Eigenbau: Chinadiesel geht aus wenn er warmgelaufen ist

  • Hallo Zusammen.


    Ich bin seit einigen Tagen stolzer Besitzer eines Changfa R170 Chinadiesels. Nun habe ich das Problem, dass er im kalten Zustand gut anspringt und auch ca. 1-2 Minten läuft. Dann fängt er mit einem Mal stark an zu rußen, läuft noch einige Takte und stirbt ab. Er lässt sich dann auch nicht mehr starten und tuckert nur noch mit starker Rußentwicklung 1-2 Takte.


    Nach einer Abkühlphase lässt sich das ganze reproduzieren.
    Der Motor wird mit Hiezöl betrieben und hat unwesentlich mehr als 10-15 Minuten auf dem Buckel.


    Kann mir jemand einen Tip geben, wo der (anscheinend thermische) Fehler liegen kann?


    Vielen Dank vorab und Kompliment für das tolle, informative Forum.

  • Hallo MichaH,habe zwar keinen Chinaböller aber vielleicht kommen wir gemeinsam auf sein Problem.


    Als Erstes einmal, nach ein paar Minuten Lauf des Motors ist er noch nicht betriebswarm,besonders wenn er bei Dir zur Zeit noch


    ohne Last läuft.


    Starke schwarze Abgase würde ich deuten, zuviel Kraftstoff,oder zu wenig Verbrennungsluft.


    Bau mal den Luftfilter ab,und lasse den Motor mal ohne laufen,Ergebnis?


    Zweiter Versuch,kontrolliere das Reglergestänge auf leichtgängigkeit,es ist zum Start meist voll aufgezogen und sollte


    nach dem Start auf das eingestellte Drehzahniveau zurück regeln,Ergenis?


    Wichtig ist ebenfalls die Kompression vor OT,heißt wen Du den Motor kräftig andrehst(mit Hand)sollte kurz vor OT ein kräftiger Rückschlag erfolgen,Egebnis?


    Weitere Punkte können nur vor Ort geklärt werden(Voreinspritzpunkt überprüfen,Ventileinstellung,usw)


    Lass was hören,Tauchkölbchen :thumbup:

  • Hallo
    starkes Rußen kann auch auf zu wenig Kraftstoff hindeuten. Bei meinem Alten Diesel war das immer das Zeichen "ich will einen neuen Dieselfilter. da sich der alte dann zugesetzt hatte".
    Deine Besschreibung sieht für mich aus als ob der Motor Irgendetwas ""leerzieht"" und dann aufgrund zu Hohen Unterdrucks im Zulauf stehen blebt.
    Prüfen doch mal den kompletten Zulauf auf Durchgängigkeit.
    Ich bin ziemlich sicher das es daran liegen wird.


    gruss und viel erfolg
    bruderjohn

  • Vielen Dank für die Antworten.


    Mittlerweile schließe ich ein thermisches Problem auch aus. Ich hatte das Kraftstoffsystem nochmals ordentlich entlüftet und sogar die Hochdruckleitung vor der Einspritzdüse abgeschraubt und einiges an Diesel "durchlaufen" lassen. Wenn ich mich recht erinnere, war der Motorlauf danach deutlich ruhiger, Problem blieb aber bestehen.
    Das Absterben erfolgt wie auf ein Kommando, dann noch einige wenige Takte mit viel tiefschwarzem Rauch und aus.


    Der Gas-Regler hat 3 Bereiche: Stop - Start - Betrieb (in der Reihenfolge). Gestänge ist leichtgängig und kann mittels einer Stellschraube arretiert werden.


    Wenn ich nach dem Absterben den Brennraum etwas "spüle" indem ich Dekomprimiere und dabei ohne Kraftstoffzufuhr den Motor durchdrehe, lässt er sich wieder starten, läuft einige Zeit bleibt jedoch wieder stehen. Daher teile ich die Vermutung mit dem zu vielen Kraftstoff.


    Den Lufteinlass hatte ich auch schon im Verdacht und den Luftfilter abgeschraubt. Dabei habe ich die Fußdichtung vom Luftfilter halb vor der Ansaugöffnung gefunden. Muss wohl bei der Montage verrutscht sein. Damit war der halbe Zuluftweg verschlossen.
    Leider brachte die "Reparatur" sowie ein komplettes Entfernen des Luftfilters keinen Unterschied.


    Kompression ist auf jeden Fall da und derart biestig, dass der Motor ganz schön zurückschlägt, wenn man ihn bspw ohne Kraftstoffzufuhr anlassen will.


