Zweifamilienhaus Erneuerung der Gasheizung mit Vitovalor?

  • Hallo zusammen!


    Erstmal vielen Dank an die Forumsteilnehmer und die fleisigen Schreiber, das ist alles sehr informativ.


    Ich bin 37 und wir (Frau und kleine Tochter) bewohnen zusammen mit den Schwiegereltern ein Zweifamilienhaus. Das Haus ist Baujahr 1994 und die vorhandene Gasheizung von Junkers (36KW) ebenso alt. Insofern soll diese in diesem Jahr erneuert werden. Bereits in 2017 wurde der Trinkwasserspeicher mit 200l erneuert, allerdings sind wir der Auffassung dass dieser wohl zu klein dimensioniert ist. Wenn einer badet und 3 duschen, geht das für den letzten Duscher meist nicht gut aus.


    Ich habe mir sowohl Angebote für eine Vitovalor BSZ (brutto 33.280 €) machen lassen, als auch für eine klassische Gasbrennwertheizung (brutto €11.300). In beiden Angeboten enthalten ist die Erneuerung von 23 einstellbaren Ventilen für die Heizkörper und die Erneuerung von 5 Umwälzpumpen (4 bei der BSZ), da wir getrennte Kreisläufe für EG, OG, DG, Allgemein und WW haben.


    Im November 2019 wurde bei uns eine 9,75 kwp PV-Anlage mit E3DC-Speicher mit 13 kWh Akku (11,7 nutzbar) installiert.


    Ich habe nun mal die WB Tabelle von sailor bemüht (anbei) und käme damit zum Ergebnis, dass sich die BSZ eigentlich relativ schnell rentabel gestalten müsste. Nicht ganz sicher bin ich mir bei den Angaben zur Investitionsrechnung. Bei der BSZ habe ich die USt. aus dem Angebot herausgerechnet und die Kosten des Wartungsvertrages (2.099 netto) abgezogen. Damit ergeben sich für BSZ inkl Einbau und und den vorgenannten Ventilen und Pumpen netto ca. 25.900 €. Bei der Postion Einsparung neue Gastherme habe ich die vollen 11.300 brutto angegeben, in welchem wie auch bei der BSZ die Montage inkl. ist (bin daher etwas verwundert über den Kommentar in Zelle G72).

    Woher ergeben sich in Zeile 56 eigentlich die Wartungskosten?

    Wenn ich nichts übersehen habe, sieht die Berechnung keine Steigerung von Energiekosten vor, oder? Das würde auch erheblich beeinträchtigen, denn mindestens 1% Strompreissteigerung würde ich konservativ annehmen, realistisch eher 2-3%.

    Zusätzlich habe ich noch eine Förderung von 500€ durch die Stadt aufgenommen welche hier bei uns möglich ist.


    Vorteil bei der BSZ wäre aus meiner Sicht auch der integrierte WW-Speicher, der mit 220l etwas größer ausfällt als der bestehende. Das Gasbrennwertangebot ist ohne WW-Speicher.


    Nach den ersten 6 Wochen Betrieb der PV-Anlage und den damit vorliegenden Daten sollte die Abnahme der 750W der BSZ in der Grundlast meist problemlos möglich sein, was alleine durch die 3 Wintermonate schon 25% der Gesamtmenge als Eigenverbrauch wäre. Potentielle Elektromobilität, die in den kommenden 2-3 Jahren mit Sicherheit bei uns kommen wird habe ich dabei noch gar nicht berücksichtigt.


    Gänzlich unklar ist mir noch folgendes: es wird bei der BSZ mit bis zu 40% weniger CO2 geworben. Wenn ich es richtig verstanden habe wird das von der BSZ verbrauchte Gas ja nicht verbrannt sondern aufgespalten und als Abfallprodukt entsteht nur Wasser. Müsste dieser Anteil des Gases dann künftig nicht auch bei einer CO2-Bepreisung ausgenommen sein? Das könnte ab 2021 bei einem Co2-Preis von 25 €/t wäre das p. a. eine weitere Einsparung von ca. 80 € (0,22 kg CO2 à 15.000 kWh Gas für BSZ = 3.300 CO2 x 25€) - Tendenz steigend. Das ist allerdings nur meine höchst eigene Theorie, ich habe dazu im Netz noch nichts finden können.


