ist wirtschaftlich sehr interessant)

    Der einzige Wermutstropfen wären hier die Kosten des Erdgas Anschlusses (Kosten anfragen!), für relativ wenig Laufzeit, aber

    immerhin ein Backup für sehr kalte Tage.

    Es kommt wohl drauf an was dich das Backup Erdgas kostet, wenn du z.B. im Gegenzug rein auf WP setzen würdest.

    Und bei kalter Witterung eventuell mit schlechtem COP heizen musst.

    Der Heizungsmann der dir Variante 4 vorgeschlagen hat, scheint aber schonmal mitzudenken, den würde ich mir warmhalten.


    Bei deinem außerordentlich hohen Stromverbrauch musst du dringend mal auf die Suche gehen.

    Ich vermute daß es eventuell irgendwelche Sachen vom Schwimmbad sein könnten wie z.B. Pumpen oder sowas ?

    Generell Heizungspumpen ? Gibt es im Garten irgendwelche Stromsachen wie z.B. Grundwasserpumpe ?

    Du hast so überschlägig gerechnet einen Verbraucher mit 300-500 Watt im Dauerbetrieb, der dir vielleicht rein gar nichts bringt.

    50kw elektrisch Erdgas BHKW von Yados

    25kw Absorptionskältemaschine aus BHKW-Abwärme

    Photovoltaikanlage 99,9 kwp

  • remag vielen Dank für die Ausführungen und deine Anmerkungen.


    Zum Stromverbrauch bin ich natürlich selbst stark daran interessiert wo die ganzen Verbraucher wirklich versteckt sind.

    Ein Paar Dinge gibt es, die ich schon ausfindig gemacht habe, bzw. die ich auf dem Radar habe:

    • Eine Dachrinnenheizung war wohl dauerhaft unter Spannung (da diese über eine eigene Sicherung läuft, konnte ich diese einfach stromlos stellen). Ich bin nicht sicher, ob diese durch Witterung (Temperatur/Schnee) gesteuert wird, daher kann es sein dass diese auch im Sommer mit Vollgas lief (Leistungsaufnahme: keine Ahnung, aber ist eine ca. 7-8m lange Heizschlange).
    • Unser TV im Wohnzimmer hat wohl einen absurd hohen Stand-By Verbrauch (ich schätze mal 100W), nennt sich irgendwie Schnellstartmodus, aber kann sein, dass hier auch paar Watt vergraben waren. Ist nun aus, braucht kein Mensch.
    • 1x Speicherladepumpe an der Heizung, läuft eher selten zum Beladen des WW-Speichers
    • 2x Heizungspumpen (110W + 90W), diese laufen ja zumindest im Heizbetrieb vermutlich dauerhaft.
    • Eine Alarmanlage mit mehreren IR-Sensoren ist auch installiert (aus den 90ern), das könnte auch einen Beitrag leisten (wie hoch weiß ich leider nicht)
    • Schwimmbadtechnik würde ich eher ausschließen, da ich dort alle FI-Schalter stromlos geschaltet habe im Technikraum (nur Licht geht noch)
    • Der Rest ist eher Kleinkram, übliche Verbraucher (Kühlschränke, Backöfen, Waschmaschine, etc). Klar mit Corona ist man fast ständig daheim, damit steigt auch der Verbrauch und Frauchen hat die Leidenschaft fürs Sauerteig-Brotbacken entdeckt (alle 2-3 Tage läuft der Ofen auf Vollgas)


    Zur Heizung teile ich genau deine Meinung, da ich exakt dieselben Vorteile bei Option 4 sehe.

    Ich habe aktuell nur das Problem abzuschätzen, welchen PV-Anteil in der Übergangszeit, bzw. im Winter für eine LWWP in Option 2 anzunehmen ist. Da hilft ja die Idee, die PV so groß wie es nur geht auszulegen. Aber mir fehlt einfach das Gefühl, was die PV in der Heizperiode pro Monat bringt und wie ich LWWP-Last gegenüberstelle.


