EFH mit Einligerwohnung, Öl auf BHKW?

  • Hallo, ich wohne im südlichen BW, grenznah zur Schweiz. Gerne würde ich Stromkosten senken, und was bietet sich da mehr an als das Heizöl auch noch in Strom zu verwandeln?

    Ein Bekannter hatte mal einen Dachs, hatte aber wohl nicht viel gute Erfahrung gemacht.

    Was kann man denn hier empfehlen?

    Haus ist ein renovierter Altbau ca. 1850. Isolation sicher noch ausbau-fähig, ist auch in Arbeit.

    Stromverbaucht ist auch im Standby relativ hoch, da 2 Informatiker hier wohnen die auch manche PCs haben.


    Die aktuelle Ölheizung hat 22KW.


    Viele Grüße

    David

  • Moin David,


    wie immer empfehle ich bei Anfragen dieser Art den Fragebogen auszufüllen. Mit den dort abgefragten Informationen tut man sich für eine Beratung leichter. Insbesondere ohne Daten oder wenigstens brauchbare Schätzungen zum Strom- und Wärmeverbrauch sowie zu den verfügbaren Energieträgern kann man hier schlicht nichts Vernünftiges dazu sagen.


    Gruß, Sailor

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

  • Guten Morgen Sailor,


    danke für die Antwort, und entschuldigung das ich mich nicht mehr eingelesen habe!


    Verbrauchsdaten

    Jährlicher Stromverbrauch: ca 3500 KWh

    Jährlicher Brennstoffverbrauch: ca 3000 lt (nicht 100% sicher hier)


    Derzeitige Heizung

    Energieträger der Heizung: Öl

    Alter und Typ der der Heiztechnik: Vaillant Kessel ca 8 Jahre alt

    Ist bereits eine Solarthermie vorhanden: Nein, geplant

    Vorhandener Heizungspufferspeicher und Größe: nein

    Art der Warmwasserbereitung und Vorratsvolumen: 200lt

    Gibt es ein besonderes Strom-/Wärmeverbrauchsverhalten: Etwas konstanter Strom wegen PCs

    Hydraulischer Abgleich durchgeführt: ?¿?

    Temperaturen der Heizkreise: Nicht genau bekannt, vermutlich ca 60 Grad

    Art der Heizkörper: Standard an der Wand


    Immobilie und Rahmendaten

    Beheizte Fläche, Anzahl Bewohner: 2 + 1 Einliegerwohnung, gesamt ca. 200qm

    Art und Baujahr der Immobilie: EFH + Einliegerwohnung, ca 1850, renoviert vor ca 8 Jahren

    Erfolgte Modernisierungen: Einiges isoliert, Dachstock aktuell im Ausbau inklusive mehr Isolation

    Weitere geplante Modernisierungen: -

    Zweiter Abgasstrang für BHKW frei: Wenn aktuelle Heizung ersetzt wird kann der Kamin genutzt werden? Sonst machbar

    Erdgasanschluss vorhanden oder möglich: Nein leider

    Zusammenschluss von Nachbarhäusern möglich: Vermutlich kein Interesse

  • Moin David,


    danke für die Daten, damit kann man jetzt wirklich was anfangen So richtig gute Nachrichten ergeben sich daraus aber nicht.


    Ich fürchte, dass in Deinem Fall eine KWK-Anlage keine gute Lösung wäre. Der Wärmebedarf würde das locker hergeben, aber der Stromverbrauch liegt mit 3.500 kWh an der unteren Grenze für einen wirtschaftlichen Einsatz selbst des kleinsten KWK-Gerätes am Markt, der Panasonic Brennstoffzelle mit 0,75 kW(el). Hinzu kommt, dass diese BZ in der Regel in Geräten wie Viessmann PT2 oder Senertec Dachs 0.8 verbaut wird, die mit Erdgas betrieben werden. Heizöl ist als Brennstoff für eine BZ absolut ungeeignet. Ohne die Möglichkeit für einen Erdgasanschluss bliebe daher nur die Alternative Flüssiggas. Hierfür gibt es m.W. am Markt nur ein KWK-Gerät von Sunfire, wo ebenfalls die Panasonic-BZ verbaut ist. Hier im Forum kenne ich keinen, der damit Erfahrung hat. Angeblich soll es aber mehr kosten als die Erdgas-Geräte.


    Nachdem Deine Ölheizung erst acht Jahre alt ist, der Stromverbrauch für eine Brennstoffzelle sowieso schon an der unteren Grenze zur Wirtschaftlichkeit liegt und eine Umstellung auf Flüssiggas eine beachtliche Zusatzinvestition zumindest für den LPG-Tank mit sich bringen würde, kann ich Dir eigentlich nicht raten so ein Projekt in Angriff zu nehmen. Übrigens würde sich auch die geplante Solarthermie mit einer Brennstoffzelle nur schlecht vertragen: Einige Hersteller wie Viessmann schließen einen Parallelbetrieb von BZ und ST grundsätzlich aus. Ob das für alle gilt (insbesondere das Sunfire-Gerät) weiß ich nicht, aber selbst im besten Fall würde eine ST im Sommer dazu führen, dass die BZ mangels Wärmebedarf mindestens ein Drittel des Jahres überhaupt keinen Strom produziert. Das würde die Wirtschaftlichkeit nochmals um einiges verschlechtern.


