Heizungssanierung in Altbau-MFH mit dezentraler WW-Bereitstellung

  • Hallo liebe Foren-Experten!

    Ich stehe vor der Erneuerung der Heizung in einem 3-Familienhaus, Altbau 1918, 1992 saniert, ungedämmt, mit dezentraler Warmwasser-Bereitstellung mittels Durchlauferhitzer.

    Nun interessiere ich mich für die Heizungserneuerung und liebäugle mit einem Blockheizkraftwerk bzw. einer Brennstoffzelle. Dabei beschäftigen mich einige Fragen:

    • Eignet sich eine Brennstoffzelle?
    • Was sind in meinem Anwendungsfall die Kriterien der Bewertung, um zwischen Brennstoffzelle oder BHKW zu entscheiden?
    • Wann lohnt sich ein Stromspeicher
    • Gibt es für meinen Fall eine Beispielrechnung der Wirtschaftlichkeit online, welche ich nachvollziehen kann?
    • Sind ganz andere Heizungsvarianten sinnvoll?
    • Was geschieht mit der Abwärme im Sommer? (Heize lediglich 2-3 Monate nicht, da der Altbau selbst im Sommer recht kalt ist (Oft muss die Heizung im Mai noch an sein und im August geht es schon wieder los)
    • Wie kann abgerechnet werden (WW und Heizung, Strom) ? - ich würde gerne den entstandenen Strom selber nutzen und an die Mieter günstig verkaufen

    Zusätzlich zu den u.a. Daten folgende Rahmenbedingungen:

    • PV möchten wir ungern wegen der Dachästhetik (wir hätten ein großes Süddach)
    • Zentrale Warmwasserversorgung möchte ich vermeiden, da die neue Verrohrung massive Eingriffe bedeuten würden und 2 Wohnungen (eine bewohne ich selber) vermietet sind.
    • Erdgasanschluss würde ich legen lassen.


    Verbrauchsdaten

    Jährlicher Stromverbrauch: 10.000 kWh

    Jährlicher Brennstoffverbrauch: 4000 Ltr. Heizöl (40.000 kWh)


    Derzeitige Heizung

    Energieträger der Heizung: Öl

    Alter und Typ der der Heiztechnik: 1992

    Ist bereits eine Solarthermie vorhanden: Nein

    Vorhandener Heizungspufferspeicher und Größe: keiner

    Art der Warmwasserbereitung und Vorratsvolumen: 1 Wohnung 200 Ltr Boiler, 2 Wohnungen Durchlauferhitzer elektronisch

    Gibt es ein besonderes Strom-/Wärmeverbrauchsverhalten: siehe oben

    Hydraulischer Abgleich durchgeführt: Nein

    Temperaturen der Heizkreise: 70°C Vorlauftemperatur

    Art der Heizkörper: Radiatoren


    Immobilie und Rahmendaten

    Beheizte Fläche, Anzahl Bewohner: 360 qm, 2 + 2Kinder/ 2 plus 1 Kind / 2 plus 1 Kind

    Art und Baujahr der Immobilie: Jugendstil Villa, Bj 1918

    Erfolgte Modernisierungen: 1992, Fenster isoliert

    Weitere geplante Modernisierungen: keine

    Zweiter Abgasstrang für BHKW frei: Ja

    Erdgasanschluss vorhanden oder möglich: Nicht vorhanden, aber möglich

    Zusammenschluss von Nachbarhäusern möglich: Nein


    Nun danke ich im Voraus für jeden, der sich die Zeit und Motivation nimmt hier zu antworten. Ich bin oft begeistert von der Hilfsbereitschaft von Menschen. Bleibt gesund!


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  • Ich würde bei dem Stromverbrauch erstmal PV installieren, ist um einiges Wirtschaftlicher als Brennstoffzelle oder BHKW.

    DC gekoppeltes Eigenbau BHKW, Kubota D722 mit Sincro FB4-48/100

    3 Victron Multiplus2_5000, 42KWh Lifepo4 (48x 280Ah EVE Zellen, REC BMS)

    9,9 KWp PV, 2,7 KWp PV, 3,85KWp PV

    WP Panasonic Aquarea 9KW

    Smart Forfour EQ

  • Moin Sautix,

    Eignet sich eine Brennstoffzelle?

