Vitovalor PT2 vernünftig und rentabel in ungedämmtem Altbau?

  • Hallo zusammen, ich hoffe euch allen geht es gut!

    ich melde mich hier übers Forum, da ich inzwischen den Glauben an kompetente Heizungsbauer in unserer Gegend verloren habe.

    Bei uns steht eine Heizungssanierung an und bereits im letzten Jahr habe ich erste Infos bzgl Brennstoffzelle gesammelt, die ich sehr interessant fand.

    Als es dann aber ans Planen über einen Energieberater und diverse Heizungsbauer ging, gingen die Meinungen entweder stark auseinander oder Nachfragen offenbarten, dass oft kein fundiertes Wissen bzgl. der empfohlenen Anlage gab. Aber BZ schlossen alle aus.

    Letzte Woche hatten wir nun wieder Besuch eines Heizungsinstallateurs. Er hat als erster wieder eine BZ ins Spiel gebracht, allerdings bei Nachfragen bzgl. Energieeinsparung, Vergütung, BZ -Verfahren, ... keinen souveränen Eindruck hinterlassen. Das hat mich nun veranlasst hier nach Hilfe zu suchen.


    Wir wohnen in einem kleinen Einfamilienhaus und haben, wie angedeutet, inzwischen diverse Empfehlungen für unser Projekt.

    • Gas Brennwert mit kleiner Solartherme wegen EEG Gesetz in BW
    • Gas Brennwert mit 10m² Solartherme wegen staatl. Förderung 40%
    • Pelletheizung (Förderung 45%)
    • Bis vor kurzem war klar, dass wir uns auf Pellets stürzen


    Und seit heute ist wieder BZ in Form von Vitovalor PT2 im Rennen.


    Seit einigen Tagen bin ich nun am Rechnen, kann aber viele Punkte bzgl. Rentabilität gegenüber einer Pelletsheizung nicht richtig fassen.

    Die Anschaffungskosten einer BZ (nach Abzug der Förderungen) liegen um ~10000€ über dem einer Pelletsheizung - nicht zuletzt wegen des horrenden Preises von ca. 8000€ für 7m Gasanschluss.


    Meine Fragen beziehen sich hier auf rein ökonomische Gesichtspunkte, die ökologische Seite wird familienintern zur Genüge diskutiert;-)


    Sparen wir auf dauer so viel Strom bzw. Gas gegenüber Pellets ein, dass sich diese Art lohnt?

    • Mich würde interessieren welche Werte für die Stromerzeugung übers Jahr bzw. über die "8 kalten" und "4 warmen" realistisch sind und welcher Anteil realistischerweise als Eigenbedarf gerechnet werden kann.
    • Wie viel thermischen Energiebedarf deckt in unserem Fall die Brennstoffzelle ab und welcher Gasverbrauch fällt dafür für die BZ an. Interessanterweise habe ich nirgendwo gefunden wie viel Gas die BZ für ihren Betrieb benötigt.
    • Wie ist das in den warmen Monaten: läuft da die BZ durch aber mit einer niederen Last?
      • Wenn ja, wie viel Strom erzeugt sie dann
      • Oder wird sie abgeschalten und WW wird nur über die Gastherme erzeugt
    • Ist es von Vorteil die KWK Vergütung sofort in Anspruch zu nehmen oder Abrechnung von Einspeisung/Eigenbedarfentgelt, ... separat zu machen ( da steig ich gar nicht durch)

    Gegenüber Pellet sollte ich also für eine Amortisation innerhalb 10 Jahren auf eine Ersparnis (Strom + Gas) von 1000 € / Jahr kommen.



    Aber eventuell kommt nachdem ihr diese Daten lest auch von Eurer Seite ein kategorisches "Nein" zur BZ.

    Ich bin gespannt.


