BHKW Dimensionierung

  • Hallo zusammen,


    ich möchte für eine Heizungsmodernisierung ein BHKW dimensionieren und die Wirtschaftlichkeit berechnen (beides Grob, nur als theoretischen Vorschlag). Nun weiß ich aber nicht genau wie man da am besten vorgeht.


    Die Eckdaten wären:


    - Zweifamilienhaus Ölverbrauch: 6000l jährlich (also ca. 60.000kwh)
    - 30kW Ölkessel
    - ca 2600kWh Stromverbrauch jährlich


    Angedacht ist ein Biogas BHKW, z.B der Dachs. Es gibt ja so eine Gasäquivalentregelung dass man Erdgas aus der Leitung bezieht, aber für Biogas bezahlt (welches dann an anderer Stelle eingespeist wird). Gibt es dazu irgendwo genauere Informationen?


    Wie geht man für die Dimensionierung/grobe Wirtschaftlichkeitsberechnung am besten vor?



    Wäre über Tips und Ratschläge dankbar :)


  • ich möchte für eine Heizungsmodernisierung ein BHKW dimensionieren und die Wirtschaftlichkeit berechnen (beides Grob, nur als theoretischen Vorschlag). Nun weiß ich aber nicht genau wie man da am besten vorgeht.


    Die Eckdaten wären:
    - ca 60000kwh_th (Ölkessel)
    - ca 2600kWh_el Stromverbrauch


    Angedacht ist ein Biogas BHKW, z.B der Dachs. Es gibt ja so eine Gasäquivalentregelung dass man Erdgas aus der Leitung bezieht, aber für Biogas bezahlt (welches dann an anderer Stelle eingespeist wird).


    Biomethan kann man genauso beziehen wie Ökostrom. Das ist eine bilanzielle Durchleitung, um den sich der Gasversorger kümmert. Von der Wirtschaftlichkeit her ist ein Biogas-BHKW aber nur attraktiv gegenüber dem Ergasmodell (unterschiedliche Brennstoffpreise) wenn nicht zu viel Wärme mit dem BHKW generiert wird. Die ist nur soviel wert, zu welchem Preis auch der Erdgas-Spitzenlastkessel Wärme erzeugen kann. Somit sind größere BHKWs (100 kW+) mit höherer Stromkennzahl im Vorteil, weil der teure Brennstoff zu einem größeren Anteil in Strom gewandelt wird, welcher nach EEG eingespeist wird.


    Auf der anderen Seite kann man mit dem Biogas-BHKW bei einer energetischen Sanierung Punkte sammeln. Nach EnEV müssen zwei Punkte erreicht werden:
    - Mindeststandard für die Transmissionsverluste
    - niedriger Primärenergiefaktor (kann auch durch effiziente Heizungsanlage / reg. Energien erreicht werden)


    Mit einem Biogas-BHKW hat man einen Primärenergiefaktor (auch incl. des nicht-regenerativern Anteils durch die Stromgutschrift) von 0. Damit kann man über die KfW günstige Kreditkonditionen erhalten, was dann eine energetische Sanierungsmaßnahme günstiger macht. Genauere Aussagen trifft hierzu sicherlich ein Energieberater mit BHKW-Erfahrung, den braucht man für einen KfW-Antrag aber sowieso.


    Gruß,
    Gunnar

    Ist die Wärme kraftgekoppelt, wird die Energie gedoppelt. (Ulli Brosziewski)

  • Moin Evert,


    ich mal mal eine Überschlagsrechnung.
    Ölverbrauch: 6000l jährlich
    - 20% Kesselverlust
    - 30% Spitzenlastanteil
    = 32415 kWh Grundlastwärme
    : 12,5 kW thmer Leistung vom Dachs
    = 2730 Bh/Jahr.


    Ok ist erst mal nur eine Überschlägige Berechnung, aber dann ist der Dachs einfach noch zu groß.


    Das ist eher was für einen Whispergen.

    Mit Energie geladenen Grüßen aus dem Teufelsmoor.
    Nicht nur privat bin ich von hocheffizienten BHKW überzeugt.
    Vom Hobby zum Beruf gekommen bin ich seit einigen Jahren auch Angestellter der MWB AG und seit Februar 2014 bei RMB Energie GmbH


  • Das ist eher was für einen Whispergen.


    Der Whispergen hat nur 15 kW_th maximale Wärmeleistung. Das könnte bei einem unsanierten Zweifamilienhaus eventuell etwas knapp werden - bei mehreren Tagen unter -10°C.