    Hier noch meine Daten


    Verbrauchsdaten

    Jährlicher Stromverbrauch: 10.000 kWh

    Jährlicher Brennstoffverbrauch: 56.000 kWh


    Derzeitige Heizung

    Energieträger der Heizung: Gas

    Alter und Typ der der Heiztechnik: 26 Jahre, Heizwert, 36 KW

    Ist bereits eine Solarthermie vorhanden: nein (Süddach komplett mit PV belegt)

    Vorhandener Heizungspufferspeicher und Größe: nein

    Art der Warmwasserbereitung und Vorratsvolumen: über Heizung 200l

    Gibt es ein besonderes Strom-/Wärmeverbrauchsverhalten: innerhalb der kommenden 3 Jahre mindestens 1-2 Elektroautos, Außenpool mit Beheizung angedacht

    Hydraulischer Abgleich durchgeführt: nein

    Temperaturen der Heizkreise: bis 70 Grad

    Art der Heizkörper: Wandheizkörper 23 Stück


    Immobilie und Rahmendaten

    Beheizte Fläche, Anzahl Bewohner: 300 m² + Keller teilbeheizt, 5 Bewohner

    Art und Baujahr der Immobilie: Massiv, Porotonziegel, Keller und Dach gedämmt

    Erfolgte Modernisierungen: WW-Speicher in 2017, aber wohl zu klein

    Weitere geplante Modernisierungen: keine

    Zweiter Abgasstrang für BHKW frei: zwei Stränge vorhanden, 1 für Gasheizung, 1 für Holzofen im OG

    Erdgasanschluss vorhanden oder möglich: ja

    Zusammenschluss von Nachbarhäusern möglich: nein


    Vielen Dank schon mal für Eure Unterstützung.

  • Wenn ich es richtig verstanden habe wird das von der BSZ verbrauchte Gas ja nicht verbrannt sondern aufgespalten und als Abfallprodukt entsteht nur Wasser.

    Und CO2 das entsteht auch beim Aufspalten. Hat man dann erstmal den Wasserstoff entsteht tatsächlich nur noch Wasser als Abfall.

    Das würde auch erheblich beeinträchtigen, denn mindestens 1% Strompreissteigerung würde ich konservativ annehmen, realistisch eher 2-3%.

    Davon würde ich nicht zwingend ausgehen, aktuell könnte der Strompreis erstmal sinken wenn z. B. die EEG Umlage abgeschafft wird, generell ist es ja so gedacht das zukünftig der Strom günstiger wird je mehr EE Strom im Netz ist!


    Bei deinen Verbrauchswerten kann man die BSZ eigentlich uneingeschränkt empfehlen, jedoch solltest du im Sommer die WW Bereitung auf die Nacht legen um nicht mit dem PV Strom zu konkurrieren.

    Evtl. wäre auch ein BHKW denkbar, insb. weil die Verbräuche ja schon recht hoch sind und du E-Autos mit einplanst. Wann wird euer Auto meist geladen werden? Wenn das Tagsüber möglich ist mit PV Strom würd ich die BSZ nehmen, kannst du nur abends laden müsste man mal mit einem BHKW rechnen. Grund ist einfach das bei deinen Verbräuchen die BSZ mit der Grundlast schon gut ausgelastet ist und kaum noch Strom übrig bleiben wird den du zum laden verwenden kannst. Besser gesagt zum unterstützen beim laden, denn unbegrenzt langsam laden geht nicht, und hier musst du dann schon Pläne haben welches Auto es denn werden soll damit man einen Vernünftigen kompromiss zwischen Eigenstromnutzung und Ladeverlusten finden kann. Aber wie angedeutet ist die BSZ schon ohne gut ausgelastet!


    Achso ja WW Bereitung auf die Nacht legen bedeutet vermutlich einen noch größeren Speicher. Je nachdem wann ihr alle hintereinander duscht und badet.

    2005 Dachs HR 5.3 mit Kondenser 56.500 Betriebsstunden

    2007 Dachs RS 5.0 mit Kondenser 34.000 Betriebsstunden

    2008 PV 12,9 kWp Süd 30° Volleinspeisung

    2019 BYD 13,8 kW und 3 x Multiplus II-48 3000 35-32

    2019 PV 9,8 kWp Ost West 10° Überschusseinspeisung

    2021 3x Go e Charger Homefix 11kW

  • Danke für Deine Antwort Dachs, das mit dem Co2 war mir nicht bewusst. Demnach produziert die BSZ aber wohl weniger Co2 als der Brennwertkessel, oder?