    Bzgl. der Hybridheizung und dem Gasanschluss ist ja die Konstellation LWWP+Gas-Brennwerttherme auch förderfähig, wenn ich den Ölkessel rauswerfe. Damit wäre auch der Gasanschluss in der Förderung zu berücksichtigen und das macht es ein wenig charmanter.

    Die Anfrage an Netze-BW bzgl. Konten für den Gasanschluss ist schon raus, warte noch auf das Angebot.


    Die LWWP könnte dann evtl. in Richtung 8-10kW ausgelegt werden, was evtl. für eine Ordentliche Grundlastabdeckung reichen würde.

    Mal sehen, ich warte auf hier noch auf das Angebot und welche Kombination vorgeschlagen wird.


    Andere Frage: Ein KWK-System (egal ob BSZ oder BHKW) in Verbindung mit einer so großen PV würdest du bei mir nicht empfehlen?

  • Also ich würde die Dachrinnenheizung und die Alarmanlage als Hauptverbraucher identifizieren.

    Wenn du die abstellst (auch die Alarm ?) sollte das gröbste überstanden sein.

    An die Heizungspumpen kannst du dann rangehen beim Heizungsumbau, neue moderne Pumpen brauchen weniger

    als die Hälfte


    Zum TV sag ich jetzt besser nichts ^^

    Das Brotbacken ist ja sogar sinnvoll, da gibt es nix zu meckern.


    Daß du im Winter von der PV nicht heizen kannst sollte dir klar sein. In der Übergangszeit kann es sein daß es reicht, zumindest

    kannst du den Großteil der Heizlast abdecken wenn du dich an die Sonnenzeiten hältst. (Also WP auch zu Sonnenzeiten laufen lassen!)

    Der Ertrag im Winter ist wesentlich von der Größe der Anlage abhängig (deshalb so groß wie möglich) und natürlich auch von

    der Neigung (Dachneigung, kann man ja nicht ändern) und von der Ausrichtung (Himmelsrichtung)

    Es gibt den PVGis Ertrags-Rechner, der zeigt dir dann relativ genau an welche Erträge du in welchem Monat erwarten kannst.


    Also in deiner Konstellation würde ich nicht zu KWK raten, weil du im Sommer mit der PV relativ günstig Warmwasser bereiten kannst.

    Vielleicht sogar in der Übergangszeit, je nach Temperatur und WP System.

    Bitte auf jeden Fall darauf achten daß die WP bereits R32 Kältemittel hat !!


    Eine BSZ eher weniger, weil geringe Leistung und viel Laufzeit, die Laufzeit hast du ja im Sommer nicht.


    Wenn du z.B. konstante Wärmeverbraucher wie das Schwimmbad noch aktiv hättest, dann würde ich eher über ein BHKW

    nachdenken als die Gas Therme. Eine WP würde aber auch da auf jeden Fall Sinn machen.

    50kw elektrisch Erdgas BHKW von Yados

    25kw Absorptionskältemaschine aus BHKW-Abwärme

    Photovoltaikanlage 99,9 kwp

  • Ok, die Suche nach den versteckten Verbrauchern geht auf jeden Fall weiter. Könnte eine Lebensaufgabe werden :D


    Danke auf jeden Fall für die Meinung zum Thema BHKW, bzw. BSZ.

    Ich bin gespannt, ob noch weitere Meldungen und Meinungen kommen, aber deine Aufführungen remag sind schon Mal sehr gut nachvollziehbar und absolut schlüssig. Auch die Bestätigung, dass Option 4 gar nicht so abwegig ist, hilft enorm.


    Die PV-Auslegung schaue ich mir noch an.

    Auf pvgis war ich auch schon unterwegs, muss mir dann da noch ein wenig intensiver die Erzeugung simulieren lassen (auf Monatsbasis).

