Campact: Sigmar Gabriel will Kohlekraftwerke abschalten (!?)

  • Ich habe gerade von Campact eine Mail bekommen, laut der Sigmar Gabriel angeblich erwägt, "für den Klimaschutz über 20 Kohlekraftwerke abzuschalten". Also ich glaub's ja erst, wenn ich's sehe. Jedenfalls wirbt Campact dafür, einen Appell zu unterzeichnen, damit unserem Wirtschaftsminister dafür der Rücken gestärkt wird (z.B. wenn er sich das nächste Mal mit Hannelore Kraft trifft...) Hier ist der Link:


    https://www.campact.de/Kohlekraft-abschalten


    Laut Campact haben bisher 62.628 Menschen unterzeichnet, ich auch. Ob's was nützt weiß ich nicht, aber schaden kann es jedenfalls nicht.


    Gruß, Sailor

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

  • Die Kraft ist eine Vollblutpolitikerin. Auch ihre grüne Stellvertreterin Silvia Löhrmann kennt die Verhältnisse zu genau und wird keinen politischen Selbstmord begehen. Viele Städte und Gemeinden in NRW haben Anteile an RWE. RWE ist wiederum auch an vielen Stadtwerke beteiligt (Rheinenergie Köln, DEW21 Dortmund usw.) und hält Beteiligungen an z.B. dem Kohlekraftwerk West in Voerde was die mit der Steag (Eigentümer Stadtwerke Dinslaken, Dortmund usw.) betreibt. Die Städten und Gemeinden brauchen alle die "Kohle" von der RWE damit der Haushalt stimmt. Ohne Kohleverstromung ist die RWE pleite und die Landesregierung weg vom Fenster. Erst wenn die RWE wieder satte Gewinne abwirft werden in NRW KKWs abgeschaltet. Die Kraft hat ja erst mal den Tagebau im Rheinland zeitlich begrenzt. Da passiert also die nächsten 10 Jahre auch nix. Ob man da unterschreibr oder in China fällt en Sach Reis um .............. :pfeifen:

    Rechnen hilft. Bleistift, Stück Papier und ein Taschenrechner und man wird sich über einige Ergebnisse wundern. ?(
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    Oscar Perdok GmbH
    Gildeweg 14, 46562 Voerde
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  • Moin,


    im Hinblick auf die sächsische Braunkohlepolitik von MP Tillich würde ich mir schon einen kräftigen Gegenwind aus Berlin wünschen. Aber ich erhoffe mir nicht viel, dafür sind die tschechischen Kohlegebiete zu nahe und zu billig.



    Grüße

  • Strom wird sich weiterhin nicht in größeren Mengen speichern lassen. Gasvoräte sind begrenzt.
    Wir scheiden beim Ausbau eines größeren Strom- und Wärmenetzes aus. Jeder Anreiz wurde uns durch unseren Minister genommen. 4 Cent plus selbstfinanzierte Umlage bringen uns insgesamt nur Verluste.
    Einzig die Monopolbesitzer der Netze kassieren statt 4 Cent pro kWh die vollen 26 Cent Verkaufspreis plus oft sogar übersteigerten Wärmeerlösen. Die Kosten für die Aufrechterhaltung des längst vorhandenen Stromnetzes im Besitz der Monopolisten sind verschwindend gering. Sind die neu zu installierenden Wärmenetze nicht zu groß, halten sich die Kosten für die Monopolisten auch in Grenzen. Hier wären wir mit unseren kleinen Wärmenetzen im Vorteil, aber die wenigsten Monopolisten werden auf ihre Privilegien zu unseren Gunsten verzichten und weiterhin an den Hebeln der Macht sitzen wollen und sich durch unsere "Volksvertreter" mit kleinen Aufmerksamkeiten verwöhnen lassen.


