was ist besser: waermepumpe oder bhkw?

  • wir haben grosse schwierigkeiten die vor- und nachteile von waermepumpen (wps) und bhkws abzugrenzen. wir planen fuer 2010 unsere 18 jahre alte oelzentralheizung zu entfernen und ein neues wirtschaftlicher arbeitendes und oekologisch akzeptables heiz/strom-system einzusetzen. die basis-parameter sind: 1-fam-haus mit einliegerwohnung; bj 1992; 300qm w-fl beheizt, davon 100qm mit fussbodenheizung; durchschnittlicher oelverbrauch/stromverbrauch p.a. = 4.700 liter/5.600kwh; pv-anlage mit 7,02kwp (52 module sf 130/2a 135) seit 08/09 in betrieb. auch die preise der wps schwanken zwischen teur 15 und teur 32; die der bhkws zwischen teur 17,5 und teur 40 - wer soll denn da durchblicken? koennt ihr uns einen objektiven weg aus diesem dilemma aufzeigen? bg, timm (15.02.10)

  • Euer Verbrauch ist für ein BHKW ein bisschen gering. Eventuell würde eine Whispergen Anlage passen. Bei der Wärmepumpe möchte ich zu bedenken geben, dass die Lebensdauer gelegentlich nicht sehr optimal ist - und zukünftig mit stark steigenden Strompreisen zu rechnen ist. Natürlich kann man heute keine zuverlässige Prognose der Preisentwicklung von Gas/Öl/Strom machen, jedoch denke ich, dass Strom im Verhältnis noch teurer werden wird. Erdgas, falls verfügbar, wäre wohl die beste Lösung. Prüft auch mal die Möglichkeit der Wärmedämmung eures Objektes ;)


    Was die Entscheidungsfindung angeht, werdet Ihr wohl oder übel im einzelnen durchrechnen müssen, was wirtschaftlich ist.

    Man achte darauf, dass der BHKW-Lieferant nicht gegen § 312 StGB verstößt. :neo:

  • Hallo timm


    und Herzlich Willkommen im Forum.


    einen objektiven Eindruck, dass werd ich mal generell versuchen und dann zu Euch speziell.


    erstmal,
    möcht ich den Begriff Wärmepumpe präzisieren.
    Einfach so "Wärmepumpe" wird der heute in Deutschland am meisten vertretene Typ bezeichnet, die elektrisch betriebene (Kompressor wird von einem e-Motor angetrieben).
    Es gibt aber auch andere Typen, z.B. die gasmotorische Wärmepumpe (halt durch Gas-,verbrennungs-motor angetrieben) oder auch eine Absorbtions, bzw Adsorbtionswärmepumpe. Bei diesen Typen wird die Wärmepumpleistung thermisch erbracht (wie z.B. in den altbekannten Wohnmobil, oder auch früher Hotelkühlschränken, welche mit Gas betrieben wurden)


    Die Unterscheidung der Systeme ist schon wichtig (und an dieser Stelle der Vollständigkeit halber erwähnt), denn bei der Beantwortung der ökologischne Frage spielt es eine entscheidene Rolle welche Energieform eingesetzt wird.
    - Strom hat eine Primärenergie-Effizienz von rund 1/3tel
    In unserem von Großkraftwerken dominierten Strommix erreicht uns nur 30...40% der eingesetzten Enrgie,
    der Rest geht über Kühltürme in die Atmosphäre, bzw in Flüsse
    - Auch die Gasgewinung ist nicht gänzlich Verlustfrei...in Raffenerien, beim Transport usw geht auch was flöten, dennoch kann man grob mit 90% rechnen die bei Dir zu Hause ankommen.


    So wird schnell klar,
    was das Manko der heutigen Wärmepumpen ist....ihre Antriebsform, oder besser gesagt "unser Strommix"
    Eine Wärmepumpe mit einer Jahresarbeitszahl (JAZ) von 3, macht gerade mal die Verluste wett, die bei der Stromerzeugung entstanden, drum ist für mich die Aussage von manchen Anbietern die in etwa so klingen "Nutzung der von der Sonne erzeugten Umgebungswärme" ncihts weiter als ein Werbegag, denn "Nutzung der an anderer Stelle von unserer Stromwirtschaft in die Luft geblasenen Wärme" wäre m.E. viel zutreffender.
    Bei gas-betriebenen Wärmepumpe (ob nun motorisch oder per Absobrtionsprinzip) sieht die Bilanz natrülich vollkommen besser aus. Selbst wenn hier deutlich schlechtere Wirkungsgrad (bzw COP) generiert werden, so hat man schnell eine echte Einsparung auf der primärenergetischen Seite.


