270 m² EFH (1980Bj) mit Pool/Whirlpool, Verbrauchswerte nicht zu ermitteln: Vitovalor PA2?

  • Mein Mann und ich sind dabei ein Einfamilienhaus aus 1980 mit 270 m² Wohnfläche (vollunterkellert) zu kaufen. Im Keller befindet sich ein Pool mit 50 m³ Volumen (nachgerüstet 1995), wir würden uns außerdem gerne einen Whirlpool anschaffen.

    Bisher wurde das Haus (ehemaliger Eigentümer hat bei einem Energieversorger gearbeitet und hatte ihnen Sondertarif) ausschließlich Strom als Energieträger zur Warmwasserbereitung genutzt. Auf der gesamten Wohnfläche liegt eine wasserführende Fußbodenheizung, in den Bädern wird Warmwasser durch Untertischgeräte bereitgestellt. Dies würden wir ebenfalls gerne ändern und Leitungen von der Zentralheizung zu den Bädern legen.

    Durch die sehr spezielle Stromheizung gibt es keine aussagekräftigen Unterlagen zu den Verbrauchswerten. Die alte Heizung arbeitete scheinbar alles andere als energieeffizient und hatte einen Jahresverbrauch von Sage und Schreibe 50.000 kWh. Ich habe jetzt viel dazu recherchiert, kann aber einfach keine einigermaßen verlässliche Schätzung erstellen.

    Wir schwanken nun bei der neuen Heizungsanlage zwischen einer Brennstoffzellenheizung in Kombination mit einer Gasbrennwertheizung oder einer Kombination aus Gasbrennwertheizung und Wärmepumpe.

    Zu der ersten Option wurde uns eine Viessmann Vitovalor PA2 mit Vitocell 140-E Pufferspeicher in Kombination mit einem Vitodens 200-W Gasbrennwertheizungsgerät vorgeschlagen. Ich bin mir zum einen unsicher, ob das die richtige Heizform ist und zum anderen frage ich mich, ob diese Heizungsanlagen Kombination überhaupt ausreichend ist, um dem Warmwasser und Strom bedarf eines so großzügigen Einfamilienhauses mit Pool und Whirlpool zu decken. Habe hier im Forum noch von der Bluegen-Heizung gelesen, die ja mit 13.000kWh den 9000kWh der Vitovalor klar überlegen ist. Die Vitovalor hat ja aber durch die Ruhezeiten nur eine effektive Produktion von ~6000kWh, wie sieht es mit der Bluegen aus? Hat jemand konkrete Erfahrungswerte mit der Bluegen? Viessmann ist ja doch auch schon seit langer Zeit eins der marktführenden Unternehmen im Bereich von Heizungsinstallationen, wie ist es mit der Bluegen-Heizung?

    Ich würde mich sehr freuen, wenn ich hier Hilfe zu den Fragen finden würde. Bin absoluter Laie auf dem Gebiet und im Moment sehe ich den Wald vor lauter Bäumen nicht...

    Viele Grüße


    Heizungsinteressent

  • Die alte Heizung arbeitete scheinbar alles andere als energieeffizient und hatte einen Jahresverbrauch von Sage und Schreibe 50.000 kWh.

    Strom zu verheizen ist an sich ineffizient, aber eine ineffiziente Stromheizung gibt es nicht. Alles, was durch den Zähler geht, wird am Ende Wärme. Selbst was als Licht, Waschmaschine oder Kochherd verbraucht wird. D. h. Du kannst davon ausgehen, dass der Heizbedarf dem Zählerstand entspricht, abzüglich dessen, was Du auch zukünftig in Form von Strom zuführst.

    Lesen gefährdet die Dummheit! Denken gefährdet Vorurteile!
    Der geistige Horizont mancher Menschen hat einen Radius von NULL. Das nennen sie dann Standpunkt.

  • Viessmann ist ja doch auch schon seit langer Zeit eins der marktführenden Unternehmen im Bereich von Heizungsinstallationen

    Das bezieht sich jetzt nicht auf Viessmann sondern ganz allgemein. Nur weil jemand Heizungen bauen kann heist das noch lange nicht das er auch KWK kann. Also nicht von Brenner oder Thermen Herstellern mit jahrzehnten Erfahrung annehmen das sie mit ihren KWK Produkten auch so viel Erfahrung haben.

    Ich bin mir zum einen unsicher, ob das die richtige Heizform ist und zum anderen frage ich mich, ob diese Heizungsanlagen Kombination überhaupt ausreichend ist, um dem Warmwasser und Strom bedarf eines so großzügigen Einfamilienhauses mit Pool und Whirlpool zu decken

    Da du komplett Fußbodenheizung hast könnte auch eine Wärmepumpe interessant sein. Welche Vorlauftemperaturen hat denn die Heizung.

