Umstellung der 30 Jahre alten Ölheizung

  • Guten Morgen in die Runde,


    ich plane die alte Ölheizung durch ein BHKW zu ersetzen, da wir neben der Heizung auch den Stromverbrauch unseres größeren Einfamilienhauses abdecken wollen und ggfs die Anschaffung eines E- Autos planen.


    Zu den Daten des Hauses.....die beheizbare Fläche sind ca 200 m² , der tägliche Strombedarf liegt bei 10kw ( sind eben auch 6 Köpfe hier :) ) Die Befeuerung mit Öl soll bleiben.


    Welche Anlage käme hier in Betracht im Bezug auf Kosten/Nutzen ? Ist ein Stromspeicher sinnvoll, und falls ja, welche Größe müsste man hier in Betracht ziehen ?


    Danke schon erstmal für die Unterstützung.....bin halt noch Neuling auf dem Gebiet :)

  • Hallo,

    bei 200qm ist vermutlich der Wärmebedarf zu gering zum wirtschaftlichen BHKW-Betrieb.

    Außerdem haben Hersteller wie zB Senertec die Ölmaschinen bereits vor 2 Jahren eingestellt.


    Ne Alternative wäre ein Mot. BHKW mit Flüssiggas. Der Dachs mit 3 kw el. Leistung könnte da passen

  • Moin Vaddi,

    der tägliche Strombedarf liegt bei 10kw

    ich nehme an es geht um kWh. Das wären dann 3.650 kWh im Jahr, und nach Ersatz der alten Heizpumpe dürften es eher 3.500 kWh sein. Das ist selbst für sehr kleine BHKW's an der untersten Grenze einer möglichen Wirtschaftlichkeit.

    Die Befeuerung mit Öl soll bleiben.

    Heißt das, Du suchst ein BHKW mit Heizölantrieb? Vergiss' es. Was in dieser Hinsicht überhaupt noch am Markt ist, wäre für Deinen Strom- (und wahrscheinlich auch Wärme-) Bedarf viel zu groß.


    Jedes vernünftig ausgelegte BHKW – und insbesondere alle Brennstoffzellen – benötigt allerdings einen zusätzlichen Spitzenlastkessel, und womit der beheizt wird ist zunächst mal egal. Aber nachdem Dein alter Kessel offenbar ausgetauscht werden muss, wäre es m.E. irrsinnig, ein BHKW mit z.B. Erdgas als Brennstoff zu installieren, aber für die Spitzenlast einen neuen Ölkessel anzuschaffen. Die alte Heizung gehört daher in jedem Fall vollständig auf den Schrott.


    Wenn Du Zugang zu einem Erdgasanschluss hast und – trotz grenzwertiger Wirtschaftlichkeit! – KWK nutzen möchtest, könntest Du über eine Brennstoffzelle der 0,75 kW-Klasse nachdenken, d.h. eine Viessmann Vitovalor oder einen Dachs 0.8. Alles andere wäre für Euren Bedarf zu groß. Diese BZ kommen mit einer eingebauten Gas-Brennwerttherme für die Spitzenlast.


    Ohne Erdgasanschluss gäbe es neuerdings die Möglichkeit, eine Flüssiggas-BZ von Sunfire mit ebenfalls 0,75 kW einzusetzen. Bei ohnedies knapper Wirtschaftlichkeit würde ich das allerdings nicht unbedingt empfehlen, weil bei Flüssiggas sowohl die Investition (LPG-Tank!) als auch die Brennstoffkosten höher sind als bei Erdgas. Wie zuverlässig die Sunfire-Geräte arbeiten und was sie kosten, kann ich nicht sagen.

    ggfs die Anschaffung eines E- Autos planen

    Zum Thema BHKW und E-Auto muss man sich vor Augen halten, dass für EFH geeignete BHKW's oder gar Brennstoffzellen in der Regel nur einen kleinen Beitrag zum Laden leisten können. Bei einer BZ mit 0,75 kW bleiben z.B. nachts bei einer Haus-Grundlast von ca. 100 W (für Kühlgeräte etc.) etwa 0,65 kW Leistung fürs E-Auto übrig. Wenn man nur in der Nacht, und zwar aus der Schuko-Steckdose (2,3 kW) lädt, kommen so maximal 30% des Ladestroms aus der BZ. Bei einer 11 kW Wallbox wären es 6%. Im Idealfall eines Pendlerautos, das an 230 Tagen im Jahr von 22:00h bis 06:00h mit 2,3 kW aus der Steckdose geladen wird (d.h. es würden jede Nacht ca. 18 kWh geladen, die dann für etwa 80-100 km reichen) kämen etwa 1.200 kWh aus der Brennstoffzelle – unter der Voraussetzung, dass die BZ auch im Sommer nachts läuft. In der Realität würde ich deshalb eher mit 800 kWh fürs E-Auto rechnen. Zusammen mit Eurem Hausverbrauch von 3.500 kWh könnte das ausreichen, um eine Brennstoffzelle über die Schwelle der Wirtschaftlichkeit zu schieben. Aber mehr ist definitiv nicht drin.

