Einsatz eines BHKW im Altbau (Kernsanierung)

  • Hallo zusammen,

    ich interessiere mich für den Einsatz eines BHKW, um genauer zu sagen eine Viessmann Vitovalor PT2.

    Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob sich eine derartige Investition (ca. 35t€) überhaupt rechnet.

    Ich hole mal etwas weiter aus.

    Aktuell befinde ich mich in einem 4-Personen Haushalt. Hierbei handelt es sich um einen Bau aus dem Jahre 2000, der dem üblichen Standard entsprach:

    - Gedämmte Klinkerfassade mit Hinterlüftung

    - Gedämmtes Dach

    - 2-fach Verglasung

    - Gasbrennwerttechnik mit 160L Warmwasserspeicher

    - 130m² mit Fußbodenheizung ausgestattet

    - 55m² mit Heizkörpern ausgestattet

    Letzte Verbrauchswerte (jährlich):

    Gas = 1250m³ entspricht 13.816 kWh

    Strom = 3100 kWh

    Wasser = 80m²

    Und nun kommen wir zum Interessanten Teil:

    Die neue Immobilie ist aus den 60er und wird umfassend saniert. Wir sind bereits im vollen Gange und haben das Haus komplett entkernt. Ursprünglich verrichtete eine Vitogas 100 ihre Arbeit, die bereits entsorgt wurde. Somit muss zwingend eine neue Alternative her. Ein Energieausweis liegt auch vor (>400), ist aber nicht mehr aussagekräftig.

    Infos zum Haus:

    Wände: Die Außenwände wurden mit 24er Hohlblocksteinen errichtet. Diese sollen anschließend noch mit einer 120mm Dämmung versehen werden. Zum Einsatz soll hier Steinwolle oder EPS kommen und anschließend mit Riemchen verklinkert werden. Auch hier bin ich für weitere Vorschläge offen.

    Dach: Das Dach erhält eine Aufdachdämmung (80mm) und Zwischensparrendämmung (160mm)

    Fenster: 3-Fach Verglasung

    Das Haus verfügt über einen 2-zügigen Kamin mit mittlerem Multifunktionsschacht. Dieser wurde auch von der Vitogas genutzt.

    Zusätzlich wird auch ein separater Schornstein für einen Kamin errichtet.

    Das Haus wird nach der Sanierung eine Wohnfläche von 185m² (Fußbodenheizung) und eine Kellerfläche von 50m² (Heizkörper) besitzen. Bewohnt wird das Ganze von zwei Personen.

    Die normalen Verbrauchsgewohnheiten beschränken sich auf morgens, abends und am Wochenende. Da ich meinen zukünftigen Verbrauch überhaupt nicht abschätzen kann, fehlt mir hier jegliche Planungsgrundlage. Vielleicht kann hierzu jemand ein paar Zahlen in den Raum werfen.

    Ich hatte bereits drei Monteure vor Ort. Bei zweien wurde eine neue handelsübliche Gasbrennwerttherme angeboten, beim letzteren ein Brennstoffzellen-Kombigerät (PT2). Die Gasbrennwertthermen wurden mit ca. 10t€ angeboten.

    Ich bin auch für alternative Heizungssysteme (Luftwärmepumpe, Erdwärmepumpe, wasserführenden Kamin, PV, etc.) offen.

    Vielen Dank fürs Lesen und kommentieren.

    Push4

  • Moin Push4,

    Das Haus wird nach der Sanierung eine Wohnfläche von 185m² (Fußbodenheizung) und eine Kellerfläche von 50m² (Heizkörper) besitzen. Bewohnt wird das Ganze von zwei Personen.

    Wir wissen ja noch nicht viel, aber möglicherweise genügt diese Information für eine erste Beurteilung.


    Geht man davon aus, dass das totalsanierte Gebäude mindestens die aktuellen EnEV-Anforderungen erfüllt, so dürfte der Wärmeverbrauch grob geschätzt um 10.000 kWh liegen. Das wäre für eine Vitovalor noch OK. Aber wenn nicht irgendwelche Besonderheiten wie z.B. ein Koi-Teich vorgesehen sind, dürfte der Stromverbrauch eines Zweipersonenhaushaltes so um die 2.500 bis äußerstenfalls 3.000 kWh im Jahr liegen. Das ist für den wirtschaftlichen Betrieb einer Vitovalor zu wenig. Ich würde daher in diesem Fall vom Einbau eines BHKW abraten.

