Vitotwin 300 erreicht VTsoll nicht / nur selten

  • Hallo zusammen,


    zuerst großes Lob ans Forum, ich habe hier seit längerem mitgelesen und viel von dem Input für unsere Entscheidung für einen Vitotwin 300 und gegen etwas ähnliches von z. B. Vaillant verwendet - sehr wertvoll, vielen Dank schonmal.


    Zur Sache:
    Wir haben ein Haus BJ 1985 gekauft, die Heizung musste neu und PV und Solarthermie schieden aus verschiedenen Gründen aus. Das Haus hat 280 qm Wohnfläche, einen Wärmebedarf von ca. 55.000 kWh/anno, wir sind eine sechsköpfige Familie. Das schienen für alle Beteiligten günstige Voraussetzungen für ein BHKW zu sein.


    Wir bereuen diese Entscheidung absolut nicht, sondern sind davon total überzeugt. Die Anlage läuft seit Ende Oktober und der Stirling hat die ersten 1.000 Stunden ohne irgendwelche Probleme bereits hinter sich. Die Leistung liegt zwischen 970 und 1030 Watt, das scheint nach dem, was ich hier lese, normal zu sein.


    Ich habe mich immer für unsere Heiztechnik interessiert und beobachte das entsprechend und dabei sind mir beim Vitotwin einige Punkte aufgefallen, was die Regelung angeht, bei denen ich den Verdacht haben, dass das auch besser geht.
    Inbetriebnahme war mit Heizungsbauer und Werkskundendienst und die Konfiguration ist wie folgt:


    Anlagenschema 1 mit Vitocell 340 (750 Liter).


    Heizkreis 1: VTsoll 35° (Fussbodenheizung im Erdgeschoss und Bädern) mit Systemtrennung
    Heizkreis 2: VTsoll 55° Konvektoren vor Fenstern und Radiatoren
    Heizkreis 3: VTsoll 50° Radiatoren in ehemaliger Einliegerwohnung


    Die oben angegebenen VTsoll will die Steuerung bei ca. 3° Außentemperatur.


    Ich beobachte dann folgendes: bei Heizkreis 2 wird die VTsoll fast nie erreicht, sondern bleibt teilweise 6-8K darunter, obwohl der Mischer voll auf ist.
    Bei den anderen Heizkreisen wir VTsoll aber immer erreicht und meist auch im Bereich von +/- 1K gehalten.


    In den Zeiten, in denen der Zusatzbrenner läuft, ist der Wert vom Sensor B4 (das ist die Vorlauftemperatur, die auf den Heizkreisverteiler geht), mindestens auf VTsoll von HK2, teils auch darüber. Das ist jedoch innerhalb von einigen Sekunden vorbei, sobald sich der Zusatzbrenner abschaltet.


    Über das Takten des Zusatzbrenners wundere ich mich auch. Die Steuerung zählt bei Außentemperaturen um die 0° ca. 70 Starts innerhalb 24 h, das kommt mir ja recht viel vor und wenn ich mich mal 10 Minuten daneben stelle, sehe ich, dass der Zusatzbrenner teilweise weniger als 1 Minute aus ist und dann wieder startet. Genau das will man doch eigentlich mit einem Pufferspeicher vermeiden, oder irre ich mich da?
    Kann das sein, dass die Modulation des Zusatzbrenners nicht richtig läuft?


    Ich hatte erst die Vermutung, dass ein Temperaturfühler falsch platziert ist, aber das scheint nicht der Fall zu sein, ich vermute, dass es eine Einstellung der Steuerung oder der Pumpen ist. Manche einstellungen sind im Handbuch ja recht mager beschrieben und der Heizungsbauer hat zwar viel Erfahrung mit Viessmann, aber nicht mit der Steuerung des Vitotwin.


    Danke für's Lesen bis hierher, würde mich extrem freuen, wenn mir jemand einen Anstoß geben könnte, in welche Richtung man hier denken muss.


    Gruß
    jembohn

  • ...bietet die reichhaltige Fachebene.