    Verbrauchsdaten

    Jährlicher Stromverbrauch: 4000 kWh

    Jährlicher Brennstoffverbrauch: 20 000 kWh Tendenz steigend + 5000 kWh über Schwedenofen (bleibt bestehen)


    Derzeitige Heizung

    Energieträger der Heizung: Öl

    Alter und Typ der der Heiztechnik: Niedertemperatur BJ 1988

    Ist bereits eine Solarthermie vorhanden: nein

    Vorhandener Heizungspufferspeicher und Größe: keiner vorhanden

    Art der Warmwasserbereitung und Vorratsvolumen: Ölbrenner 250 l

    Gibt es ein besonderes Strom-/Wärmeverbrauchsverhalten:

    Hydraulischer Abgleich durchgeführt:nein

    Temperaturen der Heizkreise: max. Vorlauf ~ 70°? Rücklauf (keine Idee) evtl.~ 40° ?

    Art der Heizkörper: Plattenheizkörper


    Immobilie und Rahmendaten

    Beheizte Fläche, Anzahl Bewohner: 125m² / 5 Personen (2 Erw. + 7, 13, 15 Kinder)

    Art und Baujahr der Immobilie: Altbau BJ 1932

    Erfolgte Modernisierungen: Vorbesitzer: Dachsanierung inkl. Dämmung (2001) + Kunststofffenster (ohne Keller) 2009

    Weitere geplante Modernisierungen: Heizungsanlage

    Zweiter Abgasstrang für BHKW frei: nein

    Erdgasanschluss vorhanden oder möglich: möglich, in der Straße verlegt aber sautauer (von Stadtseite 8000€)

    Zusammenschluss von Nachbarhäusern möglich: nein


    Ich habe für mich mal folgendes Überschlagen:

    • Sept-Mai:
      • Wärmeerzeugung:
        • BZ 5300 kWh
        • Therme: 12000 kWh
      • Strom: 1
        • 6 kWh / Tag --> ~3800 kWh --> 2300 Eigenbedarf
      • Energiekosten Gas:
        • BZ ~ 150€ (Grundlage Prospekt Viessmann: Erzeugung 1kWh Strom kostet 2,31 ct)
        • Therme ~ 630€
    • Juni - Aug:
      • Wärme: BZ ?


    Wie falsch liege ich da? Das wäre interessant



    Vielen Dank allen die das alles lesen und sich auch noch weiter Gedenken und die Mühe machen diese mitzuteilen.


    Bon

  • Moin Bon,

    Ich habe für mich mal folgendes Überschlagen:

    ...

    Wie falsch liege ich da? Das wäre interessant

    Ich glaube, dass Du da eher vorsichtig kalkuliert hast. Nach meiner Rechnung (siehe angehängte Tabelle) halte ich insgesamt sogar 7.000 Betriebsstunden für erreichbar. Dabei kämen ca. 5.200 kWh Strom heraus, von denen Du geschätzt ca. 3.000 kWh selbst verbrauchen könntest. Das ist angesichts eines (grenzwertigen) Gesamtverbrauchs von 4.000 kWh so schlecht nicht. ABER: Die jährliche Gesamteinsparung liegt laut Tabelle halt nur bei knapp EUR 700 (über 20 Jahre geschätzt eher bei EUR 600), und das liegt weit unter den EUR 1.000/Jahr, die nach Deiner Angabe erforderlich wären um das Projekt im Vergleich zum Pelletkessel wirtschaftlich zu machen. Du könntest jetzt noch in den gelben Feldern die für Dich zutreffenden Daten eintragen, aber ich fürchte, dass dabei nichts wesentlich anderes herauskommt. (Die Zeilen 88-89 sind dagegen für Dich nicht aussagefähig, weil Deine Alternative nicht eine Gastherme ist sondern ein Pelletkessel.)


    Noch ein paar Detail-Antworten:

    Wie ist das in den warmen Monaten: läuft da die BZ durch aber mit einer niederen Last?

    Sie läuft nicht mit geringerer Last durch, sondern schaltet sich einmal am Tag für mehrere Stunden ab. In dieser Zeit beziehst Du den Strom vollständig aus dem Netz.

