Entsteht Entsolidarisierung durch Eigenverbrauchsförderung?

  • Es wäre auch an der Zeit, sich mehr mit dem Gedanken des damit notwendig nächsten Überganges von der "verbrauchernahen - dezentral" zur "verbrauchsnahen - bedarfsdeckenden" Erzeugung zu beschäftigen ! Die KWK-Vergütungen sind ja jetzt schon nicht mal kostendeckend - auch nicht bei 5,41 Cent/kWh ! Da uns die 30 Cent/kWh ja schon provokatorisch in die Augen schauen, wird den Zusatzstrombezug maximal zu senken immer mehr relevant gegenüber der "Überschußeinspeisung" !
    Ansonsten ist o.G. nichts mehr hinzuzufügen :applaus:

  • Es ist unverkennbar: die großen Stromerzeuger wollen unseren umweltfreundlich erzeugten Strom nicht und zeigen sich höchst unsolidarisch.
    Da wird Wind- und Solarstrom mit zusätzlicher Vernichtungsgebühr ins Ausland geleitet, während der Atomstrom weiter unvermindert ins Netz fließt und von uns bezahlt wird. Solidarisch kann ich das nicht nennen.
    Solidarisch würde ich es nennen, wenn die Stromerzeuger und Netzbetreiber die längst bezahlten Netze kostenlos zur Verfügung stellten und dafür alle Förderungen zukünftig streichen.
    In einer Solidargemeinschaft würde man Wege finden, das Stromnetz ohne große Kosten zu stabilisieren und auszubauen. Aber auch der Gesetzgeber stellt einem ziemlich großen Teil der Solidargemeinschaft, den Bürgern, lauter Widerstände in den Weg. Nein, die Bundesregierung denkt nicht daran, etwas zu ändern und auf diesen Teil der Solidargemeinschaft Rücksicht zu nehmen.


    Von der Politikerriege innerhalb der Solidargemeinschaft kann man sich notgedrungen nur abgrenzen, wenn man überleben will. Wir sollten die Tatsachen nicht umdrehen.
    Es ist unfassbar, was da läuft. An der Börse werden Netze einschließlich den damit verbundenen Monopolen verkauft, um scheinbare Kosten zu erzeugen und den Bürgern aufzubürden.

  • Hallo miteinander,


    erstmal finde ich es gut,
    dass unser Vereinsmitglied Gunnar hier offensiv das Thema anspricht.
    Leider finden viele in der Branche -und auch anderer Eigenerzeugerbranchen- das Thema falsch
    und wollen darüber nicht diskutieren, weil sie es für völlig deplaziert und ungerechtfertigt halten.


    Das halte ich widerum für nicht richtig,
    denn das Thema -wenn auch polititisch motiviert- wird uns sicherlich einige Zeit beschäftigen.


    und @ Bernd
    ich halte es nicht für richtig hier mit den Finger auf die großen Stromerzeuger zu zeigen
    ....das Thema verdient eine detailliertere Analyse.


    ---------


    Zum Thema
    habe ich durchaus eine etwas andere Meinung, da ich die Diskussion darüber für Grundsätzlich RICHTIG halte.


    Natürlich ist der Vergleich mit dem effizienten Kühlschrank nicht schlecht,
    der braucht auch weniger Strom und entsolidarisiert sich von den Gemeinkosten (insbesondere Netzentgelten und Umlagen).
    Aber bei detaillierter Betrachtung ist der Vergleich doch ein wenig hinkend,
    denn bei verstetigter Leistungsaufnahme des Kühlschranks, wird er annähernd den gleichen Verbrauch haben und sien Nutzer...einen gleichbleibenden Netzbezug...echte Grundlast.
    Beim Eigenerzeuger -weniger KWK, eher PV- hingegen, wird abhängig von der Wetterlage sein zusätzlichen Netzbezug ordentlich schwanken und gerade dann wenn die höchste Netzbeanspruchung auftaucht (das sind die Abendstunden im Winter) auch seinen maximalen Netzbezug haben...und Spitzen sind das, was das Netz teuer macht.


