Wärmedämmverbundsysteme - Der Flop des Jahrhunderts ???

  • Hallo !


    In diesem Thread wurde die Meinung geäußert, dass man ja nach den Vorschriften der EnEV dämmem muss (es ging um Bestand) !
    Das ist eben nicht richtig !
    Nachstehender Auszug aus der EnEV gibt schon viele Freiräume für eigene Entscheidungen !
    Über die darunter stehenden Rechtsvorschriften zum EnEG und EnEV kann man sich in der Regel, die richtigen Maßnahmen zur Energieeinsparung, selber mit Vernunft und Verstand gestalten.
    Ein MUSS gibt es im Bestand eingentlich nicht !


    Anlagen zur EnEV 2014
    3 Anforderungen Baubestand
    ...
    Satz 2 ist nicht auf Außenwände anzuwenden, die unter Einhaltung energiesparrechtlicher Vorschriften nach dem 31. Dezember 1983 errichtet oder erneuert worden sind. Werden Maßnahmen nach den Sätzen 1 oder 2 ausgeführt und ist die Dämmschichtdicke im Rahmen dieser Maßnahmen aus technischen Gründen begrenzt, so gelten die Anforderungen als erfüllt, wenn die nach anerkannten Regeln der Technik höchstmögliche Dämmschichtdicke (bei einem Bemessungswert der Wärmeleitfähigkeit λ = 0,035 W/(m·K)) eingebaut wird. Werden Maßnahmen nach den Sätzen 1 oder 2 ausgeführt und wird hierbei Satz 4 angewendet, ist ein Bemessungswert der Wärmeleitfähigkeit von λ = 0,045 W/(m·K) einzuhalten, soweit Dämm-Materialien in Hohlräume eingeblasen oder Dämm-Materialien aus nachwachsenden Rohstoffen verwendet werden.

    Die EnEV ist an das EnEG-Wirtschaftlichkeitsgebot § 5 gebunden
    Nach wiederholter Rechtssprechung der Oberverwaltungsgerichte muss im Bestand eine Wirschaftlichkeit der Maßnahme nach ca. 10 Jahren gegeben sein !
    Das ist in der EnEG keine Empfehlung sonder ein MUSS. Da sind sich viele Energieberater gar nicht drüber im Klaren !


    EnEV §25 Befreiungen
    Die nach Landesrecht zuständigen Behörden haben auf Antrag von den Anforderungen dieser Verordnung zu befreien, soweit die Anforderungen im Einzelfall wegen besonderer Umstände durch einen unangemessenen Aufwand oder in sonstiger Weise zu einer unbilligen Härte führen. Eine unbillige Härte liegt insbesondere vor, wenn die erforderlichen Aufwendungen innerhalb der üblichen Nutzungsdauer, bei Anforderungen an bestehende Gebäude innerhalb angemessener Frist durch die eintretenden Einsparungen nicht erwirtschaftet werden können.


    Zum Lüften, Heizen und Dämmem :
    Nach meiner Meinung gehört zur Schimmelvermeidung Lüften und Heizen !
    Es wird eigentlich sehr viel falsch geheizt ! Die Nachtabsenkung ist das größte Übel beim Heizen.
    Der Anteil der Strahlungswärme ist bei der übliche Konvektionsheizung viel zu gering(10-20%)
    Läßt man die Heizung durchlaufen, kann man die Vorlauftemperatur, als Beispiel, von erforderlichen 50 Grad auf ca. 35 Grad absenken. Der Effekt ist, dass der Anteil der Strahlungswärme auf ca. 50 % erhöht wird. Die Strahlungswärme hat die Eigenschaft (im Gegensatz zur Konvektion>nur Lufterwärmung) die Oberflächentempereaturen erheblich zu erhöhen. Das Bedeutet, es gibt keinen Schimmel mehr und die Wohlfühl-Raumtemperatur des Menschen liegt als Nebeneffekt um 1-2 Grad tiefer. Schimmel wäre dann ausgestorben !


    Es gibt mehrer Untersuchungen zur Innentemperaturen auf den Außenwänden beim Vergleich mit ungedämmten und gedämmten Fassaden: Rechnerisch kann die Innenwandtemperatur durch Dämmung um bis zu 4 Grad erhöht werden. O.g Untersuchungen haben aber keien Anstieg der inneren Oberflächentemperaturen auf den Außenwänden ergeben. Die Ursache ist derzeit nicht erklärbar !