    Die Evita schafft mit dem integrierten Zusatzbrenner bis 28 kW_th. Da muss man aber mit spitzem Bleistift rechnen, ob nicht auch Erdgas als Brennstoff reicht. Mit Biogas kommt man zwar auf niedrigere Werte beim Primärenergiefaktor runter, aber einen Mindeststandard beim Transmissionswärmeverlust (Dämmung Außenhaut) muss man für günstige KfW-Darlehn auch einhalten.


    Gruß,
    Gunnar

    Ist die Wärme kraftgekoppelt, wird die Energie gedoppelt. (Ulli Brosziewski)

  • Hallo Evert,


    zum Thema Biogas gibt es hier Klick einige Hinweise.
    Wenn der jährliche Strombedarf für den 4-Personenhaushalt tatsächlich nur 2.600 kw/h beträgt würde ich mir eine BHKW-Anschaffung zweimal überlegen |__|:-)


    Bei einem Objekt aus dem Jahre 1900 gibt es doch bestimmt einiges an der Dämmung zu optimieren. Dort würde ich zuerst investieren!


    Grüße


    AxelF

    Wikipedia: ICH WEISS ALLES!


    Google: ICH HABE ALLES!


    Internet: OHNE MICH GEHT NICHTS!


    Strom: ACH WIRKLICH ???!!!

  • Hallo Evert,


    Deine Eckdaten lassen eher auf einen NICHT wirtschaftlichen Einsatz eines BHKWs schließen. Eine grobe Berechnung nutzt da eigentlich gar nichts. Es muß alles genau berücksichtigt werden.
    Den Biogas-Betrieb (genauer Biomethan aus dem Erdgasnetz) ziehst Du wohl wegen dem geringen Stromverbrauch in Betracht. Wie Gunnar schon schrieb, kann das nur bedingt (insbesondere bei größeren Anlagen) von Vorteil sein. Dreh- und Angelpunkt ist der Preis des Energieträgers. Für Kleinabnehmer nennt der Anbieter Naturstrom einen Bioerdgas-Preis von 12,95 ct/kWh + 107,40 EUR/a Grundgebühr. Das ist gegenüber Erdgas mit bspw. ca. 5,1 ct/kWh incl. Grundgebühr etwa 8 ct teurer.


    Die EEG-Vergütung bei IB 2011 setzt sich aus der Grundvergütung von 11,44 ct/kWh + NaWaRo-Bonus 5,88 ct/kWh + Technologie-Bonus max. 1,96 ct/kWh sowie KWK-Bonus 2,94 ct/kWh zusammen, = max. 22,22 ct/kWh. Für den KWK-Bonus muß jährlich der Nachweis mittels eines Gutachtens von einem Umweltgutachter erfolgen (Kosten ev. vierstellig) [EEG Anlage 3 Pkt. II.].


    Der 'Gewinn' ergibt sich aus der Differenz zwischen Gas- und Strompreis. Dabei müssen aber auch Kosten für Wartung (bspw. Gas-Dachs 2,55 ct/kWhel), (negative) Wärmegutschrift, KWK-Bonus-Gutachten, Wirkungsgrad und Zins+Tilgung uam. berücksichtigt werden. Da die Wärmeerzeugung aus Erdgas vllt. etwa 6 ct aber aus Biomethan etwa 14 ct pro kWh kostet, muß die Differenz von 8 ct durch die höhere Stromvergütung kompensiert werden. Ansonsten wäre die Heizung mit BHKW mehr als doppelt so teuer als mit einer konventionellen (Brennwert-) Therme.
    Bei einer Gesamtinvestition von vielleicht 30 kEUR ist damit eine Amortisation ausgeschlossen, selbst der Betrieb eines 'geschenkten' Dachses dürfte nicht kostendeckend sein.


    Das zweite k.o.- Kriterium ist, wie von GB1530 dargelegt, die zu geringe Jahreslaufzeit für einen Dachs. 5000 Stunden pro Jahr sollte man für eine Amortisation (mit moderater eigener Nutzung des Stroms) schon erreichen.
    Ein Ausweg wäre noch der Zusammenschluß der Strom- und Wärmeversorgung mit möglichst mehreren direkten Nachbarn. Dann wäre vllt. auch ein Dachs oder besser ecopower auch die passende BHKW-Göße.
    Die von Gunnar empfohlene remeha eVita krankt an einem unmöglich hohem Preis pro kW el. Leistung. Eine Amortisation ist damit auch ausgeschlossen, bzw. nur bei Neubauten wegen dem EEWärmeG begründbar.


    Der Tipp von AxelF mit einer Investition in bessere Dämmung und eine konventionelle Brennwert-Heizung kann ich nur unterstützen.
    Gibt es vom örtlichen Erdgasversorger vllt. einen Zuschuß für die Heizungsumstellung auf Erdgas?



    Denkmaler