    An Deiner Stelle würde ich daher die – vermutlich technisch einwandfreie – Ölheizung erst mal weiter betreiben und abwarten, ob der technische Fortschritt in 10-15 Jahren vielleicht ganz neue, für Dich besser geeignete Lösungen bringt. Für die Stromerzeugung könntest Du Dir unterdessen schon mal eine PV-Anlage auf das Dach legen. Eine auf den Eigenverbrauch optimierte PV bräuchte bei Dir nicht größer zu sein als 4 kW(p), also hätte sie vermutlich auch neben der ST-Anlage Platz. Wenn nicht, würde ich eine PV-Anlage heutzutage für wichtiger halten als eine ST – es sei denn Du brauchst die ST um irgendwelche Förderkriterien zu erfüllen.


    Ob sich unter Deinen Bedingungen (hohe Grundlast durch Büroelektronik) ein Stromspeicher für die PV-Anlage womöglich ausnahmsweise rechnet, kann ich nicht beurteilen. Aber lass' Dir zur PV-Anlage keinen zusätzlichen Stromspeicher aufschwatzen bevor Du sicher bist, dass sich eine solche Zusatzinvestition auch wirklich lohnt.


    Gruß, Sailor

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

  • Hi Sailor,


    vielen vielen Dank! Das ist mal eine sehr gute und mMn kompetente Antwort!


    Somit kann ich nun gutes Gewissens das Projekt aufschieben bis sich hier etwas ändert.


    Die Heizung läuft soweit ohne Probleme (Holzklopf).


    Noch: Ein (gebrauchter) Dachs mit Öl wäre da kein einfacher Ersatz zum bestehenden Heizkessel?

  • Du wirst ein gebrauchtes BHKW nicht beim Netzbetreiber angemeldet bekommen da es die aktuellen Vorgaben nicht erfüllt.

    Die auf dem Markt befindlichen Geräte sind i.d.R. um die 10 Jahre und werden verkauft weil sie aus der Förderung sind. Alles was älter als ca. 2 Jahre ist erfüllt aber die neuen Vorschriften nicht.

    2005 Dachs HR 5.3 mit Kondenser 56.500 Betriebsstunden

    2007 Dachs RS 5.0 mit Kondenser 34.000 Betriebsstunden

    2008 PV 12,9 kWp Süd 30° Volleinspeisung

    2019 BYD 13,8 kW und 3 x Multiplus II-48 3000 35-32

    2019 PV 9,8 kWp Ost West 10° Überschusseinspeisung

    2021 3x Go e Charger Homefix 11kW

  • Danke, also gibt es erstmal Strom zu sparen, wie ich dank der Abrechnung der ENBW gerade erfahren habe sind wir nämlich bei 7000 KWh im 2020!

    Solar muss da wohl kommen denke ich.

    Schönen Tag zusammen!

  • 7000 KWh im 2020!

    Solar muss da wohl kommen denke ich.

    Oha, also 7000 kWh Stromverbrauch? Etwas weiter oben schriebst Du noch von 3.500?


    Strom sparen schadet da bestimmt nichts, und mit PV kannst Du auf alle Fälle auch schon mal anfangen. Wenn es aber bei den 7 MWh Verbrauch bleibt, passen die von mir empfohlenen 4 kWp nicht mehr, es sollten dann eher 7 kWp sein. Größer schadet auch nichts, wenn genug Platz da ist. Und eine PV-Anlage ist auch für ein wärmegeführtes BHKW, das also im Sommerhalbjahr eher wenig läuft, immer eine gute Ergänzung.


    Denn bei 7000 kWh Stromverbrauch – wenn es dabei bliebe – bekäme die Sache mit der KWK einen ganz anderen Hintergrund. In dem Fall und bei dem von Dir angegebenen Wärmeverbrauch würde ich normalerweise empfehlen, ein motorisches BHKW wie das neoTower 2.0 einzusetzen. Nur gibt es die heutzutage nicht mehr für Heizölbetrieb, und du müsstest deshalb beim BHKW auf Flüssiggas umstellen. Als Spitzenlastheizung (die Du in jedem Fall brauchst) würde rein technisch eine funktionierende Ölheizung ohne weiteres gehen, nur hättest Du dann das Gedöns mit zwei verschiedenen Brennstoffen und - was besonders lästig ist - auch mit zwei verschiedenen Brennstofftanks. Das müsstest Du Dir also gut überlegen.


    Ansonsten bleibt erstmal nichts als PV bauen und Strom sparen. Wenn die Ölheizung später mal anfängt zu schwächeln, solltest Du m.E. komplett auf Flüssiggas umstellen und dann – zusammen mit einer LPG-Therme – auch ein LPG-getriebenes BHKW anschaffen.

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

  • Ich sehe das ähnlich wie Sailor773, würde aber das Dach mit PV voll machen, Solarthermie würde ich komplett weg lassen. Im Winter bringt die nicht viel und im Sommer hast du mehr warm Wasser wie du verbrauchen kannst. Den Überschuss PV Strom bekommst du vergütet.

    DC gekoppeltes Eigenbau BHKW, Kubota D722 mit Sincro FB4-48/100

    3 Victron Multiplus2_5000, 42KWh Lifepo4 (48x 280Ah EVE Zellen, REC BMS)

    9,9 KWp PV, 2,7 KWp PV, 3,85KWp PV

    WP Panasonic Aquarea 9KW

    Smart Forfour EQ