    Gruß
    Alfons B.

  • Die Wirtschaftlichkeit ist aber nicht gegeben, wenn ich nach der 30.000 euro > Sanierung kaum was einspare.


    Unter dem Strich heisst es, dass man sich von der EnEV befreien lassen kann, weil die Sanierung zu keinem
    wirtschaftlichem Erfolg führt.
    kurz: 30.000 euro zum Fenster hinaus werfen, wenn vorher 12 euro pro m2 verbraucht, und nach der Sanierung
    nur noch 11 euro p. m2 verbraucht werden.
    Amortisation: in 2056 oder später?

  • wenn vorher 12 euro pro m2 verbraucht, und nach der Sanierung
    nur noch 11 euro p. m2 verbraucht werden.


    Es wäre nett wenn du dazu konkrete Beipiele hättest.
    Anosnsten sind die Zahlen einfach nur aus der Luft gegriffen und haben keinerlei aussagekraft.



    JAU

  • Läßt man die Heizung durchlaufen, kann man die Vorlauftemperatur, als Beispiel, von erforderlichen 50 Grad auf ca. 35 Grad absenken. Der Effekt ist, dass der Anteil der Strahlungswärme auf ca. 50 % erhöht wird.

    Das mit dem Strahlungsanteil in % stimmt schon. Das Problem ist nur, dass insbesondere Radiatorenheizungen üblicherweise in Heizkörpernischen unter den Fenstern sitzen. Die ganze schöne Strahlung geht also in den Raum hinein (was ja auch im Prinzip nicht schlecht ist), aber die kalten Außenwände haben nichts davon, weil sie von der Strahlung nicht erreicht werden. Ausnahme ist natürlich Fußbodenheizung, die wegen der dort üblichen niedrigen Vorlauftemperaturen hauptsächlich strahlt und zwar überall hin.


    Außerdem halte ich eine mögliche Absenkung von 15 K bei der Vorlauftemperatur nur durch fehlende Nachtabsenkung für völlig unrealistisch. Reality Check: Angenommen die Heizkörper hätten gleichmäßige Temperaturen, so bedeutet eine VLT-Absenkung von 15 K bei der Strahlung -20% weniger Energieabgabe und bei der Konvektion -50%. Insgesamt wären das -39%. Aber nehmen wir an es ist nur die Hälfte (weil die Heizkörper meist unten kühler sind als oben), dann wären es immer noch -20%. Dieser Wert liegt weit über dem, der durch Nachtabsenkung angeblich gespart werden kann (da ist äußerstenfalls von 6% die Rede, und das auch nur, wenn man eine ungedämmte Bude hat und die in der Nacht bis 16°C auskühlen lässt).


    Fünf Kelvin VLT-Absenkung sind m.E. das Äußerste, was man durch Weglassen der Nachtabsenkung erreichen kann. Das wäre ja auch nicht schlecht, aber ein Schimmelproblem (wenn man denn eines hat) löst man damit garantiert nicht. Zumal die Strahlung, die ja den Effekt bewirken soll, durch die VLT-Absenkung absolut zurückgeht, auch wenn ihr Anteil prozentual ansteigt.

    Es gibt mehrer Untersuchungen zur Innentemperaturen auf den Außenwänden beim Vergleich mit ungedämmten und gedämmten Fassaden: Rechnerisch kann die Innenwandtemperatur durch Dämmung um bis zu 4 Grad erhöht werden. O.g Untersuchungen haben aber keien Anstieg der inneren Oberflächentemperaturen auf den Außenwänden ergeben. Die Ursache ist derzeit nicht erklärbar !

    Hast Du da eine Quelle für? Unerklärliche Abweichungen experimenteller Ergebnisse von den berechneten Voraussagen finde ich als Naturwissenschaftler ausgesprochen interessant: Sofern die Ergebnisse tatsächlich stimmen (und nicht auf eine unzureichende Messanordnung zurückzuführen sind), würden sie auf einen bis dato unbekannten naturgesetzlichen Zusammenhang hinweisen.


