Moin Fridold,
und nein, der tatsächliche Strombedarf sind um die 7000kwh/Jahr
Upps, da hatte ich noch das falsche Objekt im Kopf. Mit 7000 kWh Jahresverbrauch macht es zweifellos Sinn, über eine BlueGen nachzudenken.
Aber was das Angebot betrifft: Ein paar Schwachstellen sind Dir ja selbst schon aufgefallen. Bei genauerem Hinsehen gewinnt man den Eindruck, das Angebot hat in dem Betrieb der jüngste Lehrling zusammengestellt und danach hat keiner mehr drauf geschaut.
Also der Reihe nach:
Ausserdem kann der Bluegen die Stromspitzen von Backofen u Herd nicht abfangen, da muss ich auf alle Fälle Strom zukaufen. In seiner Aufstellung geht er von 0 zukauf auf.
Stimmt. Die BlueGen produziert pro Tag ca. 36 kWh Strom. Der Verbrauch liegt bei 19,2 kWh/Tag, das Verhältnis E/V somit bei knapp 1,9. Bei einem normalen Haushalts-Verbrauchsprofil (also ohne Tesla und Koi-Teich) würde ich unter diesen Umständen eine Abdeckung von immerhin 90% erwarten, aber mehr als 6.300 kWh/a Eigenverbrauch sind m.E. nicht drin. Das scheint mir aber in den Angebotsrechnungen noch das geringste Problem zu sein.
Wenn ich das richtig sehe rechnet er mit einem wirkungsgrad von 100% bei elektrisch.
Also das hab' ich so nicht gefunden, aber unabhängig davon sind die Angaben auf Seite 5 zum Teil völlig unsinnig.
Eine BlueGen läuft das ganze Jahr über 24/7 durch, kommt also auf 8.760 Betriebsstunden. In dieser Zeit erzeugt sie lt. technischen Daten mit 1,5 kW(el) nicht wie angegeben 8.760 kWh, sondern 13.140 kWh Strom, sowie (nicht wie angegeben 3.504, sondern) 5.256 kWh Wärme. Vielleicht ist es wegen einer kurzen Wartungspause etwas weniger, aber bei angenommenen 6.300 kWh Strom-Eigenverbrauch (s.o.) würde ich mit 6.800 kWh Strom-Einspeisung rechnen und nicht 1.760 kWh. Dafür liegt der Erdgasverbrauch der Brennstoffzelle auch nicht wie angegeben bei 17.520 kWh sondern (mit 2,5 kWh/Bh) bei ca. 21.900 kWh im Jahr.
Zum Wirkungsgrad der bestehenden Gasheizung ist nichts bekannt, aber bei 100% (Hs) liegt er sicher nicht. Angenommen er liegt bei 95% Hs, dann wäre der Wärmebedarf 33.250 kWh. Wenn die BlueGen davon 5.250 kWh abdeckt, bleiben 28.000 kWh für die Gastherme. Mit den geschätzten 95% (Hs) Wirkungsgrad landet man dann bei einem Erdgasbedarf um 29.500 kWh für die Erdgasheizung.
Noch zwei weitere Punkte in dem Angebot stimmen nicht zusammen:
- Auf Seite 2 wird unter "Förderung" eine Einmalzahlung KWK-Zuschlag 3.600 EUR angesetzt. Das kann man machen (siehe jedoch unten), aber dann darf man nicht auf Seite 5 nochmals jährliche Einnahmen aus KWK-Zuschlag in Höhe von 421 EUR ansetzen.
- Auf Seite 2 werden weiter unter "Förderung" EUR 963,60 Energiesteuer-Rückerstattung (verteilt über zehn Jahre) angegeben. Davon ab, dass die Zahl nicht stimmt (pro Jahr gibt es 21,9 MWh*5,5 €/MWh = 120,45 €) ist es natürlich völlig unzulässig, diese Förderung vom Investitionsbetrag abzuziehen, da man sie nun mal (anders als im Fall des KWK-Zuschlags) nicht vorab in einer Summe bekommen kann. Die Investition nach Förderung liegt also um den genannten Betrag höher.