    Nein die BSZ alleine ist nicht ausreichend deshalb wurde dir ja eine "Spitzenlasttherme" dazu Angeboten, die sollte dann natürlich ausreichend dimensioniert sein.

    Habe hier im Forum noch von der Bluegen-Heizung gelesen, die ja mit 13.000kWh den 9000kWh der Vitovalor klar überlegen ist. Die Vitovalor hat ja aber durch die Ruhezeiten nur eine effektive Produktion von ~6000kWh, wie sieht es mit der Bluegen aus?

    Die Bluegen kann und muss durchlaufen, die neue kann aber inzwischen modulieren. Um hier eine Empfehlung geben zu können müsste man deinen Stromverbrauch ohne Heizung abschätzen können. Ich vermute bei Solarthermie für das Schwimmbad, sowie Heizung und Warmwasser über Gas könnte dein Stromverbrauch bei 6000 kWh liegen. Das wäre beim Bluegen etwas wenig.


    Meine erste Einschätzung ohne genauere Zahlen wäre möglichst viel PV, für das Schwimmbad ausreichend Solarthermie und für den Rest eine BSZ, ob die Bluegen besser ist hängt von dem Stromverbrauch ab, der aber durch die PV ja bereits reduziert wäre. Hast du denn ein geeignetes Dach ?

    2005 Dachs HR 5.3 mit Kondenser 56.500 Betriebsstunden

    2007 Dachs RS 5.0 mit Kondenser 34.000 Betriebsstunden

    2008 PV 12,9 kWp Süd 30° Volleinspeisung

    2019 BYD 13,8 kW und 3 x Multiplus II-48 3000 35-32

    2019 PV 9,8 kWp Ost West 10° Überschusseinspeisung

    2021 3x Go e Charger Homefix 11kW

  • Die alte Heizung arbeitete scheinbar alles andere als energieeffizient und hatte einen Jahresverbrauch von Sage und Schreibe 50.000 kWh.

    Ich lese das so, dass die 50.000 kWh nur für die Stromheizung angefallen sind. Das wären 185 kWh/m2 im Jahr. So ein Wert ist für den Gesamtwärmebedarf eines 1980er Hauses völlig normal. Wenn da auch die Energie für die Poolheizung mit enthalten ist, wäre das insgesamt sogar "sparsam" zu nennen. Ich halte es daher schon für sinnvoll, die 50.000 kWh als Anhaltspunkt für den Gesamtwärmebedarf zu nehmen. Wenn das mein Haus wäre, würde ich als erstes über weitere Maßnahmen zur energetischen Sanierung nachdenken. Aber das ist Eure Sache und spielt übrigens für die von Dir genannten Alternativen kaum eine Rolle.


    Unabhängig davon ist der Einsatz von Strom als Direktheizung ein Fossil aus der Zeit, als man Kernkraft für die Lösung unserer Energieprobleme gehalten hat. Dass Ihr einen Ersatz sucht, ist deshalb schon mal richtig.:thumbup:


    Was wir leider nicht wissen, ist der voraussichtliche Strombedarf Eures Haushaltes (also ohne Heizung und WW-Bereitung). Deshalb ist es schwierig, hier eine Empfehlung für eine KWK-Lösung abzugeben. Eine Brennstoffzelle wie die Viessmann Vitovalor mit 0,75 kW(el) und einer Jahresproduktion in Eurem Fall von vielleicht 4.500-5.000 kWh könnte sich ab einem Haushaltsstrombedarf von ca. 4.000 kWh rechnen. Falls er wesentlich darunter liegt, würde ich die Finger von KWK lassen. Eine BlueGen Brennstoffzelle erzeugt pro Betriebsstunde die doppelte Strommenge (1,5 kWh). Weil sie das ganze Jahr über durchläuft, erzeugt sie gut 13.000 kWh Strom im Jahr. Das wäre für einen normalen Haushalt völlig überdimensioniert. Empfehlen könnte man sie bei einem Stromverbrauch von mindestens 7000, besser 8000 kWh.

    Wir schwanken nun bei der neuen Heizungsanlage zwischen einer Brennstoffzellenheizung in Kombination mit einer Gasbrennwertheizung oder einer Kombination aus Gasbrennwertheizung und Wärmepumpe.