    Das Hauptproblem bei Deinem Projekt scheint mir zu sein, dass Du die m.E. vorsintflutliche WW-Bereitung mit Durchlauferhitzer nicht aufgeben möchtest. Die 10.000 kWh Stromverbrauch würden zwar theoretisch für eine große Brennstoffzelle (BlueGen) oder ein BHKW wie das neoTower 2.0 ausreichen. Aber so ein Durchlauferhitzer zieht 20 kW oder mehr, und das bedeutet, dass maximal 10% (im Durchschnitt wohl eher 5%) des Stromverbrauchs für Warmwasser aus einem BHKW oder einer Brennstoffzelle gedeckt werden könnten. Bei insgesamt sechs Erwachsenen und vier Kindern fürchte ich, dass mehr als die Hälfte der genannten 10.000 kWh in die TWW-Bereitung geht. Der Stromverbrauch im Haushalt läge dann bei 5000 kWh oder weniger, und das würde gerade mal den wirtschaftlichen Betrieb einer kleinen Brennstoffzelle (Vitovalor o.dgl.) erlauben. Die am Markt angebotenen BHKW's wären dafür schon zu groß.


    Technisch wäre mit dem Hersteller zu klären, ob die Brennstoffzelle das aushält, wenn (z.B. in einem Sommer wie letztes Jahr) das Gerät mangels Wärmebedarf womöglich Monate lang nicht läuft.

    Was sind in meinem Anwendungsfall die Kriterien der Bewertung, um zwischen Brennstoffzelle oder BHKW zu entscheiden?

    Die Berantwortung erübrigt sich, da für geschätzte 5000 kWh Strombedarf (oder weniger) außer einer Vitovalor (oder einem vergleichbaren Gerät) kein am Markt angebotenes BHKW in Frage kommt. Anders wäre das erst ab einem Verbrauch von ca. 8000 kWh Strom (ohne den Bedarf für die TWW-Bereitung).

    Wann lohnt sich ein Stromspeicher

    Überhaupt nicht, jedenfalls nicht zu heutigen Bezugsstrom- und Speicherpreisen. Und Durchlauferhitzer aus einem Stromspeicher zu betreiben kannst Du vergessen, außer Du baust eine ausrangierte Batterie aus einem Tesla ein. Die bringt solche Leistungen.

    Gibt es für meinen Fall eine Beispielrechnung der Wirtschaftlichkeit online, welche ich nachvollziehen kann?

    Ich habe hier für die Vitovalor schon öfter eine Excel-Tabelle angehängt, du kannst sie in anderen Threads in diesem Unterforum finden. Ich weiß nur nicht, ob das Rechenschema für einen Fall ohne den Wärmebedarf für TWW noch ordentlich funktioniert (und bin zu faul dazu das jetzt zu überprüfen).


    Bei der Wirtschaftlichkeit musst Du auch noch berücksichtigen, dass beim Verkauf von BZ-Strom an Dritte (Mieter) nach heutiger Gesetzeslage die volle EEG-Umlage abzuführen ist. Einschließlich Umsatzsteuer ergibt das eine Zusatzbelastung in Höhe von ca. 8 ct/kWh, was i.d.R. für jede Wirtschaftlichkeitsrechnung tödlich ist. Nun kann der Betreiber zum "Ausgleich" eine Förderung nach dem Mieterstrom-Gesetz beantragen, aber ich weiß weder wie das geht noch was das bringt, und habe das deswegen auch in der Tabelle nicht berücksichtigt. (Das Gleiche würde übrigens auch gelten, wenn Du Strom aus einer PV-Anlage an die Mieter liefern möchtest.)

    Sind ganz andere Heizungsvarianten sinnvoll?

    Wenn Du das Haus nicht energetisch sanieren möchtest, kommt eine Wärmepumpe jedenfalls nicht in Frage: Dafür ist die Vorlauftemperatur zu hoch. Bei dem beachtlichen Wärmebedarf wäre aber evtl. ein Pelletkessel möglich, dem ist die Vorlauftemperatur egal. Solarthermie fällt aus, da keine zentrale WW-Bereitung geplant ist. Ansonsten bleibt nur eine normale Brennwerttherme.