    Beispiel:


    Wärmeabnahme, durch die Vergrößerung der Pumpenleistung im Menüpunkt Kessel 2322 von 15% auf ? (30%) kann die Brenneraufzeit des Zusatzbrenner verlängert werden. Das geht aber auch durch die Veränderung der...


    ...Pausenzeit Zusatzbrenner, Menü Kessel 2244 von 2min auf ? (10 Minuten)
    ...Wartezeit 2. Brenner nach Zündung des ersten Brenners, Menü Brennerfolge 3200 von 30s auf ? (300s)
    ...Freigabeintegral Zusatzbrenner, Menü Brennerfolge 3202 von 100K/Min auf ? (200K/Min)
    ...Freigabe der Modulation des Zusatzbrenner, Menü Brennerfolge 3209 von 100K/Min auf ? (200K/Min)
    ...Sperrzeit Zusatzbrenner Pufferanforderung, Menu Brennerfolge 3216 von 3Min auf ? (10Min)


    Mit den Werten in Klammern würde ich beginnen und ggf. nach Bedarf anpassen.
    Für die Einstellung gibt es keine allgemeinen Werte, da muss man geduldig probieren. ?( >>> 8o >>> :thumbup:

  • vielen Dank für die ausführliche Antwort. Ich werde mal testen, ob eine der Varianten etwas am Verhalten des Zusatzbrenners ändert.


    Aber je mehr ich darüber nachdenke, umso weniger leuchtet mir ein, warum die Temperatur am Sensor B4 (Vorlauf Heizkreisverteiler) innerhalb von Sekunden, nachdem der Zusatzbrenner abschaltet, um 5-10 K fällt und dann deutlich unter der benötigten Temperatur für den wärmsten Heizkreisverbraucher liegt. Wenn da so wenig Wärme gepuffert wird, funktioniert der Puffer doch gar nicht ...
    Könnte das auch ein hydraulisches Problem sein, zu hohe Strömungsgeschwindigkeit, Verwirbelung im Puffer o.ä.?

  • Moin

    Könnte das auch ein hydraulisches Problem sein

    ohne das System zu kennen würde ich eher darauf tippen!


    Gibt es Speicherfühler und was zeigen diese an?? Kannst Du das Hydraulikschema bitte hochladen?



    Grüße

  • Hallo,


    auf dem Anlagenschema sind die folgenden Thermofühler eingezeichnet von oben nach unten (B3/B4/B42/B41).


    Mit diesen Werten im normalen Betrieb:


    B3 = 60-65° relativ konstant, ohne starke Schwankungen
    B4 = zwischen 45° und 55°, stark schwankend, langsam zunehmend bei Betrieb des Zusatzbrenners, schnell fallend nach dessen abschalten.
    B42/B41 = ca. 40° relativ konstant

  • Damit ist die Sache logisch.


    Die Heizkreise bekommen nur die Temperatur die ca. zwischen B4 und B42 anliegt.


    Der Speicher ist komisch angeschlossen, ich hätte die Heizkreise auf gleicher Höhe wie den Vitotwin entnommen oder gar im selben Rohr.


    Nun mußt Du schauen das Du den Speicher tiefer laden kannst ohne den Stirling in die Abschalttemperatur B41?? zu treiben.


    Grüße

  • Der Speicher ist komisch angeschlossen, ich hätte die Heizkreise auf gleicher Höhe wie den Vitotwin entnommen oder gar im selben Rohr.

    alikante, das gezeigte Anlagenschema stammt aus einem Viessmann-Handbuch zum Vitotwin und beschreibt die Anschlüsse in Anlagenkonfiguration 1 (Betrieb mit Kombi-Schichtspeicher). Bei den anderen Vitotwin-Betreibern funktioniert das anscheinend. An der Konfiguration kann es also m.E. nicht liegen (vorausgesetzt alle Anschlüsse und Fühler wurden in der Realität auch so gesetzt wie in der Skizze).


