Neubau: BHKW zu geringe Anrechnung der Primärenergie für KfW 70?

  • Hallo,


    wir möchten in einem 2-Familienhaus-Neubau mit ca. 100 qm Grundfläche, 2 Vollgeschossen, Keller und kaum nutzbaren Dach (kein Kniestock erlaubt) ein Micro-BHKW installieren (Vaillant Eco-Therm), zusätzlich zu einer Spitzenlast-Gasbrennwerttherme mit 14-15 kw. Eine Lüftungsanlage wollen wir aus verschiedenen Gründen nicht einbauen.
    Der Energieberater hatte ursprünglich berechnet, dass wir, um KfW70 einzuhalten, eine 3 kwp-Photovoltaik-Anlage und eine Solarthermie-Anlage mit 15 qm Flachkollektoren und 800l-Speicher zur Heizungsunterstützung zusätzlich zur Gas-Brennwerttherme installieren müssten.
    Da ich jeden Morgen an dem Standort des zukünftigen Neubaus vorbei fahre, sehe ich im Winterhalbjahr an etlichen Tagen, dass der Standort wegen seiner Flussnähe morgens lange neblig bleibt. Meine Idee war daher, die vermutlich (laut drei Handwerkern: Heizungsbauer, Dachdecker, Elektriker) unwirtschaftliche Solarthermie durch ein BHKW zu ersetzen. Mal abgesehen von den Anschaffungskosten des BHKW, gibt es aber schon Schwierigkeiten mit der Einhaltung der ENEV.
    Laut Energieberater würde das BHKW nicht einmal in Verbindung mit der Photovoltaikanlage ausreichen, den Primärenergiebedarf auf KfW70-Anforderung zu bringen. Kann das sein?
    Falls noch Angaben zur Beantwortung der Frage gebraucht werden, bitte fragen, bin halt Laie.


    Vielen Dank erst einmal

  • Hallo,


    das BHKW rechnet sich für KFW nicht sonderlich. Wir haben ein MFH mit ca. 1000 m² Wohnfläche in Planung mit BWT, BHKW und Fotovoltaik. Die Berechnung für ein KFW 55 Standard liegt vor und wude erreicht. Dies ging jedoch nicht ohne Lüftungsanlage mit hoher Wärmerückgewinnung. Wir haben das mit dezentraler Lüftung erreicht. Dies ist relativ einfach im Verhältnis zur zentraler Lüftungsanlage gerade in Verbindung mit dem zu lösenden Schall- und Brandschutz in dieser Gebäudeklasse. Ohne Lüftungsanlage war es rechnerisch nicht möglich. Evtl. die Solarthermie streichen und dafür die Lüftungsanlage einbauen, dann sollte es funtionieren. Am Rande erwähnt, ich bin kein Energieberater, greife da nur auf unsere eigenen Erfahrungen zuück.

  • Gem. §1 Abs.1 EnEV ist "der Energieeinsatz für Produktionsprozesse in Gebäuden ist nicht Gegenstand der Verordnung". Man kann also die Energie, die zu Stromproduktion im BHKW benötigt wird und als Abwärme zur Verfügung steht, unberücksichtigt lassen. Die Abwärme ist somit vom Wärmebedarf abzuziehen durch die Verbuchung als innergebäudliche Wärmegewinne.


    Man kann auch in der Wärmebedarfberechnung die Anlagenaufwandzahl von 0,53 nach DIN 4701-10 für die vom BHKW erzeugte Wärmemenge ansetzen.


    Beides bedeutet zusätzlichen Aufwand bei der Berechnung und die wird gerne von den Energieberatern vermieden.

    Rechnen hilft. Bleistift, Stück Papier und ein Taschenrechner und man wird sich über einige Ergebnisse wundern. ?(
    http://perdok.info/
    Oscar Perdok GmbH
    Gildeweg 14, 46562 Voerde
    Beratung, Planung und Installation von: KWK-Anlagen, PV-Anlagen, Stromspeicher mit Notstromfunktion, Eigene Herstellung von Ladestationen für E-Mobile, Energie-Effizienz incl. Kosten/Nutzen-Betrachtung, Ladestation für E-Mobile (kostenlos)

  • Hallo Ecopowerprofi
    habe ich das richtig verstanden wenn ein MFH einen Energieverbrauch von 100kwh/m² in Jahr verbraucht, könnte man mit eine KWK-Anlage auf 30kWh/Jahr herunter rechnen und somit auf KFW 55 herunter kommen.
    Gruß
    Pfleger

  • Hallo Pfleger,


    ja so etwa funktioniert die Rechnung auf dem Papier. Mit Holz als Energielieferant kann man sogar noch bessere Zahlen für die KfW ermitteln.