    E-Autos tagsüber laden sollte machbar sein. Meine Frau ist zu Hause, meine Schwiegereltern auch. Und ich pendel zwar einfache 80km, wechsel aber zwischen Bahn und Auto. Könnte also z. B. 2 Tage Auto fahren, dann einen Tag laden. Das erste Auto wird wohl der Zweitwagen, vielleicht ein Zoe oder so. Das andere dann vielleicht Model 3 oder Y. Ist aber alles noch Zukunftsmusik, mein A4 ist zwar 15 Jahre und hat 300k auf der Uhr. Aber ist halt noch einfach gute Qualität und will nicht kaputt gehen 😉


    Der Gedanke mit der Warmwassererwärmung nachts erscheint erst mal nachvollziehbar. Aber sollte die BSZ im Idealfall nicht ohnehin durchlaufen und dann ist doch egal wann erwärmt wird, oder? Ich würde allerdings so priorisieren, dass immer erst BSZ Strom verbraucht wird, dann PV.

  • Ich als Laie würde sagen nein, genausoviel. Aber, und das ist das entscheidende, weniger als konventionelle Stromerzeugung!


    Das Problem das du hast ist der Batteriespeicher. Wenn du deinen Stromverbrauch (Grundlast) aus der BSZ decken kannst, hier wäre in deinem Fall auch die Bluegen interessant. Die Spitzenlasten kannst du auf den Tag verteilen, werden also meist von der PV gedeckt. Wann willst du dann noch den Batteriespeicher entladen? Wie wichtig ist dir das sich das alles rechnet?


    Wäre es denkbar die Batterie wieder zu veräußern, oder war der Einbau sehr aufwändig?


    Durch die Batterie brauchst du etwas das dann Strom macht wenn PV nicht mehr genug bringt, das mit den Nächten ist eigentlich unerheblich, hierfür hast du ja schon die Batterie. (Das habe ich bisher überlesen) Nun hast du 2 Möglichkeiten, wenn dir das Thema KWK wichtig ist. Entweder du gehst in Richtung BHKW, das macht dann auch genug Strom für das Auto laden im Winter, und dank vorhandener Batterie kannst du den erzeugten Strom über den Tag verteilt nutzen, ABER du kommst nicht auf ausreichend Laufzeit um in 10 Jahren rentabel zu werden. Oder du geht in Richtung BSZ, hier solltest du dich nicht nur auf Vitovalor festlegen sondern dir auch mal den Bluegen ansehen, der würde besser zu deinem Stromverbrauch passen und sich auch lohnen. ABER dadurch wäre der Batteriespeicher unnütz und die PV würde so gut wie Volleinspeisen, sich also erst einige Zeit später lohnen. Bei der PV ist das noch ok aber die Batterie (leider ist sie schon da) bedeutet verbranntes Geld.


    Da mein Wärmebdarf deinem recht ähnlich ist gäbe es vielleicht noch die Möglichkeit das du dir ein gebrauchtes BHKW holst, das kann deinen Strombedarf dank Speicher, dann in Verbindung mit der PV komplett decken. Die Investitionskosten sollten um die 2000€ zzgl. Montage liegen, du wärst ganzjährig autark. NACHTEILE UND PROBLEME Du bekommst nur den Börsenpreis für den eingespeisten überschuss, der sollte also möglichst gering gehalten werden UND du musst vorab mit deinem Netzbetreiber klären ob das entsprechende Gebrauchtgerät ans Netz darf, bzw. was du an Mehraufwand hast damit es das darf. Je nachdem wie sich nach Hydraulischem abgleich deine Heizkreistemperaturen entwickeln wäre es vielleicht möglich CO2 einzusparen und Heizkosten zu senken und Überschussstrom gering zu halten wenn man eine WP installiert. Da das alles aber dann sehr komplex ist und als ganzes betrachtet werden muss, sowie die Einzelbereiche (PV) ist die Wirtschaftlichkeit ein goßes Fragezeichen.

    2005 Dachs HR 5.3 mit Kondenser 56.500 Betriebsstunden

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  • Hallo Dachs. Vielen Dank für Deine Ausführungen. Ja, das mit der Batterie wird hier dann wohl tatsächlich der Deal Breaker, aber Verkauf dieser wird nicht in Frage kommen. Und ob ich mich an ein gebrauchtes BHKW dran traue...? Wahrscheinlich wird es dann doch auf einen Brennwertkessel hinauslaufen, aber dann habe ich zumindest alle Möglichkeiten überprüft. Vielen Dank für Eure Unterstützung.

