Modulation Bluegen BG-15?

  • Moin Bluwi,

    Sorry, aber da stellst Du doch Zusammenhänge her, wo keine sind.

    1. Eine BSZ hat nichts mit Carnot zu tun, genau so wenig, wie eine Lithiumbleibatterie. Dass da „relativ viel“ Wärme bleibt, ist einfach dem chemischen Prozess geschuldet.

    es geht nicht darum, ob die Brennstoffzelle einen Rankine-Prozess oder einen elektrochemischen Prozess benutzt. Es geht darum, dass am Ende (Stichwort Bewertung des Systemzustands, nicht Bewertung der Prozesses) zwei Energieformen vorliegen: Wärme und elektrische Energie - völlig unabhängig mit welchem technischen Gerät diese erzeugt wurden. Und wie man Wärme in elektrische (bzw. mechanische) Energie überführen kann, das beschreiben die Gesetze der Thermodynamik. Noch mal vereinfacht: es spielt keine Rolle wie man zum Ergebnis kommt, es ist relevant wie man das Ergebnis bewertet.


    Eine Brennstoffzelle produziert ja auch keine elektrische Energie aus der Wärme, sondern es ist eine Redoxreaktion aus der chemischen Bindung heraus (Atomkraft ungleich Kernkraft). Es gab vor Jahren mal von der EnBW die Idee für ein SOFC-Demokraftwerk, das die HT-Abwärme auch per Mikrogasturbine weiter nutzen wollte. Damit kann man für jene, die sich ein technisches Analogon vorstellen müssen, auch ein Bild bauen, welchen Wert die Wärme hätte, wenn diese Maschine mit Carnot-Wirkungsgrad laufen würde

    Auch wo Carnot im Spiel ist, macht es für mich keinen Sinn, den Wert der Wärme danach zu berechnen. In meinen Augen ist die Wärme ganz genau so viel wert, wie ich Einsparung habe, weil ich sie nicht anders produzieren muss. Das ist die Auswirkung auf meinen Geldbeutel und daher kommt der finanzielle Wert. Wenn meine Wärme ansonsten aus Gas produziert wird, dann entspricht der Wert dem eingesparten Gaspreis. Wenn ich die Wärme ansonsten aus Kohle produzieren müsste, dann entspricht der Wert der eingesparten Kohle. Und wenn ich sie nicht nutzen kann, weil es sowieso zu warm ist, dann ist sie wertlos. (imho)

    Was Du da beschreibst, ist die sogenannte Restwertmethode. Man hat Produkt A, dem erstmal der volle Input zugewiesen wird, und zieht den Wert (Primärenergie, CO2-Emissionen, Geldeinheiten) vom Produkt B ab. Das ist für Ökonomen voll in Ordnung, weil sie für die Lösung eines zweidimensionalen Gleichungssystems eine zweite Gleichung benötigen. Bei energetischen Kuppelprodukten haben wir diese zweite Gleichung in Form der Überführbarkeit von Strom und Wärme gemäß dem zweiten Hauptsatz der Thermodynamik (Entropie bleibt gleich oder nimmt zu, d.h. Exergie nimmt ab oder bleibt im besten Fall gleich) .


    Neben der Tatsache, dass die Restwertmethode gegen diesen zweiten Hauptsatz verstößt (das bedeutet, sie reizt ein Verhalten an, dass ein Perpetuum Mobile bauen will), hat sich auch noch mathematische Schwächen. Seite 6 zeigt die verschiedenen Allokationsmethoden im Vergleich. Bei Restwertmethode (hier substitution method genannt) kommt es zu einem Nulldurchgang des PEF für die Wärme, sobald die KWK-Anlage den elektrischen Wirkungsgrad des Referenzkraftwerks überschreitet. Somit wird mit einem PEF kleiner Null suggeriert, dass man Primärenergie spart, indem man die Wärme zum Fenster raus heizt. Das ist natürlich Quatsch, weil sowohl Wärme als auch elektrische Energie einen Anteil des Inputs tragens

    Wo liegt der Sinn, hier akademische Werte zuordnen zu wollen, die sich so nicht in meinem Geldbeutel niederschlagen?