    Der Zusatzbrenner soll sich laut Handbuch einschalten, wenn die Speichertemperatur (B4) mehr als 10 K unter die Speicher-Solltemperatur fällt. Letztere liegt 8 K über der Vorlauf-Solltemperatur. Mit den genannten Werten heißt das: Die Speicher-Solltemperatur ist (55+8=) 63°C; Zbr-Einschaltpunkt wäre dann (63-10=) 53°C und Ausschaltpunkt (53+8=) 61°C.


    Ich würde empfehlen, als erstes die Temperaturen nachzuprüfen, mit denen die Regelung arbeitet: "Diagnose Verbraucher" in Ebene F1, dann Vorlauftemperatur (HK) 2 = Code 8773; Pufferspeichertemperatur 1 (B4) = Code 8980; Pufferspeichersollwert = Code 8981. Wenn sich hier größere Abweichungen zu den am Thermometer gemessenen Temperaturen zeigen, ist etwas mit den Temperaturfühlern nicht in Ordnung.


    Wenn aber die Temperaturen stimmen (auf ein oder zwei Kelvin kommt es dabei nicht an) liegt sowohl der Einschalt- als auch der Ausschaltpunkt des Zusatzbrenners für den HK 2 deutlich zu niedrig. Die beobachtete Differenz von 10 K passt dagegen. Das sieht demnach so aus, als ob die Regelung den Heizkreis 2 bzw. dessen VLT-Bedarf entweder nicht zur Kenntnis nimmt (für HK 3 wären die Werte in etwa passend), oder die von dort gesendeten Werte missinterpretiert.


    Die Frage wäre dann aus meiner Sicht, ob bei den elektrischen Anschlüssen für HK 2 ein Fehler gemacht wurde, z.B. Stecker locker oder Adern vertauscht.


    Für das häufige Takten des Zusatzbrenners habe ich keine Erklärung, aber es ist denkbar, dass beide Beobachtungen eine gemeinsame Ursache haben (die Regelung könnte widersprüchliche Signale erhalten und darauf mit häufigem Takten reagieren).


    Gruß, Sailor

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

  • Danke für die ausführliche Antwort.


    Ich habe die Werte aus der Steuerung mit den Thermometern verglichen - das passt.

    Der Zusatzbrenner soll sich laut Handbuch einschalten, wenn die Speichertemperatur (B4) mehr als 10 K unter die Speicher-Solltemperatur fällt. Letztere liegt 8 K über der Vorlauf-Solltemperatur. Mit den genannten Werten heißt das: Die Speicher-Solltemperatur ist (55+8=) 63°C; Zbr-Einschaltpunkt wäre dann (63-10=) 53°C und Ausschaltpunkt (53+8=) 61°C.

    Ich werde ja aus dieser Grafik (s. Anhang) überhaupt nicht schlau. Wie errechnet sich denn z. B. der Ausschaltpunkt für den Zusatzbrenner? Ich vermute auch, dass der zu niedrig ist, weiß aber nicht, welche Werte ich dafür verändern sollte.


    Mich würde ja außerdem mal sehr interessieren, ob jemand von den anderen Vitotwin-Eignern hier mal eine Rückmeldung geben könnte, wie sich der Zusatzbrenner verhält, ich habe nämlich das Gefühl, dass bei der Steuerung der Modulation irgendwas nicht stimmen kann. Bei uns ist das bei den aktuellen Temperaturen (2-3°C) so, dass der zw. 6.00 und 22.00 zwar 15 Stunden läuft, aber in der Zeit 35 - 40 mal startet. Wenn man sich mal 10 Minuten daneben stellt, merkt man, dass der Zusatzbrenner ausgeht, nur um nach ca. 1 Minute wieder zu starten.
    Wenn das normal ist, will ich mich damit abfinden, aber das kommt mir irgendwie nicht optimal vor.


    Gruß, jembohn

  • Ich werde ja aus dieser Grafik (s. Anhang) überhaupt nicht schlau. Wie errechnet sich denn z. B. der Ausschaltpunkt für den Zusatzbrenner?