    Ist es von Vorteil die KWK Vergütung sofort in Anspruch zu nehmen oder Abrechnung von Einspeisung/Eigenbedarfentgelt, ... separat zu machen ( da steig ich gar nicht durch)

    Bei dem erwarteten relativ hohen Eigenverbrauchsanteil rate ich zur Pauschalvergütung. Was man hat, das hat man. Außerdem wird möglicherweise die KWK-Zulage zukünftig auf 3.500 Vollbetriebsstunden pro Jahr begrenzt: Da bräuchtest Du wahrscheinlich mehr als zehn Jahre, bis die Einzelabrechnung überhaupt einen Vorteil bringt.


    Unterm Strich läuft das Ganze jedenfalls wirtschaftlich wohl eher auf den Pelletkessel hinaus.


    Gruß, Sailor

    Dateien

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

  • Hallo bon_scott!

    Mich würde interessieren welche Werte für die Stromerzeugung übers Jahr bzw. über die "8 kalten" und "4 warmen" realistisch sind und welcher Anteil realistischerweise als Eigenbedarf gerechnet werden kann.

    Neben Sailors Werten kannst Du auch hier Werte sehen.

    Prüfe, ob die dazugehörigen Immobilien und Nutzer mit Deiner/Dir vergleichbar sind.


    Über diesen Link 9441 906 - 3 DE 05/2018 lädst Du Dir ein Viessmann Prospekt herunter. Ab Seite 25 werden auch Vitovalor Erzeugungszahlen über ein Jahr dargestellt.

    Ich halte Sailors Werte vor allem im Sommer für zu optimistisch.


    Sie läuft nicht mit geringerer Last durch, sondern schaltet sich einmal am Tag für mehrere Stunden ab.

    Sorry Sailor,


    ist so nicht ganz richtig. Sie läuft so lange, wie der WW-Speicher Wärme aufnehmen kann und schaltet sich dann ab. Wenn der Warmwasserverbrauch so ist, dass wieder eine 2-stündige Laufzeit möglich ist, dann schaltet sie sich wieder ein.


    Rein theoretisch könnte bei entsprechender Warmwasserentnahme die untere Hälfte des WW-Speichers schon in Minuten wieder die Startbedingung (Temperaturdifferenz oben zu unten) erreicht haben. Somit könnte die BSZ in ca. 1h wieder hochgelaufen sein. Das habe ich zwar noch nicht ausprobiert, aber aus dem theoretischen Verständnis heraus ist das möglich. Dies macht sie aber maximal 2 Mal in 24h.

    Die obere Speicherhälfte lädt der Spitzenlastkessel/Brenner/Therme nach eingestelltem Sollwert. Die untere Speicherhälfte lädt die BSZ bis die Rücklauftemperatur >50°C ist. Das gibt eine Speichertemperatu von über 60°C. Deshalb auch die Empfehlung in der Planungsanleitung einen Verbrühungsschutz einzubauen.


    Gruß

    Loule

  • Moin Loule,

    Ich halte Sailors Werte vor allem im Sommer für zu optimistisch.

    Ich auch. :)

    Deshalb habe ich vorsichtshalber schon mal einen (rein willkürlichen) Korrekturfaktor von minus 10% in die Tabelle eingebaut.


    Besser wäre es aber natürlich, wenn man die Tabelle mit echten Laufzeiten und Verbrauchsdaten "eichen" könnte. Nützlich wäre dafür, wenn ich von Dir und/oder anderen Vitovalor-Betreibern eine Schätzung des tatsächlichen Jahres-Heizwärmebedarfs, des Warmwasserbedarfs sowie die tatsächlichen BZ-Laufzeiten pro Monat – insbesondere in den Sommermonaten – bekommen könnte.


    Edit: Ich stelle gerade fest, dass im anderen Thread eine solche Tabelle bereits existiert. Zwei Fragen dazu:

    a) Da sind ein paar Werte drin, die ich nicht verstehe, z.B. Stromerzeugung im März 2020 = 670 kWh: Mehr als 530 kWh sind pro Monat doch eigentlich nicht möglich. Lag das am Ablesedatum?

    b) Kannst Du eine Schätzung zu Eurem Warmwasserverbrauch geben (wie viel und wie warm)?