    Ganz praktische Antwort: Die Mikro-KWK-Branche gräbt sich ihr Grab, wenn sie länger an der Restwertmethode in der Berechnung der effektiven Wirkungsgrade verharrt als unbedingt notwendig und nicht zügig umstellt auf die Carnot-Methode. Die Restwertmethode braucht einen externen Referenzwirkungsgrad und der ist momentan bei den EnEV-Berechnungen 35% (2,8 PEF der Elektrizität). Wenn man ins Kleingedruckte schaut, ist das aber eine Ausnahme für die KWK und in Deutschland liegt der PEF für elektrische Energie aktuell normativ festgesetzt bei 1,8 (man kann darüber streiten, ob der Durchschnitt das angemessene Maß ist und nicht besser durch das durchschnittliche Grenzkraftwerk ersetzt werden sollte). Nichtsdestoweniger geht der Referenzwert runter, je mehr der EE-Zubau erfreulicherweise Erfolg hat. Weil der Referenzwert runter geht, wird der PEF für die Wärme rauf gehen. Wer wird denn am Ende in eine Mini-KWK-Anlage investieren, wenn die Wärme auf dem Papier nach Restwertmethode genausogut mit einem Kessel geliefert werden kann? Die Carnot-Methode ist referenzsystemfrei und liefert damit stabile Ergebnisse, unabhängig in welchem (zeitlich variablen) Referenzsystem sie eingesetzt wird.


    Mit der Carnot-Methode hat ein Betreiber auch eine realistische Einschätzung der variablen Gestehungskosten. Mit den Bluwin-Beispieleffizienzen wären es bei 6 ct/kWh (Großabnehmer zahlen nur 2 ct/kWh) Gaskosten für die elektrische Energie rund 10 ct/kWh (60% effektiver Wirkungsgrad) und Grenzkosten für die Wärme 1,5 ct/kWh (400% effektiver Wirkungsgrad). Der Unterschied zwischen 1,5 ct/kWh und 6,6 ct/kWh (Gaskessel mit 90% thermischen Wirkungsgrad) gibt eine saubere ökonomische Grundlage für die Speicherdimensionierung. Je billiger die KWK-Wärme ist, desto größer kann der Wärmespeicher für KWK-Wärme ausfallen.


    Gruß,

    Gunnar

    Ist die Wärme kraftgekoppelt, wird die Energie gedoppelt. (Ulli Brosziewski)

  • es ist relevant wie man das Ergebnis bewertet.

    OK, da bin ich 100% bei Dir

    Neben der Tatsache, dass die Restwertmethode gegen diesen zweiten Hauptsatz verstößt (das bedeutet, sie reizt ein Verhalten an, dass ein Perpetuum Mobile bauen will),

    Da widerspreche ich, weil eine Kostenrechnung nichts mit Thermodynamik zu tun hat, kann sie auch nicht gegen einen Hauptsatz verstoßen. Hier ist so ein Punkt, wo Du Dinge verkoppelst, die imho nicht miteinander zu tun haben. Das zeigt auch der Satz in Klammern, weil niemand (jedenfalls nicht ich) was mit einem Perpetuum Mobile am Hut hat und sich nicht durch eine Kostenrechnung dazu animiert fühlt..


    Somit wird mit einem PEF kleiner Null suggeriert, dass man Primärenergie spart, indem man die Wärme zum Fenster raus heizt. Das ist natürlich Quatsch, weil sowohl Wärme als auch elektrische Energie einen Anteil des Inputs tragens

    Imho auch das ein Indiz dafür, dass Du Dinge verkoppelst, die nicht miteinander zu tun haben. Wobei sich hier auch ein wesentlicher Unterschied in unserem Denken zeigt. Du willst Kosten zuordnen, aber ich rede von Wert. Für mich hat auch Wärem einen Wert, die nichts kostet. Und sie hat nur einen bestimmten Wert, auch wenn sie viel kosten würde.


    Die Mikro-KWK-Branche gräbt sich ihr Grab, wenn sie länger an der Restwertmethode in der Berechnung der effektiven Wirkungsgrade verharrt als unbedingt notwendig und nicht zügig umstellt auf die Carnot-Methode. Die Restwertmethode braucht einen externen Referenzwirkungsgrad und der ist momentan bei den EnEV-Berechnungen 35% (2,8 PEF der Elektrizität).