    Also das mit der Grafik funktioniert so: Aufgetragen ist der Temperaturverlauf an den Sensoren B4 (obere Kurve) und B 41/42 (untere Kurve) über die Zeit. Die Brenner schalten sich ein und aus abhängig davon, ob bzw. wann die Kurven die verschiedenen Temperaturlevels berühren.


    Ausgangspunkt für die Regelung der Brennerfolge ist Level E, der "Sollwert Heizwasservorlauftemperatur" (unterste gestrichelte Gerade). Diesen errechnet die Regelung aus der eingestellten Heizkurve, d.h. er steigt mit fallender Außentemperatur. In der Reduziert-Zeit liegt er niedriger (bei uns derzeit um ca. 5K).

    Level A ist der Sollwert für die Temperatur des Heizwasser-Pufferspeichers. Dieser liegt um den Wert TB (Werkseinstellung 8 K) über dem Level E. Der Wert TB kann über Code 830, 1130 und 1430 (Ebene F2 in den Heizkreis-Menüs, mit der missverständlichen Bezeichnung "Mischerüberhöhung") eingestellt werden, und zwar (warum auch immer) für jeden Heizkreis extra.


    Wie das funktioniert, wenn drei Heizkreise mit unterschiedlichen Vorlauftemperaturen aus einem Pufferspeicher gespeist werden, und somit für die Steuerung dieses Speichers zu jedem Zeitpunkt drei unterschiedliche Werte für Level E bzw. A vorliegen, erwähnt das Handbuch leider nicht. Logisch wäre, wenn die Regelung mit dem jeweils höchsten Wert arbeiten würde. (Daher meine Theorie, dass sie bei Dir mit den Werten für HK 3 arbeitet, weil sie die Werte für HK 2 aus irgendeinem Grund nicht bekommt.)


    Wie dem auch sei: Die Ein- und Ausschalttemperaturen der Brenner hängen alle von Level A ab. Wird bei ausgeschalteten Brennern Wärme zum Heizen entnommen, so sinkt die Puffertemperatur (gemessen am Fühler B4, in der Grafik die obere Kurve) langsam ab. Wenn sie bis auf Level D abgesunken ist (werksseitig fest eingestellt: 5 K unter Level A), schaltet sich der Brenner 1 (Stirling) ein. Sofern der Stirling die Heizleistung allein schafft, würde nun die Puffertemperatur wieder ansteigen. Der Stirling schaltet sich aber erst wieder aus, wenn der Puffer gefüllt ist, d.h. wenn die Temperatur am Fühler B41/42 (untere Kurve) auf Level B angestiegen ist, das sind 4 K (fest eingestellt) über Level D, bzw. 1 K unter Level A. Damit das funktioniert, muss allerdings in den Heizkreis-Menüs in Ebene F2 unter Code 870 (HK1), 1170 (HK2) und 1470 (HK3) jeweils "mit Pufferspeicher" bzw. "Ja" eingestellt sein. (Das ist auch die Werkseinstellung, aber es schadet nichts, noch mal nachzusehen).


    Wenn bei größerer Wärmeanforderung trotz Brenner 1 "ein" die Temperatur am Fühler B4 weiter sinkt, so schaltet sich bei Level F der Brenner 2 dazu. Level F liegt um 10 K (fest eingestellt) unter Level A. Der Brenner 2 läuft jetzt so lange, bis die Temperatur im Pufferspeicher um 8 K angestiegen ist (Level C), d.h. 2 K unter Level A bzw. 6 K über der Vorlauf-Solltemperatur. Aus meinen Beobachtungen schließe ich, dass für das Ausschalten des Brenners 2 die Temperatur am Fühler B4 maßgeblich ist, d.h. der Zusatzbrenner soll nicht den Pufferspeicher füllen. Das führt natürlich zu häufigerem Takten, wobei dem Zusatzbrenner das an sich nichts schadet.