  • Moin haremi,


    was die Suche nach Stromverbrauchern betrifft: Es gibt im Elektronik-Versandhandel für kleines Geld Stromzähler für die Steckdose. Damit kann man Verbraucher wie das TV gut ausmessen und muss nicht schätzen. Aber wie dem auch sei:

    • Die Dachrinnenheizung ist ja jetzt wohl dauerhaft aus, oder hab' ich das falsch verstanden? Der Verbrauch einer DRH wird mit 20-30 W/m angegeben, in Deinem Fall wären das 120-240 W. Falls sie wirklich durchgelaufen ist, hätte sie einen Jahresverbrauch von 1.000-2-000 kWh gehabt.
    • Ein TV-Standbyverbrauch von 100 W wäre Wahnsinn. Wenn das stimmt, hätte das Ding knapp 900 kWh/a verbraucht. Aber jetzt ist es ja auch aus.
    • Die Speicherladepumpe ist wie Du schon schreibst eher vernachlässigbar. Aber Deine zwei Heizpumpen mit zusammen 200 W laufen im Jahr wahrscheinlich 6.000 Stunden und verbrauchen somit ca. 1.200 kWh/Jahr. Moderne Hochleistungspumpen schaffen das Gleiche mit (im Mittel) 10 W – wir beheizen 380 qm mit einer einzigen solchen Pumpe. Aber auch wenn Du zwei brauchst, wäre der Verbrauch danach nur noch 120 kWh/a.

    Wenn ich allein diese drei Posten zusammenrechne, könnte sich Dein Stromverbrauch mittelfristig von 9.000 kWh auf 6.000 kWh vermindern. Hinzu kommen die gewöhnlichen Einsparpotentiale, z.B. durch LED statt Glühbirne, Wärmepumpen-Trockner statt Kondensationstrockner, sparsamere Großgeräte etc. Wenn Ihr die auch noch wahrnehmt, kommen am Ende wahrscheinlich 5.000 kWh/a raus, was für 2-3 Personen immer noch üppig wäre.


    Das ist deswegen so wichtig, weil für einen Verbrauch von 9.000 kWh ganz andere Empfehlungen gelten als für einen von 5.000 kWh. Bei 9.000 kWh würde ich in Deinem Fall ein NeoTower 2.0 plus PV-Anlage empfehlen, oder (bei fast 700 W Grundlast) vielleicht auch eine BlueGen Brennstoffzelle (plus Gastherme) ohne PV-Anlage. Bei 5.000 kWh wären aber beide Geräte für einen wirtschaftlichen Betrieb zu groß, und ich würde stattdessen eine Vitovalor PT2 (oder den Dachs 0.8) zumindest mal rechnen (Lösung 3). Die kann man für den Sommer auch mit einer PV ergänzen. Zu beachten ist dann allerdings, dass eine Brennstoffzelle in den mindestens acht Monaten, wo sie tagsüber durchläuft, neben Bezugsstrom auch einen erheblichen Teil des sonst möglichen Eigenverbrauchs aus der PV-Anlage substituiert. Je nachdem wie man rechnet, beeinträchtigt das entweder die Wirtschaftlichkeit der PV-Anlage oder die der Brennstoffzelle.


    Eine monovalente Luft-Wärmepumpe als Wärmeerzeuger (Lösung 2) ist in einem energetisch nicht sanierten Haus fast immer fehl am Platz – egal ob mit oder ohne PV-Anlage. Du hast zwar relativ niedrige Vorlauftemperaturen, aber trotzdem musst Du gerade in der Zeit, wo am meisten Wärme benötigt wird, mit mäßigen Wirkungsgraden und einem hohen Stromverbrauch rechnen: Und das genau dann, wenn selbst eine große PV-Anlage kaum genug Strom für den Haushaltsverbrauch liefert.


    Was dagegen schon ginge, wäre Lösung 4, d.h. Hybridheizung mit Gastherme plus (dann deutlich kleinere) Wärmepumpe, plus (große) PV-Anlage. In dem Fall würde ich die Regelung so gestalten, dass die WP nur freigegeben wird, wenn zu deren Betrieb genug PV-Strom (über den Bedarf des Hauses hinaus) vorhanden ist. Mit einem ausreichend großen Wärmespeicher könnte dann vermutlich 6-8 Monate im Jahr der Warmwasser- und Heizwärmebedarf allein aus der WP gedeckt werden, und wenn mal kein PV-Strom da ist kann immer die Gastherme übernehmen. Und gerade bei Ersatz einer Ölheizung durch ein solches System ist die Förderung beachtlich.