    Ich bin auch für alternative Heizungssysteme (Luftwärmepumpe, Erdwärmepumpe, wasserführenden Kamin, PV, etc.) offen.

    Für ein Haus mit relativ geringem Strom- und Wärmebedarf sowie Niedertemperatur-Heizung halte ich eine Erdwärmepumpe für das optimale System. Eine Luftwärmepumpe wäre zwar in der Anschaffung günstiger, weil man kein Geld für die Soleleitung im Boden ausgeben muss. Aber dafür ist der Wirkungsgrad um mindestens 30% schlechter. Deshalb sollte man eine LWP nur installieren, wenn es keine Alternative gibt (weil z.B. kein Platz für den Erdwärmetauscher da ist).


    Einen wasserführenden Kamin halte ich mehr für ein Spielzeug – nichts dagegen einzuwenden, aber (außer vielleicht in einem Passivhaus) kann so etwas bestenfalls eine gelegentliche Unterstützung für das Hauptheizungssystem sein.


    Eine PV-Anlage würde ich stets empfehlen, wenn ein dafür geeignetes Dach vorhanden ist. Zum Heizen eignet sich eine PV-Anlage zwar grundsätzlich nicht (auch nicht in Kombination mit einer Elektro-Wärmepumpe), weil sie nun mal in den Monaten, wo der Heizwärmeverbrauch am höchsten ist, die niedrigste Leistung bringt. Aber wenn sowieso eine WP da ist, kann man dann natürlich im Sommer den Warmwasserbedarf weitgehend mit Solarstrom decken, und ein bisschen Strom zum Heizen fällt in der Übergangszeit auch ab. In dieser Kombination ist das dann (nicht nur wirtschaftlich, sondern auch energetisch) besser als eine Solarthermie.


    Kurzgefasst daher meine Empfehlung: Erdwärmepumpe plus PV-Anlage.


    Gruß, Sailor

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

  • Ich sehe das ganze anders.

    Von PV hat man im Winter nur wenig - aber da ist der höchste Stromverbrauch. Im Sommer, wenn die PV läuft braucht man kaum Strom. Verbrauch und Erzeugung von PV-Strom sind leider ziemlich gegenläufig. Ein BHKW ist da besser.

    Korrekt ist, daß ein Kaminofen Spielzeug ist.

    Eine WP ist immer noch eine Stromheizung - nur verbessert. Damit ist man voll und ganz in der Hand des Versorgers und der immer schneller steigenden Strompreise.

  • Von PV hat man im Winter nur wenig - aber da ist der höchste Stromverbrauch. Im Sommer, wenn die PV läuft braucht man kaum Strom.

    Na ja, so extrem ist das auch wieder nicht. Im Durchschnitt ist der tägliche Stromverbrauch im Winterhalbjahr vielleicht 10% höher als im Sommerhalbjahr. Das gilt natürlich nicht für Strom, der zum Heizen eingesetzt wird. Aber dass sich eine PV-Anlage grundsätzlich nicht zum Heizen eignet, hatte ich ja schon gesagt.

    Ein BHKW ist da besser.

    Wie schon Radio Eriwan sagte: "Im Prinzip ja". Aber das hilft ja nichts, wenn sich ein BHKW wegen des insgesamt zu niedrigen Stromverbrauchs nicht rechnet. (Wer's nicht glaubt möge es selbst nachrechnen, ich bin bei geschätzten 3000 kWh Stromverbrauch zu faul dazu.) Eine PV-Anlage (natürlich nur ohne Stromspeicher) rechnet sich dagegen bei einem geeigneten Dach – dank EEG und mittlerweile sehr günstigen Preisen – fast immer, auch wenn sich der Eigenverbrauch in Grenzen hält. Die paar hundert kWh PV-Strom, die (im Sommer für TWW und in der Übergangszeit für Heizstrom) zusätzlich in einer WP verbraucht werden können, wären dann das Sahnehäubchen.