    Mich würde ja außerdem mal sehr interessieren, ob jemand von den anderen Vitotwin-Eignern hier mal eine Rückmeldung geben könnte, wie sich der Zusatzbrenner verhält, ich habe nämlich das Gefühl, dass bei der Steuerung der Modulation irgendwas nicht stimmen kann. Bei uns ist das bei den aktuellen Temperaturen (2-3°C) so, dass der zw. 6.00 und 22.00 zwar 15 Stunden läuft, aber in der Zeit 35 - 40 mal startet. Wenn man sich mal 10 Minuten daneben stellt, merkt man, dass der Zusatzbrenner ausgeht, nur um nach ca. 1 Minute wieder zu starten.
    Wenn das normal ist, will ich mich damit abfinden, aber das kommt mir irgendwie nicht optimal vor.

    Seit Ende November (ich schreibe immer zum Monatsende die Werte auf) ist der Zusatzbrenner bei uns insgesamt 41 Stunden gelaufen und hatte 157 Starts. Daraus errechnet sich bei uns eine durchschnittliche Laufzeit von knapp 16 Minuten pro Start. In den Monaten davor waren es zwischen 15 und 30 Minuten (im Sommerhalbjahr ist die Laufzeit pro Start länger, weil der Zusatzbrenner da nur nur für die TWW-Bereitung läuft). Bei Dir sind es 22-26 Minuten pro Start. Das scheint also in Ordnung zu sein. Schaden können die häufigen Starts m.E. dem Zusatzbrenner nicht: Das ist eine ganz normale Brennwert-Gastherme, die von Viessmann auch ohne Stirling für Standardheizsysteme verkauft wird, die (außer für TWW) überhaupt keinen Pufferspeicher haben. Da muss er im täglichen Betrieb wahrscheinlich mindestens so oft starten.


    Zu den Empfehlungen von Vcal für längere Zbr-Laufzeit bzw. längere Pausen:

    • Die Codes 2244, 3200 und 3202 sind in der Ebene F2 nicht zugänglich, da kommt also ein Normalsterblicher nicht ran.
    • Die minimale Pumpenleistung (Code 2322) kann man höher einstellen, wobei 30% noch kaum einen Effekt hätte, weil die Pumpe sowieso fast immer mit 30% läuft. Höhere Minimalleistungen hätten zwei Nachteile: a) wird das Wasser im Schichtspeicher stärker verwirbelt, und b) wird dann die Spreizung bei der TWW-Bereitung mit Stirling noch geringer als sie sowieso schon ist. Also ich würd's nicht machen.
    • Sperrzeit Zusatzbrenner Pufferanforderung (Code 3216): Kannst Du auf alle Fälle mal probieren (10 Minuten?), aber ich fürchte es nützt nichts: Laut Handbuch ist damit die Zeit einstellbar, die der Zbr mindestens nach Einschalten des Stirling warten muss. Auf das spätere Verhalten des Zbr (der Stirling läuft ja praktisch ununterbrochen) hat die Funktion demnach keinen Einfluss mehr.
    • Was Du aber wirklich probieren könntest, wäre das Freigabeintegral zu verstellen (Code 3209). Allerdings - mit aller Vorsicht - scheint mir der Text unter "Speichertemperaturregelung" im Handbuch darauf hinauszulaufen, dass man den Wert niedriger einstellen muss, wenn man eine frühere oder stärkere Modulation des Zusatzbrenners erreichen will. (Falls hier im Forum jemand mit dieser Funktion Erfahrungen hat, sollte er/sie doch mal berichten.)


    Bei der Gelegenheit noch eine Anmerkung:

    B42/B41 = ca. 40° relativ konstant

    Wenn man beide Sensoren installiert hat, so liegt die Temperatur am B41 (außer bei exzessiver Nutzung der Stromanforderungsfunktion) konstant auf der Höhe des Hausrücklaufs. So lange der Zusatzbrenner läuft (d.h. der Stirling schafft es nicht allein) ist der Pufferspeicher weitgehend "leer", d.h. auch der Sensor B42 hat dann konstant die Temperatur des Hausrücklaufs.


