Am 1. Juli war der Start des Projekts "CODE2". Die Abkürzung CODE steht für "Cogeneration Observatory and Dissemination Europe" (KWK-Beobachtung und -verbreitung in Europa) - siehe angehängte PDF. Kernziel ist die Entwicklung eines systematischen Konzepts zur EU-weiten Umsetzung der KWK-Potenziale. Das Projekt wird von der EU-Kommission finanziell unterstützt.
Aufgrund der KWK-Richtlinie 2004 wurden für die EU insgesamt von den Regierungen der Mitgliedsländer ein bis 2020 erreichbares zusätzliches KWK-Potenzial von 122 GWel Leistung sowie eine wirtschaftlich mögliche zusätzliche jährliche Erzeugung von 455 TWh KWK-Strom und 1000 TWh KWK-Wärme ermittelt, wobei dies zweifelsohne konservative Schätzung darstellen. Tatsächlich verfügen wir heute über das technische Potenzial, um das gesamte Spektrum des Wärmemarktes durch KWK abzudecken, von den großen Fernwärme- und Industrieanwendungen bis hin zum Einfamilienhaus, wo bekanntlich inzwischen die „Nano-KWK“ schon an die Tür klopft - mit Angeboten aller namhafter Heizkesselhersteller. Und die Wirtschaftlichkeitsschwelle ist nicht "in Stein gemeißelt", sie verschiebt sich ständig.
Zentrales Element von „CODE 2“ ist die Entwicklung einer KWK-Roadmap für Europa und von 27 Roadmaps für jedes einzelne EU-Mitgliedsland. Dabei geht es nicht nur um finanzielle Förderinstrumente, sondern darüber hinaus um die Identifizierung und systematische Beseitigung von Hemmnissen und die Entdeckung und kreative „Erfindung“ weiterer unterstützender Ansätze, auch und gerade innerhalb der Wirtschaft.
Dies kann nicht „am grünen Tisch“ oder im stillen Kämmerlein geschehen, sondern nur im offenen Austausch mit den tangierten Akteuren in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Und genau so wollen wir vorgehen.
Als eines von 7 Pilotländern wurde Deutschland ausgewählt, weil hier sowohl in der Technologieentwicklung, in den KWK-Märkten wie auch in der KWK-Politik eine außerordentliche Dynamik besteht. Mit meinem Beratungsbüro „KWK kommt“ bin ich als einer von acht Projektpartnern beteiligt und federführend für die Entwicklung einer KWK-Roadmap u.a. für Deutschland verantwortlich (außerdem für Dänemark, Finnland, Österreich und Schweden). Ein Entwurf wird im September 2013 in Berlin in einem Expertenworkshop präsentiert und diskutiert werden. Sowohl das für KWK innerhalb der Bundesregierung zuständige Bundeswirtschaftsministerium als auch das ebenfalls maßgeblich tangierte Bundesumweltministerium haben ihre Unterstützung zugesagt. Auch die nachgelagerten Behörden BAFA, UBA und BNetzA sowie Vertreter der Landesregierungen sollen einbezogen werden.
Die Beteiligung von Fachleuten und weiteren Personen aus den tangierten Gruppen wird zum Teil in Form persönlicher Ansprache erfolgen. Daneben möchte ich aber den Erfahrungs- und Ideenhorizont öffnen und auch weiteren Input aus der Praxis einbeziehen.
So werde ich am 16./17.11.2012 auf den BHKW-Infotagen in Fürth (http://www.bhkw-forum.info/bhkw-info-tage/8-bhkw-info-tage-2...) an beiden Tagen jeweils um die Mittagszeit Brainstorming-Diskussionen zu der KWK-Roadmap durchführen. Kommen Sie und diskutieren Sie life mit!
Außerdem habe ich dieses neues Forum eingerichtet, und übrigens parallel dazu auch eines in der von mir moderierten Gruppe Kraft-Wärme-Kopplung auf XING.
Wenn Sie Erfahrungen haben mit Hemmnissen, hier können Sie sie einbringen. Wenn Sie Ideen haben, was geschehen sollte, um die KWK ins Rollen zu bringen: hier sind sie willkommen und werden ernst genommen (nicht nur sie sondern auch Sie ).
Als Raster mag die nachfolgende Gliederung dienen. Schreiben Sie also z.B.: "zu 1. Politik: ....". Sie können aber auch gerne neue Punkte hinzufügen, wenn sie nicht in das Raster passen:
1. Politische Förderung
Was ist gut an der Förderung? Wie müsste sie geändert werden? (KWKG, EEG, Energiebesteuerung, EEWärmeG, ENEV, KFW-Förderung)
2. Regulierung, Mietrecht, Statistik
Infrastrukturplanung Länder und Kommunen, Genehmigungen, Wärme- und Kälteversorgungskonzepte, Mietrechtsnovelle: Warmmietenneutralität
von Energieeinsparmaßnahmen; Verbesserung der KWK-Statistik
3. Information und Know-how stärken
Eine der wichtigsten Instrumente für einen KWK-Ausbau sind Information und Bildung zu KWK. Was sollte man anders machen? Was braucht es zusätzlich?
4. Schnittstelle zwischen dezentraler Erzeugung und Stromnetz -
Kooperation statt Reibungsverluste
Wandel zu dezentraler Erzeugung erfordert: Anreizregulierung ändern; Regelung der Netznutzungsentgelte/vermiedenen NNE ändern; technische
Regeln anpassen; Kooperation fördern. Doch wie konkret?
5. KWK-Dienstleistungen fördern
KWK ist komplexer als getrennte Erzeugung, erfordert Know-how und relativ hohe Investitionen. Contracting und andere Dienstleistungen können helfen, KWK zu platzieren. Sie verdienen Unterstützung.
6. KWK einfach machen
Je kleiner KWK-Anlagen sind, desto wichtiger wird es, dass der Betrieb einschließlich evtl. Fördermechanismen einfach ist. Insbesondere
Kleingewerbe und Privathaushalte brauchen Unkompliziertheit.
Und nun frisch ans Werk! Und vielleicht auch bis nächste Woche in Fürth.
Schöne Grüße aus Berlin
Ihr
Adi Golbach