    Zu Deiner Beobachtung beim Warmwasserverbrauch habe ich noch eine Frage. Kann man bei der Vitovalor durch Einstellung einer größeren Spreizung bei den TWW-Temperaturen eine besseres Laufzeitverhalten erreichen? Bei unserem Vitotwin war die Werkseinstellung für die Spreizung beim TWW 2 K, d.h. beispielsweise Nenntemperatur 60°C und Einschalttemperatur 58°C. Das hat zu einem sehr unökonomischen Taktbetrieb geführt. Wir haben dann die Spreizung auf 10 K erhöht (d.h. Einschalttemperatur 50°C) und damit erreicht, dass nur noch ein-bis maximal zweimal am Tag TWW erwärmt wird. Würde so etwas auch bei der Vitovalor gehen, oder hat die eine andere Einschaltlogik?


    Gruß, Sailor

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

    Einmal editiert, zuletzt von sailor773 ()

  • Sei gegrüßt Sailor!

    Besser wäre es aber natürlich, wenn man die Tabelle mit echten Laufzeiten und Verbrauchsdaten "eichen" könnte.

    Das finde ich gut. :thumbup: Da macht es gleich nochmal mehr Spass die Tabelle zu pflegen.

    Ich hoffe, dass die anderen PT2-Nutzer diese Tabelle auch weiterhin regelmäßig befüllen. Es würde mich auch freuen, wenn so der eine oder andere PT2-Nutzer noch hinzukommen würde.

    a) Da sind ein paar Werte drin, die ich nicht verstehe, z.B. Stromerzeugung im März 2020 = 670 kWh:

    Das sind h [Stromerzeugung BSZ in h (pro Monat)], keine kWh.


    b) Kannst Du eine Schätzung zu Eurem Warmwasserverbrauch geben (wie viel und wie warm)?

    Mein Warmwasserverbrauch entsteht aktuell durch 5 Erwachsene und 2 Kindern (4/0,5 Jahre). Die Warmwassermenge wird von mir jeden Monat erfasst. Im Schnitt waren das im Jahr 2019 5,6 2,7 m³ (5 Erw./1 Kind).

    Der Maxwert mit 6,9 3,4 m³ war im März April.

    Der Minwert mit 4,7 2,0 m³ im August.


    Der Sollwert (gilt für ca. die Hälfte des Speichers = 110Liter und wird durch Spitzenlastkessel geladen) ist auf 48°C eingestellt. Die BSZ lädt den unteren Teil des Speichers immer dann, wenn der Heizkreis keine Wärme abnimmt bzw. die Rücklauftempereratur > 48°C und die untere Speichertemperatur < 55°C ist. Überschreitet die untere Speichertemperatur die obere, dann wird durch die BSZ der komplette Speicher mit 220 Liter über Schwerkraft geladen, bis die Rücklauftemperatur BSZ > 50°C ist. Dann erreicht der WW-Speicher auch über 60°C.

    Ist also recht schwierig die Energiemenge zu bestimmen.


    Kann man bei der Vitovalor durch Einstellung einer größeren Spreizung bei den TWW-Temperaturen eine besseres Laufzeitverhalten erreichen?

    Im Prinzip nein. Wenn man aber den Sollwert für den oberen Speicher herunter nimmt, bleibt mehr deltaT zum Erwärmen für die BSZ übrig. Ist wieder das Thema Komforteinbusen unter Vitovalor PT2 - Verbrauchs-/ Erzeugungszahlen von Beitrag #162 bis #182.


