Wärmepumpe vs. Wärmeparkett

  • Hallo Zusammen


    ich stehe gerade vor einer Heizungsentscheidung für ein Haus mit derzeit 35m2 Grundfläche. Es soll maximal mit einem Raum ca. 12m2 erzweitert werden. Heizlast ca. 6-7 KW. Dach (südseitig) ist ebenfalls ausgebaut. Fenster werden ausgetauscht & später auch gedämmt. Ziel ist dort zumindest teilweise fix wohnen zu können (2-3 Personen) - also kein reines Wochenendhaus. Ausgeschlossen ist Gas, Fernwärme und Pellets.


    Zur Auswahl stehen folgende Varianten:


    Variante 1

    - Luft/wasser split wp bwl 1s mit Fußbodenheizung Variotherm

    - Kaminofen (z.B. https://www.justus-kaminofen.de/kaminofen-faro-2)

    - später Solarthermie


    Variante 2

    - Wärmeparkett (http://wärmeparkett.at/)

    - Kaminofen (z.B. https://www.justus-kaminofen.de/kaminofen-faro-2)

    ____


    Sonstige Überlegungen:


    Wir haben uns den Wärmeparkett in einem 120 m2 Haus angeschaut. Dort wurden für die Heizung Stromkosten von 100 Euro im Monat aufgewendet. Auf den ersten Blick scheint dies sehr gut zu funktionieren.


    Insbesondere bei Variante 1 könnte man einen Kaminofen mit Wassertasche nehmen und hätte mit einer kleinen Solarthermieanlage eine gute Kombination.


    Die Baukosten sind bei der Variante 1 um einiges höher, dafür vermutlich die Betriebskosten günstiger. Wobei bei so einem kleinen Haus, die Betriebskosten bei beiden Varianten vermutlich bezahlbar sind.


    Praktisch ist bei Variante 2, dass es sofort warm wird und der Einbau einfacher ist und insbesondere weniger Platz benötigt.


    Es würde mir sehr helfen, ein paar Hinweise und Tipps zu bekommen.


    vielen Dank und lg

    Martin

  • Um da richtig was rechnen zu können müssten die Annahmen genauer getroffen werden.

    Man bräuchte konkrete Kosten(annahmen) für die Baumaßnahmen und eine Annahme,

    wie viel Wärme übers Jahr aus dem Ofen produziert werden soll / kann und was von

    der Fußbodenheizung kommt.


    Auf so Aussagen wie "die brauchen ca. 100€ im Monat", würde ich nichts geben. Ich habe

    einen Bekannten, der rechnet mir vor, dass seine elektrische "infrarot-Heizung" nur 10% mehr

    kostet, als eine Gasheizung.


    Nebenbei ergeben 100€ pro Monat in 10 Jahre auch €12.000, was bei einer WP auf

    ca. 1/3 reduziert würde.


    Meine Meinung:

    Ich hab noch nie gesehen dass eine Kostenkalkulation über 20 Jahre eine Stromheizung

    rechtfertigen würde, ganz unabhängig von der Ökologie. Und Strom wird aller Wahrscheinlichkeit

    nach teurer, weil das (entgegen allen Beteuerungen) politisch so gewollt ist.


    Nun bin ich kein Dogmatiker und sehe es schon als sinnvoll an, in Ausnahmefällen Strom zu verheizen,

    z.B. wenn wirklich sehr wenig Wärmebedarf zusammenkommt. Aber systematisch Strom als reguläre

    Heizung zu sehen geht mir fundamental gegen den Strich (meine persönliche Meinung)


    Auch zur Solarthermie habe ich ein gespaltenes Verhältnis. Wenn eine WP da ist, würde ich immer

    PV vorziehen.

    Lesen gefährdet die Dummheit! Denken gefährdet Vorurteile!
    Der geistige Horizont mancher Menschen hat einen Radius von NULL. Das nennen sie dann Standpunkt.

  • Moin Martin,


    ich nehme an die 6-7 kW Heizlast beziehen sich auf das erweiterte Gebäude, also mit insgesamt (35+12=) 47 Quadratmeter. Aber auch für 47 qm finde ich 6-7 kW Heizlast extrem hoch. Zum Vergleich: Unser Zweifamilienhaus mit 380 Quadratmetern kommt gerade mal auf eine Heizlast von 15 kW, und das ist nach den Vorschriften von 2003 gebaut worden. Nach der aktuellen EnEV wären es wahrscheinlich 10 kW.


