Heizungssanierung, macht ein BHKW oder eine BSZ Sinn?

  • Hallo liebe Forumsgemeinde,


    da ich neu hier bin möchte ich mich kurz vorstellen. Ich heiße Sascha, bin 39 Jahre alt und das

    Oberhaupt (lasst das meine Frau nicht hören :D) einer 4 köpfigen Familie. Wir sind stolze Besitzer eines freistehenden 1 Familienhaus BJ 1985 mit ca. 200m² Wohnfläche.


    Leider Gottes hat unsere aktuelle Heizung (Buderus Logano G134 / Atmosphärischer Gasbrenner ohne nennenswerten Wirkungsgrad) einen irreparablen Schaden (Brennersteuerung defekt, keine Ersatzteile mehr verfügbar). Daher muss nun eine neue Wärmequelle her. Daher bin ich momentan damit beschäftigt alle möglichen und unmöglichen Szenarien durchzuspielen.


    Was ich schon weiß, eine Wärmepumpe fällt wegen zu hohen Vorlauftemperaturen raus. Was nun ganz neu in meinen Überlegungen aufgetaucht ist, ist die Frage ob ein BHKW oder eine BSZ auch Sinnvoll zu betreiben wären. So bin ich auf euer Forum hier gestoßen.


    Paar Eckdaten zum Haus:

    - Thermische Sanierungen: Fenster ersetzt (3 Fach verglast in 2012), Dämmung oberste Geschossdecke (2021)

    - Energieträger: Gas

    - Kamin. 2 Zugig; Zug 1: Gasheizung / Zug 2: Grundofen

    - Heizkörper in allen Räumen, keine FB Heizung

    - Pufferspeicher vorhanden: nein

    - Warmwasserbereitung: via Gaszentralheizung

    - Warmwasserspeicher vorhanden: ja; 160Liter BJ 2012, muss aber mindestens gewartet werden, Zirkulatonsleitung ist verstopft.

    - Wärmebedarf: ca. 25.000 bis 30.000 kWh / Jahr, wird gedeckt durch unsere nun defekte Gasheizung und einem 5kW Grundofen im EG

    - Strombedarf: bisher ca. 4400 kWh / Jahr. Im Dezember 2020 haben wir uns ein E-Auto zugelegt, künftig also entsprechend mehr

    - März 2021 geht unsere 21kWp PV Anlage in Betrieb (Kleinunternehmerregelung wird nicht in anspruch genommen)

    - Die Badewanne wird von den Kindern gerne in Anspruch genommen, ich würde unseren Warmwasserbedarf daher als leicht überdurchschnittlich bewerten


    Wir bekommen die nächsten Tage von unserem HB eine Angebot für ein Gas Brennwertgerät. Ich habe ihn gebeten mir dazu noch eine Brauchwasserwärmepumpe anzubieten um das Warmwasser über die Sommermonate damit erwärmen zu können und die Gastherme in Sommerurlaub zu schicken. Das sind die bisherigen Überlegungen. Am wirtschtlichsten scheint mir aktuell jedoch; neues Gas Brennwertgerät + Reperatur des vorhandenen Warmwasserspeichers. Bei einem Gasbrennwertgerät müsste dann noch ein LAS im Kamin installiert werden (Kostenfaktor).


    Falls ich was vergessen habe, einfach kurz Bescheid geben, werde es zügigst nachreichen.


    Bin gespannt, was sich hier ergibt. Und vielen Dank schon mal für eure Mühen!


    MfG Sascha


    PS: Zeitdruck besteht nicht, die Heizung geht zwar ständig in Störung, aber für die Warmwasserbereitung langts und warm macht aktuell ja der Grundofen. Wir kommen so noch durch die laufende Haizperiode.

  • Der Grundofen deckt ca. 40% ab, ist nicht Wassergeführt. Das Haus soll aber auch ohne selbigen geheizt werden können.


    Nein, der neue Speicher mit Wärmepumpe ist nur ein Gedankenspiel. Aktuell wird der vorhandene Speicher mit der Gasheizung aufgeheizt.

  • - Wärmebedarf: ca. 25.000 bis 30.000 kWh / Jahr, wird gedeckt durch unsere nun defekte Gasheizung und einem 5kW Grundofen im EG

    Wenn ich es richtig verstehe und im Wärmebedarf auch der Warmwasseranteil enthalten ist, wird den höheren Wert annehmen und 40 % vom Grundofen und sagen wir 20 % von der Wärmepumpe WW gedeckt werden bleiben lediglich ca. 12 tsd kWh / a zu decken. Wenn ich nun berücksichtige das ein Gasanschluss immer Kosten wie eine Grundgebühr, Schornsteinfegerkosten, Wartung der Brennwertherme usw. nach sich zieht würde ich versuchen den Wärmebedarf mit eienr Wärmepumpe zu decken. Zum Teil wird diese ja ebenfalls von der großen PV Anlage versorgt.