    Ich habe in der Viessmann-Community versucht herauszufinden, warum der eingestellte Sollwert für die oberen Speichertemperatur nie erreicht wird. Die Auskunft war dort, dass es eine feste Hysterese von 4K gibt. Das ungewöhnliche ist, dass die Einschalttemperatur für den Spitzenlastkessel bei Solltemperatur minus 8K und die Ausschalttemperatur bei Solltemperatur minus 4K liegt. Warum das so ist, habe ich nicht hinterfragt. Das heißt aber für die Berechnung der Wärmemenge darf nicht die Solltemperatur genommen werden, sondern Solltemperatur minus 6K.


    Und einen Sollwert für die BSZ gibt es nicht. Die lädt den Speicher nur, wenn keine Heizkreisanforderung ansteht (im Sommer halt immer) und wenn die Temperatur so sind wie oben beschrieben und das so lange, bis die Rücklauftemperatur überschritten wird.


    Ich werde mal eine weitere Spalte mit dem Warmwasserverbrauch in die Tabelle einpflegen. Vielleicht wird die von den PT2-Nutzern auch befüllt. Ich wollte auch schon die erforderliche Energiemenge näherungsweise errechnen. Meine Motivation war aber noch nicht groß genug.


    In dieser Hinsicht waren bei der Vitotwin alle Informationen da. Die Menge der Betriebsdaten, die Möglichkeit des Loggings, die Einflussnahme auf das Betriebsverhalten über mehrere Parameter vermisse ich bei der PT2 schon sehr. Bei der 300P war zumindest dass Logging vorhanden. Jetzt fliegt man fast blind und die wenigen Daten über die Vicare sind teilweise auch noch unplausibel. Hab aber keine Lust mehr am Feldtest teilzunehmen.


    Gruß

    Loule

    2 Mal editiert, zuletzt von Loule () aus folgendem Grund: WW-Verbrauch korrigiert.

  • Hallo zusammen,

    und vielen Dank an Sailor und Loule für die schnelle Einschätzungen und in meinen Augen kompetenten Antworten. Das habe ich so ein bisschen auf befürchtet. Die Tabellen sind sehr interessant und zeigen mir, dass ich mit meinen Überschlagszahlen nicht ganz aus dem Ruder laufe. Werde da mal mit meine Daten experimentieren. Aber ihr diskutiert schon in anderen Sphären.

    # Sailor: Mit der Tabelle und seinen Parametern werde ich eine Weile beschäftigt sein

    #Loule: Insbesondere die Werte von MA könnten m.E. interessant sein, allerdings fehlen da eben noch viele Werte und im Vergleich zu deinen Werten ist der Verbrauch an Gas von MA doch deutlich erhöht.



    Vielleicht kann ich von euch oder anderen Forenmitgliedern noch eine Einschätzung bzgl. Solartherme in Kombination mit Pellet vs. Brennstoffzelle haben.

    Ich habe die naive Vorstellung, dass uns die BSZ (bei geringem Gasverbrauch) auch in den Sommermonaten einen nicht unerheblichen Beitrag zum Warmwasser liefern kann (evtl. auch überschüssiger Strom zur WW Erzeugung nutzen?)

    Meine Frau hat die schöne Vorstellung, dass die Sonne im Sommer unser Brauchwasser erwärmt und wir somit ~ ab April die Heizung aus (Pellet) ist.

    Hier bin ich aber bzgl. der Wirtschaftlichkeit bei einer Investition von ~10000 € skeptisch.

    Finanziell würden somit beide Anlagen mit ca. 28 000€ zu Buche schlagen (Fördermittel + Wartungsvertrag BSZ einberechnet).


    Würde sich hier nicht die Kombination aus Strom und Wärme einer BSZ eher rechnen, als eine Ersparnis von 300~400€ WW Erzeugung im Jahr über Solartherme?


    Viele Grüße

    Bon


    p.s.: Mein Kopf raucht mit Umrechnungen. Aber: Auch wenn ich mich jetzt als Nullchecker oute.

    Mit dem Wert I38 komme ich nicht klar. Wie kommt der Faktor 2,2 zustande? In Summe kommt bei einem Energierbedarf von ~23000 kWh ein Gasverbrauch (Brenner und BZ) von 32000kWh heraus.