    Erneut Widerspruch.
    Ich verwende keine Kosten-Nutzerechnung um einen Wirkungsgrad abzubilden. Ich rechne auch nicht die Wärme billig, so wie du das machst. Ich brauche auch keine externe Referenz, weil ich eben nicht in Wirkungsgrad rechne.


    Allerdings adressiert Du hier ein Thema, das mich schon immer stört, wenn nämlich bei einem Motor-BHKW von 95% Gesamtwirkungsgrad gesprochen wird, und bei einer BSZ von 85%. Das ist aber ein ganz anderes Thema, da sprechen wir von einer Ökobilanzierung, damit kann ich aber mein BHKW nicht abbezahlen. Der höhere Wirkungsgrad führt zu mehr Stromertrag und erlaubt dadurch mehr Abschreibung, was aber verschlechtert würe, wenn ich der Wärme nicht den angemessenen Wert beimesse.


    Mit der Carnot-Methode hat ein Betreiber auch eine realistische Einschätzung der variablen Gestehungskosten. Mit den Bluwin-Beispieleffizienzen wären es bei 6 ct/kWh (Großabnehmer zahlen nur 2 ct/kWh) Gaskosten für die elektrische Energie rund 10 ct/kWh (60% effektiver Wirkungsgrad) und Grenzkosten für die Wärme 1,5 ct/kWh (400% effektiver Wirkungsgrad).

    Abgesehen davon, dass ich Dir bei der Rechnung nicht ganz folgen kann, bedeutet es letztlich doch, dass meine Gestehungskosten für den Strom steigen, wenn ich die Wärme billig rechne. Was sollte das bringen?

    Lesen gefährdet die Dummheit! Denken gefährdet Vorurteile!
    Der geistige Horizont mancher Menschen hat einen Radius von NULL. Das nennen sie dann Standpunkt.

  • Moin bluwi,


    das mit dem Perpetuum Mobile kannst Du in der Anlage, S. 3 nachlesen. Wir sprechen hier über die Brennstoffallokation im Kuppelprozess, d.h. es ist hahnebüchen beim PEF Variante A und bei der Kostenaufteilung Variante B auszuwählen. Warum sollten der Input unterschiedlich zugewiesen werden?


    Ein PEF von 0,25 (= 400% effektiver Wirkungsgrad der Wärmeerzeugung) heisst doch auch, dass in der Wärme nur ein Viertel des variablen Gaspreises hängenbleiben.


    In der Ökonomie kennen wir 3 finanzielle Kennzahlen

    1. (Nutz-)Wert = der (Grenz-)Nutzen, der beim Endverbraucher generiert wird

    2. Preis = Marktpreis, der sich aus Angebot (Grenzkosten) und Nachfrage (Grenznutzen) ergibt

    3. Kosten = die (Grenz-)Kosten, die beim Hersteller anfallen


    Der Arbeitswert von Wärme ist nunmal der Carnot-Faktor, da beisst die Maus keinen Faden ab. Wärme hat für Dich einen Wert, auch wenn sie nichts kostet - das gilt auch bei mir. Aber eine kWh Wärme ist nicht eine kWh Wärme. Du könntest z.B. 150°C Wärme in eine Absorptionswärmepumpe stecken und dafür die zweifache Menge NT-Wärme generieren, die fürs Heizen reicht. Das zeigt ebenfalls, dass der Wert von HT-Wärme höher ist als der von NT-Wärme.


    "Ich verwende keine Kosten-Nutzerechnung um einen Wirkungsgrad abzubilden. [..] Ich brauche auch keine externe Referenz, weil ich eben nicht in Wirkungsgrad rechne. " - verstehe ich nicht, was Du sagen willst. Du rechnest doch mit Deiner Restwertmethode so, dass der Referenzwert die Kesselwärme ist. Und die Kosten für die Kesselwärme bestimmst Du über den Wirkungsgrad des Kessels, z.B. 90%.