Damit müssten die Angaben in dem Kasten "Nach Installation der BZ" auf Seite 5 korrigiert wie folgt aussehen:
Strombezug 700 kWh
Erdgasbezug Therme 29.500 kWh
Erdgasbezug Brennstoffzelle 21.900 kWh
Stromkosten Bezugsstrom (angesetzt 28 ct/kWh brutto) 196 €
Erdgaskosten Therme (angesetzt 5 ct/kWh brutto) 1.475 €
Erdgaskosten Brennstoffzelle (angesetzt 5 ct/kWh brutto) 1.095 €
Wartungskosten Brennstoffzelle 715 € plus 19% USt = 851 €
abzüglich Erlös Stromeinspeisung (5 ct/kWh netto) 340 €
abzüglich KWK-Zuschlag 0 (in Worten Null!) €
abzüglich Energiesteuer-Erstattung 120 €.
Achtung: Finanzierungskosten fehlen! Ich setze die mal mit Null an, weil ich die angebotene Finanzierung sowieso für unattraktiv halte. Die Kosten dafür sind mit 3,8% p.a. hoch, steuerlich nicht berücksichtigungsfähig (siehe unten) und führen bei der Umsatzsteuer auf den Eigenverbrauch zu Nachteilen. Wenn Ihr Euch das Eigenkapital für eine Brennstoffzelle nicht leisten könnt, solltet Ihr das Projekt m.E. besser bleiben lassen.
Die (hier ebenfalls vergessene) Umsatzsteuer auf den Eigenverbrauch ist sehr kompliziert zu berechnen, aber unterm Strich ist der Einfluss wegen der Anrechnung von Vorsteuern marginal. Daher ist es m.E. zulässig, dieses Thema hier außen vor zu lassen.
Als Summe ergeben sich so jedenfalls Kosten von 3.157 € im Jahr, nicht 2.566 € im Jahr.
Die "Einkommensteuer-Einsparung" in Höhe von 592 € kannst Du vergessen. Man KANN (außer ggf. im Investitionsjahr) mit einer Brennstoffzelle keine Steuern sparen. Die "Einnahme-Überschuss-Rechnung" auf Seite 8 des Angebotes ist kompletter Unsinn, da sie zahlreiche falsche Angaben enthält und darüber hinaus die geltende Rechtslage zur steuerlichen Behandlung von BHKW's vollkommen außer Acht lässt. Aber selbst wenn sie stimmen würde, hätte dies lediglich zur Folge, dass das Finanzamt die Aktivität als Liebhaberei erkennt. Nachhaltige Verluste werden keinesfalls anerkannt, also gibt es auch keine Ersparnis von Einkommensteuer.
Unterm Strich ist der Vorteil durch die Brennstoffzelle also nach den notwendigen Korrekturen mit ca. (3.710 ./. 3.157 =) 553 € anzusetzen. Dies muss bezogen werden auf eine Investition von ca. 14.900 EUR nach Förderung und Erstattung der Umsatzsteuer, womit die Amortisation jedenfalls länger geht als die Laufzeit des Vollwartungsvertrages.
Wenn das mein Projekt wäre, würde ich auf die Pauschalzahlung der KWK-Zulage (3.600 €) verzichten und lieber die jährliche Auszahlung wählen. Dann gibt es pro Jahr zusätzlich (6.300*0,04 + 6.800*0,08 =) 796 €. In 6,85 Jahren (dann sind die 60.000 Bh Förderung vorbei) wären das 5.450 € statt 3.600 €. Aber weil nach knapp sieben Jahren damit Schluss ist, liegt die Amortisation auch dann noch über 20 Jahren.
Rechnet man wie im Angebot mit 3% jährlicher Steigerung beim Strom- und Erdgaspreis, so sieht die Sache wahrscheinlich besser aus (ich hab's nicht nachgerechnet). Diese Art der Rechnung führt aber auch leicht dazu, dass man sich selbst in die Tasche lügt.
Fazit: Bei den Berechnungen zur Wirtschaftlichkeit strotzt das Angebot von Fehlern, und die Berechnung zur Steuer ist (wenn möglich) noch schlimmer. Das muss nicht unbedingt ein Hinweis auch auf mangelnde Zuverlässigkeit der anbietenden Firma bei der technischen Ausführung sein. Ob das Angebot als solches günstig oder ungünstig ist, kann @Hans_Dampf zweifellos besser beurteilen als ich. Aber wenn das mein Projekt wäre, würde ich nach einer Firma suchen, die ihre Seriosität durch eine glaubwürdige Rechnung unter Beweis stellt – anstatt das Projekt durch Doppelanrechnungen und fragwürdige Aussagen zur Einkommensteuer schön zu rechnen und sich dabei durch grobe Fehler (z.B. Angaben zur Stromerzeugung) auch noch selbst in den Fuß zu schießen.
Gruß, Sailor