  • Hallo bon_scott!


    Insbesondere die Werte von MA könnten m.E. interessant sein, allerdings fehlen da eben noch viele Werte

    Die PT2 von Marco1981 wurde erst im Oktober 2019 in Betrieb genommen und deswegen sind da noch nicht viele Werte vorhanden und im April hat er die Gasverbrauchswerte vergessen. Es ist allerdings ein ZFH mit wesentlich mehr beheizter Fläche im Gegensatz zu Dir. Wenn das noch stimmt, was in der Tabelle steht, fährt er eine Heizkennline von 1,1 mit Niveau 11. Das entspricht 39°C Vorlauf bei einer Aussentemperatur von +20°C und bei 0°C ist es ein Vorlauf von 64°C. Insofern geb ich Dir recht, dass es mit Deiner Vorlauftemperatur von 70°C am ehesten zu vergleichen ist. Es wundert mich allerdings ein bisschen, dass er bei diesen hohen Vorlauftemperaturen trotzdem diese Laufzeiten erreicht.


    Hätte bei dieser Kennlinie vermutet, dass die BSZ öfters wegen Überschreitung der Rücklauftemperatur abschaltet.

    Vermutlich hat er eine andere hydraulische Anbindung als ich.


    im Vergleich zu deinen Werten ist der Verbrauch an Gas von MA doch deutlich erhöht

    Der höhere Gasverbrauch liegt daran, dass er im Gegensatz zur mir eine Warmwasserzirkulation hat und er fährt höhere Raum- und WW-Temperaturen. Muss ja eine Auswirkung auf den Gasverbrauch haben.


    Gruß

    Loule

  • Moin Bon,

    Mit dem Wert I38 komme ich nicht klar. Wie kommt der Faktor 2,2 zustande?

    ganz einfach, das ist (laut technischen Daten) der Gasverbrauch der Brennstoffzelle (also ohne Zusatztherme) in kWh pro Betriebsstunde. Daraus werden 1,1 kWh Wärme und 0,75 kWh Strom erzeugt, mit einem Gesamtwirkungsgrad (Hs) von ca. 84%.

    Meine Frau hat die schöne Vorstellung, dass die Sonne im Sommer unser Brauchwasser erwärmt und wir somit ~ ab April die Heizung aus (Pellet) ist.

    Realistisch ist nach meiner Erfahrung etwa Mitte Mai bis Mitte September (also immerhin vier Monate), wobei das je nach Jahr extrem unterschiedlich sein kann. Und wenn man nicht gerade einen Wochenspeicher mit 2000 Litern installiert hat, sind 100% Abdeckung in dieser Zeit nicht zu schaffen: Dafür gibt es in unserem Klima doch zu häufig über mehr als einen Tag Schlechtwetter. Mit unserer 14 qm Süd-Anlage und 5 Personen an einem 750l-Solarspeicher kommen wir im Juni bis August im Schnitt auf ca. 96% Solar-Abdeckung, im Mai und September auf ca. 90%. Den Rest erzeugt seit 2012 unser BHKW, davor eine 6 kW Nachtstrom-Heizbirne im Solarspeicher.


    Technisch halte ich eine Kombi Pelletkessel plus Solarthermie für nicht dumm, weil die ST den Pelletkessel in der Zeit entlastet, wo er für TWW in extremer Teillast arbeiten müsste und wahrscheinlich einen ziemlich lausigen Wirkungsgrad hat. Aber was sich da (einschließlich der unterschiedlichen Förderungen) besser rechnet, kann ich Dir auch nicht sagen.

    Ich habe die naive Vorstellung, dass uns die BSZ (bei geringem Gasverbrauch) auch in den Sommermonaten einen nicht unerheblichen Beitrag zum Warmwasser liefern kann

    Hierzu würde ich auf die Erfahrungswerte in @Loule's Tabelle verweisen. Nimmt man hier die Monate Juni bis August 2019 (wo jedenfalls bei uns kein Heizbedarf für die Raumheizung angefallen ist) so ergibt sich bei seiner Anlage (LO) folgendes Bild:


    Gasverbrauch Brennstoffzelle: 42+25+31= 98 m3, entspricht etwa 980 kWh. Davon ist gemäß technischen Daten die Hälfte in die Wärmeerzeugung (also TWW) gegangen, d.h. 490 kWh.