    Nicht die Arbeit (Verbrauchsmengen) sind das Problem,
    sondern die Spitzen, die auch teuer sind und dies wird überhaupt nicht bei Lastprofilkunden und deren Einspeisern beim aktuellen Marktdesign abgebildet.


    Aber nicht nur das ist problematisch im aktuellen Marktdesign,
    sondern auch, dass die Netzentgelte vom Gesetzgeber festgelegt sind. Hier meine ich nicht die Renditebeschränkung, sondern die Art der Ermittlung,
    die auf eine starre Grenze von 2.500 Jahresnutzungsstunden(bei Leistungsgemessenen Kunden) beruht. Und hierbei ist es vollkommen unerheblich, ob die relevante Maximallast des Kunden sher ungünsitg zur Netzlast liegt oder absolut netzschonend.


    Ein gern von mir genomenes Beispiel
    Eine Berliner Diskothek(Betrieb in typischen Schwachlastzeiten mit oftmals Windstromüberschuss aus Brandenburg) würde die gleichen Netzentgelte zahlen, wie eine elektrisch betriebene Großküche, die täglich in die Mittagsspitze donnert.


    Thesen
    - Das Thema Entsolidarisierung bekommt man nicht vom Tisch
    Deshalb sollte man sich (gerade die Branchenvertreter) sich mit ihm auseinandersetzen
    - Das was man unter Entsolidarisierung versteht ist meines Erachtens durchaus vorhanden
    auch wenn -politisch motiviert- die kleinen Eigenerzeuger zu Unrecht überbewertet werden.
    Da gibt es viel mehr Ausnahmetatbestände von Industriellen Großkunden, über Landwirtschaft etc. deren unsolidarischer Effekt viel höher ist
    - ursächlich für den als unsolidarisch empfundenen Effekt ist ein fehlerhaftes Marktdesigen,
    was die Verursacherstruktur nicht angemessen an den Kosten beteiligt


    Ich fände es durchaus Begrüßenswert,
    wenn die Debatte um Entsolidarisierung zu einem Überdenken des Marktdesigns führt.
    Dies ist rein politisch und schon eine Veränderung der Netzentgeltverordnung (nichtmal ein Gesetz !!! somit leicht was zu drehen) könnte hier schnell Großes bewirken. Und gerade hier müssten sich deutliche Verbesserungen für die KWK ergeben, da diese ein absolut günstiges Verhältnis von Produktions- zu Nachfrageverhalten haben.

  • Danke, firestarter, damit hast Du einen sehr wichtigen Punkt angesprochen, die Vermeidung von Lastspitzen und den Ausgleich von Angebot und Nachfrage.
    Ich habe ein Konzept, in dem Angebot und Nachfrage von Energie voll aufeinander abgestimmt sind und trotzdem steht das ganze Jahr über eine überreichliche m
    Menge Reserveenergie und Reservelast zur Verfügung. So: BHKWs werden in einer Größe gebaut, die weit über den Eigenbedarf an Strom hinausgeht. Gleichzeitig müssen im gleichen Teilnetz in solcher Zahl Wärmepumpen aufgestellt werden, dass die gesamte Stromerzeugung des BHKWs davon aufgenommen werden kann. Zudem würde ich eine möglichst wegehendete wärmemäßige Anbindung von Nachbarn fordern, gerade solchen, die auch eine Wärmepumpe besitzen. So werden sehr große Mengen Regelleistung frei, die bei Angebotsspitzen zur Abschaltung aller BHKWs führen, deren Betreiber von den umliegenden Wärmepumpenbetreibern mitversorgt werden. Die Finanzierung kann nur ein gemeinsames Projekt sein. Netzanschlussgebühren und Versteuerung der Arbeitsteilung haben da überhaupt nichts zu suchen.
    Nein, unsere Umwelt ist ein Solidarprojekt und wir dürfen uns zukünftig nicht mehr durch Besteuerung und Wegelagerergebühren von unserem eigentlich gemeinsamen Projekt abbringen lassen.
    Ich werde den Solidaritätswillen der ENBW testen und an diese appellieren, die einst durch deren Stillegungsprämien inszenierte Zerstörung von Kleinstwasseranlagen rückgängig zu machen.
    Ich musste mehrere Projekte von Wärmepumpenanlagen aufgeben, weil die unsolidarische Stromverteuerung deren Betrieb allzu unwirtschaftlich machte, obwohl ein COP von 5 im Jahresschnitt erreicht wurde. Die Gesetzgebung ist nun so, dass ein gleichzeitiger Betrieb beider Anlagentypen ebenfalls bzw. noch unwirtschaftlicher ist. Nur in Arbeitsteilung ist eine wirtschaftliche Betriebsweise möglich. Aber ausgerechnet da verbietet der Staat den Zusammenschluss über das Netz, mit unüberwindbaren Besteuerungs- und Netzmonopolrechten.

