Auslegung BHKW für ein mittelständisches Unternehmen

  • Hallo Hans Dampf,

    Zum Thema BHKW:
    Ist hier denn überhaupt ein Gasanschluß vorhanden bzw. soll die Maschine mit Flüssiggas betrieben werden? Ich glaube generell nicht an Heizöl-BHKW, weder kostenmäßig noch im Hinblick auf Funktion.... Ist dieser nicht ganz unwichtige Sachverhalt geklärt????


    es soll auf jeden Fall ein BHKW mit Gasanschluss werden. Zur Zeit sind zwar Heizölkessel installiert aber bezüglich des Umweltaspektes und der zu erwartenden Preissteigerung bei Heizöl (Ich weiß, der Gaspreis steigt auch, da er an den Ölpreis gekoppelt ist aber die Unterschiede sind nicht zu unterschätzen).


    Die Realisierung eines Gasanschlusses stellt kein größeres Problem dar, da wir uns in einem Gewerbegebiet befinden und Gas verlegt ist.

  • Aktueller Stand meiner Arbeit:


    Ich habe diese Woche die Stundenwerte des EVU bekommen und eine neue Jahresdauerlinie erzeugt. Vom Öllieferanten habe ich nur wöchentliche Verbräuche erhalten, sodass ich sie, mit Hilfe der Stundentemperaturen unseres Gebietes, auf die geschätzten Verbräuche umgerechnet hab. Die Wärmeverbräuche wirken so recht schlüssig auf mich. Leider hat der Wetterdienst im März 30h, verteilt über drei Tage, keine Daten aufgenommen, sodass ich insgesamt nur auf 8.700h kam.


    Mein BHKW habe ich nach neuesten Erkenntnissen wie folgt dimensioniert: Leistung (thermisch) = 180 kW, Leistung (elektrisch) = 108 kW, Spitzenlastkessel = 602 kW, Pufferspeicher (Befüllung für 1 Stunde) = 7,74 Kubikmeter, also rund 8 Kubikmeter (8.000 Liter Fassungsvermögen).


    Der Wärmebedarf in der Jahresdauerlinie bleibt die letzten 2.200 h bei 34 kW, das ist der Grundlastwärmebedarf im Sommer, da keine Heizwärme gebraucht wird.


    Sind meine Annahmen so korrekt?

  • Nach diversen Angeboten bzgl. meiner Auslegung hab ich mich an die wirtschaftliche Betrachtung gewagt.


    In der folgenden Excel sind alle Betriebsverbräuche (mit Kosten) einem aktuellem Angebot gegenübergestellt. (Zahlenwerte sind fiktiv)


    Allerdings tue ich mich schwer mit der Amortisationsrechnung. Alle Formeln sind hinterlegt und hoffentlich nachvollziehbar.


    Wenn ich die Werte vergleiche komme ich aber auf eine Amortisation von nur knapp 1 Jahr und das ist für mich unglaubwürdig.


    Da es hier viele Experten gibt, hoffe ich auf Hilfe. Womöglich habe ich irgendwelche Rechenfehler gemacht, die ich nicht gefunden hab.


    Es soll nur eine statische Amortisation erfolgen, also eigentlich ganz simpel.




    Bei Fragen stehe ich immer zur Verfügung und versuche sie bestmöglich zu beantworten.




    Vielen Dank!




    Mit freundlichen Grüßen


    sid2701

  • Hallo


    um es voll durchzugehen fehlt gerad die Zeit.


    Berechnung KWK-Zuschlag m.E. nicht korrekt.
    Bei einer 114kW anlage sollten es
    4,6184 ct/kWh sein (für 30tsd VBhs)


    edit:
    huch, scheint ja doch korrekt zu sein, konnte dem Rechnweg nicht auf der schnelle Folgen.
    sorry


    Strom und Gaspreise bitte prüfen,
    hier -das wir oft falsch gemacht- nur die rein arbeitspreisabhängigen Komponenten betrachten.


    ansosnten,
    ist 1 Jahr Amortisation durchaus im Rahmen des Möglichen,
    zumindest bei größeren Anlagen....oder -und das ist ja hier der Fall- bei Brennstoffwechsel.
    und hier lohnt der Wechsel von Öl auf Gas

  • Danke für die schnelle Antwort!

    Berechnung KWK-Zuschlag m.E. nicht korrekt.
    Bei einer 114kW anlage sollten es
    4,6184 ct/kWh sein (für 30tsd VBhs)

    KWK ist korrekt, hab es nur anteilig bestimmt, das heißt 5,41 ct/kWh auf den Anteil bis 50 kW und 4,00 ct/kWh auf den restlichen Anteil (114 kW - 50 kW = 64 kW). Die 30.000 Vollbenutzungsstunden sind beachtet worden, im 6. Jahr ist der Anteil geringer und im 7. Jahr sind die 30.000 Stunden völlig aufgebraucht und der Zuschlag sinkt auf 0,00€.