    Einen zukünftigen Stromverbrauch von mindestens ca. 4.000 kWh vorausgesetzt, käme eine Viessmann PT2-Brennstoffzelle in Frage. Die PT2 hat eine eingebaute Brennwerttherme, die man – zusätzlich zu den 1,1 kW(th) aus der BZ selbst – mit Leistungen von 11,4 bis 30,8 kW bekommen kann. Bei Eurem Haus würde ich die Heizlast bei Auslegungstemperatur grob auf 20-25 kW schätzen: Genaueres muss der Heizungsbauer wissen, der Euch den Umbau anbietet. Wahrscheinlich würde daher schon die ET25 ausreichen, sonst nehmt Ihr halt eine ET32. Eine zusätzliche (weitere) Gastherme ist auf keinen Fall erforderlich.


    Sofern der Stromverbrauch bei weniger als ca. 4.000 kWh liegt, kann die Kombi Brennwertheizung plus Wärmepumpe gerade in einem unsanierten Haus – zumal mit niedrigen Vorlauftemperaturen wegen der FBH – durchaus Sinn machen. Die WP hätte dann eine Heizleistung von maximal 50% der Nennheizlast und würde bivalent betrieben werden. Das bedeutet, bis herunter auf ca. 0-5°C heizt die WP allein. Bei niedrigeren Temperaturen übernimmt die Gasheizung entweder ganz (bivalent-alternativ) oder deckt die Spitze ab (bivalent-parallel). Das macht v.a. deswegen Sinn, weil wohl nur eine Luft-WP in Frage kommt. Die hat bei niedrigen Temperaturen einen schlechten Wirkungsgrad, was in einem energetisch unsanierten Haus doch einiges ausmacht.


    In beiden Fällen würde ich – soweit ein geeignetes Dach vorhanden ist – zusätzlich eine Photovoltaik-Anlage empfehlen. Bei der Brennstoffzelle liefert eine PV im Sommer (wo eine Vitovalor nur wenig läuft) tagsüber Strom. Und bei der Wärmepumpe kann insbesondere im Sommerhalbjahr ein ordentlicher Anteil des Stroms aus der PV bereitgestellt werden: Auf das Gesamtjahr bezogen vielleicht ein Drittel, bei bivalent-alternativem WP-Betrieb vielleicht auch mehr. Und wenn die WP gleichzeitig die Schwimmbadheizung übernimmt (so dass auch im Sommer ein höherer Wärme- und damit Strombedarf da ist), sieht die Bilanz nochmals günstiger aus. Lediglich im Zusammenspiel mit einer BlueGen würde ich eine PV-Anlage nicht empfehlen.

    Habe hier im Forum noch von der Bluegen-Heizung gelesen, die ja mit 13.000kWh den 9000kWh der Vitovalor klar überlegen ist. Die Vitovalor hat ja aber durch die Ruhezeiten nur eine effektive Produktion von ~6000kWh, wie sieht es mit der Bluegen aus? Hat jemand konkrete Erfahrungswerte mit der Bluegen?

    Hier ist einiges durcheinander geraten. Die 13.000 kWh der BlueGen stimmen. Die Vitovalor könnte dagegen – selbst wenn sie wie die BlueGen 8.760 Stunden im Jahr durchlaufen würde – maximal 6.200 kWh Strom im Jahr erzeugen. De facto kommt sie selbst bei einem großen Wärmebedarf wie bei Euch wohl eher auf 6-7000 Betriebsstunden mit 4.500 bis 5.000 kWh Stromerzeugung. Von "9.000" kWh kann daher überhaupt keine Rede sein.

    Die hohe Stromerzeugung bringt aber nur etwas, wenn ihr auch einen ordentlichen Anteil davon selbst verbrauchen könnt. Für (überschüssigen) ins Netz eingespeisten Strom bekommst Du heutzutage weniger Vergütung als Dich das dafür anteilig eingesetzte Erdgas kostet. Für einen normalen Haushaltsverbrauch wäre eine BlueGen (die ja auch mehr Geld kostet als eine Vitovalor, und anders als diese eine zusätzliche Gastherme benötigt) daher völlig überdimensioniert.


    Sofern Du dennoch mehr über die BlueGen erfahren möchtest, ist KaJu74 hier im Forum m.E. der mit der längsten Erfahrung. Lies Dir mal KaJu's Beiträge vor allem hier durch: Generell hat er offenbar gute Erfahrungen mit seiner BlueGen gemacht, allerdings mit einem weit höheren Stromverbrauch als Otto Normalverbraucher, einem Boliden von Stromspeicher sowie großer PV-Anlage und Tesla.


    Gruß, Sailor

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)