    Was geschieht mit der Abwärme im Sommer? (Heize lediglich 2-3 Monate nicht, da der Altbau selbst im Sommer recht kalt ist (Oft muss die Heizung im Mai noch an sein und im August geht es schon wieder los)

    So lange keine (Ab-)Wärme benötigt wird, läuft ein BHKW (oder auch eine Vitovalor-BZ) halt nicht und liefert dann natürlich auch keinen Strom. Nur bei einer BlueGen BZ wäre das anders. Die läuft durch, und wenn im Sommer keine Wärme benötigt wird, geht die Abwärme ungenutzt über Dach. Der Wirkungsgrad geht dann auf ca. 50% zurück.

    Wie kann abgerechnet werden (WW und Heizung, Strom) ? - ich würde gerne den entstandenen Strom selber nutzen und an die Mieter günstig verkaufen

    Beim Strom solltest Du die einschlägigen Vorschriften des Mieterstrom-Gesetzes beachten, ansonsten bist Du bei der Preisgestaltung frei. Ich würde (weil ja immer auch Zukaufstrom dabei ist) einen Mischpreis anbieten und dabei z.B. einen Cent unter dem Preis der vor Ort verfügbaren günstigsten Anbieter bleiben.


    Bei der Wärme ist das Problem, dass Du nicht wie sonst üblich einfach nach Kosten abrechnen kannst. Die Kosten der Stromerzeugung müssen herausgerechnet werden, und dafür gibt es viele Methoden mit unterschiedlicher Fairness und Sinnhaftigkeit. Die wegen der Einfachheit gern genommene Aufteilung nach erzeugten Kilowattstunden führt zu unangemessen hohen Kosten für die Wärme (und damit vermutlich zu Stress mit den Mietern). Wissenschaftlich korrekt könntest Du die Gesamtkosten nach der Exergie-Methode von gunnar.kaestle aufteilen (siehe dort). Eine andere Möglichkeit wäre, die Kosten für die (ohnedies vorhandene) Spitzenlasttherme gesondert zu ermitteln und auf den Gesamt-Wärmeverbrauch hochzurechnen. Oder Du könntest ggf. den in Deiner Stadt geltenden Fernwärmepreis ansetzen (wenn es sowas gibt), oder den durchschnittlichen Fernwärmepreis in Deutschland lt. Energiedaten des BMWi. Am Ende des Tages ist das Verhandlungssache: Egal welche Methode man nimmt, sie muss für die Mieter jedenfalls fair und nachvollziehbar sein.


    Abschließend erlaube ich mir in diesem besonderen Fall zur Diskussion zu stellen, statt all dieser komplexen Sachen eine einfache Gastherme einzubauen und das so gesparte Geld besser in die energetische Sanierung des Gebäudes zu stecken. Dafür kann man heutzutage beachtliche Förderungen abgreifen, evtl. zusätzlich maßvoll die Miete erhöhen und muss sich im Anschluss nicht mit der ganzen Abrechnungs-, Steuer- und sonstigen Bürokratie beschäftigen, die an einem BHKW in einem vermieteten Gebäude hängt (ganz zu schweigen vom Mieterstromgesetz).


    Gruß, Sailor

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

  • Mal ein paar Dinge von meiner Seite:


    - Grundsätzlich ist bei dem Bedarf von 10.000 kWh p.a. mit dem BLUEGEN eine Wirtschaftlichkeit durchaus möglich, wie einer der Vorredner schon schrieb ist jedoch die Grundlast ausschlaggebend.

    - Mieterstrom ist vom Aufwand und den Abgaben her so komplex, dass sich meist nicht lohnt. Besteht die Option die Wohnungen warm/pauschal zu vermieten?

    - Zum Thema Durchlauferhitzer: Es wäre natürlich auch eine Möglichkeit die thermische Energie in die Brauchwasservorwärmung einzuführen. So sind die Durchlauferhitzer ein Stück weit entlastet...

  • Mieterstrom ist vom Aufwand und den Abgaben her so komplex, dass sich meist nicht lohnt.

    Ich habe mich aus gegebenem Anlass mal schlau gemacht und zu meiner eigenen Überraschung festgestellt, dass das Mieterstromgesetz überhaupt nur für Strom aus PV-Anlagen gilt. Es gibt zwar Überlegungen, KWK-Strom hier mit einzubeziehen, aber auf aktueller Basis gibt es hier für BHKW-Betreiber nichts zu holen.