    Strom und Gaspreise bitte prüfen,
    hier -das wir oft falsch gemacht- nur die rein arbeitspreisabhängigen Komponenten betrachten.



    Die zugrunde gelegten Preise sind die Arbeitspreise. Aber danke, das hatte ich vor nicht allzu langer Zeit noch falsch ;)



    Ich habe eher ein Problem bei den vermiedenen Kosten. Das sind doch die Kosten, die eingespart werden wenn ich umstelle, oder besser ausgedrückt meine damaligen Bezugskosten (Strom & Wärme) zu den jetzigen Kosten (Eigenerzeugung Strom & Wärme + Fremdbezug). (Ist in im 3. Sheed - "Wirtschaftsbetrachtung" mit Rechnung aufgezeigt)


    Nun bin ich weiterhin davon ausgegangen, dass mein Cash Flow die Summe aus der Einspeisevergütung, dem KWK-Zuschlag, der Energiesteuerrückerstattung, der vermiedenen Kosten und der EEG-Umlage (negativ, da Kosten) ist.


    Dieser führt, abzüglich der Investitionssummen für BHKW, Speicher und Kessel zu meiner Amortisation, die sich dann über die Jahre ausgleicht bzw. positiv wird, da die Investitionen ja fix im ersten Jahr anfallen.


    Sind meine Annahmen so korrekt oder falsch?

  • Also Sid, ich finde auf die Schnelle auch keinen Fehler in der Berechnung.... und es ist eben bei den richtigen Rahmenbedingungen wie hoher Strom- und Wärmebedarf immer so, dass sich die Investition in ein BHKW schnell amortisiert.... je größer die Parameter sind (Wärmebedarf, Stromverbrauch, Leistung BHKW), desto schneller.... Den von Dir angesetzten Gaspreis finde ich enorm hoch, bei der Menge sind sicher 4,5 Cent netto mit allem erreichbar...


    Ich habe in der Praxis halt immer den Ansatz, dass ich Ölkunden generell dazu rate, auf Erdgas umzustellen. Dann errechne ich die Kosten neu für Wärme und Strom mit Gas-Brennwertkessel ohne BHKW, macht dann x Euro....


    Dann kommt ein BHKW hinzu, welches y Euro Mehrkosten Invest verursacht und z Euro Geld verdient durch Einsparungen Stromzukauf, Einspeisung, Erstattung MinÖlsteuer, KWKG-Zuschlag u.s.w.....


    Dann y / z und man hat die Amortisation... In der Praxis herrscht dann (wie bei Dir auch) ungläubiges Staunen und es komtm dann die Frage, wieso nicht jeder so'n Ding im Keller stehen hat...

  • Vielen Dank für die Antworten!



    Mich wundert es halt nur, weil Angebote von Amortisationszeiten zwischen 3-4 Jahren gesprochen haben (klingt auch realistisch für mich).


    Sie hatten vermiedene Kosten von zum Teil 500.000€


    Okay, die Werte sind von mir verändert worden aber nicht in dem Umfang.


    Mir fehlt da irgendwo das Verständnis, zum Einen höhere Vermeidungskosten aber gleichzeitig auch längere Amortisationszeiten.


    Mir kommt jetzt aber auch keine Steuer in den Sinn, die ich womöglich vergessen haben könnte.

  • zum Gaspreis,
    jein....also klar, sicherlich sind hier 4,5 oder weniger erreichbar....
    aber hier Vergleich zu Öl und damit nicht nur reiner Arbeitspreis,
    sondern auch die Mehrkosten (Leistungspreis, Messpreis ect.) mit reinzunehmen.


    Da erscheint es mir konservativ, aber im Bereich des möglichen.


    PS: Gehst Du von 25% Ersparnis rein vom bisherigen Wärmepreis durch Brennstoffwechsel aus,
    dann sieht man ja, dass BHKW nicht allein für die Ersparnis verantwortlich ist

  • Die hiesiege Anlage hängt etwa bei 4 Mio kWh Erdgas pro Jahr, da gibt es meines Wissens nach noch keine Leistungsmessung. Der Gaszähler müsste ein G160, ggf. auch ein G250 sein, der kostet an Grundgebühr pro Jahr je nach Versorger etwa 100 Euro netto im Monat... sind also Nachkommastellen...


    Wie gesagt: Der meiner Meinung nach einzig richtige und faire Rechenansatz ist:
    a) Kosten Wärme und Strom jetzt mit Ölkessel und 100% Strombezug: x Euro pro Jahr
    b) Umstellung auf Gas-Brennwert und 100% Strombezug: Invest soundsoviel Euro, Kosten y Euro pro Jahr
    c) Add on: BHKW zur Eigenstromproduktion: Mehrinvest zu b) soundsoviel Euro, Kosten nach allen Erträgen z Euro.


    Mehrinvest für c) geteilt durch z ergibt die Amortisation.


    Firestarter hat Recht: Alleine durch die Umstellung von Öl auf Gas kommt schon ein Batzen Geld zustande... da hat aber das BHKW nix mit zu tun, diese Einsparung schafft der unter b) genannte Gas-Brennwertkessel auch alleine....