  • Musst das mal genau duchkalkulieren, den Batterie Nachteil hast du ja eigentlich nur im Sommer Nachts. Im Winter und der Übergangszeit ist sie dafür ein geringer Vorteil. Wie gesagt ist nicht die KWK das Problem sondern die Batt.

    Ich denke ab Oktober bis März kann die BSZ dir einen Vorteil bringen, vielleicht schon ab September und bis April, da dann eh nicht mehr genug vom Dach kommt um die Batt. voll zu bringen. Je nachdem wieviel Warmwasser durch die BSZ im Sommer gemacht wird kannst du dann abschätzen wieviel PV Strom mehr eingespeist wird. Da die BSZ vermutlich nicht die ganze Nacht braucht um euer WW zu machen würde die Batterie dennoch Sinn machen, nur ist sie dann entsprechend zu groß. Steht denn schon ein BSZ Modell fest?

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  • Off topic:

    Bezüglich Vitovalor bin ich völlig unbedarft, deshalb gebe ich mal eine Frage hier rein, die mir gestern gestellt wurde: Die Angebote in der Bucht für Vitovalor reichen wohl bei gleicher Leistungsangabe von ca. 26T€ bis ca. 52T€, ohne dass beim Lieferumfang nennenswerte Unterschiede ersichtlich wären. Hat da jemand eine Erklärung für?

    Lesen gefährdet die Dummheit! Denken gefährdet Vorurteile!
    Der geistige Horizont mancher Menschen hat einen Radius von NULL. Das nennen sie dann Standpunkt.

  • Ebay - Jeden Tag steht ein Dummer auf, hier wird er gefunden. Vielleicht hängt es damit zusammen?

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  • Moin Gallier,


    ich war ein paar Tage unterwegs und komme jetzt erst zur Beantwortung Deiner Fragen zur Tabelle.

    Bei der BSZ habe ich die USt. aus dem Angebot herausgerechnet und die Kosten des Wartungsvertrages (2.099 netto) abgezogen.

    ...

    Woher ergeben sich in Zeile 56 eigentlich die Wartungskosten?

    USt raus ist richtig. Wie man den Wartungsvertrag abrechnet hängt vom Angebot ab. Die in Zeile 56 eingetragenen Wartungskosten (EUR 286,-/Jahr) basieren auf einer Information hier aus dem Forum. Dort wurde der 10-jährige Vollwartungsvertrag für die Brennstoffzelle für EUR 286 pro Jahr angeboten. Nicht enthalten sind hier Wartung und mögliche Reparaturen an allen Bauteilen, die nicht zur Brennstoffzelle gehören: Also insbesondere die bei der PT2 eingebaute Brennwerttherme, aber wahrscheinlich auch Regelung, Mischermotor, Wasserpumpen etc. Laut demselben Beitrag wurde alternativ ein all-umfassender Vollwartungsvertrag für ca. 700 EUR angeboten.


    Wenn in Deinem Fall die zehnjährige Vollwartung des BZ-Elements für 2.099 EUR angeboten wurde, kannst Du ihn bei der Investitionssumme drin lassen oder - besser - sie rauslassen und dafür ein Zehntel pro Jahr (d.h. EUR 210) in Zeile 56 einsetzen. Dann gilt dieser Betrag auch für die Jahre nach dem VoWa. Unberücksichtigt bleibt dabei, ob und welche Kosten zusätzlich für allfällige Reparaturen an der Gastherme und den Peripherie-Bauteilen anfallen (!), und ob der angesetzte Betrag für die BZ nach Ablauf des VoWa noch ausreicht. An dieser Stelle ist die Tabelle nicht "konservativ", und ich stelle anheim, für solche Sachen einen zusätzlichen Betrag für Unvorhergesehenes einzusetzen.

    Bei der Postion Einsparung neue Gastherme habe ich die vollen 11.300 brutto angegeben, in welchem wie auch bei der BSZ die Montage inkl. ist (bin daher etwas verwundert über den Kommentar in Zelle G72).

    Das ist in Deinem Fall auch richtig. Die Tabelle wurde für einen anderen Fall entworfen. Wahrscheinlich sollte man die Anmerkung einfach streichen und hoffen, dass jeder Benutzer das für seinen Fall Richtige einsetzt.

    Wenn ich nichts übersehen habe, sieht die Berechnung keine Steigerung von Energiekosten vor, oder? Das würde auch erheblich beeinträchtigen, denn mindestens 1% Strompreissteigerung würde ich konservativ annehmen, realistisch eher 2-3%.

