Lohnt sich die Anschaffung , bitte um Hilfe

  • Hallo,
    ich brauche dringend Eure Hilfe.
    Wir interessieren uns für ein Blockheizkraftwerk. Wissen aber nicht wirklich, ob es sich auch für uns lohnt.
    Anbei die Daten, wieviele Jahre haltet Ihr für eine Amortisation als realistisch?
    Verbrauchsdaten
    Jährlicher Stromverbrauch:
    Jährlicher Brennstoffverbrauch:


    Derzeitige Heizung
    Energieträger der Heizung: jetzt Öl, Wechsel auf Erdgas möglich (Hausanschluß 1800 netto)
    Alter und Typ der der Heiztechnik: Niedertemperatur Ölkessel Baujahr 2005
    Ist bereits eine Solarthermie vorhanden: nein
    Vorhandener Heizungspufferspeicher und Größe: nein
    Art der Warmwasserbereitung und Vorratsvolumen: 300 ltr. Speicher
    Gibt es ein besonderes Strom-/Wärmeverbrauchsverhalten: Im Haus ist ein Friseurgeschäft benötigt 2 m³ WW pro Woche
    Hydraulischer Abgleich durchgeführt: nein
    Temperaturen der Heizkreise: 70/55
    Art der Heizkörper: Heizkörper


    Immobilie und Rahmendaten
    Beheizte Fläche, Anzahl Bewohner: 550 m²
    Art und Baujahr der Immobilie: 3 Familienhaus mit Friseurgeschäft Baujahr 1912
    Erfolgte Modernisierungen: Doppelverglaste Fenster
    Weitere geplante Modernisierungen: nein
    Zweiter Abgasstrang für BHKW frei: ja
    Zusammenschluss von Nachbarhäusern möglich: nein



    Sollten wir von Öl auf Erdgas wechseln? Die Stadtwerke haben uns einen Hausanschluß für 1800 € netto angeboten.
    Wir haben insgesamt einen Stromverbrauch von 20000 KWH pro Jahr bei 23 Cent /KWH
    Ölverbrauch liegt im Schnitt bei 9000 ltr. bei einem Ölpreis von ca. 80 Cent /ltr.
    Wir überlegen entweder einen Dachs oder ein Vaillant ecoPower4.7 anzuschaffen, wozu würdet Ihr uns raten?

    Lohnt sich überhaupt die Anschaffung, was sagt Ihr???
    Es wäre toll, wenn Ihr uns Eure Meinung schreiben würdet.
    Danke Phil

  • Hallo Phil,
    bei der derzeitigen Rechtslage rate ich Dir ab. Alles ist zu kompliziert und undurschaubar geworden. Vorschriften über Vorschriften.
    Ich bin vielleicht der älteste BHKW-Betreiber hier im Forum. 1993 habe ich 3 BHKWs ans Netz geschlossen. Damals war es, obgleich ich schon damals
    große Schwierigkeiten und Ärger mit den örtlichen Stadtwerken hatte, noch leichter. Heute hast Du Ärger mit dem Netzbetreiber, mit dem
    Zollamt, mit dem Finanzamt, mit dem Übertragungsnetzbetreiber (in meinem Fall Tennet), mit dem KWK-Zuschlag, der Dir strittig gemacht wird,
    nach 10 Jahren fällt der ganz fort. Du hast Probleme mit dem EEG-Zuschlag, musst für selbst verbrauchten Strom und auch für ins Netz gelieferten Strom die EEG Anteile zahlen. Du wirst im Formularkrieg ersticken. Nach 10 Jahren bekimmst Du noch den "üblichen Strompreis", der an der EEX-Börse in Leipzig gehandelt wird, derzeit ca. 3,5 Ct/kWh. Da zahlst Du drauf noch und nöcher.
    Das große Problem ist bei BHKWs, dass immer wieder auch Strom ins Netz nach draußen fließt. Und dieser Strom lässt sich einfach nicht gut vermarkten. Da Du den Strom im Haus, auch an Deine Mieter verkaufen musst, wirst Du nochmal Ärger mit den Mietern bekommen.
    Die Abrechnung wird um einiges komplizierter, und beim kleinsten formalen Fehler bekommst Du vom Mieter überhaupt keine Nebenkosten bezahlt.
    Zahlt der Mieter nicht, dann bleibst Du auf diesen Kosten auch noch sitzen. Strom und/oder Wärme abstellen darfst Du nicht, als BHKW-Betreiber.
    Die EVUs dürfen es, Du nicht. Stellst Du ab, dann zieht der Mieter vielleicht ins Hotel, und Du darfst auch noch die Hotelrechnung bezahlen.