    Es ist auch fast egal, weil die "Förderung" selbst für Strom aus PV-Anlagen so mickrig ist, dass man das Thema schlicht vergessen kann. Nach dem, was man im Internet darüber findet, haben das alle anderen auch erkannt: Jedenfalls sieht es so aus, als ob der ohnedies schon kleingeistige "Deckel" von 500 MW bisher nicht mal zu einem Prozent ausgeschöpft wurde. Diese gesetzgeberische Missgeburt einer energiepolitisch überforderten GroKo muss als (erwartungsgemäß) vollständig gescheitert angesehen werden, und es lohnt sich nicht, weitere Worte darauf zu verschwenden. Ich werde das künftig auch nicht mehr tun.


    Hinweisen möchte ich noch auf den Leitfaden Mieterstrommodelle mit KWK der ASUE. Neben vielen allgemeinen Hinweisen enthält er in Kapitel 8 auch Informationen zu den zahlreichen einschlägigen rechtlichen Bestimmungen (auch zur Frage der Abrechnung).


    Ich habe das mal überflogen und bin zu dem Schluss gekommen, meinem Vorredner (siehe Zitat oben) uneingeschränkt zuzustimmen. Ich würd's einfach bleiben lassen.

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

  • Als Vertriebsmitarbeiter bei SOLIDpower komme ich natürlich regelmäßig mit dem Thema in Kontakt.


    Es würde uns und auch anderen Herstellern ein riesiges Potenzial bieten und jeder hätte was davon: Der Mieter kann von günstigen Strompreisen profitieren, der Vermieter wertet seine Immobilie auf und wir als Hersteller würden uns im wahrsten Sinne des Wortes ein interessantes Segment erschließen.


    Hinzu kommt die Stabilisierung des Stromnetzes, wenn flächendeckend eingesetzt.


    Ich selbst habe in meinem Vertriebsgebiet (Umkreis 250km) lediglich 1(!) Kunde, der das Mieterstrommodell konsequent umsetzt und selbst er würde es keinem empfehlen. Warum macht er es trotzdem? Mit 160 vermieteten Wohneinheiten ist sein Einkaufspreis für Erdgas ganz interessant. Letztlich sagt das alles zum Thema.


    Wie erwähnt, würde Pauschalvermietung das Ganze lösen. Hier besteht natürlich die Gefahr eines Missbrauchs.

  • Wann lohnt sich ein Stromspeicher

    Bestenfalls wenn die Anlage aus der Förderung raus ist.

    und an die Mieter günstig verkaufen

    Wegen EEG Umlage und Messaufwand wird das nichts mit günstig, wenn es sich überhaupt lohnt.

    Zentrale Warmwasserversorgung möchte ich vermeiden, da die neue Verrohrung massive Eingriffe bedeuten würden und 2 Wohnungen (eine bewohne ich selber) vermietet sind.

    Und da liegt dein Problem, wie Sailor schon schrieb, hast du ohne DWH einen geringeren Verbrauch (Stromseitig) was bestenfalls eine kleine BSZ möglich macht. Hier gibt es aber Vorgaben das die nicht mit Solarthermie zusammen gebaut werden dürfen. Ich gehe davon aus das gleiches für DWH gilt.


    Also ich würde mich an deiner Stelle entweder mit PV oder Zentraler Wasserbereitung anfreunden, oder am besten mit beidem.

    2005 Dachs HR 5.3 mit Kondenser 56.500 Betriebsstunden

    2007 Dachs RS 5.0 mit Kondenser 34.000 Betriebsstunden

    2008 PV 12,9 kWp Süd 30° Volleinspeisung

    2019 BYD 13,8 kW und 3 x Multiplus II-48 3000 35-32

    2019 PV 9,8 kWp Ost West 10° Überschusseinspeisung

    2021 3x Go e Charger Homefix 11kW

  • Liebe Experten, nun danke ich für die tollen Beiträge. Herzlichen Dank dafür.

    Persönlich stelle ich fest, dass es gut war die Fragen zu stellen. Das Thema ist deutlich komplizierter wie ich dachte. Genau wissen wie ich entscheiden werde tue ich nicht. Dafür wird es weitergehen müssen an Informationsfindung.