    Das ist doch gerade der Oberkäse bei der Restwertmethode, dass zur PEF_th-Berechnung man die Wärme schönrechnet indem ein möglichst schlechter Referenzwert für die elektrische Energie genommen wird. Und Du rechnest Dir die elektrische Energie schön, indem Du einen möglichst schlechten Referenzwert für die Wärme nimmst. Du könntest genausogut sagen: Alternativ kommt die Wärme aus einer Gas-WP mit 200%. Man benötigt eine Methode (und nicht zwei oder drei), die den Brennstoff ausgewogen auf die Produkte verteilen, und genau das schafft die Carnot-Methode. Wenn man eine Methode zur Bewertung anwendet, dann findet ein Fehlanreiz statt, wie er in der Anlage beschrieben wird und die Leute optimieren das Gesamtsystem in der Annahme, es gäbe ein ökonomisches Perpetuum Mobile.


    Der wahre Gesamtwirkungsgrad einer Energiewandlung inclusive KWK (BTW: Brennstoffzelle schreibt man kurz BZ oder im Englischen FC wie fuel cell) ist der exergetische Wirkungsgrad: η_ex = η_el + f_carnot * η_th , also wieviel Exergie geht rein und wieviel kommt raus. Exergie kann nicht mehr werden und nimmt im besten Fall nicht ab - im Gegensatz zur Energie, die eine Erhaltungsgröße ist.

    Abgesehen davon, dass ich Dir bei der Rechnung nicht ganz folgen kann, bedeutet es letztlich doch, dass meine Gestehungskosten für den Strom steigen, wenn ich die Wärme billig rechne. Was sollte das bringen?

    Die Rechnung ist ganz einfach: bei 60% effektivem Wirkungsgrad der Stromerzeugung gilt: Brennstoffpreis durch Wirkungsgrad: 6 ct/kWh / 0,6 = 10 ct/kWh. Bei 400% effektivem Wirkungsgrad der Wärmeerzeugung ist es genauso: 6 ct/kWh / 4 = 1,5 ct/kWh.


    Da bei alternativen Methoden die Kostensumme für die Gestehungskosten gleich ist, aber die Verteilung eine andere, ist die "faire" Aufteilung, so wie sie die Physik nahelegt insofern von Vorteil, wenn nicht die gleiche Gruppe Strom und Wärme aus der KWK-Anlage erhält. Ansonsten wäre es in der Tat ein rechte-Tasche-linke-Tasche-Spiel. Aber wenn mehrere juristische Personen unterschiedliche Qualitäten und Mengen des Energieoutputs erhalten, dann sollte man sicherstellen, dass einige nicht übervorteilt werden. Der Primärenergiefaktor eines Gas-Dachses ist laut Datenblatt 0,5 - ich als KWK-kundiger Mieter würde dann sagen: Guckemaldo, in der Heizungswärme steckt dank der effizienten KWK-Technik nur 50% der Gasmenge drin, das heisst auch nur die Hälfte der Brennstoffkosten sollten auf der Heizungrechnung erscheinen. Höhere Stromgestehungskosten erhöhen zugegebenermaßen den Druck, die elektrische Energie vor Ort zu vermarkten und keine Volleinspeisung zu wählen.


    Gruß,

    Gunnar

  • Hallo Gunnar,

    für mich sieht das so aus, als ob wir recht konsequent aneinander vorbeireden. Nach meinem Verständnis machst Du in Deiner Argumentationskette immer wieder eine Art „Transformations-Sprünge“.

    Beispiel:

    Der Arbeitswert von Wärme ist nunmal der Carnot-Faktor, da beisst die Maus keinen Faden ab. Wärme hat für Dich einen Wert, auch wenn sie nichts kostet - das gilt auch bei mir. Aber eine kWh Wärme ist nicht eine kWh Wärme. Du könntest z.B. 150°C Wärme in eine Absorptionswärmepumpe stecken und dafür die zweifache Menge NT-Wärme generieren, die fürs Heizen reicht. Das zeigt ebenfalls, dass der Wert von HT-Wärme höher ist als der

    von NT-Wärme.