    Es tut mir Leid, so negativ darüber berichten zu müssen. Aber es ist die Wahrheit.
    In einem 10 Familien MFH möchte ich am liebsten die 10 Gasthermen raus bauen und ein BHKW installieren. Ich wage es nicht bei der derzeitigen Rechtslage. Sinnvoll , umweltbezogen wäre es schon, aber die politisch geschaffenen Kriterien sind alles andere als förderlich.


    Grüße vom Energiepionier
    Fritz

  • Tja, Herr Pionier, leider stimmt so einige nicht, was Du hier schreibst... die künftige EEG-Abgabe muss erstens nur dann bezahlt werden, wenn die Maschine nach dem 31.07. ans Netz geht. Und zweitens nur für den Eigenverbrauch und nicht für die Einspeisung....


    Philheizung, wenn Du einen vernünftigen Handwerker findest, nimmt dieser Dir den ganzen Kram mit dem Versorger, Netzbetreiber etc. abund kümmert sich auch um die Anmeldung beim BAFA etc.... nennt sich Service...


    Nicht ganz Unrecht hat der Pionier mit dem Thema Mieter, lass doch mal wissen, wer denn so im Haus wohnt, sprich Verwandschaft oder Fremde...


    Rein vom Heizwärmebedarf und Stromverbrauch her könnte sich ein BHKW rechnen, aber sicher nicht den Dachs nehmen, da gibt es Anlagen, die mehr können!


    Und überlesen, deshalb nochmal editiert: Egal, ob BHKW oder nicht: Klar von Öl auf Gas wechseln. Gas ist günstiger, mit nem Gas-BW-Kessel habt Ihr nen höheren Nutzungsgrad, der kann modulieren etc...

  • Hallo phil und herzlich Willkommen im Forum.


    Die Eckdaten sprechen durchaus für ein BHKW, natürlich mit Brennstoff Erdgas.


    Aus dem Bauch ein Gerät mit 2-3KW elt. - also nicht der Dachs und auch nicht der Eco4.7. Eher Kirsch, Wolf oder Eco3.0, eine Übersicht von Geräten findest Du hier : http://www.bhkw-infothek.de/bh…/#toc-erdgas-bhkw-modelle


    Du benötigst erstmal mehr und genauere Daten, deshalb Stromverbrauch mal über ne Woche oder Zwei ( Morgend Mittags Abends ) aufschreiben. Daten vom Kessel/Brenner abschreiben. Klären ob Maßnamen zur Energieeinsparung möglich/geplant sind. Klären ob Mieter bereit sind auch Strom vom BHKW zu kaufen.Wie sind die Besitzverhältnisse ( Gewerbe=Hauseigentümer? ). Welcher Kessel/Brenner ist verbaut, könnte möglicherweise auf Gas umgerüstet noch 10Jahre als SLK seinen Dienst tun?!