    Gasverbrauch Therme: 6+5+1= 12 m3, ca. 120 kWh, vollständig für TWW.

    Daraus errechnet sich ein Abdeckungsgrad der BZ für TWW in den drei Sommermonaten von ungefähr 490/(490+120)= 80%.


    Beim User "ME" errechnet sich nach derselben Methode ein Abdeckungsgrad von (440/(440+30)= 94%.


    Die Daten von "BR" für Juni-August sind m.E. nicht zur Auswertung geeignet, da die BZ hier anscheinend mindestens zwei Monate lang nicht gelaufen ist.


    Werte für ein Jahr aus zwei Anlagen machen natürlich noch keine Statistik, aber im Sommer mit 80-90% Abdeckung des TWW-Bedarfs aus der Brennstoffzelle zu rechnen ist wahrscheinlich nicht verkehrt.

    (evtl. auch überschüssiger Strom zur WW Erzeugung nutzen?)

    Vergiss' es. Dafür ist die eingebaute Gastherme da.


    Gruß, Sailor

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

  • Nochmals hallo und danke für die vielen Zahlen und Erläuterungen. Es kommt Licht ins Dunkel.

    Nochmal eine Veständnisfrage:

    Diese Grafik habe ich der Planungsanleitung von Viessmann entnommen:

    Wenn ich das so lese, dass bei 2,25 kWh Primärenergie 82,5% genutzt werden und 17,5% verschwinden.

    Dann sind davon wiederum 33,4% nicht 0,75kWh Strom und 49,1% nicht 1,1 kWh Wärme.

    Wie seht ihr das?


    Grüße

    Bon

  • Dann sind davon wiederum 33,4% nicht 0,75kWh Strom und 49,1% nicht 1,1 kWh Wärme.

    Wie seht ihr das?

    Von 2,25 kWh Primärenergie (= Erdgasverbrauch) gehen 17,5% in die Umwelt. Weitere 49,1% werden in Wärme umgewandelt (1,1 kWh) und 33,4% in Strom (0,75 kWh). Stimmt doch. Alle Prozentzahlen beziehen sich auf den Ausgangswert von 2,25 kWh!


    Die Zahlen auf der rechten Seite der Graphik sind also OK. Eher könnte man über die linke Seite streiten. Der dort angegebene Wirkungsgrad entspricht wohl dem Durchschnitt des deutschen Kraftwerkparks. Aber da sind auch viele uralte schrottreife Braunkohle-Mühlen dabei. Moderne Erdgaskraftwerke erreichen immerhin Wirkungsgrade von 60% bezogen auf den Heizwert, das wären bezogen auf den Brennwert (mit dem korrekterweise die Vitovalor gerechnet wurde) ca. 54%.


    Man könnte stattdessen auch die Klima-Effekte vergleichen:

    Bei der Verbrennung von Erdgas entstehen ca. 180g CO2 pro kWh Energiegehalt (Brennwert). Die Vitovalor emittiert somit pro Betriebsstunde 2,25*180= 405g CO2. Rechnet man jetzt für den Wärmeanteil (1,1 kWh) eine Gutschrift in der Höhe, die sonst bei der Verbrennung in einer modernen Brennwert-Gastherme emittiert würde, so wären das 1,1/0,98*180= 202g CO2. Auf die reine Stromerzeugung der Vitovalor entfallen somit (405-202)/0,75= 270g CO2 pro kWh. Zum Vergleich: Der deutsche Strommix (d.h. einschließlich aller erneuerbaren Stromerzeuger) lag 2019 bei etwas mehr als 400g CO2/kWh. Modernste Erdgaskraftwerke schaffen ca. 330g CO2/kWh.

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

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