    Ich denke der Absatz repräsentiert unser unterschiedliches Denkschema. Für mich sagt Carnot nur etwas darüber aus, welcher Anteil einer Energiemenge, die als Wärme vorliegt, unter bestimmten Bedingungen in Arbeit überführt werden kann. Carnot misst keiner Energie einen „Wert“ bei. Die Beimessung eines Wertes entsteht alleine aus dem menschlichen Nutzdenken.

    Nun sagst Du letztlich, der Wert von Heizwärme hängt davon ab, wie diese Wärme zustande gekommen ist. Ich sage, für den pekuniären Wert der Wärme ist Ausschlag gebend, wie ich sie am günstigsten „beschaffen“ kann.


    Man benötigt eine Methode (und nicht zwei oder drei), die den Brennstoff ausgewogen auf die Produkte verteilen, und genau das schafft die Carnot-Methode

    Ja, ich muss (sollte) eine sinnvolle Methode haben aber da sehe ich in keinem Fall Carnot am Werk. Deine Methode würde ja bedeuten, dass auch die „Maschinenkosten“ entsprechend aufgeteilt werden müssten. Der Wirkungsgrad, der Deine Wärme „billig“ macht, entsteht ja aus einer hohen Investition. Diese Investition tätige ich aber nur, um Strom zu erzeugen. Deshalb schlage ich sowohl den Nutzen, als auch die Kosten, dem Strom zu.

    Lesen gefährdet die Dummheit! Denken gefährdet Vorurteile!
    Der geistige Horizont mancher Menschen hat einen Radius von NULL. Das nennen sie dann Standpunkt.

  • Moin bluwi,

    Für mich sagt Carnot nur etwas darüber aus, welcher Anteil einer Energiemenge, die als Wärme vorliegt, unter bestimmten Bedingungen in Arbeit überführt werden kann. Carnot misst keiner Energie einen „Wert“ bei. Die Beimessung eines Wertes entsteht alleine aus dem menschlichen Nutzdenken.

    Doch, genau so ist es. Der Arbeitswert der Energie, die Exergie, ist das was wertvoll ist. Der Nutzwert durch den Menschen und auch die Substituierbarkeit verschiedener Energieformen hängt vom Exergiegehalt ab, wenn man den CAPEX für eine Energiewandlungsstufe erstmal weglässt und nur den OPEX (Grenzkosten) bzw. OPUT (Grenznutzen - operating utility) betrachtet. Exergie kann man nicht aus dem hohlen Zahn herbeizaubern, sondern das ist eben ein knappes Gut, was mit der Zeit kleiner wird (Zweiter Hauptsatz: Entropie nimmt zu, d.h. Exergie nimmt ab). Das menschliche Nutzdenken kennt ja Alternativen: entweder ich produziere Gut A (z.B. 100 Einheiten NT-Heizwärme) über die Route B (Kessel), C (HT-Wärme plus Absorber-WP) oder D (KWK-Wärme). Dann kenn der Homo Oeconomicus (der ja so auch nur eine BWLer Fiktion ist) den OPEX und schaut nach dem jeweiligem CAPEX und der Nutzungsdauer.


    Die klarste Darstellung zum ökonomischen Wert der Exergie in Geldeinheiten habe ich in Bild 13: BIP pro Kopf vs. Exergieverbrauch pro Kopf (S. 19) gefunden, in dem die Nutzenergien nach Wandlung exergetisch bewertet wurden, und diese dann in 4 Volkswirtschaften zum BIP in Beziehung gesetzt wurden. Die Korrelation beträgt ca. 500 USD/GJ bzw. rund 1500 €/MWh. Man sagt ja oft "Energy is the Economy", aber es ist nicht die Energie, sondern präziser gesagt ist es die Exergie, der Arbeitswert der Energie.

    Nun sagst Du letztlich, der Wert von Heizwärme hängt davon ab, wie diese Wärme zustande gekommen ist. Ich sage, für den pekuniären Wert der Wärme ist Ausschlag gebend, wie ich sie am günstigsten „beschaffen“ kann.