    Ja, es macht definitiv administrativen Aufwand ein BHKW zu betreiben! Ja, manche Probleme können richtig nerven! Und ja, es ist es wert sich da durchzubeissen - man kann dabei lernen und wachsen. |__|:-)


    Also Daten zusammentragen und posten :thumbup:


    Grüße

  • Hallo Phil,


    ein Wechsel von Heizöl und Erdgas lohnt sich auf jeden Fall, ein BHKW möglicherweise auch.
    Dafür ist sicherzustellen, ob Dir die Hausbewohner den erzeugten Strom auch tatsächlich abnehmen. Daher auch die Frage von "Hans Dampf", ob die Bewohner Verwandschaft oder Fremde sind. Mit diesem Punkt steht und fällt das BHKW-Projekt, oder zumindest die Auslegung des BHKW.


    Im Anhang findest Du für deine Situation eine Wirtschaftlichkeitssimulation am Beispiel des GTK4 von Wolf (baugleich mit Kirsch micro).
    Dies ist, meiner Ansicht nach, auch der Leistungsbereich der am ehesten passt.
    Eingerechnet ist dabei die EEG-Umlage auf den Strom-Selbstverbrauch unter Berücksichtung der "Freimenge" von 10 MWh/a.
    Ich bin also von einer Inbetriebnahme nach dem 31.7.2014 ausgegangen.
    Im Kurzbericht findest Du auch eine Aussage darüber, wieviel Ersparnis allein der Kesselersatz (Heizöl->Erdgas) bringt.


    Natürlich sind alle Angaben ohne Gewähr!


    Viele Grüße


    Christian

  • Hallo und vielen Dank erstmal für Eure Antworten. Im Haus wohnt nur Familie, der Friseurladen ist vermietet. Der Friseur würde den Strom aber auch über uns beziehen. Er braucht ungefähr 10000 kWh und wir brauchen auch 10000 kWh Strom. Im Moment ist ein vaillant ölkessel Baujahr 2005 in Betrieb. Würde da aber dann auf eine Gas-brennwerttherme umsteigen. Wenn ich mir den Bericht anschaue, hätte sich die Anlage ja innerhalb von 4-5 Jahre refinanziert. Ist das realistisch?? Welchen Hersteller würdet ihr mir empfehlen? Wolf, vaillant oder senertec??

  • Die grundlegenden Unterschiede Senertec und Vaillant - in der 5 kW-Liga - :
    - der Dachs kann nicht modulieren, ist aber relativ gut visualisiert
    - ecopower moduliert zwischen 1,4…4,7 kW, der Hersteller hat jedoch an einer Visualisierung (noch) kein Interesse
    - im Preis liegt der Dachs "gut vorn"…
    - über den Service gibt es bei beiden die unterschiedlichsten Auffassungen, kann man pauschal schlecht bezeichnen
    - die Wartungs- und/oder Ersatzteilkosten sprengen bei beiden den Preisrahmen ihrer Zulieferer
    So meine Erkenntnisse und Erfahrungen (zum ecopower 4.7, zum Dachs durch regelmäßigen Austausch mit einem anderen Privatbetreiber)

  • Was für einen Hersteller würden sie mir empfehlen ?? Aber man sollte doch eh einen vollwartungsvertrag abschließen, da sind doch eh alle Ersatzteile enthalten, oder??

  • Hallo Philheizung,
    die bisher genannten Argumente sind alle zutreffend----mit großen Spieraum.
    Ich möchte noch kurz ergänzen:
    Deine Imbilie,Wärmebedarf etc. ist so ziemlich 50 % von mir.
    Ich habe ein Bhkw mit 3,0 elektr. Leistung, und bin der Meinung, daß diese Größe als Ideal zu betrachten ist.
    Aber: betrachte die vorher genannten, kritischen Beitäge !
    viel Erfolg

    Pv seit 2000-8.67 kwp--.-therm.E.= Hackschnitzel 42%x Miscanthus 16% x Bhkw 24% x Scheitholz 8% x WW.WP 6%. x H.Öl 3%xSoTh.1%
    Pv seit 2007- 7,64 kwp
    .
    Pv seit 2014 -8,16 kwp mit Elektrospeicher 11,6 kwh 3 phas.
    Bhkw eco 3.0