    Nur die Physik lässt sich davon nicht beeindrucken. Ein Haus mit einem Verbrauch von 100 kWh/m² und Jahr braucht genau diese Enegiemenge egal ob nun aus Gas, Öl, Holz oder Fernwärme.

    Wenn der Bauherr dieses bemerkt, ist es zu spät. Der Vorteil aus dem KfW- Kredit geht schon für die teure Heiztechnik drauf und dann bleiben nur die hohen Heizkosten. Den wenigsten Bauherren ist bekannt, dass ein nach KfW eingestuftes Haus nur dann geringe Brennstoffkosten verspricht, wenn die Klassifizierung durch entsprechende Dämmung erreicht wird. Werden nur mit Holz-oder BHKW-Heizung die für KfW nötigen Werte erreicht, nutzt dies mehr den Anbietern der dafür nötigen Technik.


    Mit freundlichen Grüßen

  • wir möchten in einem 2-Familienhaus-Neubau mit ca. 100 qm Grundfläche, 2 Vollgeschossen, Keller und kaum nutzbaren Dach (kein Kniestock erlaubt) ein Micro-BHKW installieren (Vaillant Eco-Therm), zusätzlich zu einer Spitzenlast-Gasbrennwerttherme mit 14-15 kw. Eine Lüftungsanlage wollen wir aus verschiedenen Gründen nicht einbauen.
    Der Energieberater hatte ursprünglich berechnet, dass wir, um KfW70 einzuhalten, eine 3 kwp-Photovoltaik-Anlage und eine Solarthermie-Anlage mit 15 qm Flachkollektoren und 800l-Speicher zur Heizungsunterstützung zusätzlich zur Gas-Brennwerttherme installieren müssten.
    Da ich jeden Morgen an dem Standort des zukünftigen Neubaus vorbei fahre, sehe ich im Winterhalbjahr an etlichen Tagen, dass der Standort wegen seiner Flussnähe morgens lange neblig bleibt. Meine Idee war daher, die vermutlich (laut drei Handwerkern: Heizungsbauer, Dachdecker, Elektriker) unwirtschaftliche Solarthermie durch ein BHKW zu ersetzen. Mal abgesehen von den Anschaffungskosten des BHKW, gibt es aber schon Schwierigkeiten mit der Einhaltung der ENEV.
    Laut Energieberater würde das BHKW nicht einmal in Verbindung mit der Photovoltaikanlage ausreichen, den Primärenergiebedarf auf KfW70-Anforderung zu bringen. Kann das sein?
    Falls noch Angaben zur Beantwortung der Frage gebraucht werden, bitte fragen, bin halt Laie.


    Vielen Dank erst einmal

    Ich würde mal den Energieberater wechseln, bzw. einen professionellen Planer nehmen?











    Micro-BHKW + Gasbrennwerttherme kosten extra Geld.
    Warum nicht gleich ein Pellet-BHKW nehmen? ( zb. Ökofen-e / pellet-Kessel mit StirlingMotor )




    Die Solar-Thermieanlage bringt kaum was und Brauchwasseruntersützung macht
    ein eco-Boiler merklich günstiger in der Sommerzeit ( ist auch billiger in der Anschaffung )


    Wärmerückgewinnung via Lüftungsanlage ist auch nichts Gescheites ( Verkeimung, Krankheitserreger, Krankmacher, Verpilzung, Energiefresser )
    Wer sich auf so was freiwillig einlässt,...dem kann man nicht mehr helfen.





    Für mich pers. aktuell die beste Kombi:
    Pellet-BHKW ( Ökofen-e Modell ) + eine 5 kWp-PV-Kombi
    , welche die Solarenergie in den Batterieen puffern.


    Dann hat man im Winter Elektro- + Heizenergie und im Sommer genug Strom per PV + Batterypuffer zur Eigenstromversorgung.


    Leider sind die Fertigprodukte wie nedap, Fronius, usw. nur auf die "eigenen Batterytypen" gemünzt.


    Mit einer Studer, Victron-Energy-Lösung ist man flexibler, speziell mit der Speicherauswahl
    + Traktionsbatterien, Winston usw. ( Winston; die UbootBattery )

  • Erst einmal danke für die verschiedenen Rückmeldungen - war lange nicht mehr im Forum und habe die letzten Beiträge eben erst gelesen.
    Zum Energieberater: In unserer Gegend ist das die anerkannte "Koryphäe". Deswegen haben wir nach Einholen der Kreditangebote schlicht und einfach auf Einholung einer weiteren Energieberatermeinung und auf KfW-Unterstützung verzichtet, weil wir mit dem KfW-Darlehen auch nur maximal 10 Jahre Zinsbindung gehabt hätten und die Zinsdifferenz zu einer lokalen Bank allein durch die notwendige Baubegleitung und den Überprüfungsaufwand etc. wieder "aufgefressen" worden wäre.
    Trotzdem wurmt es mich schon, dass wir dem Haus keinen entsprechenden Standard attestieren können, obwohl wir für den Hausbau selbst hervorragende Dämmwerte erreichen. Wände: 42,5 S9 Poroton - Uw 0,2 , Fenster Uw 0,8; Dach Uw 0,156.