    Und damit zu meiner Anmerkung bzw. Frage: 40°C Rücklauftemperatur ist bei 3°C Außentemperatur ziemlich hoch und kostet dann schon drei bis vier Prozentpunkte Wirkungsgrad wegen geringerer Brennwertnutzung. Außerdem wird ja ein Teil des Gebäudes mit Fußbodenheizung (VLT nach Deinen Angaben 35°C) beheizt, und da kann der Rücklauf kaum mehr als 25-30°C haben. Wenn insgesamt trotzdem 40°C zusammenkommen, hieße das ja, dass das Wasser aus den Radiatoren und Konvektoren mit 45-50°C zum Kessel zurückgeht. Das erscheint bei den milden Außentemperaturen viel zu hoch. Sind die Heizkörper bei Euch wirklich so winzig, dass man - um die Räume überhaupt warm zu kriegen - jetzt schon 50-55°C Vorlauftemperatur braucht und dann noch so eine ungünstig niedrige Spreizung fahren muss? Habt Ihr einen hydraulischen Abgleich machen lassen? Wenn nicht (war jedenfalls vor zwei Jahren Voraussetzung, um für das Vitotwin die BAfA-Förderung zu bekommen), würde ich dringend empfehlen das nachzuholen. (Könnte ja sein, dass die hohe VLT beim HK 2 dann gar nicht mehr nötig ist...)


    Gruß, Sailor

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

  • Hammer! Danke für diese ausführliche Antwort, jetzt ist mir vieles deutlich klarer. Da werde ich mal einige Punkte abarbeiten.


    Einen hydraulischen Abgleich haben wir nicht gemacht, weil der mit Umbau auf voreinstellbare Ventile teurer gewesen wäre, als die Bafa-Förderung, aber nach der Schilderung hier scheint mir das echt Sinn zu machen, das ist mir völlig nachvollziehbar.


    Danke auch für die Zahlen zu Starts und Laufzeiten. Dazu muss ich mir mal noch einen Gedanken machen.


    Danke nochmal, ich melde mich wieder, wenn ich was neues herausfinde.

  • Hallo,


    das ist wirklich eine super Erklärung von Sailor, hat mir auch sehr geholfen, danke!!!


    Wenn ich das richtig verstehe, kann man allerdings kein größeres Delta T zwischen "zusatzbrenner aus" und "Stirling aus" einstellen. Dies Beträgt immer 1k? Was haben dann die Codes 791, 1091 und 1391 für eine Funktion?


    Ich habe das Problem das abends Brenner 1 und 2 aktiv sind, wenn dann um 22:00 die Nachtabsenkung kommt, stellen beide Brenner relativ kurz hintereinander den Betrieb ein. Dann läuft der Stirling die ganze Nacht nicht um dann morgens zusammen mit dem Zusatzbrenner anzuspringen. Mein Ziel ist es eigentlich, das der Stirling über Nacht den Puffer weiter auf Temperatur bringt, da morgens wenn alle HK angehen ist der Puffer ruckzuck in der Temperatur runtergeht.


    Verstehe ich es richtig, dass dsich das ganze Diagramm um das Delta T der Nachtabsenkung nach unten verschiebt? Das würde bedeuten wenn Tagestem 21 Grad ist und Nachtabsenkung 17, würden bei mir die Punkte B und C analog um 4k fallen? Das macht doch keinen Sinn, wofür habe ich denn einen Puffer, wenn dieser in der Verbrauchsarmen Zeit nicht auf Maximale Temperatur geladen wird?

  • Wenn ich das richtig verstehe, kann man allerdings kein größeres Delta T zwischen "zusatzbrenner aus" und "Stirling aus" einstellen. Dies Beträgt immer 1k?

    Richtig. Möglicherweise kann der Kundendienst das in der OEM-Ebene verstellen, aber unsereiner kann es nicht. Es scheint aber auch mit den eingestellten Werten zu funktionieren: Bei uns gehen jedenfalls beide Brenner nur dann manchmal gleichzeitig aus, wenn bei einer großen TWW-Anforderung "nebenbei" auch der Heizungspuffer bis zur Solltemperatur erwärmt wird.

    Was haben dann die Codes 791, 1091 und 1391 für eine Funktion?