    Fazit: Die PV (Lösung 1) ist ja gesetzt. Wenn Du mittelfristig mit einem Stromverbrauch von 5-6.000 kWh rechnest, würde ich mir an Deiner Stelle je ein Angebot für Lösung 3, d.h. Vitovalor (mit eingebauter Gastherme) und für Lösung 4, d.h. Gastherme plus Wärmepumpe machen lassen, und dann mal rechnen was besser ist. Angesichts der beachtlichen Förderung beim Ersatz einer Öl- durch eine Hybridheizung könnte ich mir aber vorstellen, dass es am Ende des Tages auf Lösung 4 hinausläuft.


    Ein Stromspeicher lohnt sich mit Brennstoffzelle plus PV (Lösung 3) auf keinen Fall. Bei Lösung 4 mit der Wärmepumpe könnte man das immerhin mal rechnen. Ich empfehle aber auch da besser zu warten und erst einmal 1-2 Jahre die Stromerzeugungs- und Verbrauchswerte (v.a. Gas + Bezugsstrom) z.B. wöchentlich aufzuschreiben. Dann bekommst Du eine gute Datenbasis für Dimensionierung und Wirtschaftlichkeitsrechnung eines Speichers, und die Speicherpreise fallen bis dahin vielleicht auch noch.


    Was man bei den genannten Parametern auch noch erwägen könnte, wäre eine Pelletheizung. Die wird auch hoch gefördert und hat vergleichsweise niedrige Brennstoffkosten, allerdings ist der Wartungsaufwand höher als bei einer Gastherme oder einer Wärmepumpe. In diesem Fall (und nur hier) würde ich als Ergänzung eine Solarthermie-Anlage empfehlen, die groß genug ist, um außerhalb der Heizperiode den Warmwasserbedarf zuverlässig abzudecken. Damit kann man den Pelletkessel im Sommer ruhen lassen und vermeidet einen ungesunden extremen Teillastbetrieb. Der Platzbedarf auf dem Dach für so eine ST ist nicht groß (vielleicht 6-8 qm) und müsste immer noch genug Dachfläche für eine PV-Anlage übrig lassen.


    Gruß, Sailor

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

  • 1. Fussbodenheizung? WP+Gas rein! Bivalent, Heizkurven so einstellen, dass die WP den Ruecklauf anhebt und die Gastherme den Vorlauf dann anhebt, wenn die WP zu teuer wird. (Wahrscheinlich ab unter 3 Grad, wo die WP anfaengt Abzutauen). Im Sommer kannst du mit WP kuehlen.


    2. Nimm dir 2 Stunden Zeit und schau dir mal von AceFlex das Quickplan-Tool [1] an. Damit kannst du deinen PV-Ertrag sehr genau an deinem konkreten Dach abschaetzen, inkl. Monatsertraege und Tagesverlaufe. Du kannst dort auch eine WP als Verbraucher einplanen (inkl. Monatsverbraeuche und Tagesverlaufe) und bekommst sehr gut dargestellt, wiehoch dein Eigenverbrauch durch die WP wird.


    Ueber die WP kannst du einen Kombi-Speicher als "Stromspeicher" missbrauchen und deinen Eigenverbrauch steigern. Wenn du spaeter ein E-Auto als 2.-Auto dazunimmst mit Vehicle2Home geht das auch als echter Stromspeicher durch. Sprich: Ich wuerde mir keinen dedizierten Stromspeicher zulegen.


    Als alternative fuer die Gastherme ist auch ein wassergefuehrter Kaminofen (Geraet ~3k Euro fuer 15kW) denkbar. Einer den man mit nem Sack Pellets betanken kann, die sind dann meist auch Zeitprogrammierbar, sodass man morgens um 5 Uhr keinen Ofen anheizen muss.


