Unabhängige Beratung für meine Heizungsmodernisierung gesucht

  • Liebe Forum-Nutzer und Vereinsmitglieder,


    Bin aktuell dabei meine 20 Jahre alte Ölheizung unseres EFH gegen ein neues Gasbrennwertgerät tauschen zu wollen. In diesem Zusammenhang möchte ich gerne auch eine PV-Anlage mit Batteriespeicher sowie für die Stromerzeugung im Winter eine Brennstoffzelle installieren.

    Habe gedacht, ich kann im Sommer mit dem Strom der PV mein Warmwasser aufbereiten, im Winter, wenn ich die Heizung benötige, dann den Strom und die Warmwasserversorgung mit der BSZ gewinnen. Damit sollte der Gasverbrauch sowie der Eigenverbrauch an Strom optimiert werden. Nach meinen bisherigen Recherchen scheint das aber so nicht zu funktionieren, da die BSZ ganzjährig laufen soll/muss. Anbei stelle ich gerne noch meine weiteren Informationen für Eure Antworten und unabhängigen Hinweise zur Verfügung. Vorab meinen herzlichen Dank für alle relevanten Rückmeldungen.


    Herzliche Grüße und einen guten Start in die neue Woche,

    Sunny 05 (Rüdiger)


    Verbrauchsdaten

    Jährlicher Stromverbrauch: 3.800 kwh, aber Anschaffung eines E-Autos in 2022 geplant (+2.800)

    Jährlicher Brennstoffverbrauch: 2.700 Liter Heizöl


    Derzeitige Heizung

    Energieträger der Heizung: Heizöl

    Alter und Typ der der Heiztechnik: 20 Jahre Sieger Heizung mit 21 kw

    Ist bereits eine Solarthermie vorhanden: nein, soll durch PV realisiert werden

    Vorhandener Heizungspufferspeicher und Größe: geplant ca. 700 Liter

    Art der Warmwasserbereitung und Vorratsvolumen: noch nicht bekannt, Vorschläge willkommen

    Gibt es ein besonderes Strom-/Wärmeverbrauchsverhalten: nein

    Hydraulischer Abgleich durchgeführt: soll mit neuer Gasbrennwertheizung gemacht werden

    Temperaturen der Heizkreise: mit Ölheizung ca. 60 Grad, für Neue Heizung nicht bekannt

    Art der Heizkörper: Standard Heizkörper mit Thermostat


    Immobilie und Rahmendaten

    Beheizte Fläche, Anzahl Bewohner: 140 qm für 2 Personen

    Art und Baujahr der Immobilie: Einfamilienhaus freistehend BJ. 2000

    Erfolgte Modernisierungen: noch keine energetischen Sanierungen gemacht

    Weitere geplante Modernisierungen: PV Anlage mit 9.9 kwp

    Zweiter Abgasstrang für BHKW frei: ja

    Erdgasanschluss vorhanden oder möglich: ja

    Zusammenschluss von Nachbarhäusern möglich: nein

  • Hmm! Bei dem geringen Strombedarf im Hauhalt und dem hohen Ladestrom eines E-Auto sowie den kleinen Heizkörpern würde ich eher sagen: Gasheizung mit Solarthermie für die dicke BAFA-Förderung, den Rest des Daches mit PV volllegen und einen Tesla-Powerwall-Speicher setzen. :)

    Man achte darauf, dass der BHKW-Lieferant nicht gegen § 312 StGB verstößt. :neo:

  • Warmwasserbereitung über Heizstab mit PV-Strom aus einer EEG-Anlage ist nicht nur ökologischer sondern auch wirtschaftlicher Unsinn, denn der PV-Strom kostet Dich mehr an entgangener Einspeisevergütung (ca. 8 ct/kWh) als wenn Du das Wasser mit Erdgas erwärmst (5-6 ct/kWh). (Die einzige Ausnahme wäre, wenn dafür ausschließlich PV-Strom verbraucht wird, der ansonsten abgeregelt worden wäre: Das ist aber nur ein paar Prozent der Jahresarbeit und reicht für WW selbst im Sommer bei weitem nicht aus.)