    Ich sehe da schwarz für uns. Das, obwohl kleinere Wärmenetze deutlich kostengünstiger als große sind. Mittelgroße Verbrennungsmotoren sind nicht nur preisgünstig, haben einen hohen Wirkungsgrad und sind langlebig genug, aber die Privilegien der Großen sorgen voraussichtlich dafür, dass deren wartungsarme, aber zu kleine Turbinen mit sehr mäßigem Wirkungsgrad das Feld erobern werden. Klar, die Kosten der teuren großen Wärmenetze werden wir dann zusätzlich zu tragen haben.


    Wenn da nicht ganz schnell etwas auf der Seite des Gesetzgebers tut, werden unsere mittelgroßen BHKWs keine Zukunft haben. Die steigenden Energiekosten werden allenfalls zu einigen auf das eigene Grundstück beschränkte Insellösungen führen. Das nur unter erheblichen, unnötigen Einschränkungen bei Energieverfügbarkeit und Wartungsaufwand.


    Ein Vorteil für die größeren BHKWs der Großen wird allerdings darin liegen, dass sie auch mit Kohle betrieben werden können. Davon ist genug vorhanden und auch, wenn diese nur noch die Hälfte an CO2 ausstoßen als bisher, sehe ich darin schon einen erheblichen Fortschritt.


    Ich halte es für sinnvoll, auch die ökologische günstigere Lösung zu diskutieren, statt sich nur der vom egoistischen Standpunkt jeweils scheinbar günstigsten Lösung anzupassen.


    Die 4 Cent Vergütung, die überflüssigen Umlagen und die Energieverteilungsmonopole sind jedenfalls überaus schädlich für unsere energetische Zukunft.


    Sollte der Preis für hydrophobe Aerogele mit einem Wärmeleitwert von 0,007 W/mK auf unter 500 Euro/m³ fallen, sehe ich allerdings für die Zukunft keinerlei Probleme mehr, auf absehbare Zeit auch ohne Kohleverbrennung. Zur Zeit liegt der Preis aber noch weit über 1500 Euro pro m³. Saisonwärmespeicher sind dann rentabel, Wärme fast kostenlos. Strom besitzt ein sehr hohes Einsparpotential, wenn zukünftig die Direktheizung durch Strom entfällt.
    Auch das Klima wird sich dann in kürzester Zeit erholen.
    Aber so weit denken unsere Politiker nicht.

  • Die Städten und Gemeinden brauchen alle die "Kohle" von der RWE damit der Haushalt stimmt. Ohne Kohleverstromung ist die RWE pleite und die Landesregierung weg vom Fenster. Erst wenn die RWE wieder satte Gewinne abwirft werden in NRW KKWs abgeschaltet.

    So ist es - leider. Daher habe ich mich auch über die Ankündigung zu Gabriel so gewundert.


    Wir (und damit meine ich ganz Deutschland) müssen also weiterhin die Klimaerwärmung beschleunigen, weil die NRW-Kommunen in Kohlekraftwerke investiert haben. Dabei haben wir ja noch Glück. Man stelle sich nur einmal vor, die NRW-Kommunen hätten stattdessen in Hufschmieden investiert. Dann gäbe es weder Bahn noch Auto und wir müssten alle noch mit Pferdekutschen fahren.


    Um die parteipolitische Neutralität zu wahren: Die führenden Politiker in Sachsen etc. sehen das mit der Kohleverstromung genau so. Nur dass es da nicht um kommunale Finanzen geht, sondern um Arbeitsplätze im Braunkohle-Tagebau. Und vielleicht auch um Pfründe für Lokalpolitiker. (Letzteres ist natürlich in NRW überhaupt nicht der Fall... :whistling: )

    Reality Check: Der CO2-Ausstoß aus der Braunkohle-Verstromung lag 2013 bei 182 Mio t (19% des Gesamtausstoßes). Deutschlandweit hängen 86.000 Arbeitsplätze direkt oder indirekt von der Braunkohle ab, d.h. etwa 0,2% unserer Arbeitsplätze insgesamt. Der Produktionswert (einschl. indirekter Effekte) beträgt 8,1 Mrd €, d.h. etwa 0,2% unseres Bruttoinlandsproduktes (Quelle: braunkohle-wissen.de).