    Der pekuniäre Wert der Wärme hängt von den Alternativrouten ab, die zur Verfügung stehen. Und dabei kann dir die Thermodynamik schon sagen, was machbar ist und was nicht. Der Kessel hat z.B. ein großes Verbesserungspotential, weil exergiereicher Brennstoff (100%) in Wärme mit z.B. einem Exergiegehalt von 15% umgewandelt wird. Selbst mit Brennwerteffekt hat man da über 80% Verluste in der Exergie, die wie gesagt keine Erhaltungsgröße ist, sondern verloren geht, wenn man sich ungeschickt anstellt.

    Ja, ich muss (sollte) eine sinnvolle Methode haben aber da sehe ich in keinem Fall Carnot am Werk. Deine Methode würde ja bedeuten, dass auch die „Maschinenkosten“ entsprechend aufgeteilt werden müssten. Der Wirkungsgrad, der Deine Wärme „billig“ macht, entsteht ja aus einer hohen Investition. Diese Investition tätige ich aber nur, um Strom zu erzeugen. Deshalb schlage ich sowohl den Nutzen, als auch die Kosten, dem Strom zu.

    Wir reden hier über den OPEX, d.h. die variablen Kosten. In der Betriebswirtschaft trennt man die einmalige Investitionsausgabe (CAPEX) von den laufenden, variablen Kosten. Mit dem OPEX kann man den Deckungsbeitrag errechnen und dann hat man eine Kalkulationsgrundlage, ob die Fixkosten wieder hereingespielt werden. Die "Maschinenkosten" kann man anders aufteilen, siehe VDI VDI 4608 Blatt 2 "Energiesysteme - Kraft-Wärme-Kopplung - Allokation und Bewertung". Aber selbst wenn Du die Maschinenkosten der Stromzeite zuschlägt, ändert das nichts an den Grenzkosten des KWK-Prozesses. Und es ist eben nicht nur, dass das BHKW nur getätigt wurde um Strom zu erzeugen, sondern es liefert auch Wärme mit einem niedrigem PEF. Der Gasdachs G5.5 kommt auf einen Primärenergiefaktor von 0,5 - das bedeutet in jeder kWh Wärme sind nur 0,5 kWh Brennstoff drin.


    Oder man macht es wie die Großen und sagt: Ich habe Produkt A mit den Grenzkosten und Deckungsbeitrag, ich habe Produkt B mit den Grenzkosten und Deckungsbeitrag und weiss dann, nach wieviel Volllaststunden die Kiste, die beide Produkte erzeugt, ihr Geld verdient hat.


    Gruß,

    Gunnar

    Ist die Wärme kraftgekoppelt, wird die Energie gedoppelt. (Ulli Brosziewski)

  • Wir reden hier über den OPEX, d.h. die variablen Kosten. In der Betriebswirtschaft trennt man die einmalige Investitionsausgabe (CAPEX) von den laufenden, variablen Kosten. Mit dem OPEX kann man den Deckungsbeitrag errechnen und dann hat man eine Kalkulationsgrundlage, ob die Fixkosten wieder hereingespielt werden.

    Da hab ich im Grunde kein Problem damit, weil unter dem Strich das gleiche rauskommt, wohin auch immer ich die Investition umlege. Aber ich sehe keinen Zusammenhang zwischen dem Rechenweg der Kostenrechnung und Carnot. Unsere Meinungsverschiedenheit ist doch die Frage, warum ich welche Kosten wem zuschlage.


    Der pekuniäre Wert der Wärme hängt von den Alternativrouten ab,

    Genau, das sag ich doch. Die "billigste" Alternativroute macht den Preis für die Wärme, die beim BHKW unvermeidlich rausfällt. (Sofern es eingeschaltet ist.) Und da ist beim Gas-BHKW der Gasbrenner naheliegend. Wenn jemand alternativ mit Scheitholz feuert, dann muss man halt das in Geld bewerten.


    Vermutlich lägen unsere Zahlen auch nicht so weit auseinander, wenn Du denn die Afa auf die Wärme mit umlegen würdest. Aber da fragt es sich gleich wieder, nach welchem Schlüssel?

    Lesen gefährdet die Dummheit! Denken gefährdet Vorurteile!
    Der geistige Horizont mancher Menschen hat einen Radius von NULL. Das nennen sie dann Standpunkt.

  • Hallo erstmal,

    Unsere Meinungsverschiedenheit ist doch die Frage, warum ich welche Kosten wem zuschlage.