    Wenn ich das richtig verstanden habe, soll mit der Funktion erreicht werden, dass sich die Brenner kurz vor Beginn der Nachtabsenkung nicht mehr einschalten, um den Pufferspeicher zu füllen. Den besten Zeitpunkt dafür soll die "lernende Funktion" ermitteln, aber mit Code 791 etc. kann für jeden Heizkreis ein frühestmöglicher Zeitpunkt festgelegt werden.

    Verstehe ich es richtig, dass dsich das ganze Diagramm um das Delta T der Nachtabsenkung nach unten verschiebt? Das würde bedeuten wenn Tagestem 21 Grad ist und Nachtabsenkung 17, würden bei mir die Punkte B und C analog um 4k fallen?

    So ist es: Nicht unbedingt um genau 4 K (das ist das Delta bei der Raumtemperatur, nicht bei der VLT), aber das Ganze verschiebt sich um einige K nach unten.

    Ich habe das Problem das abends Brenner 1 und 2 aktiv sind, wenn dann um 22:00 die Nachtabsenkung kommt, stellen beide Brenner relativ kurz hintereinander den Betrieb ein. Dann läuft der Stirling die ganze Nacht nicht um dann morgens zusammen mit dem Zusatzbrenner anzuspringen. Mein Ziel ist es eigentlich, das der Stirling über Nacht den Puffer weiter auf Temperatur bringt, da morgens wenn alle HK angehen ist der Puffer ruckzuck in der Temperatur runtergeht.

    Grundsätzlich sollte dieser Effekt ebenfalls durch die "lernende Regelung" verhindert werden: Damit sollte der Stirling bei kalten Temperaturen, wo man den Zusatzbrenner braucht, früher anspringen und schon mal vorsorglich den Puffer auffüllen. Den frühestmöglichen Zeitpunkt hierfür (Werkseinstellung: 240 min) kann man in den Heizkreis-Menüs über Code 789/1089/1389 (Ebene F2) verstellen. Wir haben hier 480 Minuten eingestellt, das ist länger als bei uns die Nachtabsenkung überhaupt dauert. Der Effekt ist tatsächlich, dass dann der Puffersollwert (Code 8981) in kälteren Nächten (bei uns etwa unterhalb 2°C) zu Beginn der Nachtabsenkung gar nicht erst zurückgeht.


    Hundertprozentig funktioniert das allerdings auch bei uns nicht, insbesondere in der Übergangszeit. Zur Abhilfe gibt es ein paar Tricks:


    1) Die brachiale Methode ist, den Stirling über das Zeitprogramm 5 (Code 600 ff) nachts einfach durchlaufen zu lassen. Das funktioniert in den drei Wintermonaten ganz gut, aber sobald es etwas wärmer wird (letztes Jahr auch manchmal im Dezember) ist der Pufferspeicher in der Frühe kragenvoll (60°C am Sensor 41) und der Stirling aus. Wenn man Pech hat, läuft er dann gerade nicht, wenn man morgens wieder Strom braucht. In solchen Nächten geht außerdem der Wirkungsgrad in die Knie (bei RLT 60°C ist der Brennwerteffekt praktisch Null).


    2) Sinnvoller ist, den Stirling nur abends zwangs-laufen zu lassen, wenn man den Strom auch braucht. Wir lassen zusätzlich das TWW nachts auf Nennsollwert, aber mit einer großen Schaltdifferenz (9K). Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit, dass der Stirling während der abendlichen Zwangslaufzeit in den "Opt" Modus gerät und sich dann (auch wenn der Pufferspeicher-Sollwert überschritten sein sollte) den Rest der Nacht mit TWW beschäftigt. Die geringe Spreizung ist hier ein Vorteil: Wenn der TWW-Speicher morgens oben 57°C hat, sind es unten 47°C. Bei unserem 750l-Speicher reicht das meistens für die Morgenduschen und das "Anheizen" auch ohne Zusatzbrenner. Bei Nachttemperaturen unter ca. 2°C ist es egal, da läuft bei uns der Stirling auch ohne Tricks durch, um die Reduziert-Temperatur zu halten, und den Zbr braucht man morgens sowieso.

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)