    Wenn Deine Heizkörper nicht zu klein dimensioniert sind, sollte das auch kein Problem sein mit 50 Grad im Vorlauf auszukommen. In diesem Fall erwärmt natürlich die WP auch deinen vorhandenen Speicher.

  • Moin Sascha,


    interessant wäre vielleicht noch zu wissen, an wie vielen Tagen im Jahr und mit jeweils wie vielen kWh/Tag das E-Auto zu Hause geladen wird. Eine entscheidende Rolle spielt das allerdings nicht.


    Grundsätzlich käme bei Euch ohne Berücksichtigung der PV-Anlage (dazu später) eine Brennstoffzelle der 0,75 kW-Klasse (z.B. Viessmann Vitovalor) in Frage. Mit dem beachtlichen Wärme- und Warmwasserbedarf könnte so eine BZ bei Euch auf attraktive Jahreslaufzeiten (womöglich 7.000 Stunden) kommen. Sie würde dann ca. 5.300 kWh Strom im Jahr erzeugen, von denen schon ohne Stromspeicher ca. 3.300 kWh in den Eigenverbrauch gehen könnten. Mit Stromspeicher wären es die ganzen 4.400, wobei dafür schon ein viel kleinerer Stromspeicher (4 kWh oder so) völlig ausreichen würde. Und ein E-Auto könnte unter idealen Bedingungen zusätzlich vielleicht 8-900 kWh/Jahr aus einer Brennstoffzelle beziehen: Mehr wird es bestimmt nicht, wahrscheinlich wäre es weniger.


    (Ein größeres, motorisches BHKW wie das NeoTower 2.0 kommt nicht in Frage, weil weder der Wärme- noch der Stromverbrauch – auch nicht mit E-Auto – einen wirtschaftlichen Betrieb erlauben.)


    Andererseits erwarte ich, dass Ihr mit der PV-Anlage und dem geplanten Stromspeicher auch schon auf eine sehr hohe Autarkiequote kommen würdet. Die grobe Abschätzung mit Hilfe des "Unabhängigkeitsrechners" ergibt eine Eigenverbrauchsdeckung von 4.200 kWh, davon 1.800 kWh direkt und 2.400 kWh über den Speicher. Der Stromverbrauch der Warmwasser-WP ist hier noch nicht dabei, aber bei geschätzten 12 kWh/Tag Warmwasserverbrauch und einer Leistungszahl auch nur von 3 wären das zusätzliche 4 kWh/Tag. Mit dem Boliden von PV-Anlage müsste das jedenfalls im gesamten Sommerhalbjahr zusätzlich zum Hausverbrauch locker zu schaffen sein, selbst an regnerischen Tagen.


    Wenn Du zusätzlich zu PV-Anlage + Speicher eine Brennstoffzelle anschaffst, kämest Du selbstverständlich auf 100% Autarkie. Aber weil nun mal nicht mehr als 4.400 kWh Bezugsstrom substituiert werden können, ist zu erwarten, dass beide Anlagen gemeinsam eine wesentlich schlechtere Wirtschaftlichkeit hätten als jede Anlage für sich allein: Substituierter Bezugsstrom spart ca. 30 ct/kWh, substituierter PV-Strom bringt dagegen nur die EEG-Einspeisevergütung von ca. 8 ct/kWh und BZ-Strom im Schnitt ebenfalls 8 ct/kWh (ab dem 10. Jahr 4 ct/kWh).


    Nachdem die PV-Anlage ja offensichtlich "gesetzt" ist (einschließlich des m.E. völlig überdimensionierten Stromspeichers), rate ich von der Anschaffung einer Brennstoffzelle ab, und zwar unabhängig von der Frage des E-Autos.


    Stattdessen käme als Standardlösung natürlich eine Gas-Brennwerttherme in Frage. In Deinem speziellen Fall wäre m.E. als Alternative auch eine Pelletheizung überlegenswert: Die käme mit Euren anscheinend hohen Vorlauftemperaturen problemlos klar. Und eine Brauchwasser-WP mit PV-Strom wäre für eine Pelletheizung ein idealer Partner, weil Du auf diese Weise mindestens drei (mit Grundofen vielleicht sogar fünf) Monate im Jahr die Pelletheizung in Sommerurlaub schicken könntest. Das ist deswegen gut, weil eine Pelletheizung im extremen Teillastbetrieb nicht besonders gut arbeitet. Einer modernen Gastherme ist das relativ egal, die läuft dann halt nur seltener.


    Gruß, Sailor

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

  • Hm, ein wenig ernüchternd, aber eigentlich die zu erwartende Antwort.


    Aber wenn denn die "langweiligste" Lösung die wirtschaftlichste ist, ist das nunmal so.