    Im vorliegenden Fall würde das also heißen: Eine ungedämmte 30 cm Ziegel-Außenwand hat eine Innentemperatur von sagen wir 14°C. Die herrschende Lehre sagt, dass durch 12 cm Dämmung die Innentemperatur auf ca. 19°C erhöht werden kann. (Meine persönliche Behaglichkeits-Erfahrung in unserem Ziegelhaus Baujahr 1973,das zum Teil 2004 mit 12 cm gedämmt wurde, sagt das gleiche. Aber ich gebe zu, dass ich es nur fühle und nicht gemessen habe: Kann also alles auch nur Einbildung sein :D .) Deine Untersuchungen sagen, das sei nicht der Fall und die Innentemperatur der gedämmten Wand würde immer noch bei 14°C liegen, richtig? Also diese Untersuchung würde mich schon interessieren, insbesondere die Randbedingungen unter denen sie durchgeführt wurde.

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

  • Hallo sailor773 !
    Ein paar Hinweise zu Deinem vorstehenden Beitrag :
    -Strahlenheizung erwärmt, im Gegensatz zur Konvektion nicht die Luft, sondern die Wände und die Einrichtungen. Strahlungswärme verteilt sich wie beim Billard-Spiel, prallt von den Wänden ab, bis der Wärmestrahl seine Energie verloren hat. Str.-Wärme kommt so in jeden Winkel des Raumes und alle Wände werden warm. (siehe Anhang-Prof.Carl Meier) Und deshalb gibt es dann auch keinen Schimmel mehr.(Oberflächentemperatur)
    -FB-Heizung ist zwar schön, aber auch nur ca. zu 50 % eine Str.-Heizung - Rest auch Konvektion.
    -Die Absenkung der Vorlauftemperatur (ohne Nachtabsenkung) um ca 15 Grad ist realistisch, weil ich selber vor 5 Jahren umgestellt habe. Sicherlich gibt 10-14 Tage im Winter, wo 40 Grad Vorlauf erforlerlich sind. Meine Frau hat mir bestätigt, dass es seit der Umstellung viel wärmer im Haus ist.


    Zu den beiden Quellen, die ich zu den "gleichbleibenden Innentemperaturen an der Außenwand" (mit und ohne Dämmung) gefundene habe, komme ich später zurück, da ich bislang erst Eine wieder gefunden habe.


    Gruß
    Alfons B.


  • (Meine persönliche Behaglichkeits-Erfahrung in unserem Ziegelhaus Baujahr 1973,das zum Teil 2004 mit 12 cm gedämmt wurde, sagt das gleiche. Aber ich gebe zu, dass ich es nur fühle und nicht gemessen habe: Kann also alles auch nur Einbildung sein :D .) Deine Untersuchungen sagen, das sei nicht der Fall und die Innentemperatur der gedämmten Wand würde immer noch bei 14°C liegen, richtig? Also diese Untersuchung würde mich schon interessieren, insbesondere die Randbedingungen unter denen sie durchgeführt wurde.


    Einfachster Vergleich: man vergleicht die Verbrauchswerte in m3/L mit den Quatratmeterzahlen nach 2004. ( kurze der Verbrauch p. m2 ist interessant, nicht eine subjektive Meinung, ob es was bringt oder nicht )


    Vermute mal, dass da nicht viel gespart wird, da ein 30er Ziegel auch ungedämmt, völlig aus reicht. Die Aussentemperatur am Ziegel, auch wenn
    innen mit konstanten 16 Grad Cels beheizt, bewirkt bei der Aussenmessung kaum ein delta-teta von +- 1Grad Cels. Man muss nur mal im
    Winter die Hand auf die Aussenwand legen - da ist es einfach kalt.


    Würde sogar behaupten, wenn Kondensat hinter der Fassade sich bildet, dass der Bau aussen noch mehr auskühlt, da ein nasser Stein thermisch
    die Abwärme phosiert - zudem kein Zugang für solare Energie, die im Ziegel speicherbar wäre ( dort wird blockiert )


    ich würde einfach mal ein Loch mit der Tiefe von 29 cm ( 12/wdvs + 15/Ziegel + 2 cm Putz ) bohren und einen Messfühler rein hängen?
    Thermomessung an der Hauswand bringt ja nix.