    Mein Thema ist: Die energetische Sanierung ist bei meinem Bau so teuer, das es in keiner Relation steht. Genauso ist die zentrale Warmwasser-Bereitstellung bauseitig mit massiven Umbauten verbunden, da die WW-Leitungen Unterputz gelegt werden müssen und somit die Bäder gänzlich zu erneuern wären.

    Was ich noch nicht verstanden habe ist, warum dann ein BHKW, dessen Wärme ich zum heizen nutze, bei nur eingespeistem Strom nicht dennoch wirtschaftlicher ist wie eine Brennwert-Gastherme....?


    Liebe Grüße an alle und ein herzliches Vergelt's Gott!

  • Was ich noch nicht verstanden habe ist, warum dann ein BHKW, dessen Wärme ich zum heizen nutze, bei nur eingespeistem Strom nicht dennoch wirtschaftlicher ist wie eine Brennwert-Gastherme....?

    Weil ein BHKW in der Anschaffung und meist auch in der Wartung ganz erheblich teurer ist als eine Gastherme, Du aber für den eingespeisten Strom derzeit mit ca. 4 ct/kWh nicht mal so viel Vergütung bekommst, wie das anteilig zusätzlich für die Stromerzeugung verbrauchte Erdgas kostet. Beim Selbstverbrauch sparst Du dagegen Bezugsstrom für 25-30 ct/kWh. Deswegen ist der Strom-Eigenverbrauch immer der Treiber für die Wirtschaftlichkeit eines BHKW.

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

  • Mit zentraler Warmwasserbereitung hättest Du auch außerhalb der Heizperiode Wärmebedarf. Bei zehn Personen ist das eine Menge. Selbst wenn man die Kinder nur zur Hälfte rechnet, kommt man auf mindestens 8 Personen, was bei mittlerem WW-Verbrauch (40°C, 60 l/Person und Tag) ca. 17 kWh Wärmeverbrauch pro Tag entspricht. Bei geschätzten 90% Abdeckung kann eine Brennstoffzelle wie die Vitovalor dafür täglich 14 Betriebsstunden laufen. Laut Deinen Angaben heizt Ihr im Sommer 2-3 Monate nicht, also sagen wir im Schnitt 75 Tage. Damit würde die TWW-Bereitung grob geschätzt 1.000 Betriebsstunden mehr erlauben, bzw. 750 kWh (etwa 12%) mehr Stromproduktion.


    Bei der Wirtschaftlichkeitsrechnung für die Brennstoffzelle merkt man das schon. Andererseits ist der daraus resultierende Vorteil sicher nicht mal im Ansatz groß genug, um die Kosten einer Umstellung des WW-Systems zu rechtfertigen. Die Argumentation geht anders herum: Wenn Du aus sonstigen Gründen (Stromeinsparung, Komfort etc.) die TWW-Erwärmung umstellst, würde als Nebeneffekt die Wirtschaftlichkeit einer Brennstoffzelle steigen.

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

  • Zitat

    Würde sich das ändern, wenn ich auf eine zentrale Warmwasseraufbereitung gehe?

    > Jährlicher Stromverbrauch: 10.000 kWh

    > Jährlicher Brennstoffverbrauch: 4000 Ltr. Heizöl (40.000 kWh)

    > Beheizte Fläche, 360 qm

    > Anzahl Bewohner: 2 + 2 Kinder / 2 plus 1 Kind / 2 plus 1 Kind


    Eine kleine Überschlagsrechnung: Beim Warmwasserbedarf sagt man, dass pro Bewohner rund 500 kW bis 1000 kW Wärme im Jahr gebraucht werden. Der höhere Wert kann bei WW-Verteilanlagen mit Zirkulationsleitung (nicht gedämmt + dauern laufend) auftreten, rechnen wir hier mal mit 500 kWh, weil eine dezentrale WW-Erzeugung vorliegt. Die Kinder rechnen wir als halber Ewachsener (sind das Kleinkinder oder Jugendliche?), dann wären das 8 Personen, also um die 4000 kWh Wärme.


    Sind die 10.000 kWh für die elektrische Energie nur auf eure Wohneinheit bezogen (das wäre viel) oder sind das alle 3 WE zusammen (das wäre incl. elektrischer WW-Bereitung eher wenig)?