  • Moin Gunnar,


    ich war mal so frei den Link zum Infothekbeitrag an die LAG-Energiepolitik der Grünen in Sachsen zu verteilen.


    In diesem Zusammenhang mal eine Frage : wer finanziert das "Zubringer Netz" bei konventionellen Kraftwerken ???


    mfg

  • Wie Zubringernetz?


    ...meinst Du die großen Trassen von Großkraftwerk bis zum Verteilnetzbetreiber?


    Alle Netzkosten -auch diese- werden durch die Kunden bezahlt...über die Netzentgelte.
    (wobei die großen Trassen recht billig sind)

  • Hallo Bernd,


    natürlich wäre die von Dir angedachte Betriebsweise BHKW und WP innerhlab eines Verteilnetzes nicht schlecht
    ...aber
    Wer soll denn die Ausbaustufen überwachen? Welch ordnungspolitischen Mittel wären nötig um hier einzugreifen wer BHKW und wer WP zu installieren hätte?


    Nein, ich denk schon dass der Markt (bei passendem Design) es richten könnte und so vollkommen technologieoffen.


    dann bist Du auch öfters -auch in anderen Beiträgen- bei den Kosten

    Zitat

    Die Finanzierung kann nur ein gemeinsames Projekt sein. Netzanschlussgebühren und Versteuerung der Arbeitsteilung haben da überhaupt nichts zu suchen.
    ...
    Aber ausgerechnet da verbietet der Staat den Zusammenschluss über das Netz, mit unüberwindbaren Besteuerungs- und Netzmonopolrechten.


    Dennoch fallen die Kosten real an,
    oder der Staat braucht die Einnahmen für andere Dinge.
    Wenn man hier was wegdiskutieren mag, dann muss das Kompensiert werden.
    Von der Sache hätt ich auch kein Problem damit, wenn Infrastuktur direkt aus dem Staatsäckel bezahlt wird,
    aber das ist schwer politisch umsetzbar. Ein Mrd.-Topf den kaum einer anders refinanzieren mag.
    Desweiteren würde in Konsequnz Strom auch sehr preiswert, wo dann wieder für Verschwendung die Türen offen stehen.


    Ich will "nur noch" ein anderes Marktdesign und das ließe sich über die Netzentgeltverordnung prima regeln
    ...ist ehv schon ein politisches Instrument
    ...Umsetzung im Grunde sehr einfach (nur Verordnung, da brauchts keine Mehrheiten aus Opposition)
    ...ohne einen einzigen cent Förderung in die Hand zu nehmen (weder Staat noch Verbraucher) würde man Anreize schaffen um Angebot und Nachfrage besser in Einklang zu bringen, Ausbau neuer Stromerzeugungsoptionen und sogar Speichertechniken attraktiver zu machen.

  • Hallo,


    um meine Vision der NEtzentgelte mal zu verdeutlich,
    stell ich hier mal eine mail die ich vor längerer Zeit verfasst habe rein.


    Ist eine etwas längere Abhandlung mit benachbarten Themen,
    aber ich hoffe damit meine Gedankengänge Euch etwas näher zu bringen.