  • Ein Azubi, der gerne Tennis spielte meinte "ein guter Tag für Tennis"


    Der Fahrer meinte: "Mußt nur mal die Hand raushalten - ist eigentlich zu windig...."


    Er tat´s, kurbelte die Scheibe runter und bestätigte - zu windig für Tennis.....



    So viel zu "Nur mal Handauflegen..."

  • Zitat

    Zu
    den beiden Quellen, die ich zu den "gleichbleibenden Innentemperaturen
    an der Außenwand" (mit und ohne Dämmung) gefundene habe, komme ich
    später zurück, da ich bislang erst Eine wieder gefunden habe.


    Gruß
    Alfons B.

    Hallo Alfons,
    der von Dir angehängte Artikel über Strahlenheizung zeigt ein enormes Unverständnis physikalischer Zusammenhänge. Nur mal ein Beispiel:


    "Was passiert, wenn zwei gleich große Strahlplatten oder sogar Strahlwände gegenüberliegend angeordnet werden, die beide das gleiche
    Temperaturniveau haben? Die Energieabgabe in Richtung des Raumes (und darauf kommt es ja doch an) würde bei der Differenzbildung dann zu Null
    werden - ein Unding. "


    Wenn man Nebeneffekte herausnimmt (z.B. Konvektion an der warmen Wand, Abstrahlung in Richtung Boden und Decke) und sich nur die beiden strahlenden Oberflächen anschaut passiert genau das, es wird insgesamt keine Energie von der einen Wand auf die andere
    übertragen.


    "Ein solches Ergebnis muß falsch sein, denn immerhin strahlen beide Flächen recht deutlich. Werden die Temperaturen der beiden Flächen, sagen wir, auf 40o C gebracht, so wird es für einen Menschen im Raum gewiß recht unangenehm warm - und doch wird für die beiden Heizflächen jeweils eine Wärmeabgabe von Null errechnet! Dies kennzeichnet in eindrucksvoller Weise die Unrichtigkeit einer Differenzbildung, beim Strahlungsaustausch wird mit der Strahlungsaustauschzahl also fehlerhaft gerechnet."
    Klar, wenn man jetzt seinen Körper ins Spiel bringt üertragen beide Wände Strahlungsenergie auf den Körper. Man fühlt wie die beiden Wände "deutlich strahlen". Aber der Nettoenergieaustausch zwischen den Wänden ist trotzdem genau Null.


    Die Kommentare unten im Artikel sagen mehr oder weniger deutlich, dass der Mann Quatsch erzählt. Ich schliesse mich Prof. Bach an: "Im Übrigen hat Herr Prof. Meier in allen 5 Punkten die übliche Berechnung des Strahlungsaustausches und der dabei verwendeten Randbedingungen falsch verstanden".


    Gruß
    Jochen

  • Hallo sailor773 !
    Hier die erwähnten Hinweise auf die "Oberflächentemp. der Außenwand-Innenseite"
    (siehe die beiden Anhänge in PDF)
    Diese Auswertungen machen zumindest nachdenklich in Bezug auf das staatlichen Vordenken durch die EnEV.



    Zitat von JayM !
    Hallo Alfons,


    der von Dir angehängte Artikel über Strahlenheizung zeigt ein enormes
    Unverständnis physikalischer Zusammenhänge.

    Hallo JayM !


    Den Prof. Meier habe ich nur zitiert. Ich hoffe für Dich, dass Du ein "Verständnis für die Physikalischen Zusammenhänge" hast. Ich nehme das für mich nicht in Anspruch. Aber ich habe im Gegensatz zu Dir die beiden unten erwähnten Bücher über Strahlenheizung gelesen.


    Ich habe Dir mal die Antwort von Prof.Meier auf "Deinen Prof.Bach" unten als PDF angehangen. Er hat nicht mehr geantwortet !


    Unten noch 2 Bücher von Prof. Meier, die ich gelesen habe. Kann ich Dir nur empfehlen !
    Danach noch die "U-Wert-Parabel" die jeder, der sich zu Dämmen, äußert, kennen sollte !


    Gruß
    Alfons B.

  • Hallo Alfons,

    -Strahlenheizung erwärmt, im Gegensatz zur Konvektion nicht die Luft, sondern die Wände und die Einrichtungen.

    Stimmt.