    Ist ein Stromspeicher sinnvoll, und falls ja, welche Größe müsste man hier in Betracht ziehen ?

    Meiner Meinung nach ist ein Stromspeicher – insbesondere in Zusammenarbeit mit einer Brennstoffzelle – nur begrenzt sinnvoll und jedenfalls derzeit nicht wirtschaftlich. Wenn Du Geld übrig hast, solltest Du es an Stelle eines Stromspeichers für eine PV-Anlage ausgeben. Die ist (vorausgesetzt es gibt ein geeignetes Dach) eigentlich immer sinnvoll und wirtschaftlich. Und für ein wärmegesteuertes BHKW oder eine 0,75 kW BZ wäre eine PV-Anlage eine gute Ergänzung, weil sie im Sommer tagsüber Strom liefert, wenn ein BHKW bzw. die BZ wegen des dann geringen Wärmebedarfs wenig läuft.


    Für die Größe von PV-Anlagen und ggf. zugehörigen Stromspeichern kenne ich die Faustregel "Gesamtstrombedarf in MWh/Jahr (bei Dir also 4) gleich PV-Leistung in kW(peak) gleich Speichergröße in kWh". Angesichts heutiger Preise und Einspeisevergütungen kann man die PV-Anlage ggf. ruhig auch größer bauen. Einen Speicher als Ergänzung zu einer Brennstoffzelle (mit oder ohne PV-Anlage) würde ich – wenn überhaupt – nachträglich anschaffen und dann so dimensionieren, dass er in den acht Monaten, wo die BZ durchläuft, den in dieser Zeit anfallenden Bezugsstrombedarf in der Regel abdeckt. Meiner Meinung nach würde dafür ein kleinerer Speicher als 4 kWh ausreichen. Aber nachdem keine Eile besteht (die Speicherpreise sind derzeit zu hoch, werden aber jedes Jahr niedriger) würde ich das an Deiner Stelle nicht schätzen sondern messen.


    Gruß, Sailor

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

  • Wenn Du Zugang zu einem Erdgasanschluss hast und – trotz grenzwertiger Wirtschaftlichkeit! – KWK nutzen möchtest, könntest Du über eine Brennstoffzelle der 0,75 kW-Klasse nachdenken, d.h. eine Viessmann Vitovalor oder einen Dachs 0.8. Alles andere wäre für Euren Bedarf zu groß. Diese BZ kommen mit einer eingebauten Gas-Brennwerttherme für die Spitzenlast.

    Erstmal herzlichen Dank für die ausführlichen Infos, die mir sehr weitergeholfen haben. In welcher Preisliga spielen denn die beiden genannten Geräte ?

    Meiner Meinung nach ist ein Stromspeicher – insbesondere in Zusammenarbeit mit einer Brennstoffzelle – nur begrenzt sinnvoll und jedenfalls derzeit nicht wirtschaftlich. Wenn Du Geld übrig hast, solltest Du es an Stelle eines Stromspeichers für eine PV-Anlage ausgeben. Die ist (vorausgesetzt es gibt ein geeignetes Dach) eigentlich immer sinnvoll und wirtschaftlich. Und für ein wärmegesteuertes BHKW oder eine 0,75 kW BZ wäre eine PV-Anlage eine gute Ergänzung, weil sie im Sommer tagsüber Strom liefert, wenn ein BHKW bzw. die BZ wegen des dann geringen Wärmebedarfs wenig läuft.

    Auch das war schon eine Überlegung, da wir über 50m² Garagendachfläche verfügen, die derzeit ungenutzt ist.


    Aber vielen Dank schon mal bis hierher :thumbup:

  • Eine Frage am Rande : Warum war geplant Heizöl beizubehalten, liegt etwa (noch) kein Erdgas an ?

    Die Arbeiten für den Anschluss zum Haus belaufen sich auf ca 5000 Euro, daher die Überlegung. ?(

  • ok das ist ne Hausnummer, und der Gasnetzbetreiber bietet auch bei Umstellung von Öl keinen Bonus? Denn egal ob BZ oder ein etwas größeres BHKW mit kürzeren Laufzeiten zum E-Auto laden - Erdgas ist Pflicht.

  • In welcher Preisliga spielen denn die beiden genannten Geräte ?

    Die Vitovalor PT2 wird zu Preisen um 26.500 bis 28.500 EUR brutto angeboten. Kosten für Installation und Gasanschluss kommen hinzu. Ich nehme an, dass der Dachs in einer ähnlichen Größenordnung liegt. Die KfW-Förderung beträgt für beide Geräte EUR 9.400.

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

  • Die Vitovalor PT2 wird zu Preisen um 26.500 bis 28.500 EUR brutto angeboten. Kosten für Installation und Gasanschluss kommen hinzu. Ich nehme an, dass der Dachs in einer ähnlichen Größenordnung liegt. Die KfW-Förderung beträgt für beide Geräte EUR 9.400.

    sailor, danke für die Info :)

  • Keine Ursache.


    Ich sehe übrigens gerade, dass ich mich oben vertippt habe: Die Förderung beträgt EUR 9.300.

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)