    (und aufgrund Zeitmangels nicht die Muße das einzeln aufzudröseln)


  • hui,


    anscheinend war mein statement wohl etwas erschlagend
    ....keine weiteren Antworten?



    aber davon mal abgesehn wollte ich auf was anderes aufmerksam machen
    ....am kommenden Freitag diskutiert der Bundestag über Netzentgelte.
    anscheinend kommt da langsam Musik rein. Vielleicht sollten wir da mal langsam Anregung liefern

  • Jedenfalls hege ich immer noch Hoffnungen, dass es vielen Abgeordneten um das Gemeinschaftsprojekt geht und nicht nur die Interessen von Verbänden. Netzbetreiber tendieren bekanntlich dazu, die Netzentgelte hochzutreiben und die Anlagen nicht zu warten. Genau das ist geschehen, unter dem Deckmantel "Marktliberalisierung".
    Ich bin mal gespannt, was die 143 Juristen im Bundestag zu der Debatte beitragen.
    Status quo ist immer noch das Strommonopol und Juristen denken gerne konservativ.
    Aber, wir haben ja eine Perspektive, Europa. Griechenland zeigt uns, wohin die Reise geht.


    Daneben gibt es diese jungen, dynamischen Abgeordneten, die endlich alte Zöpfe abschneiden und die Welt aufblühen lassen...


    Also, das Thema der Bundestagssitzung am Freitag war überaus wichtig für uns. Es ging allerdings nicht um Senkung der Netzentgelte, wo denkt Ihr hin, nein, es ging um eine Erhöhung, allerdings vor allem für die Industrie und einige Untenehmen, die sich um ihre Politiker besonders verdient gemacht haben. Gerichte hatten schon ähnliche Urteile gefällt.
    Nein, Energie muss teurer werden (N.N.) und Europa marschiert voraussichtlich mit.

  • hui,


    anscheinend war mein statement wohl etwas erschlagend
    ....keine weiteren Antworten?

    Hallo firestarter,


    bei so einem Statement braucht's schon etwas länger bis man da durch ist, aber ich finde es lohnt sich.


    Grundsätzlich halte ich die Idee eines flexiblen Netzentgeltes je nach Netzbelastung für einen brauchbaren Ansatz und glaube auch, dass über eine entsprechende Spreizung eine Steuerungswirkung erreicht werden kann. Der Vorläufer Deines Systems ist ja die Zweitarifregelung mit günstigerem Strom von 22:00h bis 06:00h - natürlich steinzeitlich im Vergleich zu einem smarten System, und heutzutage v.a. im Sommer wahrscheinlich kontraproduktiv. Entscheidend ist aber, dass eine Differenz von z.B. 10 ct/kWh Haushalte erfahrungsgemäß tatsächlich dazu motivieren kann, den eigenen Verbrauch - soweit machbar - in die Niedertarifzeiten zu verlegen.


    Allerdings sollte man das Potential bei den Haushalten nicht überschätzen. Wirklich flexibel einsetzbare Verbraucher sind doch eigentlich nur Waschmaschine, Geschirrspülmaschine und Trockner. Diese machen lt. Wikipedia ca. 17% des Stromverbrauchs (ohne Heizgeräte) in Haushalten aus. Weitere 14% werden für Kühlen und Gefrieren verbraucht - eigentlich Grundlast, aber (wenn man sehr gute Geräte hat) vielleicht für einige "rote" Stunden pro Tag abschaltbar. Da die Haushalte insgesamt ca. 25% des Stroms verbrauchen, hätten wir ein theoretisch verlagerungsfähiges Potential von 4-8% des gesamten Stromverbrauchs. Ob davon in der Praxis mehr als die Hälfte wirklich gehoben werden kann, würde ich bezweifeln. Bei ca. 60 GW Gesamtleistung reden wir also von vielleicht 2 GW, die (wenn alle mitmachen) tatsächlich vom "roten" in den "grünen" Bereich verschoben werden können. Das entspricht der Leistung von zwei großen Pumpspeicherwerken: Nicht zu vernachlässigen, aber auch nur ein kleinerer Beitrag zur Lösung der Netzprobleme. Bei der Industrie wäre das Potential sicher deutlich größer, wenn die Tarifstruktur entsprechend angepasst würde.