    Der Grund für das Weglassen von Annahmen zu Preissteigerungen ist, dass es (jedenfalls nach meiner mehr als zwanzigjährigen Erfahrung in der chemischen Industrie) bei Wirtschaftlichkeitsrechnungen kaum eine effizientere Methode gibt sich selbst in die Tasche zu lügen als solche Annahmen. Außerdem müsste man in so einem Fall auch die Erdgas-, Reparatur- und Wartungskosten indizieren (soweit Letztere nicht vertraglich festgelegt sind), damit relativiert sich das schon.


    Ich würde allfällige Netto-Vorteile aus möglichen Strompreissteigerungen als Upside Potential sehen - womöglich gleicht das z.B. zu optimistische Annahmen zu Reparaturkosten v.a. in späteren Jahren aus. Aber wenn sich ein Projekt nicht schon zu konstanten Preisen rechnet (sondern erst wenn man 2-3%ige Erlössteigerungen pro Jahr einrechnet), würde ich davon abraten.

    Demnach produziert die BSZ aber wohl weniger Co2 als der Brennwertkessel, oder?

    Nein, rechnerisch sogar mehr. Viessmann gibt in den technischen Daten einen Gesamtwirkungsgrad von 92% (Hi) an. Hi ist aber nur der Heizwert. Umgerechnet auf Hs (=Brennwert, das ist der Wert, den der Gasversorger in Rechnung stellt) sind das knapp 84% (davon Strom 34%, Wärme 50%). Eine gute Brennwert-Gastherme bringt dagegen rechnerisch einen Wirkungsgrad bis zu 98%. Da das eingesetzte Erdgas pro kWh immer gleich viel CO2 entspricht, wird (bezogen auf die gesamte produzierte Nutzenergie) beim Betrieb einer Vitovalor ca. 17% mehr CO2 freigesetzt als in einer Brennwerttherme.


    Der Vorteil fürs Klima ergibt sich aus einer anderen Ecke, nämlich aus der Substitution von Kohle- bzw. Erdgasstrom durch BZ-Strom. Um 1 kWh Strom zu erzeugen, verbraucht eine Vitovalor 2,933 kWh Erdgas. Neben Strom erzeugt sie dabei 1,467 kWh Wärme. Würde diese mit 98% Wirkungsgrad in einer GT erzeugt, so würden dafür 1,497 kWh Erdgas verbraucht. Auf die Stromerzeugung selbst (1 kWh) entfallen somit (2,933-1,497=) 1,436 kWh Erdgasverbrauch. Mit dem Faktor 0,185 (bezogen auf Brennwert! – die amtlichen Tabellen geben i.d.R 0,2 bezogen auf den Heizwert an) entspricht das ca. 265g CO2/kWh. Zum Vergleich: Der Strommix in Deutschland (da sind sämtliche erneuerbaren Stromerzeuger bereits mitgerechnet!) liegt derzeit bei ca. 450 g CO2/kWh. Die besten GuD-Kraftwerke emittieren ca. 370 g CO2/kWh Strom. Bei Kohlekraftwerken geht das auf 1.000 bis 1.200 g CO2/kWh hoch.


    Aber eines möchte ich dann doch noch anmerken:

    Verbrauchsdaten

    Jährlicher Stromverbrauch: 10.000 kWh

    Jährlicher Brennstoffverbrauch: 56.000 kWh

    Bei so hohen Strom- und Brennstoffverbräuchen halte ich eine Vitovalor für deutlich unterdimensioniert. Wenn der Strom- und Wärmeverbrauch bei Euch nicht in absehbarer Zukunft erheblich zurückgeht, würde zu Eurem Bedarf ein konventionelles BHKW wie das neoTower 2.0 weitaus besser passen. Letzteres würde bei dem hohen Wärmebedarf m.E. auch mindestens 5000 Stunden im Jahr laufen und in dieser Zeit Euren Strombedarf weit besser abdecken als eine Vitovalor. Da Ihr einen Stromspeicher bereits habt (egal ob der sich rechnet oder nicht), würde ich mich wundern, wenn Ihr damit – zusammen mit der PV-Anlage für die Sommermonate, wo das BHKW vielleicht nur 2-3 Stunden am Tag läuft – nicht das ganze Jahr über Euren Strombedarf zu annähernd 100% decken könntet.


    Gruß, Sailor

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)