    Eine Brennstoffzelle der 0,75 kW-Klasse kann bei einem Stromverbrauch von 3.800 kWh voraussichtlich schon ohne PV-Anlage nur unter sehr günstigen Bedingungen wirtschaftlich betrieben werden. Ein zusätzliches Elektroauto könnte das nur dann ändern, wenn es sich um ein Pendlerauto handelt, das zumindest werktags jede Nacht 6-8 Stunden lang geladen wird. Unter diesen besonders günstigen Bedingungen wäre ein Zusatzverbrauch von ca. 800-1.000 kWh Brennstoffzellenstrom im E-Auto denkbar, mehr ist definitiv nicht drin. Wenn Du insgesamt nur 2.800 kWh E-Autostrom rechnest, dürften es selbst im günstigen Fall eher 500-600 kWh sein.


    Bei der Kombination PV-Anlage + Brennstoffzelle ist zu beachten, dass der Eigenverbrauch aus der PV-Anlage mindestens acht Monate im Jahr (wenn die BZ auch tagsüber durchläuft) wesentlich niedriger sein wird als ohne Brennstoffzelle. Die Kombination rechnet sich also schlechter als jede der beiden Anlagen allein. Ein Stromspeicher wäre in dieser Kombination überflüssig, da man mit der Kombi schon ohne Speicher einen sehr hohen Autarkiegrad erreicht. Allerdings dürfte er sich auch ohne Brennstoffzelle voraussichtlich nicht rechnen.


    Sofern die genannten sehr günstigen Bedingungen beim E-Auto vorliegen, könnte man hier m.E. eine Brennstoffzelle der 0,75 kW-Klasse erwägen. Eine PV-Anlage könnte dazu passen (natürlich ohne Speicher), wenn man akzeptiert, dass der PV-Eigenverbrauch v.a. während der Heizperiode (wo die BZ 24h/Tag Strom liefert) gering ist und die PV-Anlage sich in dieser Zeit hauptsächlich über die EEG-Einspeisevergütung rechnen muss.


    Ansonsten würde ich entweder eine Pelletheizung plus Solarthermie (für die WW-Bereitung im Sommer) mit entsprechender Förderung nehmen, oder auf die Heizungs-Förderung pfeifen und eine Gastherme installieren. Zu beidem passt eine PV-Anlage, aus wirtschaftlichen Gründen ohne Stromspeicher. Im letzteren Fall würde ich das gesparte Geld dann lieber in die energetische Sanierung des Hauses stecken und dafür die Förderung abgreifen.

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

    2 Mal editiert, zuletzt von sailor773 ()

  • Herzlichen Dank für die schnellen Antworten. Die Solarthermie (zumindest unter Beachtung der Förderung) hatten wir bereits verworfen, da uns mehrere Anbieter davon abgeraten haben, weil wir dann 4 bis 5 Module mit 800 bis 1000 Liter Pufferspeicher (müsste nochmal in Bezug auf die Förderbedingungen durchgerechnet werden) benötigen. Dann ist nur noch wenig Platz für eine PV und wir haben weitaus mehr warmes Wasser im Sommer zur Verfügung, als wir jemals benötigen. Falls Ihr das anders seht, gerne Feedback geben.

    Eine Pelletheizung geht leider auch nicht, da die Räumlichkeiten dafür nicht geeignet sind. Deshalb bin ich aktuell auch schon langsam auf den Gedanken gekommen, auf jegliche Förderung zu verzichten und lediglich eine Gastherme mit kleiner Solarthermie und PV-Anlage zu installieren.

    Könnt Ihr mir bitte nochmal kurz erläutern, warum sich der Batteriespeicher bei reiner PV wirtschaftlich nicht lohnt? Nach bisheriger Information soll sich dadurch mein Autarkiegrad auf ca. 70% erhöhen. Bezüglich E-Auto tanken haben wir den Vorteil, dass meine Frau das Auto als Pendlerin nutzt, aber es Nachmittags gegen 14:00 Uhr bereits zum Laden unter unserem Carport steht.

  • Falls Ihr das anders seht, gerne Feedback geben.