    Was die Erzeugung und den Eigenverbrauch betrifft: Der Ansatz ist m.E. richtig, die Einspeise-Entgelte für KWK (und EEG!) genau so nach Bedarf bzw. Netzbelastung zu spreizen wie die Verbrauchsentgelte, und zwar sowohl regional (um ggf. die Investitionen zu steuern) als auch saisonal und im Tagesablauf (um Erzeugung und Verbrauch zu steuern). Auch wenn die Erzeugung selbst nicht regelbar ist (bei PV sowieso nicht, bei BHKW's im Winter meist auch nicht, weil die dann durchlaufen), würde das die Besitzer von BHKW und PV-Anlagen zumindest dazu motivieren, den Eigenverbrauch nach Möglichkeit in die Niedertarifzeit zu legen. Die derzeit bezahlten vNNE sind dafür aber nicht geeignet: Für 0,3 Cent pro kWh (was wohl die meisten von uns bekommen) nimmt doch keiner einen Taschenrechner in die Hand, auch nicht wenn man den Betrag verdreifacht. Eine Steuerungswirkung im Haushaltsbereich erreicht man, glaube ich, nur bei Spreizungen ab 5 ct/kWh.


    Natürlich sollte Braunkohle erstmal deutlich teurer werden (Zertifikate?), aber das wird vermutlich noch nicht reichen.

    Wenn die Zertifikate 30 EUR/t CO2 kosten würden (was sie eigentlich müssten und vor einigen Jahren auch annähernd taten) anstatt 4 EUR/t (wie jetzt), so würde das die Braunkohle-Grenzkosten schon mal um 2,5 ct/kWh verteuern (Steinkohle um 2 ct/kWh, Gas um 1 ct/kWh). Dann lohnt es sich jedenfalls nicht mehr, die Braunkohle bei zu viel Wind einfach durchlaufen zu lassen und negative Börsenpreise zu produzieren. (Die EEG-Umlage würde dann auch um ca. 2 ct/kWh zurückgehen.) Mittelfristig würde ich schon erwarten, dass sich dann die fossile Kraftwerksstruktur hin zu mehr Steinkohle und Gas (und damit deutlich besserer Regelbarkeit) entwickelt. Trotzdem glaube ich, dass wir um eine wie auch immer geartete Vergütung für die Kapazitätsvorhaltung nicht herumkommen werden. Die richtig großen Netzprobleme in den letzten Jahren gingen ja stets über mehrere Tage (z.B. Strommangel 6.-10. Februar 2012, Stromüberschuss 23.-27. Dezember 2012). Das ist über Kurzfristmaßnahmen (z.B. Verbrauchsverlagerung von "roten" in "grüne" Stunden) nicht mehr abzufangen: Dafür braucht man große und schnell zu- und abschaltbare Kraftwerksreserven. Deswegen müssen wir aus Kernenergie und Braunkohle aussteigen, weil die das nicht können - aber billiger wird der Strom dadurch bestimmt nicht.

    Die steigenden Zahl dezentraler(vor allem Industriell, aber auch PV und BHKW) bedeutet halt auch, dass immer weniger übers Netz geht und sich an den sozialen Kosten/Umlagen beteiligt.

    Das stimmt schon, aber die Umlagen haben ja den Zweck, den Umstieg von nicht mehr gewünschten Energien (Kernenergie und fossile) auf gewünschte (erneuerbare) zu fördern. Mit "Sozial" hat das zunächst mal nichts zu tun: Wer "unerwünschte" Energien nutzt, soll auch die Lasten tragen, wer "erwünschte" erzeugt, soll den Nutzen haben, entweder direkt (über vermiedene Bezugskosten bei Eigenverbrauch) oder über das Entgelt. Falls dabei ungerechtfertigte soziale Schieflagen auftreten, müssen diese über das Steuer- und Sozialsystem ausgeglichen werden.