    Das warum ist nach meiner Lesart: Wenn man eine Allokationsmethode wählt, die gegen die Regeln der Physik verstößt, läuft man früher gegen die Wand - Naturgesetze haben nunmal immer Recht und lassen sich auch nicht durch eine 2/3 Mehrheit im Deutschen Bundestag ändern.


    Wichtiger ist doch vielmehr der Effekt einer fairen Bewertung von Strom und Wärme. Für den Einzelnutzer, der mit seinem Mini-BHKW sein EFH versorgt, ist es in der Tat annähernd bedeutungslos. Es spielt aber eine große Rolle, wenn der Empfänger der elektrischen Energie und der der thermischen Energie nicht derselbe ist, wie z.B. im Mehrfamilienhaus, wo jeder unterschiedliche Mengen Wärme und elektrische Energie benötigt. Wenn gegenüber den Regeln der Physik die Wärme zu billig angesetzt wird, dann zahlt die Hauptzeche der Stromnutzer. In der Regel ist es ja umgekehrt: die KWK-Wärme profitiert nicht vom KWK-Effizienzgewinn und alle Effizienzvorteile werden dem KWK-Strom zugewiesen. Damit profitieren die Stromnutzer gewaltig, wohingegen der Wärmenutzer sich über die hohe Heizkostenabrechnung ärgert.


    Bei der EnEV wird der umgekehrte Weg gegangen, dort sagt man: der KWK-Strom ist genauso schlecht wie die letzte Kohlemöhre, welche das Grenzkraftwerk der Mittellast darstellen. Hier wird der ganze KWK-Vorteil der Wärme zugewiesen. Und das kann es ja auch nicht sein. KWK-Strom ist besser als elektrische Energie aus ungekoppelter Erzeugung (ceteris paribus) und KWK-Wärme ist besser als Kesselwärme. Besser heisst hier: niedriger PEF und damit auch niedrigere variable Kosten.

    Die "billigste" Alternativroute macht den Preis für die Wärme, die beim BHKW unvermeidlich rausfällt. (Sofern es eingeschaltet ist.) Und da ist beim Gas-BHKW der Gasbrenner naheliegend. Wenn jemand alternativ mit Scheitholz feuert, dann muss man halt das in Geld bewerten.

    Nein eben nicht. Wir reden hier über die Umlage der Betriebskosten, also der variablen Kosten d.h. haupsäche die Brennstoffkosten. Und da kannst Du bei der Restwertmethode dir beliebige Alternativ (Referenz) routen ausdenken, das ist geprägt von einer Beliebigkeit. Neben Scheitholz sind preissensitive Wärmenutzer auch auf Braunkohlenstaubfeuerung gekommen. Und bei Gas ist es eben nicht der Gasbrenner (Brennwert, Heizwert, Niedertemperaturtechnik? was denn nun), sondern die BAT sind aktuell eher gasbetriebene Wärmepumpen. Die gibt's mit Adsorber/Absorber, aber auch mit Gasmotoren und die haben eine höhere Effizienz bei der Wärmebereitstellung als Gasbrenner. Ändert das etwas an der Effizienz und Wirkungsweise des BHKWs, das daneben steht? Nein - aber mit der Bewertungsmethode, die einen Referenzwert braucht, wir so getan als ob.

    Vermutlich lägen unsere Zahlen auch nicht so weit auseinander, wenn Du denn die Afa auf die Wärme mit umlegen würdest. Aber da fragt es sich gleich wieder, nach welchem Schlüssel?

    Afa = Abschreibung ist ein anderes Tier. Hier geht es um die Einmalinvestition, die umgelegt wird, um Vollkosten zu bestimmen. Das funktioniert so, dass man den Deckungsbeitrag akkumulieren muss, um die Fixkosten zu decken. Die Vollkosten spielen aber keine Rolle bei der betrieblichen Einsatzentscheidung, Stichwort CAPEX = Sunk Cost.


    Gruß,

    Gunnar


    PS. Ich schlage vor, diese allgemeingültige Diskussion zur Allokation von Brennstoffen im KWK-Prozess hier nicht unter der Überschrift Modulation BlueGen weiterzuführen, sondern hier oder an anderer geignerter Stelle.