    Nein, sehe ich auch so. Den großen Pufferspeicher würde ich noch akzeptieren (so viel teurer als ein kleinerer ist der auch nicht). Aber ich fürchte, die Förderbedingungen verlangen eine viel zu große ST-Anlage, nur damit in der Übergangszeit daraus nennenswert Heizungsunterstützung kommen kann. Den ganzen Sommer über geht dann die Anlage mangels Wärmebedarf dauernd in Stagnation. Aus meiner Sicht wäre das eine Verschwendung von Ressourcen.


    Besser wäre dann noch, eine große PV-Anlage zu bauen und mit dem "überschüssigen" PV-Strom eine Luft-Wärmepumpe zu betreiben, die groß genug ist um in der Übergangszeit neben Warmwasser auch das Haus zu heizen. Im Winter, wo a) kaum PV-Strom zur Verfügung steht und b) wegen der niedrigen Außentemperaturen der CoP einer Luft-WP sehr schlecht ist, würden Heizung und Warmwasser dann von einer Brennwerttherme übernommen. Eine solche Hybridheizung wird m.W. mindestens so gut gefördert wie die Kombi Gas+ST und ist aus meiner Sicht jedenfalls eine elegantere technische Lösung. Einen großen Wärmespeicher bräuchtest Du dafür allerdings auch, um z.B. im März oder Oktober die 12-14 Stunden pro Tag zu überbrücken, wo die PV-Anlage nichts bringt.

    Könnt Ihr mir bitte nochmal kurz erläutern, warum sich der Batteriespeicher bei reiner PV wirtschaftlich nicht lohnt? Nach bisheriger Information soll sich dadurch mein Autarkiegrad auf ca. 70% erhöhen.

    Wenn Deine PV-Anlage mit 9,9 kWp halbwegs günstig ausgerichtet und unverschattet ist, sollte sie im Jahr ca. 9.900 kWh Strom erzeugen. Bei einem Jahresverbrauch von 3.800 kWh könntest Du davon schon ohne Batterie ca. 1.400 kWh direkt verbrauchen (Autarkiegrad = 36%). Die Batterie würde für insgesamt 70% (2.660 kWh) also zusätzlich noch mal ca. 1.260 kWh bringen. Bei einem angenommenen Bezugsstrompreis von 30 ct/kWh spart Dir die Batterie somit zunächst mal (1.260*0,3=) 380 EUR/Jahr.


    Um 1.260 kWh aus der Batterie beziehen zu können, musst Du bei den üblichen Ladeverlusten mindestens 1.400 kWh PV-Strom hineinstecken. Dafür entgeht Dir die EEG-Einspeisevergütung in Höhe von ca. 8 ct/kWh, in Summe also (1.400*0,08=) ca. 110 EUR im Jahr. Unterm Strich verbleibt ein Vorteil von (380-110=) 270 EUR/Jahr.

    Diese Einsparung kannst Du jetzt dem Betrag gegenüberstellen, den Du für Kauf plus Installation der Batterie einschl. Zubehör, Software etc. aufwenden musst.


    Für die Tesla Powerwall 2 mit gut 13 kWh Kapazität werden lt. Internet Preise um 11.000 EUR genannt (brutto, komplett installiert), das wären 850 EUR/kWh. In dem Fall bräuchtest Du rein rechnerisch ungefähr (11.000/270=) 41 Jahre, um die Kosten dieser Batterie über Einsparungen wieder hereinzuholen. Bis dahin hätten Deine Enkel die Batterie schon längst auf den Wertstoffhof gefahren.


    Allerdings halte ich die Powerwall 2 für Deinen Bedarf für viel zu groß: Die von Dir genannten 70% Autarkie müssten auch mit einer 6 kWh Batterie zu schaffen sein. Rechnet man dafür einen Anschaffungspreis von optimistischen 5.400 EUR (brutto alles inklusive), so bräuchtest Du immer noch 20 Jahre um die Anschaffungskosten wieder hereinzuholen. Die Batterie könnte das wohl mit einigem Kapazitätsverlust noch erleben, aber ich betrachte (genau wie bei einer Brennstoffzelle) alles, was über 15 Jahre Wiedergewinnungszeit hinausgeht, als unwirtschaftlich.

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

  • Besten Dank für die vielen Informationen! Gut erklärt und leicht nachvollziehbar. :thumbup:

    Für mich ist die Wirtschaftlichkeit einer Investition auch auf max. 15 Jahre festgelegt.