    Das Problem ist ein anderes: Mit steigender Dezentralität verändert sich die volkswirtschaftliche Funktion des Netzes immer weiter weg von der reinen Versorgungsfunktion (mit Arbeits-, d.h. Mengen-abhängigen Kosten), hin zu einer Stabilisierungs- und Verteilungsfunktion (mit Leistungs-, d.h. kapazitätsabhängigen Kosten). Unter marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten muss sich deshalb auch der Preis an dieses neue Leistungsspektrum anpassen. Meiner Ansicht nach bedeutet das, dass zukünftig von jedem Abnehmer für die Aufrechterhaltung des Netzbetriebes eine deutlich höhere, von der (vorzuhaltenden) Maximalleistung abhängige Grundgebühr verlangt werden sollte.


    Beispiel: Ein Durchschnittshaushalt verbraucht heute 4.000 kWh im Jahr und zahlt dafür ca. 1.000 EUR Arbeitspreis (25 ct/kWh) und 100 EUR Grundgebühr. Zukünftig würde er (weil ca. 28% des Strompreises einschl. MWSt auf Netzkosten entfallen) vielleicht 300 EUR Grundgebühr zahlen und dafür nur 20 ct/kWh Arbeitspreis - oder eben z.B. 30 ct/kWh in "roten" Stunden, 20 ct/kWh in "gelben" und 10 ct/kWh in "grünen" Stunden. Dafür darf er - sagen wir - maximal 6 kW Leistung abnehmen oder (aus BHKW oder PV) ins Netz einspeisen. Würde dieser Haushalt nun einen Speicher einbauen, der beispielsweise garantiert dass nie mehr als 4 kW abgerufen oder eingespeist werden, würde sich die Grundgebühr von 300 auf 200 EUR ermäßigen. Das lässt sich alles wahrscheinlich schon heute technisch realisieren. Ich glaube übrigens, dass in der Industrie ähnliche Mechanismen schon längst angewendet werden.


    Schönen Abend,


    CG

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

  • Cg, das ist genau die falsche Argumentation. Spitzenleistungen können BHKWs ganz hervorragend zur Verfügung stellen, die werden, wenn das Netz frei zugänglich wäre, genau so billig werden, wie die Grundversorgung. Voraussetzung: steuer- und abgabenfreie Netznutzung. Es geht schließlich um unsere Zukunft und die müssen wir nicht versteuern.
    Wenn ich dieses verlogene Tarifsystem sehe, ja, jetzt hacke ich wieder auf die großen Versorger. einerseits ein Pipapo für die Viertelstundenmessung einer Aufzuganlage. Will man aber einen Durchlauferhitzer installieren, kein Problem, herzlich willkommen, ohne irgendwelche Gebühren. nein, diese Volksverdummung dient nur zur Umverteilung von Vermögen, bis wir nicht mehr können.
    Als wenn 50 Millionen 4kW Geräte gleichzeitig eingeschaltet werden. Wir haben ein Stromnetz, und da muss nichts zusammenbrechen. Es sei denn, Politik geht vor, wie vor einiger Zeit bei Papenburg. Es ist eigentlich nicht zum Aushalten, wie manche hier im Forum sich zu Vorbetern der Monopolisten machen. Anpassen an die "hohen" Herren, nicht an die technischen Möglichkeiten. Eigentlich sollten wir dankbar sein, überhaupt BHKWs betreiben zu dürfen?


    Zu den Wärmepumpen. Wie bei den Blockheizkraftwerken fordere ich auch hier die fast volle Verfügungsgewalt von seiten der heutigen Noch-Stromversorger. Die haben schließlich noch die fähigsten Leute. Mir geht es darum, Pufferkapazitäten zu schaffen, und das geht mit beiden Geräten, vor allem, wenn diese redundant vorhanden sind, mehr als hervorragend.
    Nicht jeder will einen Brummer ins Wohnzimmer stellen, da ist eine gute Wärmepumpe die beste Wahl. Ja, mit einem contracting mit dem E-Werk. Bezüglich der Schaltalgorithmen, überprüfbar, ohne Benachteiligung alternativer Energie, wie es heute der Fall ist.