    Strahlungswärme verteilt sich wie beim Billard-Spiel, prallt von den Wänden ab, bis der Wärmestrahl seine Energie verloren hat. Str.-Wärme kommt so in jeden Winkel des Raumes und alle Wände werden warm.

    Stimmt nur zum Teil. Ein Billard-Tisch ist so konstruiert, dass die Kugeln möglichst exakt reflektiert werden und dabei möglichst wenig Energie verlieren. Wände und Möbel sind das nicht. Deshalb wird von jeder Oberfläche beim Auftreffen ein beachtlicher Teil der Strahlung absorbiert. Je öfter die IR-Strahlen reflektiert werden, desto mehr Energie verlieren sie. Deshalb werden in einem Raum immer die Wände (oder Möbel) mehr Strahlungsenergie abbekommen, die direkt angestrahlt werden können. Es werden also in der Tat alle Wände erwärmt, aber nicht gleichmäßig: Am wenigsten Strahlungswärme bekommt die Wand ab (also die Außenwand), in der sich der Heizkörper befindet, weil sie überhaupt keine direkte Strahlung abbekommt sondern nur geschwächte reflektierte. (Natürlich abgesehen von der Heizkörpernische selbst. Wenn es keine Heizkörpernischen gibt, verteilt sich die Strahlung etwas besser, aber der Großteil der Strahlungsenergie wird immer noch nach vorne abgegeben.)

    -Die Absenkung der Vorlauftemperatur (ohne Nachtabsenkung) um ca 15 Grad ist realistisch, weil ich selber vor 5 Jahren umgestellt habe. Sicherlich gibt 10-14 Tage im Winter, wo 40 Grad Vorlauf erforlerlich sind. Meine Frau hat mir bestätigt, dass es seit der Umstellung viel wärmer im Haus ist.

    Das was mich an Deiner Angabe irritiert ist die Tatsache, dass die üblichen Nachtabsenkungs-Regelungen selbst bei extrem niedrigen Temperaturen die VLT überhaupt nur um ca. 15 Grad absenken (was einer theoretischen RT-Absenkung um vier oder fünf Grad entspricht). Deine Angabe würde also bedeuten, dass Ihr nicht etwa die Nachtabsenkung abgestellt hättet, sondern jetzt 24h/Tag mit Nachtabsenkung fahrt. Trotzdem sei es jetzt wärmer als vorher. Da ich selbstverständlich nicht an dem Urteil Deiner Frau zweifle, gehe ich davon aus, dass bei Euch irgendetwas anders ist als in einem normalen Haus, sonst könnte das so nicht sein. Habt Ihr früher als "Nachtabsenkung" einfach von 22:00h bis 06:00h die Heizung komplett abgestellt und lebt außerdem in einem Haus ohne Wärmedämmung und mit sehr großen, aber trägen Heizkörpern (Wand- oder Fußbodenheizung)? Oder habt Ihr vor fünf Jahren noch etwas anderes geändert?


    Auf was ich eigentlich hinauswill ist aber etwas anderes.


    Richtig ist, dass bei jedem Heizkörper der Strahlungsanteil mit sinkender Vorlauftemperatur steigt. Richtig ist aber auch, dass bei jedem (Heiz)körper die abgegebene Strahlungsleistung mit sinkender Temperatur zurückgeht, und zwar mit der vierten Potenz der absoluten Temperatur (Stefan-Boltzmannsches Gesetz). Will heißen: Die Absenkung von 50°C (323 K) auf 35°C (308 K) bewirkt einen Rückgang der abgegebenen Strahlungsenergie um ca. 17%. Nimmt man als Extrembeispiel an, dass die Heizkörper früher während der gesamten Nachtabsenkung (acht Stunden pro Tag) eine Temperatur von lediglich 20°C (293 K) hatten, so wäre die täglich abgegebene Strahlungsenergie mit 24h @ 35°C immer noch um 7% niedriger als mit 16h @ 50°C und 8h @ 20°C.


    Fazit: Dass unter den Bedingungen Deines Hauses die Maßnahme positiv für den Komfort ist, kann ich mir schon vorstellen. Aber wenn die These lautet "Schimmel bekämpft man mit Strahlungsenergie, und zwar indem man die Vorlauftemperatur deutlich absenkt und dafür die Nachtabsenkung wegfallen lässt", sprechen die Naturgesetze offensichtlich dagegen.