  • Beachte, das sich (lt. Co2onlineGmbH in Zusammenarbeit mit der Verbraucherzentral NRW) die Gaspreise bis 2020 prognostiziert um ca. 35% erhöhen werden, d.h. bei (lt. Verifox z.Zt.) All-incl. 6,55 Cent/kWh dann mit nahe 9 Cent/kWh gerechnet werden muß. Außerdem entfällt nach 10 Jahren der KWK-Zuschlag i.H.v. 5,41 Cent/kWh ersatzlos. Einen Vollwartungsvertrag für etwa 3,0 kW kannst du bei etwa 4.500 € Netto (über rd. 8 Jahre bei 5.000 Bh p.a.) veranschlagen, rechnest du betriebsökonomisch korrekt noch die AfA von ca. 1.300 € p.a. hinzu, kommst du auf eine Amortisationszeit oberhalb der Lebensdauer des Motors... @:pille Dann wird das Ganze zu einem nicht gerade billigem Hobby… Dem kannst du nur durch a) Mieterstromverkauf, b) Kostenkompensation durch Kombination mit PV und c) Verzicht auf die fiskalische Kleinunternehmerregelung - alle 3 Komponenten zusammen ! - entgehen, es nähert sich dann einem Volltime-Job ! Es wäre evtl. noch die Wärmeliefung an "Nachbarn" in der Sommerzeit, eine Pufferspeicherkapazitätserweiterung, Battereispeichereinsatz u.ä. zu erwägen - geht jedoch Alles in Richtung Kosten-/Nutzenverhältnis NEGATIV...

  • Da spricht endlich mal ein Weiterer die Wahrheit aus.
    Die Umfeld-Parameter sind miserabelst schlecht geworden.
    Wir werden gezwungen, die BHKWs nach elektrischer Leistung klein zu halten, damit kein Strom nach draußen gelangt.
    Nach optimal ausgelegter Wärmeleistung könnten wir meist, 10 Nachbarn um uns herum mit Strom beliefern.
    Dies wird jedoch aus politischer Sicht völlig unmöglich gemacht.
    Dezentrale KWK könnte Stromlöcher, die durch PV und Wind auftreten, ausgleichen und wir bräuchten vielleicht keine zusätzlichen
    Stromtrassen.
    Diese Entwicklung haben die Politiker uns komplett verbaut. Als es noch kein KWK-Gesetz und EEG-Gesetz gab, ich glaube vor 1998,
    war alles viel unkomplizierter. Das komplizierteste Gesetz mit ständig Ausnahmeregelungen, ist das KWK Gesetz.


    Fritz

  • Dies wird jedoch aus politischer Sicht völlig unmöglich gemacht.


    Genau das stimmt ebend nicht - die Politik läßt sich lediglich als Werkzeug der (Strom-) Wirtschaft mißbrauchen ! Ich erinnere nur an die "Veranstaltung" s.Zt. von ca. 150 "Industrie-Kapitänen", als Angie dann "einknickte…
    Es können leider keine "Politiker" gefunden werden, die sich nicht von der Wirtschaft vereinnahmen lassen - weil diese (siehe "transparente" Nebeneinnahmen…) selbst zu tief in diesem Sumpf stecken ! Von daher ist eigentlich jegliche Wahl eine Farce, solange nicht wirklich unabhängige Personen antreten - jedoch wo sind diese ?

  • Wo ist denn das Objekt? Wenn es ein Vaillant-ÖL(!))Kessel ist, kann das ja nur Remscheid Umkreis 6,2 KM sein, woanders dürfte Vaullant seinerzeit keine Ölkessel verkauft haben...


    Und wie macht der Friseur sein Warmwasser? Hängt der an der Heizung oder hat der nen Durchlauferhitzer?