    Eine WP ist immer noch eine Stromheizung - nur verbessert. Damit ist man voll und ganz in der Hand des Versorgers und der immer schneller steigenden Strompreise.

    Ja. Und mit einer Gasheizung (nichts anderes ist ein BHKW, nur verbessert) ist man voll und ganz in der Hand des Gasversorgers (derzeit hauptsächlich Putin, zukünftig vielleicht auch Trump) und der immer schneller steigenden Gaspreise...:)


    Ich bleibe dabei: Im vorliegenden Fall (und nur darüber reden wir hier) ist aus meiner Sicht für die Heizung eine Erd-WP wirtschaftlicher als eine Brennstoffzelle, unabhängig davon ob es außerdem eine PV-Anlage gibt. Wenn man aber außerdem eine PV-Anlage will, wäre diese im Parallelbetrieb zu einer WP jedenfalls wirtschaftlicher als im Parallelbetrieb zu einer Brennstoffzelle.

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

    Einmal editiert, zuletzt von sailor773 ()

  • Wir brauchen insgesamt aber keinen zusätzlichen Solarstrom mehr. Den gibts im Sommer schon zuhauf.

    Und ne WP hat min. 2 große Nachteile:

    1. Die Temperatur reicht für eine vernünftige WW-Bereitung nicht aus.

    2. Reparaturen gestalten sich schwierig und werden schnell teuer. Ein typischer SHK-KD ist schnell mit eienem Latein am Ende.

  • Moin,

    Die Temperatur reicht für eine vernünftige WW-Bereitung nicht aus

    kann ich so nicht bestätigen. Habe 4 Alpha Innotec Erdwärmepumpen in Doppelhaushäften mit ca 125 qm.

    Warmwassertempertatur 48°C sind kein Problem. Nur für Legionellen braucht man den zusätzlichen Heizstab.


    Reparaturen gestalten sich schwierig und werden schnell teuer

    Stimmt in meinem Fall auch nicht. Die WP`s wurden im Januar 2011 in Betrieb genommen. Seid dem KEINE!!! einzige Störung.

    In 2014 habe ich dann mal eine " Wartung" machen lassen. Das war`s.


    Zum Verbrauch:

    Die Mieter Zahlen zwischen 700 und 900 Euro Strom für WW und Heizung.


    Ich würde immer wieder eine Erdwärme einbauen und heute auch zusätzlich ein bischen PV ( 1 Kwh ).


    Gruß

    JoGo

  • Da hab ich andere Erfahrungen gemacht.

    Und WW 48° entspricht keiner Vorgabe und ist auch hygienisch nicht unproblematisch. Es müssten schon dauerhaft 55°, besser und nach Vorschrift 60° sein. Und das schafft ne WP eben nicht.

  • Wir brauchen insgesamt aber keinen zusätzlichen Solarstrom mehr. Den gibts im Sommer schon zuhauf.

    Meinst Du mit "Wir" die Stromversorgung in Deutschland? Da muss ich Dir widersprechen. Wir haben derzeit in D ca. 48 GW PV-Leistung installiert. Die gängigen Szenarien für eine vollständig regenerative Stromversorgung fordern mindestens noch mal eine Verdoppelung der PV-Kapazität, manche sogar eine Verdreifachung. Da ist also noch jede Menge Luft nach oben.

    Zitat von GM 1967

    Und WW 48° entspricht keiner Vorgabe und ist auch hygienisch nicht unproblematisch. Es müssten schon dauerhaft 55°, besser und nach Vorschrift 60° sein. Und das schafft ne WP eben nicht.

    Bei 3 Minuten Googeln kommt z.B. hoch, dass WP's von Vaillant bis 62°C Vorlauftemperatur bringen. Ich wette, dass alle anderen das auch schaffen. Für den Komfort reichen im Übrigen 48-58°C im Speicher locker aus, und mit einer Frischwasserstation hat man auch kein Legionellenproblem.