    Mein letzter Versuch, bevor ich den Nachbarn wieder etwas Ruhe gönnen wollte war ein Blick unter den Zylinderdeckel, um einmal nach den Ventilen zu sehen. So ganz verstehe ich den Kopf nicht, denn dort strömen irgendwelche Medien zwischen Kurbelgehäuse (???) und Zylinderdeckl hin und her. Dort findet sich auch eine Druckleitung zum Kurbelgehäuse. Jedenfalls lief er danach quasi überhaupt nicht mehr, nur noch wenige Umdrehungen bevor er mit viel schwarzem Qualm wieder stoppt.


    Ich hoffe ich habe alle Fragen beantwortet und hoffe ihr habt noch einen guten Tip für mich.


    Vielen Dank schomal!

  • Ich habe zwar keinen Changfa, sondern einen Sifang 1100, aber die ähneln sich.


    Dein Motor scheint ein Problem mit der Einspritzpumpe zu haben. Diese haben einen Einspritzmengenregler, der die Drehzahl konstant hält, unabhängig von der Belastung. Wenn da was nicht stimmt, dann gibt`s Probleme. Und leider sind die Chinookendiesel "kreativ" gebaut.


    Ich baue gerade um auf einen deutschen Diesel.


    Gruß Niels

  • Grüß Dich MichaH,habe noch einen Einfall zu:


    Zitat


    ist es möglich, daß der Motor eine Kurbelgehäuseabsaugung hat? Soll den Motor vor Überdruck im Kurbelgehäuse schützen(für Dichtheit


    des Motorgehäuses,und verhinderung Flammenrückschlag).


    Wenn Kurbelgehäuseabsaugung vorhanden, wo werden Öldämpfe abgeleitet? (in der Regel wird am Ansaugstutzen das Kurbelgehäuse unter


    Unterdruck gesetzt).


    Motorölstand liegt unter oberster Marke?


    Weiter fällt mir nichts mehr ein,gute Nacht,Tauchkölbchen :thumbup:

  • Hallo,


    das mit dem schwarzen Rauch zeigt das die Einspritzpumpe richtig arbeitet. Wenn die Drehzahl abfällt regelt der Drehzahlregler nach, gibt Gas was
    die Pumpe hergibt, will wieder seine Solldrehzahl erreichen.


    Das hört sich sehr nach Gegendruck an. Wie schon weiter oben erwähnt, ist die Gehäuseentlüftung dicht oder die Abgasanlage.


    Gruß

  • Danke für die Tips. Ich werde mir die Entlüftung einmal ansehen und weiter berichten.


    Abgasanlage ist frei und bläst auch in den wenigen Minuten die er läuft ganz leicht graues Abgas aus, wie es lt. Handbuch sein soll. Eine Verengung oder gar Verstopfung liegt nicht vor.


    Näheres, wenn ich nochmal getestet habe.
    Gruß,
    MichaH

  • So, neuer Tag, neues Problem. Vielleicht ist es sogar das grundlegende Problem. Da der Motor nun überhaupt nicht mehr läuft, habe ich den Einspritzzeitpunkt lt. Handbuch geprüft (Hochdruckleitung vor der Einspritzdüse abschrauben, Schwungrad drehen und Beobachten).


    Wenn mich nicht alles täuscht, ist der Einspritzzeitpunkt absoluter Murks und zwar liegt er 180° zu weit vorn. Die Markierung soll lt. Handbuch auf Tankhöhe sein, liegt derzeit aber am Ende der Bodenplatte. Jetzt geht es wohl ans Zerlegen des Motors...

  • Hallo MichaH,was ich als Deine letzte Antwort gelesen habe ist ja fast nicht zu glauben .


    Wenn Du schreibst, daß Du den Motor erst neu besitzt, ist da nichts mit Garantie?


    Versorge Dir ein Kapillarröhrchen(altes Glasthermometer,Steigrohr,muß auf beiden Seiten


    offen sein).


    Kurzes Stück Einspritzleitung mit Überwurf,Einspritzltg.und Steigrohr über Gummimuffe Verbinden.Brauchst


    Du zum Einstellen des Förderbeginns der Einspritzpumpe.


    Die Angaben zu den Markierungen des Förderbeginns auf Schwungscheibe und Motorgehäse sind ja extrem.


    Normalerweise müssen auf der Schwungscheibe zwei Markierungen sein,OT und FB.Am Motorgehäuse


    muß ein Anschlag zum ausrichten der Markierungen vorhanden sein.


    Weiß natürlich nicht wie die Chinesen das Handhaben,nach Deinen Angaben ist das mehr wie" pi mal Fensterkreuz" :thumbdown:


    Vielleicht kannst mal paar Bilder und Beschreibungen aus den Handbuch zu diesen Thema hier


    einstellen.