    Vielleicht geht es bei der Geschichte mit "Schimmel durch Nachtabsenkung" um etwas anderes: In schlecht gedämmten Häusern kühlt sich die Innentemperatur während der Nacht deutlich ab. Dies bewirkt zweierlei: Erstens steigt (insbesondere wenn schlecht gelüftet wurde) die relative Luftfeuchte an, d.h. die Tendenz zur Kondensatbildung an kalten Oberflächen nimmt zu. Zweitens wandert der Taupunkt in der Wand nach innen. Beide Effekte zusammen machen es m.E. wahrscheinlicher, dass sich nachts in den Poren der Außenwand (Innenseite) Wasser sammelt. Wenn das Wasser mal in den Poren drin ist, bewirkt die Adhäsionskraft, dass es auch bei höheren Temperaturen tagsüber (und wenn man Pech hat sogar im Sommer) drin bleibt. Dann bildet sich Schimmel, der sich ohne Nachtabsenkung vielleicht nicht gebildet hätte.


    Übrigens: Vielen Dank für Deine Tabellen, insbesondere zu den Temperaturverläufen in der Wand und für die U-Wert-Parabel. Letzere illustriert m.E. meine These von neulich, dass Dämmung bis zu einem gewissen Grade durchaus sinnvoll ist, aber dass oberhalb 8-12 cm Dämmstärke einfach nichts mehr dabei 'rauskommt.


    Gruß, Sailor

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

  • Hallo sailor773 !
    Im Gegensatz zu mir, scheinst Du über einige mathematische (hier Bauphysik) Kenntnisse zu verfügen. Um so interessanter müßten für Dich die beiden Bücher (die ich in meinem letzten Beitrag erwähnt habe) von Carl Meier sein. Link:
    http://www.expertverlag.de/ind…ert%20service&p=service-a
    http://www.expertverlag.de/ind…ert%20service&p=service-a
    Es ist sehr "harte Kost" !ich mußte oft mehrfach lesen.(habe trotzdem vieles nicht verstanden) Aber was Er eigentlich sagen will, kommt trotz der vielen Formeln über ! Er beweist, das die "Innung der Konvektionsheizung" mit falschen Ansätzen arbeitet und bewußt die Strahlenheizung "in den Keller rechnet!"
    Deine Bedenken gegen die Strahlenheizung teile ich nicht ! Die Wände werden gleichmäßig warm !


    Mein Haus besteht aus einem Bauteil von 1959 und einem etwa gleich großem Anbau von 1978. Die Fenster sind, bis auf wenige Neue,von 1978.
    In beiden Bauteilen sind die Heizkörper ca. doppelt so groß, wie sie eigentlich sein müßten (Heizungsbauer - aber heute freue ich mich darüber). Das ist mit ein Grund für meine niedirgen Vorlauftemperaturen. Im Wohnzimmer habe ich FB-Heizung. Die Nachtabsenkung bestand früher wirklich, im Abstellen der Umwälzpumpen per Schaltuhr. Aber auch da, vielen die Raumtempraturen nur um ca.2-4 Grad. (je nach Witterung) Schimmel gab es da auch nicht.


    Gruß
    Alfons B.

  • Hallo sailor773,


    deine Rechnungen sind sicherlich richtig, nur gehst du davon aus, dass die Heizkörper ungeregelt betrieben werden.
    Wenn heute bei Alfons 35 Grad Vorlauf zur Wohlfühltemperatur reichen, wird bei 50 Grad durch die Thermostaten der Durchfluss stark verringert. In beiden Vorlauftemperaturen, haben die Heizkörper die gleiche Leistung für gleiche Raumtemperatur.
    Geringer Durchfluss führt zu teilweiser Erwärmung der Heizkörper. Oben heiß unten Zimmertemperatur. Bei niedriger Vorlauftemperatur ist eine viel größere Fläche wärmer als das Zimmer und somit der Strahlungsanteil höher.
    Das Ganze funktioniert nur wenn die Heizkörper eine entsprechende Größe haben um auch bei niedriger Vorlauftemperatur ausreichend Wärme abgeben zu können.


    Mit freundlichen Grüßen