    Dass der COP bei 60°C VLT auch bei einer Sole-WP nicht gerade üppig ist, versteht sich von selbst. Aber die TWW-Bereitung macht ja nur einen Bruchteil des Gesamtverbrauchs aus.

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

    Einmal editiert, zuletzt von sailor773 () aus folgendem Grund: Neuen Beitrag berücksichtigt

  • Mit 62° Vorlauf (= Heizwasser) schafft man bestenfalls um die 52° Warmwasser - bei nem schlechen Wirkungsgrad der WP.

    Und für ne FriWa müsste die Temperatur im Speicher 10-12 ° über Soll der Trinkwassertemp. liegen.


    Und mehr PV brauchen wir sicher nicht. Diese Energie ist kaum planbar. Sie macht das Netz eher instabil.

    Was wir brauchen sind planbare Energieen wie zb BHKW, die im Winter laufen und auch Energie einspeisen.


    Im übrigen - weder Heizung noch Strom ist wirklich wirtschaftlich und amortisiert sich. Man braucht schlicht Wärme und Strom, das kostet eben.

    Die Frage ist nur ob man in Eigentum investiert oder mehr an Verbrauchskosten hat.

  • Dann wechseln wir mal von Halbwissen zu Wissen und merken an:


    a) Im EFH (Doppelhaushälfte) gibbet kein Legionellenthema, auch, wenn andere was anderes erzählen. DVGW Arbeitsblatt W551 u.s.w. Wer im EFH auf >60° aufheizt, hat zu viel Geld....


    b) Eine Frischwasserstation in einem EFH mit einer Wärmepumpe zu betreiben ist Wahnsinn und kann nie funktionieren, es sei denn, man hat einen wahnsinnigen Pufferspeicher, den die Friwa ruckzuck leerzieht. Für die Ww-Bereitung im Durchflussprinzip werden gerne mal 20 kW gebraucht... Wie soll das gehen?


    c) Wer über eine Erdwärmepumpe WW bereitet, hat evtl. das Problem, dass sich im Sommer die Wärmequelle nicht genügend regenerieren kann, weil sie auch dann belastet wird. Besser ist es hier, die WW-Bereitung über eine separate WW-WP zu machen, die im Sommer die Luft von außen zieht und im Winter aus dem Keller. Entscheidend für die Effizienz ist ist die Temperatur der Wärmequelle vs. Soll-VL. Da ist man im Sommer mit der Außenluft viel besser dran, und nicht nur im Sommer, eigentlich fast immer...


    JoGo

    Im Gegensatz zu manch anderem hast Du eben ein paar Euro mehr ausgegeben und Dir was vernünftiges gekauft, denn Alpha Innotec baut sehr gute WPs und zweitens waren 2011 die Kunden von AI noch Fachleute, weil damals nicht an jeden verkauft wurde. Entsprechend wird wohl auch Deine Tiefenbohrung nicht verhunzt sein etc.... Zahlt sich dann eben aus.

  • Moin

    Und mehr PV brauchen wir sicher nicht. Diese Energie ist kaum planbar. Sie macht das Netz eher instabil.

    Wir brauchen JEDE Energie die wir nicht aus Fossilen umwandeln müssen, nochmal JEDE.

    Das Netz mit Erzeugern und Verbrauchern verschiedenster Technik auszuregeln stellt kein wirkliches Problem dar ( nur in den Köpfen ) wir benötigen halt nur genug Input.

  • ...Sicheren Input! und das ist bei PV nicht der Fall. Das Ausregeln ist ein Problem, da muß mittlerweile häufig nachgeregelt werden. Noch viel mehr (unplanbarer) Input ins Stromnetz bringt uns da kaum weiter.

  • Du bist hier 10Jahre hinter der Technik, es gibt keinen unplanbaren Input da sowohl Sonne als auch Wind genau vorhersagbar sind.

    Nur leider ist das Netz nicht "technisch" sonder "finanziell" gesteuert, das ist das einzige Problem.

  • Haha, na klar - die Sonne und Wind ist vollständig planbar.... Im großen und ganzen mag die Planung passen - aber regional sicher nicht. Und dann haut es da das Netz durcheinander. Im ländlichen Raum eher als in ner Stadt.