    Ich kenne die Mörder vom 11.9. persönlich und habe gut beobachtet. Ich weiß, was da gelaufen ist, auch von der Seite des Staates und auch, was noch läuft. Da kann mir niemand etwas erzählen, auch, wenn in den Medien manches vollkommen anders dargestellt wird.
    Niemand kann mir was vormachen, was man mit unserem Stromnetz alles nicht machen kann, und das geschieht laufend.
    Das ist Politik und schmutzige Politik ist nach wie vor, nicht nur in Deutschland, aber auch bei uns zuhause.


    Die Grünen sollen mal endlich Sonnenblumen pflanzen, mit Vernunft. Nicht nur Zerrbilder an die Wand malen. Ich spreche hier nicht von allen Grünen, aber inzwischen von der Mehrheit. Ich sehe, wenn es so weiter geht, die Zukunft eher schwarz. Ich kenne mich da aus, ich bin schließlich katholisch.
    Glaubt mir, Energie ist ein wichtiges Lebensgut. Wir sollten es nicht mehr verschwenden. Elektrische Durchlauferhitzer, Heizstäbe. Ihr wisst schon, was ich meine...
    Also, gegen E-Werke habe ich nichts, aber gegen falsche Politik, wie sie in Deutschland läuft. Inseldasein soll unsere Zukunft gestalten?
    Mir ist die Gesellschaft schon anonym genug geworden.

  • Man muss in dieser Entsolidarisierungsdebatte zweierlei Dinge unterscheiden:


    a) die Refinanzierung einer gemeinsam genutzten Netzinfrastruktur und
    b) die Umlage für den Ausbau von Erneuerbaren-Energien-Anlagen


    Zu Thema a) habe ich ähnlich wie firestarter keine prinzipiellen Bedenken, dass über eine intelligentere Berechnung der Netznutzungsentgelte eine Lösung gefunden werden kann, die das Nutzungsverhalten besser ökonomisch abbildet und damit auch Anreize setzt, für Ort und Zeit über sachdienlichere Allokationssignale eine ausgleichendes netzfreundlicheres Verhalten zu etablieren. Mit Zeit meine ich dabei, dass die bisherige Abgeltung des Leistungspreises über die Jahresspitze (gemessen über die drei höchsten Viertelstundenwerte) keinen Anreiz setzt, auch in einer Mittellastzeit für Ausgleich zu suchen, um die Infrastruktur ganz generell stetiger zu nutzen, was z.B. Netzverluste kleiner hält. Ausserdem ist die persönliche Leistungsspitze nicht zeitgleich mit der des lokalen Netzsegmentes, d.h. eine Leistungsspitze zur Nebenlastzeit sollte unschädlich sein.


    Der Aspekt b) ist schwieriger zu behandeln. Hier geht es um eine generelle Frage, wer und inwieweit für den Umbau des Energiesystems aufkommen soll. Es ist also ein Verteilungsproblem zu lösen. Das Argument, dass der Eigenerzeuger in der Regel entweder erneuerbare Energien nutzt oder die hocheffiziente KWK und damit auch sich durch eine Direktinvestition auf eigenem Grund und Boden an der Energiewende beteiligt, ist nicht von der Hand zu weisen. Es kann doch nicht sein, dass EE und KWK durch eigene Fördergesetze nach vorne gebracht werden und dann auf der anderen Seite wieder eingebremst werden.


    Zudem hat der Eigenverbrauch mit seiner dezentralen Struktur (Quelle direkt auf der Senke) Vorteile bzgl. des Netzausbaubedarfs. Bis auf die Reststrommengen bzw. Reserveverträge, falls die Anlage dteht, ist der zusätzliche Bedarf an Transportkapazitäten Null. Der PV-Cluster in den ländlichen Gebieten des Südens braucht genauso Transportleitungen in Richtung Norden wie die Wind-Gebiete im Norden verstärkte HöS-Trassen Richtung Süden benötigen.


    Den umlagefreien Verbrauch von eigenerzeugten Strom könnte man auf Anlagen nach EEG und KWKG begrenzen, damit kein altes Kohlekraftwerk noch als Eigenerzeugungsanlage umdeklariert wird.


    Gruß,
    Gunnar

    Ist die Wärme kraftgekoppelt, wird die Energie gedoppelt. (Ulli Brosziewski)