    Ist die Wärme kraftgekoppelt, wird die Energie gedoppelt. (Ulli Brosziewski)

    Einmal editiert, zuletzt von gunnar.kaestle () aus folgendem Grund: Diskussionspfad umleiten ...

  • gunnar.kaestle

    Ich stimme Dir zu, dass das hier am falschen Ort ist, aber ich denke auch, dass wir uns jetzt schon ein paar mal im Kreis gedreht haben und das auch reicht. D. h. ich denke wir sollten das jetzt einfach so in aller Freundschaft als kontroverse Meinung stehen lassen.
    Danke für die konstruktive Diskussion.

    bluwi

    Lesen gefährdet die Dummheit! Denken gefährdet Vorurteile!
    Der geistige Horizont mancher Menschen hat einen Radius von NULL. Das nennen sie dann Standpunkt.

  • Ich hab das aus Seite 11 so rausgelesen

    Elektrische Leistung von 0,5 kW bis 1,5 kW steht da, und es macht IMHO auch Sinn, stromorientiert und wärmegedeckelt zu fahren, sofern der Wärmepuffer halbwegs voll ist. Mich würde dazu noch interessieren, wie schnell man rauf und runter modulieren kann. Hat dazu hier jemand Erfahrungswerte?


    Gruß, Gunnar

    Ist die Wärme kraftgekoppelt, wird die Energie gedoppelt. (Ulli Brosziewski)

  • Ich hab das aus Seite 11 so rausgelesen

    Elektrische Leistung von 0,5 kW bis 1,5 kW steht da, und es macht IMHO auch Sinn, stromorientiert und wärmegedeckelt zu fahren, sofern der Wärmepuffer halbwegs voll ist. Mich würde dazu noch interessieren, wie schnell man rauf und runter modulieren kann. Hat dazu hier jemand Erfahrungswerte?


    Gruß, Gunnar

    Hallo Gunnar,


    die Änderungsgeschwindigkeit der elektrischen Leistung beträgt ca. 30W/min.


    PS: Ich arbeite selbst bei SOLIDpower.


    MfG

  • Ich arbeite selbst bei SOLIDpower

    Das klingt super. Da hoffen wir doch hier auf seriöse Beiträge aus erster Hand :)


    Die wichtigsten Fragen aus meiner Sicht:

    - "leidet" die BSZ unter dieser Modulation, wenn man das oft macht?
    - oder verringert das den "Verschleiß", sodass die Lebensdauer steigt?


    Oder allgemein: Welche Einflüsse hat die Modulation?

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  • PS: Ich arbeite selbst bei SOLIDpower.

    Herzlich willkommen im BHKW-Forum. :) Es wäre sinnvoll, wenn Du im Unternehmen anregst, dass sich SolidPower hier einen offiziellen Account zulegt und sich wie z.B. A-Tron, Viessmann, KW Energie und RMB/Energie u.V.m. direkt mit einbringt. :)

    Man achte darauf, dass der BHKW-Lieferant nicht gegen § 312 StGB verstößt. :neo:

  • Bin auch froh nun eine direkte Quelle für Infos zu haben, schön das du da bist :thumbup::)

    2005 Dachs HR 5.3 mit Kondenser 56.500 Betriebsstunden

    2007 Dachs RS 5.0 mit Kondenser 34.000 Betriebsstunden

    2008 PV 12,9 kWp Süd 30° Volleinspeisung

    2019 BYD 13,8 kW und 3 x Multiplus II-48 3000 35-32

    2019 PV 9,8 kWp Ost West 10° Überschusseinspeisung

    2021 3x Go e Charger Homefix 11kW

  • Danke an alle für die freundliche Aufnahme. Den Unternehmensaccount werde ich anregen ;)

    Die neuen Stacks sind so konzipiert, dass es technisch keine Probleme gibt. Es ist nur wichtig, dass die Modulation stufenweise und nicht adhoc stattfindet. Das regelt die Technik mit der Rampe von 30W/min. Für die Lebensdauer und Degradation der Zelle kommt es in der Tat eher entgegen, wenn die Zelle nicht dauerhaft am Anschlag läuft