    Mit steigender Zahl von erneuerbaren Energien im Mix, werden die primärenergetischen Nachteile der elektrisch betriebenen Wärmepumpe sich Stück für Stück abbauen...und irgendwann wird es dann auch soviel Sinn machen, dass ich zum Fan davon werde...doch bis dahin ist ncoh ein langer Weg.



    Bei BHKWs sind wir auch gleich wieder im Thema Strom und Primärenergie-Effizienz drin
    BHKWs nutzen z.B. Gas, dessen Energieeffizienz wir ja oben schon mit grob 0,9 benannt hatten.
    Hier wird nun die Abwärme bei der Stromerzeugung aber annähernd vollständig genutzt, so dass man den Primärenergie-Effizienz von BHKW-Strom annähernd mit 100% betrachten kann....also mit den 90% die vom Gas ins Haus kommen
    Die spiegelt sich dann auch im Primärenergiefaktor der verschiedenen BHKW-Typen wieder...hier liegen typische Werte zwischen 0,5 - 0,7 (neulich hörte ich sogar, das ECpower 0,43 zertifiziert bekam)
    Ist ja nur logisch...BHKW-Strom nutzt also was in dem Dreh 80...90% vom ursprünglichen Stoffeinsatz, während Strommix-Strom nur auf 30...40% kommt.
    Da der Strom Strommix-Strom aus dem Netz verdängt, leistet man halt eine echte Einsparung.
    Immer unter Berücksichtigung des aktuellen strommixes, kann man sogar Wirkungsgrade von über 200% erreichen (insbesondere bei zusätzlich kombinierter Kältenutzung)



    Also
    - Wärmepumpe (elektrisch) benötigt Strom
    Beispielrechnung(weiss nciht die exakten Zahlen zu Leistungsklassen und Laufzeiten)
    Allein die ca 80.000 jährlich neu Installierten Wärmepumpen mit einer angenommenen Leistungsaufnahme von 5kw, benötigen bei einer angenommen Laufzeit von 2.000h im Jahr 80.000kwh x 5kw x 2.000h = 800mio kwh zusätzlichen Strom
    Allein um hier den aktuellen Anteil an erneuerbaren im Netz kostant zu halten(16%) wären damit jährlich 128mio kwh zusätzlicher EE-Strom im Netz erforderlich....das entspäche (Du bist ja PV-Betreiber) bei 1.000kwh/kwp glatt 128 MW zusätzlich installierter Leistung, oder bei mittelprächtiger kristalliner Technik 1mio m²
    - BHKWs produzieren Strom und verdängen dabei anderen Strom (vornehmlich Mittellaststrom, also Kohle) aus dem Netz.
    Dies machen sie mit fossilen Energien (und damit auch CO2-belastet) aber halt viel weniger, denn sie benötigen dafür z.B. Gas (irgendwas in 200g/kwh) und nicht den Strommix (irgendwas mit 500...600g/khw) oder sogar Kohle (was eher verdrängt wird, mit über 1kg/kwh)
    ...interessanterweis sieht die gemis-Studie des Ökoinstituts die Co2-Last beim BHKW-betrieb noch viel geringern (die beziehen noch andere vorgelagerte Prozessketten ein)



    So,
    nun ist das Theme Ökologie hoffentlich hinreichend erschalgen ;)


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    Nun zur Wirtschaftlichkeit
    - bei WPs entfallen so einige Kosten,
    z.B. Schornsteinfeger (obwohl eigentlich bei BHKWs auch nciht überall so zwingend), oder (falls sonst kein Abnehmer) die Gas-Grundgebühr (alternativ tankmiete etc.)
    Bei einem Neubau sogar Zusatzkosten durch Kamin-Errichtung, anschlussgebühr und co.
    Die Kosten für den "Brennstoff" sind so ein Ding...manche haben Wärmepumpentarife...in anderen Gegenden wurden die vom Versorger auch kurzfristig eingestampft....was kostet die kwh? 15cent, 18..20cent? Was in 20 Jahren?
    Na rechnen wir mal mit einer JAZ von 4 (was ich im Altbau für unrealistisch halte) und 16cent, das macht dann für die erzeugte kwh Wärme 0,25kwh el x 16cent = 4cent
    Bei 20cent und JAZ von 3 kommen wir schon auf 0,3 x 20 = 6cent/kwh
    - bei Gasbetriebenen Wärmeerzeugern liegt man halt grob bei Gaskosten....aktuell 3...6cent/kwh,
    aber das wir wohl auch nicht ewig so bleiben
    - bei BHKWs bekommt man zusätzlich noch günstigen Strom (10cent? billiger)....aber den muss man halt erstmal selber nutzen können. Sobald der das Haus verlässt (Einspeisung) macht man kaum noch Gewinn, aber hier fallen auch deutlich höhere Wartungskosten an.


