KfW: Hydraulischer Abgleich nicht gemacht

  • Bei uns kam das Thema "Hydraulischer Abgleich" (HA) auch überraschend, weil sich erst nach dem Einbau unseres Vitotwin herausstellte, dass das BAfA für die Auszahlung der KWK-Förderung einen HA zwingend verlangt. Die daraufhin eingeholten Angebote waren wenig ermutigend, für 27 Heizkörper und sieben Stränge Fußbodenheizung hätten wir zwischen 500 und 1000 EUR abdrücken sollen, für einen m.E. äußerst zweifelhaften wirtschaftlichen Nutzen. Ich halte auch heute noch Energieeinsparungen von (oder gar über) 10%, die durch einen HA angeblich erzielbar sind, zumindest bei einem Niedertemperatur-Heizsystem in einem ordentlich isolierten Haus für völlig unrealistisch.


    Ich habe mich dann bei meinem HB und im Internet kundig gemacht und beschlossen, die Sache lieber selbst zu machen. Da in unserem Haus (Bj. 2004) an allen Heizkörpern voreinstellbare Danfoss-Ventile eingebaut sind, habe ich mir von der Danfoss-Website das Programm "DanBasic V" heruntergeladen. Es folgten ungefähr zwei Tage Arbeit, um das Programm Raum für Raum mit den erforderlichen Daten zu füllen: Man braucht einen Bauplan mit den Raum- und Fenstermaßen aller beheizten Räume (oder man muss selbst messen), ferner die U-Werte für (Außen-)Wände, Dächer, Boden und Fenster (hatten wir noch vom Bau, ansonsten gibt das Programm Schätzwerte vor), sowie die Art und Maße der installierten Heizkörper und (wenn man's genau machen will) die geschätzte oder gemessene Länge der jeweiligen Zuleitungen (Einteilung in kurz/mittel/lang ist ausreichend). Der Output ist ein individueller Einstellwert für jedes Heizkörperventil. Beim "Spielen" mit dem Programm lernt man sehr viel über die eigene Heizung, allein dafür hat sich das zweifellos gelohnt. Die eigentliche Einstellarbeit (alle Ventile standen vorher auf "N") war dann für 27 Heizkörper in 1-2 Stunden erledigt (mein HB hat mir gezeigt wie man das macht). Das Programm druckt eine saubere Dokumentation mit den Einstellwerten für alle Heizkörper aus, die mit dem Stempel des HB als Nachweis für die Durchführung akzeptiert wird. Für Flächenheizungen funktioniert das Programm dagegen nicht. Da bei uns Heimeier-Rücklauftemperaturbegrenzer eingebaut sind, haben wir die überall auf max. 30°C eingestellt und fertig.


    Was ist herausgekommen? Beim Komfort kein Verlust und kein Gewinn (alle Räume wurden vorher warm und werden auch jetzt noch warm). Beim Energieverbrauch kein messbarer Effekt, wobei sich das natürlich erst im Mittel über mehrere Jahre herausstellen wird. Der "gefühlte" Rücklauf ist bei einigen Heizkörpern jetzt wesentlich niedriger, also zeigt die Maßnahme zweifellos Wirkung. Im Haus insgesamt war der Effekt dagegen kaum messbar: Unser Haus-Rücklauf lag vorher bei allen Außentemperaturen zwischen 29°C und 32°C, und dort liegt er auch jetzt noch. Am stärksten merkt man den Effekt bei der Hochleistungs-Heizpumpe: Deren Leistungsaufnahme ist bei gleicher Heizleistung von ca. 12-13 W auf 8-10 W zurückgegangen, während der Nachtabsenkung (wenn bei niedrigerer Vorlauftemperatur die Thermostatventile aufmachen) sogar fast um die Hälfte.


    Fazit: Wenn man etwas technisches Verständnis hat und die Zeit zum "Kundig machen" und für die Datenermittlung und -Eingabe aufbringen kann und will (das sind 90% der Arbeit), und wenn voreinstellbare Ventile eingebaut sind, kann man einen HA für Radiatoren-Heizungen ohne Weiteres selbst machen - wahrscheinlich sogar exakter, als manche anbietende Firma das macht (denn Arbeitszeit ist teuer). Bei Flächenheizungen ist es schwieriger, da muss - je nach System - u.U. der Fachmann ran. Der Nutzen eines HA scheint mir allerdings auch sehr begrenzt, jedenfalls bei einem ordentlich ausgelegten Heizsystem in einem ordentlich isolierten Haus.


    Gruß, CG

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

  • Hallo CARU,
    was wurde eigentlich für die 65 000€ eingebaut oder erneuert?
    (Heizkörper, Heizungsleitungen, Ventiele, Heizungspumpe...)


    Gruß
    Pfleger