    Bei WPs liegst du bei etwa 2.5k euro fuer 5kW pro Geraet. Davon darf man auch durchaus 2 nehmen um noch besser regeln zu koennen oder den Laerm (meiner Ansicht nach heutzutage kein Problem mehr) zu verteilen.


    [1] https://content.pv.de/index.php?article_id=452

  • Wahnsinn, vielen Dank sailor773 und jarekin für eure Antworten und Ausführungen


    Bzgl. dem Stromverbrauch bin ich schon seit einer ganzen Weile damit beschäftigt, die Verbraucher zu finden und habe auch entsprechende trackingfähige Steckdosen, die zwischen den Verbrauchern geschaltet werden können.

    Der TV hatte tatsächlich einen so hohen Standby-Verbrauch (Allerdings habe ich eben nachgesehen, nur in drei definierten Zeitfenstern war dieser Schnellstart-Modus aktiv - entspricht ca. 6 Std. am Tag). Das ist ein erweiterter Standby Modus wo praktisch nur das Display aus ist, der Rest wohl im Hintergrund lief (EPG Updates, etc.).


    In Summe kann ich für mich bislang festhalten, dass meine erste Tendenz nicht so ganz verkehrt war:

    PV so viel wie nur geht, ohne einen Batterspeicher zu berücksichtigen.

    Dazu entweder Hybridheizung (LWWP+Gas-Therme) oder eine BSZ dazu (wobei mich hier die Substitution gerade in den Übergangszeiten stört). Am Ende leidet die Wirtschaftlichkeit beider Systeme.

    Ich warte leider immer noch auf das Angebot für die Hybridheizung, eine BSZ habe ich noch nicht angefragt, hole ich aber noch nach.

    Dann kann ich das Ganze auch wirtschaftlich besser erfassen.


    Eine Pelletheizung würde ich jetzt ungerne realisieren, da der Lagerraum (alter Öltankraum) nicht in unmittelbarer Nähe zum Heizraum steht.

    Im Übrigen habe ich mittlerweile ein Angebot für einen Gasanschluss der Netze BW erhalten, Kostenpunkt: ca 1.500€ (inkl. gleichzeitiger Einführung einer Glasfaserleitung, welche gratis ist). Die Kosten sind für mich absolut in Ordnung (wären sogar bei der Hybridheizung förderfähig) - ich hatte eher eine weit höhere Summe im Sinn und die Glasfaserleitung als Geschenk nehme ich gerne mit. :)


    Eine Frage zur "sauberen Ansteuerung" der LWWP, bzgl. optimalem Betriebspunkt habe ich noch.

    Ich verstehe, dass ich am Wechselrichter die Versorgung der LWWP priorisieren kann, bzw so einteilen kann, dass die LWWP die gerade erzeugte PV-Leistung (nach dem Bedienen der Gebäudelast) in eine Brauchwasserspeicher mit höheren Temperaturen geben kann.
    Reicht dafür ein Wechselrichter mit sg-ready Schnittstelle, oder muss hierfür eine andere Schnittstelle her? Gibt es hierzu etwas besonderes zu beachten? Immerhin müssen hier zwei eigenständige Systeme parametrisierbar sein, bzw. zueinander kompatibel sein.

  • 1. Eine komplette Pellet-Heizung mit automatischer Pellet-Foerderung und pipapo faend ich auch zu heftig. Ich meinte wirklich ein eher kleines Geraet (0.8x0.5x1m), das befuellst du manuell mit 20kg Pellets und wenn dat im Spitzenlastfall (ausm Bauch herraus wuerde ich sagen, 30 Tage im Jahr) angeht, fuellst du manuell nach.


    2. Steuerung der WP: sg-ready Schnittstelle reicht nicht fuer Nulleinspeisung. Eine Kombination WH-MDC05J3E5 mit Platine CZ-NS4P und Smartmeter elios4you sollte das koennen (Leistungssteuerung ueber 0 bis 10 V Signal). Habe ich aber nie getestet.