    Die jährliche CO2-Emission aus Braunkohle beträgt somit etwas mehr als 2.100 Tonnen pro Arbeitsplatz. Rechnet man einen volkswirtschaftlichen Schaden von 40 €/t CO2 (manche sagen, es wäre mehr als das Doppelte), dann wären das 84.000 EUR/Arbeitsplatz oder 7,3 Mrd € gesamtwirtschaftlicher Schaden im Jahr, also 90% des Produktionswertes. Aber man gönnt sich ja sonst nichts.

    RWE schüttet übrigens pro Jahr 615 Mio EUR Dividende aus. Bei einem Streubesitz von 62% gehen also vielleicht 230 Mio EUR davon an die NRW-Kommunen.


    Derweil diskutieren wir an anderer Stelle - auch in diesem Forum - über Wärmedämmung für Gebäude. Der wärmebedingte CO2-Ausstoß von Haushalten und Gewerbe lag 2013 bei 148 Mio t. Das heißt: Würden wir den gesamten deutschen Gebäudebestand auf Passivhaus-Standard dämmen (ich schätze mal das würde eine Billion EUR kosten), so könnten wir damit CO2 in Höhe von 81% der Braunkohle-Emissionen sparen.

    Oder auch: Wir diskutieren viel über Elektromobilität. Der gesamte Verkehr emittierte 2013 in Deutschland 156 Mio t CO2. Würden wir den gesamten Verkehr einschl. Lastwagen und Flugzeuge zu 100% auf regenerative Energiequellen umstellen (Wind- und PV-Strom oder Wasserstoff aus Power-to-Gas), so könnten wir damit CO2 in Höhe von 86% der Braunkohle-Emissionen sparen. (Was das kosten würde, kann ich nicht einmal abschätzen.)

    Aber wenn wir damit jährlich 230 Mio EUR Dividende für NRW-Kommunen und 0,2% der Arbeitsplätze in Deutschland erhalten können, dürfen uns dafür natürlich keine Entbehrungen zu groß sein.


    Sorry Freunde, das musste ich mir mal von der Seele schreiben.

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

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    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

  • Kein Grund für "sorry", im Gegenteil: es war dringend notwendig, gewisse (Erfolgs-)Zahlen endlich in den Zusammenhang eines volkswirtschaftlichen Gesamtbildes zu setzen.
    Kompliment
    mfg
    Valerian

  • jährlich 230 Mio EUR Dividende für NRW-Kommunen


    Über die Beteiligungen der RWE dürfte es indirekt noch ein paar Milliönchen mehr sein. Genau wird das aber niemand sagen können. Entscheiden ist nicht nur die Höhe der "Gewinne" die in die kommunalen Haushalte fließen sondern die Verflechtung durch die überkreuz Beteiligungen. Auch noch andere Verflechtungen wie die Pachtung von Stromnetze der Stadtwerke vor allem von welche, wo die RWE nicht dran beteiligt ist. Wenn da noch jemand der Meinung ist, die Landesregierung, egal ob von der SPD, Grüne, CDU oder FDP (die gibt es in NRW tatsächlich noch) gestellt, ist unabhängig in ihrer energiepolitischen Entscheidungen, der irrt gewalltig.


    Zur Erinnerung: NRW stellt ca. 20% der deutschen Bevölkerung und somit der Wählerschaft. Im Bund kann keiner auch nur ansatzweise langfristig gegen NRW regieren und die wird in der Kohlepolitik von der RWE regiert. Deswegen wollte die Kraft auch keine Bundespolitikerin werden. Die zieht die Strippen von Düsseldorf aus. Das merkt auch die Merkel. Ins besondere weil die NRW-CDU oft, wenn auch nicht öffentlich, die Kraft unterstützt. Denen ist das Hemd eben näher als die Jacke. :pfeifen:

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