    Pelletts hatte ich jetzt irgendwie nicht aufm Zettel. Weiß nicht, ob ich mir das antun möchte. Ich denke ich werde dann doch die Planung mit dem Gas Brennwertgerät vertiefen. Die Brauchwasserwärmepumpe, wenn da auch ein bißchen idealismus mitspielt, möchte ich aber noch nicht über Board werfen. Bleibt eigentlich nur noch die Frage nach dem Hersteller. Nachdem mich Buderus in Bezug auf die Ersatzteilversorgung, in meinem speziellen Fall, doch ein wenig enttäuscht hat, bin ich mir nicht sicher ob ich bei denen kaufen will...

  • Die Brauchwasserwärmepumpe, wenn da auch ein bißchen idealismus mitspielt, möchte ich aber noch nicht über Board werfen.

    Technisch und ökologisch wäre eine WW-WP in dieser Konstellation ideal – bleibt nur noch die Frage ob sie sich auch rechnet. Angenommen die WP hat eine Leistungszahl von 3 und Du betreibst sie ausschließlich mit PV-Strom für ca. 8 ct/kWh entgangene Einspeisevergütung, dann kostet Dich die Wärme aus der WP ca. 2,7 ct/kWh. Weiter angenommen der Erdgaspreis liegt mittelfristig bei 6 ct/kWh, dann würdest Du bei geschätzten 12 kWh/Tag WW-Verbrauch an jedem Tag, wo Du die WP betreibst, ca. 40 Cent sparen. Bei acht Monaten im Jahr Betriebszeit (das halte ich bei der großen PV-Anlage für möglich) wären das ca. 100 EUR/Jahr. Jetzt kannst Du anhand des Angebotes ausrechnen, wie lang Du die WP betreiben musst, um die Investition wieder hereinzuholen.

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

  • Die Brauchwasserwärmepumpe, wenn da auch ein bißchen idealismus mitspielt, möchte ich aber noch nicht über Board werfen.

    Technisch und ökologisch wäre eine WW-WP in dieser Konstellation ideal – bleibt nur noch die Frage ob sie sich auch rechnet. Angenommen die WP hat eine Leistungszahl von 3 und Du betreibst sie ausschließlich mit PV-Strom für ca. 8 ct/kWh entgangene Einspeisevergütung, dann kostet Dich die Wärme aus der WP ca. 2,7 ct/kWh. Weiter angenommen der Erdgaspreis liegt mittelfristig bei 6 ct/kWh, dann würdest Du bei geschätzten 12 kWh/Tag WW-Verbrauch an jedem Tag, wo Du die WP betreibst, ca. 40 Cent sparen. Bei acht Monaten im Jahr Betriebszeit (das halte ich bei der großen PV-Anlage für möglich) wären das ca. 100 EUR/Jahr. Jetzt kannst Du anhand des Angebotes ausrechnen, wie lang Du die WP betreiben musst, um die Investition wieder hereinzuholen.

    Naja, so sollte man das nicht sehen, ein Gas Heizung hat ja auch Anschaffungskosten

    DC gekoppeltes Eigenbau BHKW, Kubota D722 mit Sincro FB4-48/100

    3 Victron Multiplus2_5000, 42KWh Lifepo4 (48x 280Ah EVE Zellen, REC BMS)

    9,9 KWp PV, 2,7 KWp PV, 3,85KWp PV

    WP Panasonic Aquarea 9KW

    Smart Forfour EQ

  • Die braucht er ja in jedem Fall. Es ging hier nur um eine zusätzliche Brauchwasser-Wärmepumpe.

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

  • Da ich noch immer auf das Angebot vom HB warte würde mich dann doch noch mal interessieren, was mich so eine BSZ unterm Strich kosten würde. Anschaffungskosten findet man ja relativ schnell im Netz. Aber mit welchen zuschüssen könnte ich rechnen?


    PS: ne kaputte Heizung bei den Außentemperaturen ist zum kotzen!

  • Aber mit welchen zuschüssen könnte ich rechnen?

    • Für die Vitovalor gibt es EUR 9.300 KfW-Zuschuss.
    • Wie jeder BHKW-Betreiber bekommst Du den KWK-Bonus, entweder pauschal mit EUR 1.800 sofort, sonst 16 ct/kWh für eingespeisten und 8 ct/kWh für selbst verbrauchten Strom, aber begrenzt auf 30.000 VBh insgesamt und pro Jahr limitiert auf die jeweils ersten 3.500 VBh. Dadurch verteilt sich diese Förderung bei Einzelabrechnung über ca. acht Jahre.
    • Im laufenden Betrieb bekommst Du die Energiesteuer (EUR 5,50/MWh) auf das in der BZ verbrauchte Gas zurück.

    Übrigens hat Viessmann auch auf der Website einen Förderleitfaden.

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

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    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)