  • Firestarter hat Recht: Alleine durch die Umstellung von Öl auf Gas kommt schon ein Batzen Geld zustande... da hat aber das BHKW nix mit zu tun, diese Einsparung schafft der unter b) genannte Gas-Brennwertkessel auch alleine....

    Das stimmt. Wenn man bedenkt das die Einsparung hier schon enorm sind, und auch ohne BHKW währen, können die kurzen Amortisationszeiten schon entstehen.


    Wie gesagt: Der meiner Meinung nach einzig richtige und faire Rechenansatz ist:
    a) Kosten Wärme und Strom jetzt mit Ölkessel und 100% Strombezug: x Euro pro Jahr
    b) Umstellung auf Gas-Brennwert und 100% Strombezug: Invest soundsoviel Euro, Kosten y Euro pro Jahr
    c) Add on: BHKW zur Eigenstromproduktion: Mehrinvest zu b) soundsoviel Euro, Kosten nach allen Erträgen z Euro.

    Mehrinvest für c) geteilt durch z ergibt die Amortisation.

    So hab ich jetzt auch gerechnet.

  • Hallo sid2701,
    wenn man dein Rechentool herunterlädt, sind im Reiter "Angebot" die Kosten so angesetzt, dass sich Gesamtkosten von 208.160 € ergeben.
    Wechselt man in den Reiter"Wirtschaftlichkeitsbetrachtung" so wird die Amortisationszeit mit 1,158 Jahren ausgewiesen.
    Ein ganz einfacher TEST:
    Wenn ich nun im Reiter "Angebot" mal testweise nur die Investitionskosten BHKW auf 500.000 setzte, führt das ceteris paribus, zu
    Gesamtkosten
    von 589.490 €. Bei mehr als 2,8 mal höheren Kosten - und ansonsten unveränderten Werten - weist dein Rechentool
    bei mir nun eine Amortisationszeit von 1,721 Jahren aus.


    Was denkst Du, stimmt das ???


    Gruß John




  • Hallo John,


    vielen Dank für den Hinweis. Das kann natürlich nicht stimmen.


    Ich habe das Tool abgeändert und komme jetzt zu einer Amortisationszeit von 3,8 Jahren, mit Investkosten von 500.000€ für das BHKW.


    Das klingt nachvollziehbar und realistisch, bedenkt man die hohen Einsparungen alleine durch den Wechsel Öl - Erdgas.


    Aber zufrieden bin ich immer noch nicht. Liegt es an meinen begrenzten Excel Kenntnissen oder am Fehlen einer geeigneten Formel?


    Spielt keine Rolle. Auf was ich hinaus will, die Amortisationszeit berechne ich aus der Summe der Investitionskosten dividiert durch die Einsparungen bzw. Vergütungen. Diese beziehe ich aber nur auf das Anschaffungsjahr. Der Fehler, der mir gedanklich auch bewusst ist, hängt an der Veränderung der EEG-Abgabe. Diese variiert in den Folgejahren, diese Änderung habe ich aber in der Berechnung nicht berücksichtigt.


    Vermutlich wäre diese Fragestellung eher was für ein Excel-Forum aber womöglich stand schon jemand mal vorm selben Problem und kann aus dem Stehgreif helfen.



    Gruß


    sid

  • Moin,

    Diese variiert in den Folgejahren, diese Änderung habe ich aber in der Berechnung nicht berücksichtigt.

    warum variiert die EEG Abgabe _()_ . Die ist im Grunde fix pro kWh und multipliziert sich nur mit der Summe des Eigenverbrauchs. In der Vorschau also genauso schätzbar wie die Betriebsstunden/Stromproduktion oder der Anteil des Eigenverbrauchs.


    Wenn Du darauf anspielst das der Gesetzgeber noch x-mal an der EEG Umlage schrauben könnte stimmt das zwar, hat aber keinen Einfluss auf Deine Berechnung weil "höhere Gewalt".


    Grüße

  • Hallo Alikante,


    warum variiert die EEG Abgabe . Die ist im Grunde fix pro kWh und multipliziert sich nur mit der Summe des Eigenverbrauchs. In der Vorschau also genauso schätzbar wie die Betriebsstunden/Stromproduktion oder der Anteil des Eigenverbrauchs.


    Die Berechnung nach kWh ist natürlich fix, aber im neuen EEG, Stand 21. Juli 2014, sind die Anteile der EEG-Umlage bestimmt.


    Für 2015 30%, für 2016 35% und ab 2017 40%. Das meinte ich mit variabel.


    Die Berechnung dazu ist einfach, aber mein Problem liegt in der Anwendung im Excel. Ich beziehe, wie erwähnt, meine Amortisationszeit nur auf Jahr 1. Richtig wäre jedes Jahr separat zu betrachten, da durch die EEG-Umlage ja die Abgaben steigen.


    Einen Durchschnittswert zu bilden halte ich auch nicht für die beste Lösung. Irgendwie fehlt mir da der mathematische Ansatz...