    Ich gehe davon aus, dass ist alles tutti zusammen. Man hat also 4000 kWh WW-Bedarf, die man mit 100% Wirkungsgrad aus elektrischer Energie erzeugt. Das ist ein exergetischer Wirkungsgrad von ~20%, weil der Wert von 60°C - 70°C Warmwasser nach Carnot eben nur ein Bruchteil der Energie ist.


    Wenn Du von (dezentraler) elektrischer WW-Bereitung umstellst auf eine zentrale Gasversorgung (unabhängig ob Gastherme oder Mikro-KWK-Anlage - die Bluegen SOFC finde ich persönlich sehr schick) dann tauscht Du die 4000 kWh Elektrowärme durch Gaswärme bzw. KWK-Wärme. Das senkt die Stromrechung von 10.000 kWh auf 6.000 kWh. Das ist also etwas in den nano-BHKW-Gewichtsklasse von ca 1 kW, ansonsten speist Du zuviel ins Netz zurück - energetische und sozial sinnvoll, aber einzelwirtschaftlich unattraktiv (vgl. üblicher Preis für die eingespeiste Energie).


    Die von Sailor oben zitierte Kostenrechnung nach Carnot ergibt, dass die KWK-Wärme bei einem Primärenergiefaktor von 0,5 auch nur die Hälfte vom Gaspreis trägt. Sonstige OPEX-Kosten und den CAPEX aussen vor, hat man statt 6ct/kWh plus 10% Verluste also nur die Hälfte an variablen Wärmekosten mit einem Mini-BHKW (auch in Form einer Brennstoffzelle, die für euer Haus wohl technisch passen könnten würden sollte). Das gilt nicht nur für die paar Tausend kWh Warmwasserwärme, sondern auch für die Heizwärme, die nicht von der Spitzenlasttherme geliefert werden muss, also rund 2/3 der Heizwärme, der Rest kommt aus dem Spitzenlastkessel (großzügigen Wärmepuffer nicht vergessen und die Nachtabsenkung langsam hochfahren). Der Elektroboiler / E-Durchlauferhitzer braucht halt 30 ct/kWh.


    Aber summasummarum sind die Umbaumaßnahmen ein vergleichsweiser großer Brocken, das wird gefühlt eh keine Renditeprojekt mit 5 Jahren Kapitalrücklaufzeit, sondern im besten Fall eine schwarze Null über 15-20 Jahre. Die Umbaumaßnahmen im Bad kann man auch unter Putz sparsam gestalten. Man benötigt genau eine WW-Leitung vom Keller über die Bäder im EG, OG und DG (die hoffentlich übereinander liegen). Dazu muss eine Reihe Kacheln weichen - wenn man es drauf anlegt, kann man den Rest so lassen. Im Prinzip muss man nur die Anschlussstutzen der Durchlauferhitzer erreichen und die Küche, wenn die nicht auch durch diesen versorgt wird, kann man so lassen wie sie ist.


    Um ein paar hundert Euro im Jahr an Energiebezugskosten zu sparen, dafür gibt niemand mehrere Zehntausend Euro aus, das ist schon klar. Aber wenn die Heizung sowieso nach 30 Jahren ersetzt werden soll, und auch andere Sanierungsmaßnahmen ggf. anstehen, dann sieht die Bilanz besser aus. Eine Mikro-KWK-Anlage hilft den Wert Deiner Immobilie zu sichern: auch wenn ich nicht davon ausgehe, dass Deine Mieter regelmäßig umziehen, ist aufgrund des oben angesprochenen Primärenergiefaktors der Wärmeversorgung der Energieausweis viel einfacher mit niedrigen Werten auszuzeichnen. Als ich mir vor Jahren eine neue Bleibe gesucht habe, gab es zwar noch keine Pflicht zur Erstellung dieser Energieausweise, aber ich habe darauf geachtet, dass die Bude energetisch saniert war damit ich mich nicht bei den Nebenkosten dumm und dusselig zahle. In dem Sinne hilft im Falle eines Mieterwechsels (hängt jetzt von deinem Wohnort ab) eine Mini-BHKW dabei, die Nebenkosten zu senken und eventuell die Leerstandszeiten zu minimieren.


    Gruß,

    Gunnar

    Ist die Wärme kraftgekoppelt, wird die Energie gedoppelt. (Ulli Brosziewski)