    Was mich im Moment vor allem noch beschäftigt, ist die Warmwasserbereitung im Sommer. Das BHKW und die Gastherme sollen ja wohl im Sommer nicht laufen. Womit würde man am besten und kostengünstigsten sowohl in der Anschaffung als auch im Betrieb fahren? Kann man z. B. mit einem Dreiwegehahn auf einen Durchlauferhitzer als Sommerbetrieb stellen? Oder muss man einen normalen Boiler benutzen? Oder wie ist es mit dem vorhandenen 800-L-Speicher für den Sommer? Ist es sinnvoll, diesen per BHKW alle paar Tage aufzuheizen? Könnte es da Probleme mit Legionellen geben? Bitte nicht schimpfen, wenn das für einen Experten absurde Fragen sein mögen.

  • Moin,


    warum sollte die Gastherme im Sommer nicht laufen dürfen?? In jedem Gebäude das ausschließlich mit Therme ausgerüstet ist, heizt diese auch im Sommer das Brauchwasser auf! Sie kann, darf und soll es tun.


    Ob es Sinnvoll ist den Eco1.0 im Sommer gänzlich zu deaktiviren? Ich glaube nicht. Er hat so wenig thermische Leistung das er selbst nur fürs Brauchwasser 3-4h täglich laufen kann. Und wenn am Pufferspeicher eine großzügig dimensionierte FriWa hängt muß die SLT nicht mal eingreiffen.


    Grüße

  • Hallo Benutzer,

    Deswegen haben wir nach Einholen der Kreditangebote schlicht und einfach auf Einholung einer weiteren Energieberatermeinung und auf KfW-Unterstützung verzichtet, weil wir mit dem KfW-Darlehen auch nur maximal 10 Jahre Zinsbindung gehabt hätten und die Zinsdifferenz zu einer lokalen Bank allein durch die notwendige Baubegleitung und den Überprüfungsaufwand etc. wieder "aufgefressen" worden wäre.

    war da der kfw Tilgungszuschuß eingerechnet? Außerdem haben die kfw Kredite den großen Vorteil, dass man sie quasi sofort tilgen kann. Auch das bedeutet eine gute Ersparnis wenn doch mal ein Lottogewinn kommt oder die reiche Erbtante aus Amerika stirbt 8)


    Viele Grüße


    Dirk

  • Den Tilgungszuschuss hätte es nur bei KfW 55 gegeben und der Energieberater wollte nicht einmal KfW 70 attestieren.
    Jedes Bankdarlehen, auch mit 15 Jahren Laufzeit (wie bei uns) kann gesetzlich nach 10 Jahren gekündigt werden, wenn der Lottogewinn eintreffen sollte. Der darf also ruhig kommen.

  • Hallo Herr Gailfuß,
    wir lassen uns eine Wohnung plahnen mit ein KFW 70 mit den Programm "Energieberater 7 18599/1"
    Die Berechnung ist 6/2014 auf der Basis von EnEV 2009 berechnet worden. kann unsere Berechnung auch falsch sein?


    Gruß
    Pfleger

  • Durch Energieberater Befreiung aufgrund unwirtschaftlichkeit ausstellen lassen. Dann Erdgasbrennwerttherme und ersparte Aufwendungen Anlagentechnik in Gebäudedämmung stecken. Und/Oder Mikro-BHKW als "Spielzeugeisenbahn" einplanen (nicht wirtschaftlich).

  • Den Tilgungszuschuss hätte es nur bei KfW 55 gegeben und der Energieberater wollte nicht einmal KfW 70 attestieren.
    Jedes Bankdarlehen, auch mit 15 Jahren Laufzeit (wie bei uns) kann gesetzlich nach 10 Jahren gekündigt werden, wenn der Lottogewinn eintreffen sollte. Der darf also ruhig kommen.

    Ja, das ist bei Sanierungen deutlich interessanter: Mit KfW Programm 151 bekommt man bei KfW-Effizienzhaus 100 bis zu 3.750 Euro, bei KfW-Effizienzhaus 70 bis zu 9.375 Euro je Wohneinheit Tilgungszuschuss am Ende der Sanierung. Aber auch bei Neubau macht es einen Unterschied, dass Du beim Lottogewinn im ersten Jahr nicht noch neun Jahre weiter Kreditzinsen zahlen musst - da kommen schon ein paar Euro zusammen.
    Das muss aber natürlich jeder für seinen Einzelfall durchrechnen. Zehntausende Euro Mehrkosten nur um die Kriterien zu erfüllen macht keinen Sinn...