    Bei meinen Motoren sieht das so aus:


    Lass was hören,Lunte. :thumbup:

  • Hi Tauchkölbchen,


    ich geb erstmal Entwarnung. Entweder es hat sich da irgendwas selbst repariert oder vielleicht hat der Kolben gehangen, jedenfalls stimmt heute der Einspritzzeitpunkt wieder.
    Das Ding ist ja nicht der erste Motor an dem ich schraube, von Moped über diverse Autos lief das bei den Benzinern bisher aller immer recht glatt. Nur dieser Diesel macht mich fertig.


    Also das Bild ist derzeit so, dass Einspritzzeitpunkt passt, der Motor läuft aber keinen einzigen Takt mehr. Kompression scheint da zu sein, der haut jedenfalls immer noch biestig zurück, sobald der Dekompressionshebel losgelassen wird.
    Vom Gefühl her, besteht das Problem seit ich den Zylinderkopfdeckel ab hatte. Darunter verstecken sich allerdings nur der Ventiltrieb, also noch nichts Wildes.


    Wegen der Garantie ist das so ne Sache. Ich hätte zwar prinzipiell einen Gewährleistungsanspruch, aber es war ja so, dass der Motor nach dem Auspacken ersteinmal lief. Anfangs habe ich ihn sogar abgestellt, da ich zufrieden war. Die Probleme kamen dann nach und nach, bis jetzt gar nichts mehr geht. Was soll der Verkäufer da machen? Ich kann ja nichtmal ausschließen, dass ich irgendwas vermurkst habe...


    Jedenfalls steht mir der Verkäufer auch noch mit Hinweisen zur Verfügung. Noch habe ich Hoffnung :)


    Gruß,
    MichaH


    P.S: Handbuch scanne ich bei Gelegenheit auf Arbeit und hänge es an den Beitrag an.

  • Kurzes Update:


    Motor läuft erstmal wieder. Das er nicht mehr ansprang lag an der Kupferdichtung zwischen Vorkammer und Einspritzpumpe. Selbige war nicht mehr dicht.


    Jedenfalls habe ich jetzt mein "gewohntes" Fehlerbild wieder (bleibt nach kurzer Zeit mit viel Qualm stehen). Ich habe den Verdacht, dass es irgendwie mit der Fliehkraftverstellung zu tun hat. So wie es den Anschein hat, versucht er eine nicht vorhandene Last auszugleichen, indem die Einspritzmenge immer stärker erhöht wird, bis er ausgeht.


    Hat jemand eine Idee, woran das liegen könnte?

  • Der Regelvorgang ist natürlich klar, doch Deine Annahme stimmt nur, wenn die EP tatsächlich i.O. ist.
    Doch wenn die Belastung nicht zunimmt und der Motor trotzdem unter Schwarzrauchentwicklung langsamer wird und ausgeht, liegt wahrscheinlich ein Defekt in der Einspritzpumpe bzw dessen Regelmechanismus vor, denn alle anderen Fehlerquellen liegen ja offenbar nicht vor. Bei meinem Sifang hatte die Reglermimik ca. 50 Stunden gehalten und ist dann schleichend immer schlechter geworden. Ich hab`s noch nicht auseinandergebaut, werde das aber tun. Da der Motor aber sowieso zu klein ist, baue ich um.


    Eine Fehlerquelle wurde noch nicht angesprochen bzw. es liegen keine Infos vor:


    - wenn der Motor läuft und die Last wird über das zulässige Maß erhöht, würde der Motor genau dieses Verhalten zeigen. Es könnte hypothetisch ja sein, daß die Steuerung die Hauptlast erst nach 1min oder so zuschaltet bzw es sich so ergibt. Ich hatte diese Überlastzustände auch erst, solange ich den Sifang direkt 1:1 am Gen mit 1500 betrieben hatte - das Drehmoment reichte nicht. Erst der Umbau mit einer Motordrehzahl von 2100 und Keilriemenübersetzung brachte genügend Leistung, ohne ihn gleich abzuwürgen.


    Gruß Niels

  • Endlich gute Neuigkeiten: Motor läuft!


    Es gab 2 Probleme, das erste kam von der Undichtigkeit zwischen Einspritzdüse und Vorkammer. Leider ist die Dichtfläche nicht plan, so dass die Kupferdichtung jetzt nur durch ordenlichen Anpressdruck dicht wurde.


    Daneben schien der Ölstand nicht auszureichen, obwohl sich dieser knapp über Minimum befand. Er ging noch ganz schön was an Öl rein, bis sich der Ölstand nun in der Mitte zwischen Min. und Max befindet.


    Ich vermute mal, dass mit zunehmender Betriebstemp die Schmierung nachließ und der Motor quasi fest ging. Ich denke mal, das werden mir die Lager noch heimzahlen.
    Ersteinmal überwiegt jetzt die Genugtuung, dass er läuft.


    Nach einer gewissen Einlaufphase ist auch die wahrnehmbare Färbung des Abgases weg, lediglich beim Lastwechsel wirds kurz schwarz.


    Nun kann es endlich losgehen...