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    nun mal speziell zu Deinem Objekt
    - durch eine zu hinterfragende Struktur der Förderung
    macht ein BHKW nur wirtschaftlich Sinn, wenn man viel vom erzeugten Strom selber nutzen kann.
    Strom UND Wärmebedarf des Objektes müssen zur Größe passen
    - Für Euren Wärmebedarf gibt es mittlerweile kleine(wenig Leistung, damit es lange läuft) BHKW-Typen, z.B. das ecopower3.0 das würde bei Euch auf akzeptable Laufzeiten von geschätzen 4.800 (Vollast-)h kommen
    - aber auch der Strombedarf mus hinhaun und da sind Eure 5.600 kwh nicht viel, schliesslich macht das BHKW über 14.000 kwh
    - Alternativ gäbe es noch den kleinen whsipergen, hier ist die Primärenergieeinsparung durch den gerigneren elektrischen Wirkungsgrad nicht so hoch. der würde geschätzte 5.100h laufen und dabei die produzierten rund 5.100 kwh recht gut im Objekt unterbringen.
    - in beiden Fällen wäre eine Spitzenlastlösung(evt. wasserführender Kamin für die handvoll ganz kalten Tage?) wohl erforderlich, da selbst der integrierte Spitzenlastbrenner des whisper (isgesamt 12kw) nicht ganz die Heizlast packen würde.


    Resümee
    Euer Objekt ist m.E. für beide Lösungen nicht perfekt
    - Bei einer WP-Lösung ist die nur Teilweise vorhandene Flächenheizung kritisch anzusehen
    auch wenn Dir Hersteller sonst was versprechen (COP>4), so ist im praktischen Betrieb mit einer nicht so prallen JAZ aufgrund der vermutlich höher benötigten Vorlauftemperaturen zu rechnen
    - Bei BHKW-Lösung ist die Wirtschaftlichkeit nicht sehr üppig, da von einer geringen Eigenstromnutzung ausgegangen werden muss
    Der whispergen wäre wohl noch denkbar
    ..oder andere Lösung: gibt es evt. einen Nachbarn, der auch an einer neuen Heizlösung denkt? Ein Zusammenschluss von mehreren Wärmeabnehmern bringt immer Vorteile und im Fall von BHKWs sogar sehr deutliche


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    So,
    hoffe es war objektvi genug
    und nun bist Du verschlau-wirrter als vorher :D



    Ich als Verfechter der KWK würde natülich bei Nachbarn mich schlau machen
    und falls nicht eben den whsiper mir in den Keller stellen :thumbup:

  • Morgen,


    Heizstromtarife gibts eigentlich nur noch von den großen Anbietern. Die EnBW z.B. macht da auch keine Unterschied zwischen Speicherheizung (bei getrennter Messung des Haushaltstroms) und Wärmepumpe. Und auch kein zwischen Bestands- und Neuanlagen.
    0,1512€/kWh HT, 0,1102€/kWh NT, ~60€/a Zweitarifzähler, ~26€/a Tarifschaltgerät


    Wie lang steht allerdings in den Sternen...


    Beim Haushaltstrom sind sie mit allen Tarifen schon über >=20Cent. :negativ:



    mfg JAU

  • moin timm,


    evt. gibts noch ne andere praktikable Lösung.


    Ihr habt 7kWp auf dem Dach , da kommen knapp 15000kWh/pa EDIT es sind max. 7000kWh zusammen. Da die Anlage 2009 in Betrieb ging dürft Ihr den Strom selbst verbrauchen und erhaltet noch nen Zuschuss dafür!!


    Also wäre denkbar eine Erdwärmepumpe - auf keinen Fall ne Luftpumpe - zu errichten und mit dem PV Strom zu speisen (Überschusseinspeisung nach EEG). Das Non plus Ultra wären noch ein paar Solarröhren aufs Dach oder sonstwohin um damit im Sommer ins Erdreich "rückzuspeisen". Für solche Anlagen gibts m.E. auch noch satte Förderungen.


    mfg Marcus


    PS: die Förderung für selbstverbrauchten PV Strom beträgt 25Cent/kWh (+Steuer)

  • Zitat

    Ihr habt 7kWp auf dem Dach , da kommen knapp 15000kWh/pa zusammen.


    timm = Bayern (oder besser gesagt Franken)
    und auch wenn die merh Sonne haben als in unserer Ecke...an Einstrahlwerte der Sahara kommen sie noch nicht ran ;)

  • Moin,
    Altbau + Heizkörper + WP
    in dem Zusammenhang hab ich schon mal den Begriff "kontrolliertes Frieren" gehört :-)_:-) .