    Meine Rechnung sieht bezüglich Batterie wie folgt aus: Mit der neuen Gasbrennwertheizung sollte mein Stromverbrauch um ca. 200 kWh im Jahr sinken. Allerdings kommen ja ca. 2.800 kWh für das geplante E-Auto wieder hinzu. Macht insgesamt ca. 6.400 kWh pro Jahr. Bei einem Autarkiegrad von ca. 60% kann ich somit 3.800 kWh selbst nutzen. Als Batterie habe ich eine BYD B-Box HVS mit 7.7 kWh für knapp EUR 5.000 brutto angeboten bekommen. Wenn die Annahme passt, dass ich ohne Batterie weiterhin ca. 36% Autarkiegrad habe, erhöht sich der Eigenverbrauch mit Batterie um ca. 1.500 kWh pro Jahr. Somit würde sich die Batterie (1500 * 0,3) - (1650 * 0,08) = 318 pro Jahr nach etwa 15,5 Jahren rechnen. Das liegt zwar etwas über dem Maximalwert, ist aber mit 2% Inflation bereits wieder kompensiert. Zudem muss ich damit weniger Co2 „belasteten“ Strom aus dem öffentlichen Netz beziehen.

    Falls meine Rechnung nicht passt, bin ich schon sehr auf Deine Antwort gespannt :).

    Es bleibt spannend.

  • Die Rechnung ist grundsätzlich nicht verkehrt, allerdings müsste man ein paar Annahmen noch überprüfen. Und die Zahlen sind jetzt etwas anders als zuvor angesetzt, deshalb lass' uns noch mal nachrechnen.


    Ich benutze für Autarkierechnungen mit PV dieses Tool. Für einen Verbrauch – vorerst ohne E-Auto – von 3.600 kWh (Deine Annahme zur Einsparung von 200 kWh ist m.E. realistisch) und eine 9,9 kWp PV-Anlage kommt hier ein Direktverbrauchsanteil am PV-Strom von 13% raus, also (angenommen) 9.900 kWh PV-Erzeugung mal 13% = 1.290 kWh. Mit einer nutzbaren Batteriekapazität von 7,7 kWh kämen lt. Tool weitere (9.900*18%=) 1.780 kWh hinzu, die Du mit der Batterie sparen kannst. Die Autarkie mit Batterie (vorerst ohne E-Auto) liegt also immerhin bei rechnerischen 85%.


    Einschließlich Ladeverlusten müsstest Du für die 1.780 kWh Batteriestrom ca. 1.960 kWh PV-Strom einsetzen. Die Einsparung liegt somit bei (1.780*0,3 – 1.960*0,08=) knapp 380 EUR/Jahr. So weit, so gut.


    Was ich nicht ganz zu glauben vermag sind die 5.000 EUR brutto Kosten für die Batterie. OK, ich habe im Internet für die BYD Angebote um 4.800 € brutto gefunden, aber das ist nur für die Batterie selbst ohne Wechselrichter. Für Letzteren musst Du bestimmt noch mal einen Tausender hinzurechnen. Ob noch weitere Regelungs-Mimik hinzu kommt (oder gar ein Home Manager) weiß ich nicht. Aber dann musst Du jedenfalls mindestens noch einen weiteren Tausender für den Elektriker rechnen, der Dir das Ding installiert. Wenn Du daher, alles in allem, weniger als 7.000 EUR brutto für den fertig installierten Stromspeicher ausgeben müsstest, würde mich das wundern. Und damit wärest Du bei (7.000/380=) 18,4 Jahren Wiedergewinnungszeit.


    Ein mögliches Upside Potential ist das E-Auto, aber besonders viel kommt dabei nicht rum: Wenn Du ab 14:00h mit PV-Strom laden kannst, reicht das im Sommerhalbjahr wahrscheinlich zum Laden aus, so dass Du die Batterie dafür nicht brauchst. Und im Winterhalbjahr wirst Du den PV-Strom zum größten Teil schon im Haus aufbrauchen. Für ein Laden des E-Autos aus der Batterie dürfte da nicht viel übrig bleiben.

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)