    Wenn das 120 m2 Haus, das Du mit dem Wärmeparkett gesehen hast, mit 100 EUR pro Monat auskommt, so entspricht das bei einem günstigen Stromtarif etwa 400 kWh Stromverbrauch pro Monat. 400*12 macht 4800 kWh Heizwärmebedarf im Jahr oder 40 kWh pro Quadratmeter im Jahr. Wahrscheinlich war das ein KfW 70 Haus oder besser. Du kannst Dir ja mal vom Energieberater ausrechnen lassen was es kosten würde, Dein kleines Anwesen auf einen vergleichbaren Standard aufzurüsten.


    Wie dem auch sei, ein ständig beheiztes Haus mit 6-7 kW Heizlast könnte m.E. im Jahr grob geschätzt 11-12.000 kWh reine Heizwärme verbrauchen (ohne Warmwasser). Mit einer reinen Stromheizung entspricht das Kosten von rund 3.000 EUR pro Jahr nur für Heizung. Mit einer Wärmepumpe (JAZ = 3) wären es EUR 1.000. Jetzt kannst Du mit Hilfe Deiner Angebote selbst ausrechnen, wie lang Du eine WP betreiben musst um die Mehrinvestition (minus allfällige Förderung - für das Wärmeparkett gibt's bestimmt keine) über eingesparte Stromkosten wieder hereinzuholen. Ich nehme an nicht lang.


    Anders wäre es, wenn das Haus nur eine Sommerwohnung sein soll und die Heizung zwischen Oktober und März im Wesentlichen auf Frostschutz laufen soll, außer vielleicht drei Tage im Winter für eine Sylvesterparty. Da könnte sich eine Investitions-kostengünstige Direktstrom-Heizung lohnen und wäre auch keine ganz so extreme ökologische "Triebtat" wie in einem ganzjährig beheizten Gebäude.


    Was die Solarthermie betrifft: Für die reine Warmwasserversorgung finde ich eine ST nicht schlecht (habe selbst eine seit 1979, siehe Signatur). Für die Heizungsunterstützung ist eine ST dagegen nur bedingt geeignet, weil sie nun mal gerade in den Wintermonaten mit dem höchsten Wärmeverbrauch kaum was beiträgt.


    Deswegen könnte ich mir bei einem reinen Sommerhaus-Betrieb vorstellen, dass die Kombination Solarthermie (dimensioniert für die reine TWW-Bereitung) plus Wärmeparkett (im Winterhalbjahr auf Frostschutz 5°C gestellt) mit vergleichsweise geringen Stromkosten auskäme. Wenn noch Platz auf dem Dach ist, würde ich den Rest mit PV belegen, um im Sommer für die Bewohner tagsüber Strom zum Eigenverbrauch zu erzeugen.


    In einem ständig bewohnten Gebäude würde ich dagegen die Wärmepumpe nehmen und die ST weglassen. Die WP kann im Sommer auch TWW mit vergleichsweise gutem Wirkungsgrad herstellen. In dem Fall ist eine PV-Anlage auf der gesamten Fläche (soweit geeignet) jedenfalls besser und würde auch zum Betrieb der WP etwas beitragen, wenn auch nicht allzu viel.


    Gruß, Sailor

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

  • Super vielen Dank Sailor773. Das hilft mir sehr weiter! Die Heizlas wäre für 35m2 Grundfläche & Dachausbau & Zubau. Da das Haus auch im Winter bewohnbar sein sollte, werde ich woll die Wärmepumpe nehmen. Die ST ist für die Heizung im Winter nicht geeignet, das ist mir klar. Es wäre für Warmwasser beziehungsweise für die Übergangszeit als Heizungsunterstützung gedacht. Das Haus ist im Weinbaugebiet und extrem sonnig. Wir haben hier maximal 2-3 Wochen wirklich Winter und eigentlich keinen Schnee. Von der daher haben uns bis jetzt sowohl Installateure und Energieberater empfohlen, die Sonne zu nutzen.

  • Wir haben hier maximal 2-3 Wochen wirklich Winter und eigentlich keinen Schnee. Von der daher haben uns bis jetzt sowohl Installateure und Energieberater empfohlen, die Sonne zu nutzen.

    Die Sonne nutzen solltest Du auch. Aber in Verbindung mit einer WP ist eine PV-Anlage sinnvoller als eine ST-Anlage. Voraussetzung ist natürlich, dass das Dach für eine PV-Anlage geeignet ist.

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)