    Gruß
    Technikfreak

  • Moin,


    klar muß das vorher überprüft werden, aber ich lese nirgends etwas von den Vorlauftemperaturen der Anlage. Es wäre ja möglich das die Heizkörper groß genug sind und mit 55°C klar kommen?? OCHSNER bietet zb. auch Erdwärmepumpen bis 55°C oder 65°C VL an, eine WP würde für obiges Objekt rund 10000kWh Strom konsumieren.(laut Ochner Rechner)



    hier eine Auflistung von Herstellern:


    http://www.erdwaermepumpe.de/waermepumpen-konfigurator-3.php



    Ich muß es nochmal sagen, ich bin grundsätzlich kein freund von WP aber EWP mit Solarthermie und Wärmerückspeisung finde ich persönlich höchst Interessant vor allem wenn dazu noch die Möglichkeit besteht anteilig selbst produzierten PV Strom zu nutzen.


    mfg

  • Nehmt keine Wärmepumpe!, ich will hier nicht der Bu-Mann sein, aber diese sind reiner Schwachsinn.
    Diese erzeugen nur Spitzenlasten im Netz. Einige meinen Sogar, dass diese genau so sind, wie die Nachtspeicherheizungen aus den 19-60ger Jahren.
    Dann haben die GROßEN 4 wieder ein Agument neue Kohle-, oder wenn es ganz heftig kommt neue ATOM-Kraftwerke zu bauen. Mit einem BHKW steuert man gegen diesen Trend und vermiest den GROßEN 4 das KRaftwerksbauen.
    Und die WP wird zu bestimmten Zeiten auch gesperrt!!.
    Ich habe mich damit auch einmal beschäftigt. Unser damaliger EVU hatte in seinem Tarif Sperrzeiten von 6:20-7:10/ 11:30-12:45 / 17:50-19:20 da hätte ich entweder keine Wärme bekommen, hätte sie aus einem Pufferspeicher entnehmen müssen oder mit einer Heizpatrone und teurem Strom erzeugen müssen. Zudem sind WP's auch teuer!, und ich habe es bei Bekannten schon erlebt, dass die ErdWP ab 5° Wassertemperatur den E-Heizstab zugeschaltet hat. Mit Solarthermie kannst du viel erreichen, hier eine Seite, die ich dazu im Inet gefunden habe. Auf dieser Seite zeigt jemand, wie er ca 1m³ jedes Jahr an Öl spaart mit Solarthermie. http://www.vrksolaranlage.de/
    Besser wäre wie von den anderen Beschrieben ein BHKW .
    Also grob geschätzt bei einer JAZ bei 3 müsstet ihr ca 15 000 kW/h Strom für die WP kaufen bei 17ct (Dieser Wert ist bei einigen EVU'S normal) 15000*17 sind dies 2550€ Stromkosten für die WP (VGL, 4,7m³ Öl kosten jetzt 2820€ bei 60ct/LTR)
    Ich würde euch raten keine WP zu nehmen.

    Hallo, RWE,EON, Vattenfall und EnBW
    ich habe jetzt meinen eigenen Meiler im Keller(MUHAHAHAHAHAAH)

  • sorry mrtux Dein Link führt ins nirvana.


    Die allgemeine Aussage "besser wäre ein BHKW " ist fehl am Platz - besser ist es nur wenn die Gegebenheiten stimmen, ansonsten wird es murx.


    Das WP ähnlich wie Nachtspeicheröfen über HT/NT Signal gesteuert werden können ist richtig. Eben drum erzeugen Sie keine Spitzenlast das ist Käse, denn wenn im Netz "zu wenig Energie" vorhanden ist wird das HT Signal gesendet und die WP schaltet ab. Wenn Überschuss da ist gibts ein NT Signal und die WP läuft.(das geht natürlich nur mit Pufferspeicher und Rundsteuerempfänger ansonsten läuft die WP auch bei HT weiter, kostet eben nur mehr)


    Das ist ein legitimes Mittel zum regeln des Netzes.


    Der Fragesteller wollte Wissen was besser zu seinem Haus passt - ein BHKW ist zu groß (bis auf den Whisper) und eine WP arbeitet nicht Optimal im Altbau.


    Die Entscheidung muß der Fragesteller allein Treffen - oder auch auf andere Möglichkeiten zurückgreifen. Pellet,Solarthermie,Wasserführender Kamin und und und Möglichkeiten gibt es viele.


    mfg |__|:-)